Ironman Portugal 2023: Wettkampfmorgen & Schwimmstrecke

Wirkliche Freude bei einer Langdistanz zu haben, werden alle Athleten ganz unterschiedlich definieren. In all der Anstrengung über 226 Kilometer, die innerhalb eines sehr langen Tages zurückgelegt werden, finde ich den Spaß nicht immer.

Gelegentlich gibt es jedoch diese besonderen Augenblicke! Momente, die sich wie ein roter Faden durch das Rennen ziehen, während andere Aspekte herausfordernd und unvorhersehbar sind. Während meiner Teilnahme am Ironman Portugal 2023 erlebte ich, wie sich der Spaß in verschiedenen Phasen des Rennverlaufs veränderte. Ein unvergesslicher Moment dieser Langdistanz ist nach wie vor sehr präsent – möglicherweise auch deshalb, weil ich ihn direkt zu Beginn während der ersten Disziplin erlebte. 

Natürlich bildete die Ironman Portugal Schwimmstrecke den Auftakt dieses Rennens, auf der ich mich trotz des Wellengangs richtig wohl fühlte! Genau dort möchten wir dich in diesem Beitrag mitnehmen. Unser Rennbericht beginnt mit den Vorbereitungen an diesem langen Wettkampfmorgen, zeigt den eindrucksvollen Start der Profi-Athleten bei Sonnenaufgang und welche Herausforderungen uns Athleten auf der Schwimmstrecke begegneten.

Nachdem ich ein Jahr zuvor beim Ironman Kanada so schnell wie nie zuvor den Schwimmausstieg erreichte, war die Erwartungshaltung an mich selbst für die Ironman Portugal Schwimmstrecke nach einer wirklich sehr guten Trainings-Saison nicht gerade gering! Und glaube mir, wenn ich sage, dass ich mich damit gar nicht unter Druck gesetzt habe. Vielmehr wusste ich, dass ich mich im Wasser wohlfühlen würde und vermutlich auch wieder eine ziemlich gute Zeit schwimmen könnte. Obwohl ich die Tage zuvor aufgrund des Sturms und Wellengangs nicht ein einziges Mal im Wasser sein konnte.

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Triathletin Nadin, Bloggerin eiswuerfelimschuh.de, an Schwimmstrecke vor Start Ironman Portugal Cascais lächelnd im Neoprenanzug mit Badekappe und Schwimmbrille und Garmin Forerunner Sportuhr um Handgelenk vor anderen Triathleten stehend

 

DER WETTKAMPFMORGEN DES IRONMAN PORTUGALS

In jedem Fall bin ich mit diesem Gefühl auch am Samstagmorgen, den 21. Oktober aufgewacht. Ich vertraute darauf, dass der erste Abschnitt gut laufen würde und dass ich auf der Ironman Portugal Rad- und Laufstrecke den Tag einfach auf mich zukommen lassen würde.

Mein bisher spätester Start bei einer Langdistanz um 9 Uhr brachte den glücklichen Umstand mit sich, dass ich erst um kurz vor 6 Uhr aufstehen musste. Zwar war die Nacht wie immer etwas unruhig, ingesamt fühlte ich mich an diesem Morgen aber deutlich wacher, also an so vielen Wettkampfmorgen zuvor. Und es war natürlich nichts im Vergleich zu meiner Escape from Alcatraz Erfahrung mit einem 2:30 Uhr Wecker. In jedem Fall sorgt so ein später Start auch dafür, dass ich deutlich besser frühstücken konnte. Gleichzeitig musste ich dafür sorgen, dass ich bis 9 Uhr weiter ausreichend aß und trank.

Um kurz vor 7 Uhr hatte ich alle Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zum Manuel Possolo Hippodrom, wo mein Fuji und alle meine Wettkampfbeutel auf mich warteten. Oliver fing währenddessen bereits unten am Strand die ersten Impressionen des langen Tages ein und beobachtete die Profis bei ihren letzen Startvorbereitungen.

Der Wechselbereich war von 5:30 bis 8:25 Uhr geöffnet. Also war viel Zeit, bis ich zur nächsten Station unten an der Bucht von Cascais sein musste. Dennoch sollte man den Weg nicht unterschätzen, denn der Schwimmstart war gute 600m entfernt.

