Ironman Florida 2018 Teil III: Der Radabschnitt

Die Ironman Florida Radstrecke verlief durch eine beschauliche, ländliche Gegend. Anders als die ursprüngliche Strecke in Panama City Beach entlang der Golfküste, führte uns die neue Radstrecke auf zwei Runden quer durch das Landesinnere von Florida und das östliche Polk County. 180 Kilometer idyllische Strecke durch die Einsamkeit des Landes fast ohne Zuschauer. In meinem dritten Teil erfährst du mehr über den Ironman Florida Radabschnitt und wie sich diese Distanz bei extrem schwül-warmen Wetter mit langgezogenen Hügeln anfühlte. 

Nach dem Massengewühle während des Schwimmabschnitts freute ich mich auf die Radstrecke, auf die Ruhe dort draußen im Nirgendwo. Ich erwartete nicht fiel von der Landschaft, die mich beim Training die Tage zuvor immer wieder an die Ruhe, Abgeschiedenheit und dörfliche Atmosphäre meiner Sonntagsrunden durch Brandenburg erinnerte. Keine Hotspots und Städte in weiter Ferne. Selbst Dörfer boten nicht wirklich Abwechslung. In Brandenburg habe ich das Gefühl, es wäre sonntags mehr Trubel. Vor allem gibt es mehr Ausflugsziele, die ich passiere und die regelrechte Massen an Touristen im Vergleich zu Polk County anlocken. Auch rückblickend bin ich unentschlossen, was ich davon halten soll. Aber der Reihe nach. Was es dennoch auf der Strecke zu entdecken gab, ob sich ein Zuschauer an den Straßenrand verirrte, erfährst du gleich.

Die mit 4km großzügig bemessene Schwimmstrecke des Ironman Floridas ließ ich nicht mit Bravour und reichlich genervt hinter mir. Dennoch war ich mit der Zeit recht zufrieden. Ich denke, jeder Athlet, der diese Langdistanz gewählt hat, begann mit ganz anderen Erwartungen sein Training für den Ironman. Auch hier sei noch einmal auf die massiven Änderungen der Veranstaltungaufgrund der unglaublichen Schäden, die Hurrikan Michael in Panama City Beach verursachte, hingewiesen. Jeder, der Anfang November in Haines City an den Start ging, war sicher froh, dass dieser Wettkampf stattfand. Ich glaube auch, dass der Veranstalter im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste aus allem herausgeholt hat. Inklusive der spontanen Streckenplanung. 180 Kilometer aus dem Nichts zu zaubern ist schon etwas! Bei der Schwimmstrecke verhält es sich ähnlich. Es gab bei dem kleinen Lake Eva gar keine andere Möglichkeit, als die knapp 2000 Athleten dicht an dicht im Zickzack-Kurs ein Ironman M nachschwimmen zu lassen. Ich denke, das wirkte sich bei allen auf die Schwimmzeiten aus.

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Ironman Florida 2018 Radstrecke

Natürlich war ich nach den 4km geschafft und genoss die zügige Pause vom Strand hinauf zum Tennisplatz, auf dem die Wechselbeutel lagen, und weiter zum Community Center. Das war ordentlich Strecke, die da zusammenkam. Ungefähr 500m vom Strand zum Umziehen und dann noch einmal 600m bis zur Ausfahrt auf die Radstrecke. Zusammen mit dem Umziehen und dem Stopp an der Sonnenlotion-Station dauerte es bei mir knapp 10 Minuten. Wobei ich gefühlt die Hälfte der Zeit mit dem Hochziehen meiner Strümpfe verbrachte und die andere Hälfte mit einer rasenden Geschwindigkeit beim Barfußlaufen. Dazu kamen auch noch die minimalen Anhöhen hoch zum Umziehen und weiter hoch zu den Radständern. Was ich damit sagen möchte, das war schon fast eine Bestleitung von mir… In meinem Kopf hatte ich nämlich die 10min ausschließlich mit dem Anziehen verbracht. Aber gut einen Kilometer fliegt man ja auch nicht in ein, zwei, drei Minuten die das Labyrinth des Wechselbereichs dahin…

