Laufgeschichten: Wenn der Wind bis in die Nasenspitze kitzelt.

Manchmal merkt man erst gar nicht, wie sehr man etwas vermisst hat, bis es einen auf einem Mal wie ein Blitz trifft. Ich möchte euch nun nicht wieder etwas davon vorjammern, dass mir die Sonne fehlt, dass ich nicht an den Strand kann, dass es kein Meer und schon gar nicht einen Ozean vor meiner Haustür gibt, dass es mindestens 25° zu kalt ist, um mich richtig wohl zu fühlen und… Aber – na lest selbst.

Wenn ich nun wieder zwei Mal im Monat auf dem Laufband schwitze oder drinnen vor mich hin pedaliere, fehlt mir jede Minute, die ich nicht im Freien verbringen kann! Während des Trainings in geschlossenen Räumen fällt es mir gar nicht so auf. Wenn die Unterhaltung stimmt und man bei dem ein oder anderen Lied auch morgens um sieben laut mitgrölen kann (also zumindest innerlich), vergehen auch zwei Stunden mal schnell – relativ schnell, naja irgendwie jedenfalls. Aber sollte ich dann mal raus kommen. Erst recht nach einem Höhentraining, bei dem der Körper unter Sauerstoffarmut vor sich hin schwitzte. Schon ein kurzer Spaziergang, um etwas in der miefigen Stadt zu erledigen, ist wohltuend. Wenn ich dann auch noch richtig laufen gehen kann! Egal ob morgens um sechs, um den Weg zum Schwimmtraining zurückzulegen, am Wochenende zum Treppentraining oder ein langer Lauf auf dem platten Land… Egal was. Wenn dann der erste kalte Lufthauch freudig um die warme Nasenspitze fegt, ist ein Körper – ist mein Körper außer Rand und Band!

Ich sag’s euch. Kürzlich konnte ich die Freude selbst kaum glauben. Mein von der Heizungsluft überhitzter Kopf fühlte sich richtig durchgepustet an. Die Wangen wurden sofort rot. Es war mir gar nicht so bewusst, wie sehr ich es vermisst hatte. Aber mit dem ersten Atemzug war alles schlagartig anders.

Der Wind stürmte um mich herum. In den vergangenen Wochen ging es ja wirklich heftig zu. Ich erinnerte mich sofort an die stürmischen Tage vor einiger Zeit am Meer. Die klare Luft. Eine Böe wechselt mit der nächsten ab. Die Jacke plustert sich auf. Die Haare wehen über das Stirnband und Visor.

Laufgeschichten: Wenn der Wind bis in die Nasenspitze kitzelt.

Ich kämpfe mich Meter für Meter voran. Voller Freude. Genieße einfach die frische Luft. Ok. Ich nutze die Zeit für mein Trainingsprogramm. Einlaufen. Lauf-ABC. Angedeutete Steigerungen. Es ist mir und meinen Muskeln etwas zu frisch für ein wirklich ambitioniertes Programm. Im Trainingsplan steht etwas von ein wenig schneller als Wohlfühltempo. Das bekomme ich hin. So rasen ein Kilometer nach dem anderen an mir vorbei, bevor ich ganz langsam auslaufe, um auch wirklich den letzten Meter genießen zu können.

Am nächsten Tag hieß es schließlich schon wieder Höhentraining. Da ließ ich dann wieder die Laufsohlen glühen und peitsche über das schwarze, nie enden wollende Band. Noch nicht mit knallrotem Kopf. Aber leichte Intervalle dürfen es schon sein. Dort denke ich jedes Mal wieder Meter um Meter an die Freiheit des letzten Laufs. Wenn meine Nasenspitze dann aber wieder anfängt zu krabbeln, wird es nicht die frische Brise des Meeres oder der Waldluft sein, sondern die Klimaanlage. Irgendwie ernüchternd nicht wahr?! Aber eigentlich nicht schlimm. Denn Höhentraining und das Radprogramm auf der Rolle heißt auch: Training in kurz kurz. Was auf jeden Fall etwas für sich hat. Außerdem weiß ich, dass ich mir, meinem Körper und auch meinem Training etwas Gutes tue; dass ich meinem Ziel ein Stückchen näher komme

Dennoch: die Freiheit draußen sein zu können, kann nichts übertreffen. Kein Vorhaben. Keine Bestleistung. Kein super kurz kurz Training…

Lust auf mehr Laufgeschichten? Schaut doch mal unter Laufgeschichten nach.  