Ich hatte für meine Wechselbeutel der Rad- und Laufstrecke jeweils noch Gele, die in meinen TriSuit sollten. Dazu kam eine kleine Flasche mit meiner persönlichen Matcha-Iso-Ingwer-Mischung pro Beutel, die ich im Wechselbereich trinken wollte. Nachdem die Beutel startklar waren, fehlte nur mein Fuji. Die Reifen fühlten sich gut an. Die Trinkflaschen mit Iso-Getränken waren schnell verstaut. Die Stimmung war recht verhalten. Es lief etwas Musik, aber es waren wenige Athleten vor Ort. Es fühlte sich für mich an, als ging alles zu schnell. Dabei habe ich nichts anders gemacht, als bei anderen Wettkämpfen. Bereits um kurz nach 7 stand ich viel zu früh wieder am Ausgang des Hippodroms.

In diesem Moment wurde über die Laufsprecher mitgeteilt, dass sich der Start der Profi-Athleten und damit auch für uns Altersklassen-Athleten um 20 Minuten verschob. Das sorgte bei mir für ziemliches Augenrollen. Auch wenn es nicht die Welt scheint – für mich ist der Tag schon lang genug und vor allem am Abend bereits einige Zeit dunkel. Da braucht es nicht noch weitere Verzögerungen, bis wir endlich auf die Strecke konnten. Etwas Gutes hatte es aber! Ich konnte entspannt zur Bucht hinab gehen, einen wunderschönen Sonnenaufgang genießen und den Profis bei den letzten Vorbereitungen und dem Start zusehen.

 

DER SCHWIMMSTART DER PROFI-ATHLETEN

Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die Vielzahl an Zuschauern, die die gesamte Bucht von Cascais umrahmten. Von der Kaimauer aus hatte man einen fantastischen Überblick über die Bucht, auf den glutroten Himmel und mit viel Glück auch auf die Profis.

Einige letzte Athleten kamen vom Einschwimmen aus dem Wasser, das offiziell zwischen 7 und 7:20 Uhr möglich war. Da ich nicht bis 9 Uhr oder später nass umherstehen wollte, hatte ich mich dagegen entschieden. Es sollte für mich also tatsächlich das erste Mal Kontakt mit dem Atlantik geben, wenn ich über die Startlinie gelaufen bin.

Einen Triathlon so spät im Jahr mitzumachen, bringt immer Herausforderungen mit sich, die durch fehlendes Licht entstehen. Cascais wirkte aber gerade deshalb so idyllisch, weil es so reizend beleuchtet war und am Horizont langsam die Morgenröte aufzog. Vom Erklingen der Nationalhymne verging die Zeit bis zum Start rasend schnell. 

Der Ironman Portugal 2023 versprach nicht nur einen spannenden Wettkampf. Allein aufgrund der Anzahl an Profis und Altersklassen-Athleten hätte man es erwarten können. Aber auch aufgrund der malerischen Atlantikküste, die uns von Cascais bis Lissabon begleitete. Die 3,8 km lange Schwimmstrecke, bestehend aus einer einzigen Runde, führt entlang der geschützten Bucht von Cascais bis hinaus auf den Atlantik an der Küste entlang.

Um kurz vor 8 reihten sich die Profis langsam auf. Es begann mit den Männern. Erst in diesem Moment wurde klar, wie viele Profis an diesem Tag auf die Ironman Portugal Strecke gehen würden. Zwischen den knapp 60 Startern waren unter anderem die deutschen Athleten Patrick Lange, Jan Stratmann, Franz Löschke, Christopher Dels und Felix Hentschel. Es ist etwas Besonderes, wenn man die Profis auf die Strecke gehen sehen kann. Und tatsächlich enttäuschte auch in Portugal der rasante Schwimmstart nicht. Die Profi-Athletinnen machten es den Männern nur wenige Minuten später gleich. Fünf deutsche Athletinnen, darunter auch Anne Reischmann, gingen mit an den Start. 

Ich blickte ihnen noch einige Momente hinterher, bis sie aus den ruhigeren Gewässern der Bucht vor Cascais hinaus in den Atlantik schwammen. Währenddessen nahm die Bewegung am Strand wieder zu. Denn wie die Zeit verstrich, reihten sich all die Triathleten auf, die an diesem Morgen beim 70.3 Ironman Portugal starteten.