In der Umkleide warteten zahlreiche helfende Hände und unzählige leere Stühle. So einen Komfort habe ich noch nie bei einem Wettkampf erlebt. Zwei Helferinnen standen allein mir zur Verfügung. Meinen Kram konnten wir gemeinsam auf drei Stühlen und dem kompletten Boden um mich herum verteilen. Ich fummelte meine Sachen an und konnte ihnen sagen, was ich wann wo und wie brauchen würde, was weg konnte und wie die nassen Sachen sortiert werden sollten. Die Luft darin war gefühlt eisig, aber wunderbar zum Durchatmen. Einer der ganz wenigen Momente, in denen ich gut atmen konnte und mir keine Sorgen um mein Asthma und meinen Kreislauf machen musste. Da wollte ich bleiben! Es war fast zu schade, dass ich es so eilig hatte und meinen Tri Suit so reißend über meinen nassen Körper zerrte. Das ist ein Ding. Ich wollte aber nicht mit einem nassen Anzug losfahren. Das angekündigte Wetter sollte kühler und vor allem nass sein. Deshalb hatte ich auch eine Regenjacke, die ich zum Glück im Wechselbereich zurückließ. Also musste ich nun den Tri Suit irgendwie über die nasse Haut zupfen.

Das Biest sitzt so eng, dass es wahrlich wie eine zweite Haut wirkt.

Die Strümpfe hingegen hätte ich allein mit der Feuchtigkeit an den Füßen und Beinen nicht angezogen bekommen. Die Damen gaben alles, um sie schnellstmöglich zusammen mit mir hochzuziehen! Zwischendrin war natürlich der ein und andere Schwatz und Schwerz möglich. Wäre ja auch zu komisch, wenn wir Frauen minutenlang kein Wort verlieren würden. Erschöpfung hin oder her!

In Strümpfen schoss ich mit Schuhen in der Hand ziemlich gut gelaunt Richtung Helfer mit der Sonnencreme. Die ließen kein Bisschen aus. Selbst die Ohren mussten dran glauben. Meine Kette schoben sie von links nach rechts, um auch ja den Hals zu treffen. Die Sonne war um kurz vor 10 Uhr nämlich schon unnachgiebig. Auf dem warmen Asphalt ging es weiter zu meinem Fuji und die Fummelei nahm kein Ende. Die Radschuhe wollten auch noch angezogen werden. Ich trug sie ja in der Hand, weil ich die lange Strecke zum Fuji nicht damit herumeiern wollte. Übrigens für mich das erste Mal, dass ich nicht direkt beim Umziehen meine MTB-Schuhe anzog, sondern die BONT trug. Eine sehr gute Entscheidung. Auf 180km sind sie einfach aufgrund der Carbonsohle und Steifigkeit zusammen mit meiner Currex-Sohle, die ich seit Jahren wiederholt kaufe, viel angenehmer zu tragen! Ach und meine MTB-Schuhe funktionieren ja leider auch nicht mit den Powertap Wettmesssystem, die ich gern im Wettkampf einsetzen wollte.

 

IRONMAN FLORIDA 2018 RADSTRECKE

Mit meinem Fuji in der Hand sah ich schon von Weitem, was es für einen Stau am Beginn der Radstrecke gab. Ich lief deshalb ein Stückchen weiter, bis ich ein freies Plätzchen am Rand fand, um aufzusteigen. Nach einer scharfen Rechtskurve befand ich mich direkt auf dem richten Kurs und sah schon den ersten Athleten mit einem Reifenschaden. So etwas bringt mich in meinen Gedanken und Vorhaben jedes Mal total aus dem Konzept. Ich hoffte so sehr, dass jedes Teil und die Reifen an meinem Fuji bis zum Schluss durchhielten!

