Hawaii – Big Island: Mauna Kea – Reisebericht II

Den Mauna Kea verbinden wir mit einem Farbschauspiel, das wir so noch nirgends auf unseren Reisen erlebt haben! Das Abenteuer der Anfahrt zum Gipfel dieses Riesens war furchtbar aufregend, die Faszination für diesen Vulkan lebte aber in den Momenten so richtig auf, als wir die Welt ganz klein zu unseren Füßen sahen. Der Horizont erstreckte sich für uns bis in die Unendlichkeit über Berge von Wolken hinweg. Hier und da blitzte der Pazifische Ozean zwischen ihnen auf.

In diesem zweiten Teil unserer Mauna Kea Serie möchten wir das Fernweh noch etwas mehr steigern und dich einladen, in warme Farben einzutauchen, aber auch die Welt ein klein wenig von oben zu betrachten! So, wie wir sie damals vor 5 Jahren mit viel Erstaunen wahrnahmen.

Oliver und ich zeigen dir erneut auf unterschiedliche Weise, wie wir die wie eine Mondlandschaft anmutende Kulisse und das Farbspiel erlebten. Jeder von uns hat neben den Fotos andere Worte dafür gefunden.

Nach unserer abenteuerlichen Fahrt hinauf zum Gipfel des Mauna Keas erwartete uns eine klirrende Kälte. Sie stand unfassbar im Kontrast zur Schwüle und Wärme der feuchten, sommerlichen Landschaft der Ostseite von Big Island!

Der surreal wirkende Mauna Kea Summit wird trotz eisiger Kälte selbst im Hochsommer allabendlich in ein warmes Meer von Farben getunkt. 

Alle Fotos kannst du zur Vergrößerung anklicken.

Mauna Kea Big Island Summit Gipfel mit Observatorien

 

ANGEKOMMEN AUF DEM GIPFEL

Da standen wir auf 4200m, fast so, als könnten wir für einen Augenblick die gesamte Welt überblicken. Der Ausblick über die sich weit dahin erstreckenden Hänge war atemberaubend. Die überwältigende Klarheit der Luft sorgte mit jeder Minute, die die Sonne mehr Richtung Horizont zog, für ein spektakuläres Farbenschauspiel. 

Mauna Kea Big Island Summit Gipfel mit Frau
Nadin auf dem Mauna Kea Big Island Hawaii Gipfel Teloskope blauer Himmel rote Erde

Dort oben war es ruhig. Geradezu geisterhaft still. Eine passende Atmosphäre für diesen heiligen Ort. Als würde Magie in der Luft liegen.

Eigentlich hatte der Mensch erst wieder Leben hier heraufgebracht. Weitere Hingucker und ein ganz wichtiger Grund, warum der Mauna Kea weltbekannt ist, sind natürlich die Observatorien. Sie besitzen unterschiedlichste Formen. Mal rund oder mal eckig.

In der Farbe Weiß oder ummantelt mit metallischen Verkleidungen, die fantastisch funkeln können, wenn das Licht stimmt. Sie stehen hier um uns das Universum näherzubringen. 

Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wie muss das für die Wissenschaftler sein, die hier täglich arbeiten dürfen? Sagen die sich nach Feierabend etwa, schnell nachhause?

Oder sind sich diese Leute bewusst darüber, wie schön sie es hier haben? Sitzen sie vielleicht mit den Kollegen nach der Arbeit noch auf einem Klappstuhl und blicken in die Ferne?

Infrared Telescope Facility Mauna Kea Big Island Summit Gipfel
Infrared Telescope Facility Mauna Kea Big Island Summit Gipfel

Wir hatten Glück. Das Licht war mehr als richtig, als wir auf dem Gipfel standen. 13 von diesen futuristisch wirkenden Teleskopen begannen mit der untergehenden Sonne in der glasklaren Luft zu funkeln. Lediglich das Subaru Teleskop bietet tagsüber limitierte Plätze für einen Besuch. Die anderen sind unzugänglich für Touristen. Ich platzte fast vor Neugierde, worauf die Fahrzeuge vor den Teleskopen warteten. Es war bedauerlich, dass wir keins der Teleskope näher inspizieren konnten. Aber dafür hätte sowieso die Zeit gefehlt. Ich stand einige Momente einfach nur fassungslos da und genoss das farbintensive Erlebnis!