 

DIE IRONMAN PORTUGAL SCHWIMMSTRECKE

Während des Trubels des 70.3 Starts suchte ich mir einen ruhigen Platz, um mich für meinen eigenen Start vorzubereiten. Ich aß noch eine Banane und einen Riegel, bevor ich meinen Arena Neoprenanzug aus meinem Rucksack holte. Der kühle Morgen machte es mir wirklich nicht leicht, die Gedanken um das Schwimmen kreisen zu lassen und die Sachen zu wechseln. In diesem Fall konnte ich mal von Glück sprechen, dass das Anziehen des Neoprenanzugs jedes Mal wieder so anstrengend ist. So wurde mir zumindest so warm, dass das Warten auf den Start kein Problem war. 

Nachdem ich meine Schutzschicht Body Glide auftragen habe, die jedes Mal wieder bei Salzwasser noch um so wichtiger ist, konnte ich meinen Weg zur Abgabe meines weißen Beutels und zu den Toiletten suchen. Damit begann ein kurzes Drama, denn die paar WCs, die aufgestellt waren, waren viel zu wenige, für die Masse an Athleten. Bzw. war man einfach erst kurz vor dem Start mit allem fertig. Es blieb nur wenig Zeit, um einem kurzen Blick auf die Bucht nachzuhängen und den Weg zu meinem Startblock abzulaufen.

Ich reihte mich optimistisch hinter der Gruppe ein, die 1h 10min schwimmen wollte. Nach ihr folgte nur die 1:20er Zeit und irgendwo dazwischen sollte ich liegen. Hoffentlich auch dann, wenn der Wellengang außerhalb der Bucht etwas turbulenter werden würde. 

Das gesamte Startfeld der Langdistanz rutschte so schnell in den Startbereich auf, wie ich es zuvor noch bei keinem Wettkampf erlebte. So dass sich die Startgruppen der Langdistanz doch schon um kurz vor 9 Uhr zwischen den Absperrgittern auf dem Weg nach unten zum Strand machten. Die 20 Minuten Verspätung wurden mit viel Geschrei und ordentlich Antreiben von den Helfern fast aufgeholt. Dadurch wirkten die Startvorbereitungen am Praia da Ribeira hektisch und stressten mit mich zunehmend mit der unglaublich lauten Musik. 

Ich weiß gar nicht mehr genau, wann der Startschuss für den Ironman Portugal 2023 genau erfolgte. Irgendwann standen wir Athleten aber so dicht nebeneinander, dass es ruhiger wurde. Endlich konnte ich stehend durchatmen, meine beiden Badekappen und die Schwimmbrille aufsetzen, die ständig beschlug. Meine Körperwärme und die kalte Luft wollten so gar nicht miteinander harmonieren. Erst nach einigen Malen hin und her wischen an der Innenseite legte sich das Beschlagen endlich.

Es vergingen einige Augenblicke, bis sich das gesamte Feld begann Richtung Startbogen zu bewegen. Zwischen ihnen hielt ich Ausschau nach den pinken Badekappen, die wir Athletinnen erhalten hatten. Fast überall waren nur lilafarbene Köpfe zu sehen. Was nicht all zu sehr verwundert, bedenkt man, dass von den knapp 1500 Startern und nur knapp 400 Athletinnen dabei waren. 

In Schlangenlinien ging es Schritt für Schritt voran und kurz vor dem Beginn meiner 7. Langdistanz schallte plötzlich aus dem Nichts “Don’t Stop Believin” von Journey durch die Lautsprecher. Mein Grinsen hätte nicht größer sein können für einen Song, der mich auf den längsten Tag des Jahres schicken sollte.

Die gesamte Hektik von dem Gewusel, das ich so noch nie bei einem Ironman erlebt hatte, schien in diesem Moment vergessen. Ich fühlte mich zum ersten Mal nach diesen stressigen Minuten der Aufstellung bei mir. Ich blickte hinaus auf den Atlantik, während es für die letzten Athleten vor mir unter dem schwarzen Bogen zum Start piepte.