Einige wenige Hügel später begann die erste von zwei Runden. Ich rollte mich ziemlich gut ein und es machte mir wirklich so richtig Spaß! Das elendige Gefühl des Kreislaufs verschwand zwar nicht aus meinem Körper, noch wollte mein Körper das Asthmagefühl abschütteln. Aber mein Kopf war dennoch ganz bei der Sache und ich konzentrierte mich exakt auf meine Getränke, mein Essen und ja, sogar etwas auf meine Geschwindigkeit.

Ich wusste, was ich an diesem Tag fahren konnte und hatte zum Glück keine Ahnung, was mich genau auf der Radstrecke erwarten würde.

Das hatte den Vorteil, dass die erste Runde trotz Einöde und landschaftlicher Tristesse tatsächlich unterhaltsam war. Ihr könnt euch diese langen, geraden und immer gleichen Straßen nicht vorstellen. Wenn Wind aufkam, dann zog es schon mal ordentlich über uns hinweg. Rückenwind spürte ich eigentlich nie. Wenn kam etwas von vorn oder der Seite.

Ironman Florida 2018 Radstrecke mit endlos langen und geraden Straßen

Wer glaubt das platte Brandenburg kann mit der immer gleichen Landschaft punkten, muss mit dem Rad durch das Landesinnere von Florida fahren! Zum Glück habe ich die Monate zuvor nichts anderes gemacht, als mutterseelenallein genau solche Straßen im immer gleichen Rhythmus abzufahren. Jedoch anders als erwartet, zogen sich diese Landstraßen nicht an der flachen Golfküste entlang.

Nein, überraschender Weise wartete Polk County mit rollenden und nicht enden wollenden Hügeln auf, die am Horizont mit dem Himmel verschmolzen.

Statt der nichtigen 300 Höhenmeter, auf die ich ehrlich gesagt eingestellt war, kamen sage und schreibe so viele Höhenmeter wie beim Ironman Frankfurt zusammen. 1200HM sind nun auch nicht die Welt, aber wenn man so gar nicht darauf eingestellt ist,… Außerdem sind diese seicht dahinfließenden und niemals enden wollenden Anhöhen viel schlimmer, als jeder Anstieg beim Ironman Switzerland war! Die erste Runde verging dennoch mit einer guten Geschwindigkeit. Ich sammelte nach und nach einige Athleten ein. Das Feld war elendig weit auseinandergezogen. So gab es ein Wechselspiel aus Überholen, einscheren, wenige Minuten verweilen, wieder ausscheren, überholen und so weiter. Ihr kennt das Spiel. Bei all dem hatte ich so richtig meinen Spaß. Auf der ersten Runde!

Deshalb fand ich es unglaublich schön, als ich endlich Olli auf der Strecke sah! Während ich mich amüsierte und mit noch ordentlich Motivation und Kraft in die Pedale trat, war er mit einem geliehenen City Cruiser und seiner Ausrüstung querfeldein und zwischen kleinen verlassen wirkenden Ortschaften ohne Mobilfunkempfang unterwegs. Aber das Glück stand uns zur Seite und so trafen wir tatsächlich dort draußen aufeinander.

Ironman Florida 2018 Radstrecke
An den Wasserstationen ganz weit draußen auf dem Land wurde es noch abwechslungsreicher. Das Greifen der Flaschen wurde in der Schwüle des Tages zu einer großen Herausforderung. Die Helfer hatten aber die Flaschen gut im Griff. Sie waren geöffnet und es gab nur Plastikflaschen, die an sich gut zu greifen waren. Das super weiche Material konnte man einfach zusammendrücken. Aber der Umwelt tat man damit keinen Gefallen.