Endlich ganz oben auf diesem Gipfel angekommen und aus dem Auto gestiegen, spürte ich sofort diese Kälte auf der Haut. Es wehte zwar kaum Wind und die Sonne stand noch relativ hoch, aber ich stellte sofort fest, dass ich die falsche Kleidung angezogen hatte, um hier oben länger bleiben zu können. Dazu hatte ich auch keine wärmeren Wechselsachen dabei, so wie es Nadin vorbildlich getan hatte. Im Kofferraum lag nur noch meine Kapuzenjacke, mehr aber nicht. ‚Um Himmelswillen, wie konnte ich nur so schlecht vorbereitet sein‘, fragte ich mich? 

Die Kameras waren einsatzbereit, Speicherkarten geleert, die Akkus voll aufgeladen. Aber die Sache mit der Kleidung hatte ich vernachlässigt. Typisch für mich, als einer der ständig nur Fotos im Kopf hat. Da stand ich nun im T-Shirt und mit kurzer Hose auf diesem schlafenden Vulkan der schon seit mehr als 4400 Jahren keine Lava mehr ausspuckt hatte und sich so eiskalt anfühlte. Offensichtlich hatten wir eine neue Klimazone erreicht und es herrschten Temperaturen um 0 Grad Celsius. Ich zitterte am ganzen Körper. Außerdem war ich immer noch angespannt von dem Höllenritt hinauf. Es war so eiskalt, aber durch meine Kamera betrachtet war es herzerwärmend! In meinem Kopf sah ich schon diese Bilder später an meiner Wand hängen. Es machte, klick ,klick, klick in meiner Hand. So etwas sieht man nicht alle Tage im Leben! 

Ich geriet in einen regelrechten Farbenrausch wie nie zuvor. Keine Aufnahme sah so aus wie noch einen Moment davor. Die Schatten wanderten zügig, und die Farben änderten sich ständig. Aus warmen Nuancen wurden kalte und danach wieder warme. Die Lichtverhältnisse wechselten gefühlt von Sekunde zu Sekunde. So als würde sich die Erde hier oben noch schneller drehen.

Ich war fasziniert vom Anblick dieser Aussicht, dieser Weite und Endlosigkeit am Horizont. Meine Güte, welch eine Erleichterung für meine Seele, dass hier ansehen zu können nach all dem Stress während der Anfahrt.

-Oliver

Wie Oliver wusste ich die ersten Momente nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Diese Farben. Diese Teleskope. Das strahlendste blau des Himmels, das mir je untergekommen war. Die Wolken zwischen den Berghängen, über dem Land und Pazifik waren zum Anfassen nah. Wir standen fast auf ihnen. Sie besaßen diese weichen Formen. Es war wie eine Einladung in dieses Paradies aus Luft hineinzuspringen. Meine Gedanken schweiften hin und her. Ich fühlte mich so klein als Mensch. Wir haben nur sehr selten die Gelegenheit Wolken von oben betrachten zu können, wenn wir nicht gerade über sie hinwegfliegen. Eine ganz andere Erfahrung, die ich so nie vergessen werde.

Caltech Submillimeter Observatorium Mauna Kea Big Island Summit Gipfel

 

FARBSCHAUSPIEL AUF DEM MAUNA KEA

Jeder Blickwinkel war anders, jeder von ihnen beeindruckend. Als würden schneebedeckte Berge von unterschiedlichen Sonnen angestrahlt. Die Erde wirkte dort mit dem sich langsam ausbreitendem Nachthimmel so ursprünglich. Es waren Kontraste der Extreme in der Farbgebung. Warme Töne mischten sich mit kühlen. Grelle Glanzlichter wurden von den sanften Naturtönen des Berges abgemildert. Aber all das war nichts gegen das Farbspektakel, als die Sonne fast den Horizont berührte!

Mauna Kea Big Island Summit Teloskope Gipfel mit Frau mit Kamera lächelt Abendsonne rote Erde über den Wolken
Mauna Kea Big Island Summit Teloskope Gipfel mit Frau mit Kamera lächelt Abendsonne rote Erde über den Wolken

Ich habe mich dort oben fast isoliert gefühlt, obwohl wir natürlich nicht allein waren. Auf der anderen Seite der Erde. Weit entfernt von den Orten, wo wir leben. Mit dem Gefühl für Einsamkeit so einen Blick genießen zu können, kann einen schon überwältigen!

Dieser rote Farbton des Gesteins. Nirgendwo wuchs auch nur eine Pflanze. Ich fragte mich mehrmals, als ich mich immer wieder in alle Richtungen umblickte: ‘stehe ich hier auf dem Mars, oder was?!’.

Dazu diese Teleskope, die über den Vulkan zu wachen schienen. Für mich, der in einer überfüllten Großstadt aufgewachsen ist, war der Anblick surreal! 