Triathletin Nadin, Bloggerin eiswuerfelimschuh.de, mit anderen Triathleten laufend auf Sandstrand vor der Schwimmstrecke beim Start des Ironman Portugals Cascais lächelnd im Neoprenanzug mit Badekappe und Schwimmbrille und Garmin Forerunner Sportuhr um Handgelenk vor vielen Zuschauern

Mit wirklicher Vorfreude auf die Schwimmstrecke startete ich meinen Forerunner als die Helferinnen mir meinen Weg freigaben. Grinsend durch den kalten Sand laufend war ich so gespannt, wie sich nach so langer Zeit in Seen und Meeren endlich wieder der Ozean anfühlen würde. 

Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht! 

Es brauchte nur wenige Schritte bis ich so tief im Wasser war, dass ich losschwimmen konnte. Dank der Freude darüber war die Kälte des 17° frischen Atlantiks erst einmal nur halb so schlimm!

Schon mit dem zweiten Armzug fühlte ich mich zu Haus in dem Element, das ich liebe.

Und dieses Erlebnis, dieses Gefühl definiert bis heute, einige Monate nach diesem Wettkampf, immer noch meinen Blick auf mein Schwimmtraining. Vor allem, wenn die Motivation für selbiges am frühen Morgen mit der Müdigkeit der Woche in den Knochen, nicht besonders spürbar ist.

Klar, schaukelte das seichte Wasser der Bucht lange nicht so. Aber ich wusste genau, worauf ich mich einließ. So viele Wettkämpfe und Trainings in Gewässern mit Wellengang schenkten mir über die vergangenen Jahre die Gewissheit, dass ich das kann.

Die malerische Kulisse während der 3,8 Kilometer im Ozean beim Ironman Portugal bietet ein einzigartiges Erlebnis für jeden Athleten. Landschaftlich überzeugen gerade die ersten beiden Abschnitte dieser Langdistanz und sind definitiv eine Empfehlung wert!

Die Weite des Wassers, das Auf und Ab der Wellen, das Schauspiel der Natur – all das erinnert an vergangene Abenteuer. Zwischen den Bojen navigieren, die Orientierung in den Fluten behalten und dabei den Sand unter sich sehen. 

Es sind Momente wie diese, die den Ironman zu einem einzigartigen Erlebnis machen.

Aber in dieser scheinbar idyllischen Umgebung gab es einige Hindernisse! Die Markierungsbojen waren aus dem Wasser heraus nicht immer klar zu erkennen. Bei dem Wellengang außerhalb der Bucht hätten entweder mehr Bojen platziert werden oder sich mehr Helfer an markanten Positionen aufhalten müssen!

Die ersten Meter im kalten Atlantik waren eine Herausforderung für mein Durchhaltevermögen. Schon bald spürte ich, wie die Kälte meine Füße und Hände durchzog. Der Gedanke an meine Füßlinge ließ mich zweifeln, ob es klug war, ohne sie ins Wasser zu gehen. Das Durcheinander der Athleten auf den ersten hundert Metern lenkte aber ab und machte das Schwimmen zwischen ihnen zu einer anspruchsvollen Aufgabe. Einige schienen von der Kälte oder dem Salzwasser überrascht worden zu sein und wechselten zu Brust- oder sogar Rückenschwimmen.

Nach wenigen Minuten lies ich die Kaimauer von Cascais hinter mir und in dem allmählichen Beruhigen des anfänglichen Durcheinanders fand ich meinen Rhythmus. Die malerische Kulisse der Küstenlandschaft begleitete mich auf der linken Seite, während sich auf der rechten der Horizont mit einer dicken Wolkenschicht zeigte. Im Verlauf des Rennens lichtete sich diese allmählich und gewährte der aufziehenden Sonne immer wieder Platz.

Ironman Portugal 2023: Wettkampfmorgen & Schwimmstrecke

Was mit jeder Boje deutlich spürbarer wurde, war der bewegte Ozean. Mit verlassen der Bucht von Cascais begann das Auf und Ab. Je weiter wir uns der Wendeboje annäherten, desto mehr überspülten uns die Wellen. Am entfernten Ufer sah ich immer wieder, wie die Wellen gegen die Kaimauern schlugen. Es erinnerte mich an meine Teilnahme der Challenge Fuerteventura, wo man die Schwimmstrecke aufgrund des Wellengangs veränderte, aber auch an das belebte Wasser in der Bucht von San Francisco vor Alcatraz, während des Escape Triathlons, und Binz auf Rügen, während des 70.3 Ironman im Jahr 2015.