Ich habe tatsächlich noch nie so viele Athleten gesehen, die zwischen LKWs, Schirmchen, Penalty Zone,… richtig anhielten, um sich mit Getränken und Essen zu versorgen. Ich hatte sogar einige gesehen, die sich ganze Wasserflaschen über den Körper kippten. Vor allem auf der zweiten Runde. Die eisige Kälte genoss ich genauso. Meist griff ich zwei Flaschen, die ich anfangs auf meinem Lenker jonglierte, damit ich mich regelmäßig gut runterkühlen konnte. Mein Körper und mein Anzug waren von Anfang bis Ende versifft mit Wasser, Staub und Sonnencreme. Nichts trocknete wirklich und der warme Fahrtwind tat uns definitiv keinen Gefallen. In der zweiten Runde wurde das Kühlen noch wichtiger, weil es da mit meinem Kreislauf so richtig bergab ging.

Wo blieb bitte der Regen, fragte ich mich schon in Runde eins. Um uns kreisten düstere Wolken, die in der Ferne nach einem ordentlichen Gewitter und Wolkenbruch aussahen. Ob sie das Rennen abbrechen würden, wenn wir weit verstreut draußen auf dem Land unterwegs waren? Es glich einem Wunder. Wir Glückspilze bekamen auf der gesamten Radstrecke keinen einzigen Tropfen ab! Ein Sonnenloch hielt sich hartnäckig über der Radstrecke und die erlösenden Schauer verharrten außen herum.

Die Atmosphäre war so drückend, wie in einer dunstigen Stadt, in der es keinen Luftzug gab.

Kurz vor der zweiten Verpflegungsstation kamen wir an Feldern voller Kühe vorbei. Es lag so ein Gestank in der Luft, dass mir richtig schlecht wurde. Den Regen konnte ich dort über der Weite des Landes in der Ferne sehen. Er wollte nur niemals näherkommen. Schon innerhalb der ersten Runde hatten wir die 30°-Marke geknackt. Ich fühlte mich schon wie ein einzige fahrender, glitschiger Schweißtropfen. Irgendwie fühlte es sich in der Anstrengung für mich viel wärmer an. Wenn das eisige Wasser über meinen Kopf, meinen Rücken und die Oberschenkel floss, war es wirklich eine schreckhafte Abkühlung.

Die Straßen rollten meist ganz gut. Der Asphalt war relativ glatt. Ausgerechnet einige Kilometer vor dem Ende der ersten Runde wurde es anstrengend zu fahren. Ich versuchte immer so oft und lange wie möglich auf der Fahrbahnmarkierung zu fahren. Die ist nicht so glatt wie Deutschland und hat oft Bumper aufgeklebt, aber es ging dennoch besser dort drauf als auf dem porösen Asphalt. Der hätte übrigens auch sicher viel Wasser aufnehmen können, wenn es tatsächlich zum vorhergesagten Unwetter gekommen wäre,…

Ironman Florida 2018 Radstrecke mit langgezogener Landstraße

Hier und da reihten sich Schlaglöcher aneinander, aber nichts, was man nicht von zu Hause auch kennt. Aber das waren die Abschnitte, in denen ich einfach nicht mehr in der Aeroposition verharren konnte. Es war auch der Punkt, als ich mich ein wenig verbissen anstrengte. Um so mehr tat es gut, als ich an der Abfahrt des Startabschnittes entlang kam, von wo aus die beiden Runden begannen. Dort warteten nämlich die ganz wenigen Zuschauer an der Strecke auf uns. Es war ein ziemlich einsames Rennen. Deshalb genoss ich es auch, wenn sich ein kurzer Schwatz mit anderen Athleten ergab. Gerade in der zweiten Runde, wurde es ruhiger im Feld. Ich war streckenweise extrem lang allein unterwegs.

Jeder Gartenzaun, jeder Baum in der sonst so kargen Landschaft, die zahlreichen Feuchtgebiete mit ihren flachen Gewächsen, die wenigen Vögel, die vereinzelten Häuser, natürlich die Zeitfahrräder der anderen Athleten, ihr Zubehör,… all das bot die einzige Abwechslung auf dem ersten Teil jeder Runde. Wunderschön waren die Orangenplantagen anzuschauen. Die Bäume boten uns zwar auf der Straße keinen Schatten, waren dennoch ein toller Anblick. Sie erinnerten mich an Mallorca und meinen 70.3 Ironman vor einigen Jahren. Wobei dort natürlich aufgrund der vielfältigen Landschaft mit dem Mittelmeer und den Bergen die 90 Kilometer geradezu verflogen sind!