PS: Mein Trainingsoutfit am Strand ist eigentlich an kühlen Tagen dort immer gleich und geht auch super bei Stadtläufen so durch, wenn es etwas milder ist. Windjacke und dreiviertel Tights von Nike, passend dazu die leichten Nike Free 5.0 und niemals zu vergessen mein Eiswuerfel Im Schuh Visor.

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13 Gedanken zu „Laufgeschichten: Wenn der Wind bis in die Nasenspitze kitzelt.“

  1. Draußen sein zu dürfen – das ist da einzige Wahre, darum laufe ich nicht auf Laufbändern, das ist für mich ätzend, keine Alternative, es sei denn, ich befinde mich z.B. auf einem Schiff, wo es wirklich keine andere Alternative gibt.

    Laufen ist für mich nur Bewegung in der Natur – egal, was das Wetter sagt, ich nehme fast jeden Kampf auf – nur bei Gewitter sage ich dankend ab und warte, bis es vorbei gezogen ist.

    In diesem Sinne, das Meer ruft ! 😎

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    • …und du hattest sicher wieder deine wahre Freude am Meer. Ich habe mir das quasi einfach wieder einmal vorgestellt.

      Ich bin mal auf einem Schiff auf dem Laufband gelaufen. Das mit den Wellen und der Bewegung war irgendwie nicht ganz so meins. Aber besser als nichts. In dem Fall ist auch für mich egal gewesen, ob Laufband oder an Deck im Kreis über 200m.

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  2. Ich vermute ja, dass Du zwei mal pro Woche und nicht zwei mal pro Monat auf dem Laufband läufst. Und du hast total recht, so gerne ich das Fitnesscenter habe – mit einem Lauf in der Natur lässt es sich einfach nicht vergleichen.
    Liebe Grüsse
    Ariana

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    • Ohja, Ariana. Da hast du vollkommen Recht! Mindestens zwei Mal die Woche. Momentan wieder total drin in der Materie Laufband und immer um keine Ausrede verlegen. Durchgezogen wird das dann zwar letztlich doch, aber vorher wird gemosert. Meist aber nur innerlich. Deshalb: lass uns die Naturläufe noch mehr genießen. Viel Spaß!

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  3. Klasse die Geschichte heute zu lesen! Hab mich heut morgen sehr aus dem warmen Bett gequält und wiederwillig in die Laufsachen gezwängt. (War wirklich ein schmaler Grat heute) Dennoch wurde ich wie oben beschrieben mit einer 0°C frischen Luft empfangen und war schlagartig wach und zum laufen bereit. Tolle Belohnung!

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    • Na das ist ja großartig, Olli! Super gemacht. Ich hadere noch mit mir, ob jetzt die null Grad so super sind. Für frische Luft schon, aber brrrr… Wenn es so weiter schneit, gehe ich morgen früh noch eine extra Runde mit extra dicken Sachen raus.

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  4. Hi Din,
    wieder eine toll geschriebene Geschichte und…..du hast ja so recht!!
    Mir geht es schon seit einiger Zeit so, ich will unbedingt raus an die Luft. ein Fersensporn hat mich schon fast 8 Wochen im Grift. 2 mal bin ich zu früh wieder angefangen. Halte mich dirch Schwimmtraining fit. Habe im letzten Monat 15 mal 1500m geschwommen und mein Bestzeit um 3 min verbessert ( ein kleiner Trost)!!!
    Ich will wieder Draußen laufen, bei Sturm,Regen oder Schnee egallllll. Da hilft auch die Fahrt an den stürmischen Tagen mit dem MTB nicht. Ich möchte wieder meine ON RUNNING CLOUD anziehen und jeder Kilometer genießen.
    Habe übrigens gesehen, du hast jetzt die Garmin 920xt. Erwartet uns da bald ein Bericht?