-Oliver

Dort oben auf dem Mauna Kea, der Big Island zusammen mit dem etwas südlich gelegenen Mauna Loa so eindrucksvoll prägt, fangen die mehr als zweidutzend Teleskope das allabendliche, glitzernde Sternenschauspiel ein, wenn es das Wetter zulässt. Sie gehören zu den modernsten und größten ihrer Art, die einen Blick in das Universum und seine Entstehungsgeschichte zulassen. Ein weiteres Riesenteleskop soll auf diesem heiligen Berg errichtet werden, gegen das sich seit Jahren Widerstand regt. Die spirituellen Kräfte sollen nicht weiter gestört werden…

Wir spazierten noch etwas ziellos herum. Nach allen Seiten hatten wir nun schon Ausschau gehalten und Fotos mit den unterschiedlichsten Motiven gemacht. Die Teleskope konnten wir nicht betreten. Alles wurde mit Kameras überwacht. “Abstand halten” war auf einigen Schildern zu lesen. Schaulustige waren nicht willkommen. Entweder um die Arbeiten nicht zu stören oder die Hawaiianischen Götter… 

Hier standen auch keine Informationstafeln für Besucher, wie wir sie aus den Nationalparks bisher kannten. Wahrscheinlich hatten sich die Verantwortlichen gedacht, dass man somit keine unnötigen Touristen anziehen würde. Lediglich mobile Toiletten standen bereit, was mal wieder so typisch amerikanisch war. Es gab keine Wegweiser oder Orientierungshilfen. Keine Möglichkeit auch nur eine Soda oder Postkarte zu kaufen. Aber all das hätte auch zu sehr abgelenkt von dem Naturschauspiel, das uns gerade dargeboten wurde. 

Die Sonne ging langsam unter und es war unbeschreiblich schön. Ich war sogar noch sprachloser als die Momente zuvor. Mir war klar, dass es in wenigen Minuten dunkel sein wird. Wir sollten dann auch schnellstmöglich aufbrechen. Wahrscheinlich würden neue Hindernisse in der Dunkelheit mit Staub und zitternden Knien auf uns warten. 

Etwas weniger angespannt aber mit wackeligen Beinen aufgrund der Höhenluft gingen wir die Abfahrt ganz langsam an. Oliver fiel plötzlich ein, dass er nun doch nicht so schnell Abschied nehmen wollte! Stattdessen fragte er mich, ob wir nicht noch in diese Seitenstraße hinein zu den riesigen Satellitenschüsseln und zum Caltech Observatorium fahren wollten. Im Nachhinein war er unglaublich froh, den Abstecher gemacht zu haben. Es waren weitere schöne Motive dieser surrealen Welt.

Anders als bei der Auffahrt hatten wir sogar Augen für die Fernsicht zu unserer rechten Seite. Ich hatte eine der Kameras nicht wie bei der Hinfahrt nur um Schoß sondern benutzte sie tatsächlich auch. Einige Aufnahmen entstanden so, als wir ganz langsam den holprigen Weg hinabfuhren.

Nach Sonnenuntergang können Besucher des Gipfels noch 30 Minuten bleiben, um das Gefühl von unendlicher Weite zu genießen. Für uns ging es mit dem letzten Tageslicht zurück zum Besucherzentrum, um Sternenhaufen und Planeten wie den Saturn zu beobachten. Aber das ist eine ganz andere Geschichte,…  Sterne sieht man nämlich tatsächlich dort auf halber Höhe aufgrund der atmosphärischen Bedingungen viel besser, wenn man nicht so ein Teleskop wie das Subaru Teleskop besitzt… Es ist vielleicht der Ort auf der Welt, wo man die Sterne am eindrucksvollsten beobachten kann. Noch nie habe ich mich so als ein Teil der Milchstraße gefühlt. Es war geradezu so, als könnte ich meine Hand ausstrecken und sie Teil von Sternbildern werden lassen. 

Eins steht fest! Wenn ich noch einmal in meinem Leben dorthin zurückkehre, bin ich besser vorbereitet. Ich werde einen Thermoanzug tragen und bleibe die ganze Nacht dort, auch wenn mir ein Zeh abfrieren sollte. Mit einem Stativ und mindestens 3 Kameras werde ich die Milchstraße fotografieren. Nicht, dass es solche Aufnahmen nicht schon geben würde, aber diese sind dann meine! Aufgenommen von mir und in einem ganz besonderen Moment, bei meinem Besuch in einer sternenklaren Nacht auf dem Mauna Kea auf Hawaii.