Kaum, dass die zweite Runde begonnen hatte, fuhr ich an eine Athletin heran, die zwei ihrer hübschen Trinkflaschen in dem Halter am Sattel nicht richtig verstaut hatte. Mit wirbelnden Händen und allerlei Gequatsche hatten wir uns dann in der Erschöpfung nach einigen Sekunden verständigt. Leider bewegte sie sich so hektisch, dass sich glatt eine Flasche löste. In dem Moment fiel mir mein Reparaturset und Flasche ein. Während des Gerüttels der letzten Kilometer hatte ich mich darum nun so gar nicht gekümmert. Zum Glück war aber alles an seinem Ort, wo es hingehörte und ich kühlte gleich mal wieder meinen Kopf und meine Oberschenkel. Ich sah, wie auf meinem schwarzen Anzug schon wieder richtige Salzränder entstanden waren. Nach der Uhrzeit zu urteilen musste ich bald wieder eine Salztablette, einen Riegel und einen Schluck meines ISOs nehmen.

Mit zunehmender Kilometerzahl und Hitze nahm auch die Aufmerksamkeit der anderen Teilnehmer ab. Manche Überholmanöver waren echt haarscharf. Im Prinzip konnten auf freier Strecke selbst auf schmaleren Landstraßen drei Athleten nebeneinander fahren. So war das Überholen theoretisch komplett ungefährlich und mit ausreichend Raum für alle verbunden. Wie es nun aber immer so ist. An diesem Tag war die Fahrweise mancher Herren mehr als fragwürdig und es geschah nicht nur ein Mal, dass auf der dritten Spur ein Athlet zwei Damen überholte und kurz vor ihnen mit letzter Kraft einbog. Ich sah es mehrmals von Weitem und kurz vor dem Ende meiner zweiten Runde, als mein Kopf bereits ordentlich rauchte und ich nur noch vom Rad runter wollte, kullerte ein Triathlet vor mich und eine Athletin. Wie zwei Hühner schreckten wir aus der Aeroposition auf, tobten wie Rohrspatzen und waren wie der Athlet selbst wieder bei vollem Bewusstsein. Meist gehen zum Glück solche Aktionen glimpflich aus. Ich war unheimlich froh, dass meine Reaktionsfähigkeit noch so intakt war. Zwischendrin hatte ich schon ordentlich vor mich hingeträumt und mich in der Schwüle etwas gehen lassen.

Von Anfang an befanden sich Harleys mit Kampfrichtern um uns herum, die den Athleten ermahnend zur Seite standen. Ich fühlte mich wie eigentlich bei jedem Triathlon zu fast jeder Zeit beobachtet. In der zweiten Runde wurde das sehr anstrengend, weil die Straßen für den Verkehr geöffnet waren. Da war an ein ordentliches Überholmanöver gar nicht zu denken.

Während am Vormittag noch kaum jemand unterwegs war, sah es in der Mittagshitze ganz anders aus. Ich war sowieso schon wieder reichlich genervt von den PKWs, Pick-Ups, Wohnwagen, LKWs. Die letzten zwei Stunden auf dem Rad wurden ein zähes Unterfangen, das mich an die Schwimmstrecke erinnerte. Überall Athleten. Statt Algen nun andere Fahrzeuge, die die anderen Athleten nicht überholen konnten oder wollten. Also zottelten wir gemächlich wie auf einer Spazierfahrt die Hügel hinauf. Das fühlte sich irgendwie in der Wärme viel anstrengender für mich an, als freier Spur zügiger hochzustrampeln. Vermutlich alles nur eine Frage des Kopfes und der Geduld. Wenn man letztlich nur noch wenig davon hat und halb kopflos unterwegs ist, kein schöner Moment. Dadurch dass aber immer mehrere Athleten in der Kolonne nebeneinander fuhren, ergaben sich nette Gespräche. Dennoch wäre ich selbstredend viel lieber schön in meinem eigenen Tempo weitergefahren.