Die klare Sicht auf die ersten Bojen erleichterte das Schwimmen beim Ironman Portugal zu Beginn erheblich. Mit jedem Meter der Entfernung von Cascais erhöhte sich der Wellengang und damit die Herausforderung. Inmitten der sich verstärkenden Bewegung des Atlantiks fiel mir auf, dass viele Athleten stark nach rechts abdrifteten. Die Bojen wurden zunehmend schwerer zu sichten. Dennoch versuchte ich, mich immer wieder aus dem Wasser zu erheben, um weiter auf die Strecke blicken zu können. An einer Stelle beobachtete ich, wie zwei Helfer auf Stand-Up Paddle Boards Athleten zurück auf den vorgesehenen Kurs leiteten. 

Ironman Portugal 2023: Wettkampfmorgen & Schwimmstrecke

Für mich lief es auf der Geraden weit hinaus zur Wendeboje aber wirklich gut. Mein Schwimmgefühl und das Wassergefühl waren großartig. Ich freute mich über jede Boje, die ich ganz nah umschwamm. Einerseits fühlte sich der Weg zur Wendeboje ziemlich lang an. Vom Distanzgefühl her, kam es mir deutlich weiter vor, als es vermutlich war. Mein Zeitgefühl täuschte mich währenddessen in die gegengesetzte Richtung. Alles, was auf der ersten Gerade passierte, war so kurzweilig, dass ich mir nicht vorstellen konnte, schon über eine halbe Stunde auf dem Weg zur Wendeboje gewesen zu sein.

Als ich nach nahezu 2km an besagter Boje ankam war ich persönlich das erste Mal irritiert, weil die nächste Boje einfach nicht in meinem Sichtfeld auftauchte. Dabei sollte es eine genauso große, rote und eigentlich auffällige Boje sein, wie ich sie nur wenige Augenblicke hinter mir ließ. Die Wellen kamen an dieser Stelle genau auf uns zu. Es war ein einziges Auf und Ab, das wirklich Kraft kostete. Ich versuchte darin wieder einen Rhythmus zu finden. Irgendwie vergeblich, dachte ich zunächst. Aber ich bekam auch dafür schnell ein Gefühl, wobei sich jeder Armzug, jedes nach vorn Schauen so viel anstrengender anfühlte. 

Und ich war zuversichtlich, dass ich in der aktuellen Gruppe, mit der ich mich um die Boje geschoben hatte, gut aufgehoben war. Irgendwann musste einfach die Boje auftauchen. Alle paar Armzüge blickte ich nach vorn. In der Ferne sah ich nur ein Boot und eine kleine Person, die auf einem SUP gestanden haben muss. So verkehrt konnten wir also nicht sein. Es sind aber sicher einige Minuten ins Land gegangen, bis ich die zweite große rote Wendeboje erkennen konnte.

Meine Hoffnung war mit einer gefühlt exakten 90°-Wende, dass es nun einfach werden würde. Stattdessen blieben die Wellen eine Herausforderung. Trotzdem ließ die Freude am Freiwasserschwimmen meine Anstrengungen verblassen und verlieh dem Wettbewerb einen einzigartigen Charakter. Und ja, ich kann es mit Humor nehmen, dass ich mit einer Gruppe in die vollkommen falsche Richtung schwamm! Unsere exakte 90°-Wende war vermutlich genau richtig. Da aber scheinbar niemand von unserer Gruppe eine Boje sah oder das Land in der Ferne deuten konnte, achteten wir alle auf den SUP Helfer, der in irgendeine Richtung zeigte.

Die wir einfach alle alle alle komplett falsch deuteten.

Das, was er uns vermutlich zeigen wollte war rechts entlang. Stattdessen sahen wir alle im Tumult der Wellen, dass wir weiter raus und weg schwimmen sollten. Gesagt getan. Über Minuten hinweg bildete ich mir ein, dass erstens irgendwann eine Boje kommen wird und zweitens das Land vor uns die Bucht von Cascais sein würde. Wie man sich doch täuschen kann…

Nicht ganz aber gefühlt fast draußen auf dem offenen Atlantik raste plötzlich aus dem Nichts kommend von schräg hinter uns eins der Rettungsboote heran. Ich war so irritiert davon, dass ich kurz anhielt. Es ließ sich einige Meter weiter treiben, bis es an der Spitze unserer Gruppe ankam. Mit wilden Zeichen (für meinen Geschmack viel.. viel.. zu spät) und Gebrülle wurden wir in eine neue Richtung geschickt. 