Oliver

Der Mauna Kea gehört für uns definitiv zu den Top 10 Sehenswürdigkeiten und Highlights auf Big Island, Hawaii, neben den Akaka Falls, dem Volcanoes National Park mit dem Kilauea Krater und der Lava Tube, dem Punaluu Black Sand Beach, dem Besuch einer Macadamia- & Kaffee-Farm, Tide Pools, Lava Tree State Monument Park, Hamakua Küstenstraße mit Regenwäldern, dem Waipio Valley, Pu’uhonua O Hōnaunau National Historical Park und natürlich den unglaublich schönen weißen Sandstränden, die man überall auf der Insel findet.

Wo hast du dich auf deinen Reisen schon einmal so überwältigt gefühlt?

Mauna Kea Big Island Summit Gipfel mit Frau

Dich hat jetzt das Fernweh gepackt? Dann bleibe noch etwas hier und stöbere durch unsere Reisebeiträge!

Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei interesse schreibt uns bitte eine E-mail um details der Nutzung auf Social Media, Webseiten, Printmedien zu klären.

22 Gedanken zu „Hawaii – Big Island: Mauna Kea – Reisebericht II“

  1. Am Strand von Nicaragua war ich ähnlich überwältigt. Nicht oft kommt man an solche Orte. Und wenn einem das in diesen Momenten bewusst wird, kann einen das schon packen.

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  2. Bei unserem Besuch auf den Azoren, dort habe ich die geilsten Regenbögen erlebt, immer hat das Wetter zwischen Regen und Sonnenschein gewechselt und ich war ganz geflasht von den zahlreichen, abwechslungsreichen Fotos vom Schauspiel am Himmel. Ich folge dir ja schon lange!!!

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    • Hey Raphaela, ach schön, von dir zu lesen. Meine Großeltern waren vor zwei Jahren auf den Azoren und es soll wunderbar gewesen sein. Sicher auch eine Reise wert und deine Eindrücke klingen wirklich schön.

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  3. Hi Din,
    endlich schreibe ich dir wieder einmal. Ich kann dein Gefühl zu 100% nachvollziehen, stand auch ich am Mouna Kea frierend, fasziniert, überwältigt. Für mich war dieser Sonnenuntergang, die Beobachtung der Milchstraße, des Saturns und seiner Ringe sowie Jupiter und seine Monde der unbeschreiblichste Abend meines Lebens bisher. Am liebsten würde ich meine Koffer packen und sofort wieder nach Hawaii aufbrechen.
    Danke, dass du und Oliver die Erinnerungen wieder geweckt haben.
    Über eine Kalender würde ich mich unbeschreiblich freuen, egal welches Format.
    Ganz liebe Grüße und herzlichen Dank fürs Mitnehmen auf diese Erinnerungsreise.
    Rosa aus Österreich

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    • Liebe Rosa, ach wie schön von dir zu hören! Ich hoffe, dir ergeht es gut in diesen Zeiten. Ich weiß noch, wie du uns damals auf jeden Fall den Besuch ans Herz gelegt hast und so schön, dass wir dir das Gefühl so noch einmal Richtung Österreich schicken konnten. Viele Grüße und wir halten dir Daumen.

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    • Liebe Gertraud, wow, großartig. Das stand für uns eigentlich vergangenes Jahr auf unserer Reiseroute, aber es kam ja alles anders. Wir halten aber an diesem Traum fest.

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  4. Tolle Serie und absolut tolle Bilder mal wieder! Ich hüpfe sehr gerne in den Lostopf.
    So einen beeindruckenden Reise-Moment habe ich im Sequoia Nationalpark erlebt. Als Zwerg zwischen den großen Waldriesen war ich richtig beeindruckt und ehrfürchtig. Unfassbar, was die schon alles gesehen haben in der Zeit, die sie dort stehen. Einfach der Wahnsinn!
    Viele Grüße
    Claudi

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    • Liebe Claudi, danke, das freut uns. Für Oliver war seine große Herausforderung aus den zig Fotos diese Auswahl zu treffen. Auch wenn die Motive sich teilweise nur etwas unterscheiden, war die Stimmung dort oben binnen weniger Augenblicke immer wieder eine andere,…

      Wir hatten es damals nicht in den Sequoia Nationalpark geschafft. Das muss so beeindruckend sein! Behalte dir immer diese Erinnerungen.

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    • Hallo Dennis, ach wie wunderbar. So ging es uns damals beim ersten Besuch von Fuerteventura dort in den Bergen und am Ozean. Lanzarote waren wir erst ein Mal, aber auch wir waren fasziniert von der Insel.

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  5. Die Anden haben es mir angetan. z.B.die Atacama Wüste in Chile und das Altiplano in Chile und Bolivien. Da falle ich gleich wieder ins Schwärmen, wenn ich an die Zeit dort denke.

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