Ich verlor zwischendrin etwas mein Zeitgefühl, war mir aber sicher, dass die zweite Runde spürbar langsamer sein würde. Dass es aber gleich mehr als 10min sein würden, war mir nicht bewusst. Den Großteil verlor ich vermutlich aufgrund der Autokolonne. Der Wind lebte ebenfalls spürbar auf und blies die Wärme noch mehr um uns herum. Zudem fühlte ich mich einfach auch immer schlechter. Dennoch wollten meine Beine so viel mehr. Ansonsten steckte ich mental den tristen Kurs ziemlich gut weg. Das kannte ich von zu Haus, obwohl wie erwähnt meine Brandenburger Strecke dagegen zahlreiche Hotspots bietet.

Als ich von Weitem den Abzweig sah, der mich auf den letzten Zickzack-Parcours zurück zur Wechselzone bringen sollte, konnte ich es kaum glauben. Nun waren auch 180km fast vorbei. Ich hatte zwischendrin schon das Gefühl, dass ich dieses Rennen packen würde. In irgendeinem Beitrag schrieb ich mal erklärend, dass ich in jedem Abschnitt eines Triathlons einen Punkt erreiche, an dem ich genau weiß, dass ich den Abschnitt schaffe und ich das Rennen zu Ende bringen werde. Das hatte ich in Florida auch. ABER! Ich wusste nicht, was mich noch erwarten würde und ich ahnte keinesfalls so ein Ende beim Laufen.

Ich weiß nicht, was geschah!

Irgendwann auf den letzten 30 Kilometern auf meinem Fuji ging es körperlich rapide abwärts. Ich überlegte immer wieder, ob ich nicht absteigen und eine Pause im wenig vorhandenen Schatten machen sollte. Als ich aber die letzten fünf Kilometer Hügel rauf, Hügel runter zum Wechselbereich unterwegs war, verschwamm in meinem Kopf alles. Ich fragte mich, wie ich vom Rad kommen würde. Ich sah, dass die Laufstrecke genau die Hügel die ersten 10 Kilometer entlang gehen würde. Das frustrierte mich total! Ich hatte keine Ahnung, wie meine Beine und mein Körper diese Belastung beim Laufen auf den ersten Kilometern überstehen sollten. Die Zuschauer machten ein wenig Mut. Denn genau diese letzten Rad- und ersten Laufkilometer waren gesäumt von hunderten Zuschauern, die sich dicht an dicht am Straßenrand aufgestellt hatten.

Alles löste sich irgendwie in Brei auf. Spätestens wenn es am Gaumen anfängt zu kribbeln und die Zunge taub wird, ist Not am Mann. Ich hoffte um alles in der Welt, dass mir mein Rad an der Wechselzone abgenommen werden würde. Denn ich kannte das Gefühl. Das hatte ich schon einmal vor einigen Jahren beim Velothon. Da stieg ich vom Renner, wurde fast ohnmächtig und schaffte es gerade noch so, mich an eine Wand zu setzen. Das wollte ich keinesfalls erleben! Ich trank alles aus. Nahm die letzten beiden Salztabletten, ein Gel und ein Tütchen mit Vitaminen, in dem auch Koffein enthalten war. Stoßgebete gen Himmel sollten den Rest an Unterstützung liefern. Den wenigen letzten Meter mussten wir zum Glück nur den Hügel zurück zum Wechselbereich kullern.