Ironman Portugal 2023: Wettkampfmorgen & Schwimmstrecke

Das, was vermutlich alle als Bucht von Cascais wahrnahmen, war letztlich die Landzunge von Cascais und die Kaimauer des Yachthafens. Mit dem Richtungswechsel kamen für einige Momente auch die Wellen nicht mehr so stark von der Seite, sondern schoben uns etwas über unsere Köpfe hinweg rollend an. Und siehe da! Plötzlich war zumindest eine dieser winzig erscheinenden gelben Bojen zu sehen.

Da waren wir wieder auf der richtigen Geraden!

Und endlich konnte es nach drei Kilometern Richtung Wasserausstieg gehen.

Von da an wurde es zwar nicht weniger anstrengend, aber mit dem Wissen um die korrekte Richtung kam der Rhythmus zurück. Auch das Aufschauen geschah ohne lange Sucherei. Wir schwammen einen seltsamen Bogen. Irgendwie fühlte es sich komisch an. Auch in meiner Auswertung meiner Route auf meiner Garmin-Forerunner Uhr ist eine seltsame Kurve zu sehen. Aber irgendwie brachte uns genau dieser Kurs am Yachthafen und dem vorgelagerten Helikopterlandeplatz vorbei. Mein Gedanke war in diesem Moment, dass es tatsächlich richtiges Land ist und wie beruhigend das doch ist. Von dort aus waren es nur wenige hundert Meter bis in die Bucht hinter dem kleinen Hafen.

Was für ein komplett anderes Schwimmgefühl dort einsetzte. Plötzlich ließ das ewige Auf und Ab der Wellen nach. Der Kommentator am Schwimmausstieg war über die Lautsprecher zu hören. Es gab noch eine letzte Boje für uns, die es zu umschwimmen galt. Die Armzüge waren gezählt, während ich versuchte ein Gefühl für meine eisigen Füße und Hände zu bekommen. Die letzten Meter verflogen förmlich. Mit einigen wenigen Schwimmern kam ich dem Ausstieg näher.

Nach 1:15h und vier Kilometern in den Armen setzte ich meine Füße auf. Während des Aufrichtens passierte, was passieren musste. Ich hatte es schon die letzten Meter schwimmend gespürt. Meine linke Wadenmuskulatur zog sich so heftig zusammen, dass ich direkt stehen blieb. Auf der Schrägen stehend ging es nach einigen Sekunden, so dass ich langsam nach oben gehen konnte. Erst dann merkte ich, wie unangenehm das Gefühl auf den Lippen und im Mund war. Mein nächster Blick ging Richtung Duschen, die sich am Ende der recht schrägen Boot-Launch-Rampe befanden.

Oben angekommen musste ich mir einfach etwas mehr Zeit lassen! Unglaublich, wie gut es tun kann, auf das eisige und gut durchgesalzene Gesicht noch kälteres Wasser laufen zu lassen. Kurz darauf gab es Wasserbecher. Obwohl ich keinen Durst hatte, wollte ich dringend das Salzgefühl im Mund loswerden. Also ließ ich an der Wasserstation weitere Momente vorbeiziehen.

Anschließend war ich bereit, die 600m durch die Straßen von Cascais zum Eingang des Wechselbereichs auf mich zu nehmen. Wie ich einen ganzen Kilometer später endlich umgezogen mit meinem Fuji die Radstrecke begann und welche Erlebnisse und Eindrücke ich dort sammelte, kannst du im dritten Beitrag zum Ironman Portugal 2023 nachlesen.

Wie üblich meine frage an Euch Triathleten dort draussen: Welche Momente definieren für dich eigentlich Freude oder auch Spaß während einer Langdistanz? Nutze gerne die Kommentar funktion hier.

Triathletin Nadin, Bloggerin eiswuerfelimschuh.de, mit anderen Triathleten laufend auf rotem Teppich nach der Schwimmstrecke beim Start des Ironman Portugals Cascais lächelnd im Neoprenanzug mit Badekappe und Schwimmbrille in Hand

Alle Teile unserer Ironman Portugal 2023 Beitragsreihe findest du hier:

Ironman Portugal 2023: Startunterlagen, Wettkampfbesprechung & Bike Check-In

Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.

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