    Und bevor ich es vergesse! Eucch noch ein Frohes Neues Jahr 😉

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    • Hi Bodo,

      ganz lieben Dank!

      Das ist ja wirklich ein übles Leid. Ich hoffe, dass es bald besser wird. Ich habe neulich mal eine Dokumentation über eine Nonne gesehen, die als Physiotherapie so einen Stab einsetzt und damit Fersensporne wegdrückt. Sicher unfassbar übel, aber die Läufer fanden es nach Geschrei gut…

      Das mit dem Schwimmen ist ja großartig. Wenigstens etwas. Weiter so!

      Den Bericht zum FR920t gibt es bereits auf meiner Seite. Bitter hier entlang: Garmin Forerunner 920t Test. Falls du Fragen hast, melde dich bitte einfach bei mir.

      Ich halte dir fest die Daumen, dass du bald wieder die Laufschuhe regelmäßig schnüren darfst. Beste Grüße und eine wunderbare Saison, wenn dann alles überstanden ist.

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  5. der winter ist unsere mentalschulung. wohnzimmer- oder studiolandschaften muss man echt leiden können. mich bekommt nur jemand aufs laufband bei unter -10° wenn nicht mal mehr das schlauchtuch die kalte luft fernhält. ich freu mich schon so auf die ersten fühlingstage, wenn die vögel zwitschern und die sonne in mein gesicht scheint und dazu noch die haut erwärmt. dieses gefühl nie mehr stehen zu bleiben und den ganzen tag durchzurennen.
    ganz hart ist es momentan auf dem spinningrad. ich versuche momentan jeden radkilometer an der frischen luft zu sammeln, egal bei welchen temperaturen. hauptsache es ist trocken. die einheiten auf dem spinningrad sind mein training für die mentale stärke 😉

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    • Also selbst bei Minusgraden würde ich mich liebend gern draußen herumschlagen. Nunja… Aber da ich ja nun zum Glück weiß, wie gut mir das Training in der Höhe bekommt, geht es dort erst einmal weiter. In kurz kurz.

      Bin sehr gespannt, wann der Frühling einbricht in diesem Jahr. Momentan sieht es ja erst einmal ordentlich winterlich aus.

      Super, wie du das so siehst. Dann auch mal weiterhin viel Spaß beim Trainieren der mentalen Stärke!

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  6. Liebe Din,
    das Laufen draußen ist durch nichts zu ersetzen – finde ich! Klar, man läuft auch drinnen, wenn es mal nicht anders geht, aber es ist für mich immer nur eine Notlösung. Für mich gehören der Geruch und die Geräusche morgens im Wald so sehr zu “meiner blauen Stunde” – da würde mir echt was fehlen…
    Ich glaube, wir freuen uns alle schon so sehr wieder auf das Wetter, wo man einfach auch raus kann, ohne lange überlegen zu müssen, was man alles anziehen oder mitschleppen muss- einfach Shorts und Shirt und feddisch;-))
    Happy weekend für dich;-*
    Sonja

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    • Hi Sonja,

      ich hoffe, du hast auch ein schönes Wochenende.

      Draußen zu sein, kann wirklich nichts ersetzen. Vorhin habe ich es auch wieder, wenn auch kurz, wirklich sehr genossen und wieder nicht gemerkt, was mir eigentlich den Vormittag über fehlte.

      Ich halte die Daumen, dass das Shorts und Shirt Wetter nicht mehr so lang auf sich warten lässt. Bis dahin ziehen wir eben eine Lage nach der anderen drüber.

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