Ich manövrierte mich nach enttäuschenden 5:53h von meinem Fuji, spannte meine komplette Beinmuskulatur bei den ersten Schritten an, damit das Blut nicht komplett in den äußersten kleinen Zeh wegsackte. Manchmal hilft das, tat es an der Übergabestelle meines Fujis an die Helfer ein wenig. Ich sah Olli, der andere Athleten knipste. Dass ich scheinbar so schlecht aussah, wie ich mich fühlte, merkte ich erst, als er mich anschrie, dass ich meine Schuhe ausziehen soll, um nicht zu fallen. Also beugte ich mich nach unten und übergab direkt einer bereits wartenden helfenden Hand meine Bont. Der Helfer flitzte dem anderen mit meinem Fuji hinterher und ich eierte zunächst gemächlich weiter, um Gefühl in die tauben Füße zu bekommen. Irgendwann fing ich an zu rennen, um den Kreislauf wieder anzufeuern. Auf dem Tennisplatz war das Bücken nach meinem zweiten Beutel Gold wert. Einfach mal in die Knie gehen und die Beine in Gänze bewegen und nutzen.

Herrlich, sag ich dir, herrlich!

Bis ins Community Center zum Wechseln ging es dann auch ganz gut, wo ich tatsächlich länger verweilte als geplant.

Welche lange Reise mich auf dem finalen Marathon erwartete und warum zu Haus die Familie über What’s App Kopf stand, erfährst du in meinem abschließenden vierten Teil zum Ironman Florida 2018.

Meine gesammelten Beiträge zum IRONMAN FLORIDA 2018:

Ironman Florida 2018 Teil I: Vorstart-Freuden

Ironman Florida 2018 Teil II: Der Wettkampfmorgen & das Schwimmen

Ironman Florida 2018 Teil IV: Das Laufen & das ersehnte Ziel

 

P.S. Werbung: Der erwähnte Skins Tri Suit hatte sich nicht nur in der langen Trainingsvorbereitung auf den Ironman Florida 2018 mehr als bewährt. Auch im Rennen schlug er sich wie eine zweite Haut hervorragend. Wie so oft ist der Forerunner 935 ein zuverlässiger Begleiter, auch wenn es mal länger dauert. Sein Akku hält auch ohne Weiteres so eine quälend lange Zeit aus, wie ich sie in Florida erleben musste. Inn so langen Wettkämpfen haben sich für mich zudem Kompressionsstrümpfe sehr bewährt. Zumal ich sie auch sehr gut durchfeuchten kann, um die Beine zu kühlen. Da ich die Tage erst gefragt wurde, was ich da für eine Trinkflasche habe, die ohne Korb funktioniert. Ganz praktisch ist die Magnethaltung der FIDLOCK-Flasche. Auch im Wettkampf macht sie sich wunderbar, denn man muss mit glitschigen Händen nicht versuchen, die Flasche in den Korb zu manövrieren. 

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Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei interesse schreibt uns bitte eine E-mail um details der Nutzung auf Social Media, Webseiten, Printmedien zu klären.

5 Gedanken zu „Ironman Florida 2018 Teil III: Der Radabschnitt“

    • Danke! Ja. Das hast du wirklich super in einen Satz gepackt!
      Es ist natürlich immer ein Hammer, so eine Distanz im Wettkampf zu fahren. Das war aber wirklich mehr Arbeit als sonst.

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    • Hi Thorsten,

      danke, für dein Kommentar. Wir Blogger haben meist alle diese wunderbare Gabe, dass wir unglaublich viel in uns aufsaugen können, um es am Ende (deshalb haben wir ja unsere Seiten) genau so zu präsentieren. Ich hatte 180 Kilometer Zeit, um diese Eindrücke zu sammeln und oft helfen auch die wunderbaren Fotos von Olli im Nachhinein auf die Sprünge, wenn ich eben genau das war: fokussiert. Aber an diesem Tag hätte ich, selbst mit 100% Fokus, nicht eine Minute schneller sein können… Dafür war es nicht mein Tag und dem Rad zu viele störende Fahrzeuge im Weg.

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