Eine Yogastunde voller Bewusstheit und Entspannung – das war Yin Yoga mit musikalischer Begleitung von Kevin James Caroll im Yogaraum Berlin. Es war eine ausgleichende und befreiende Klasse an einem stürmisch grauen Sommertag, durch die Alex Kröker führte. Wir konnten uns bei den wenigen, aber dafür lang gehaltenen Asanas treiben und uns achtsam fallen lassen, während Kevin James mit seinen Songs und Mantren das Herz berührte.
Ich huschte mit meinem knallroten Sommermantel durch das unendlich grau wirkende Berlin, das geradezu in Regenfluten und schwüler Restwärme der vergangenen Tage zu versinken drohte. Ich sprang mit meinen Onitsuka Tiger Mexico 66 über Pfützen und konnte es den ganzen Tag nicht so recht glauben, was da eigentlich vor sich ging. Ich hatte noch eine Weile zwischen Terminen überlegt, ob ich überhaupt den Weg zum Studio Yogaraum auf mich nehmen sollte bei diesem Wetter. Zum Glück habe ich es!So wie ich damals eine Vinyasa Klasse mit Alex und musikalischer Begleitung von Janin Devi miterleben konnte und trotz der Anstrengung verzaubert war, freute ich mich auf eine ganz andere Stunde – auf Yin Yoga mit Kevin James Caroll. Er verbindet auf wunderbare Weise Mantren verschiedener Traditionen mit eigenen Texten.
Yin Yoga praktiziere ich immer dann, wenn mein Körper mir sagt, dass er eine Pause braucht und wenn er an gewissen Stellen loslassen möchte, es selbst aber nicht kann. Ja, das kann ein Körper. Man muss nur hinhören. Man muss achtsam sein. Ja, leider kann ich das auch gar nicht anders sagen, als mit ‘muss‘. Ich habe es Jahre nicht und das, obwohl ich nun seit mehr als ein Jahrzehnt Yoga praktiziere. Erst mit dem immer intensiver werdenden Arbeitsleben und dem Triathlon-Training wurde mein Körper immer unnachgiebiger mit seinen Forderungen, die er zuweilen lautstark kundtut. Ich genieße jede kraftvolle Vinyasa Klasse, kann aber mittlerweile auch nachgeben und solche Stunden wie Yin Yoga mit Genuss annehmen. Der Fokus sollte auf Entspannung und Bewusstheit liegen. Bewusstheit für das was ist, für das was ich geben möchte, für das was sein könnte. Es war ein Wechselspiel aus entspannen und sich hinzugeben. An nichts zu denken und an sich zu denken. Sich dem Moment hinzugeben, sich selbst hinzugeben.
Ich hätte es wirklich nicht besser treffen können! Ich legte mich auf eine Matte in der letzten Reihe unter ein schräges Dachfenster. Genau der perfekte Ort für mich, um zu Beginn dem Regen zuzuhören und den grauen Wolken, die so unglaublich tief und schwer über der Stadt lagen zuzusehen. Irgendwie hätten wir es mit dem Wetter gar nicht besser haben können. Der Regen und die Musik waren wie ein Wechselspiel. Als hätten sie sich abgesprochen. Wenn Kevin James mit seiner Gitarre lauter spielte intensivierte sich auf seltsam schöne Weise auch der Regen. Das Prasseln passte zur Flötenmusik, die beim Nachspüren besonders zur Geltung kam.
Diese Yin Yoga Stunde war eine achtsame, fließende Klasse, die in mir immer wieder das Gefühl von Wellenbewegungen hervorrief. So wie Wellen seicht übers Land gleiten, sich ausbreiten und wieder zurückziehen, um wenige Sekunden später erneut dahinzufließen. Die Brandung ist wie das Atmen – das Ausdehnen und Zusammenziehen. Das eine geht nicht ohne das andere, aber beides zusammen ist in Balance und folgt einem Rhythmus. Diesen Rhythmus nimmt Kevin James mit seiner Musik auf, während Alex unterschwellig mit ruhiger Stimme durch die Stunde führt. Er sagt nur so viel, wie nötig ist, um uns in einzelne Übungen zu bringen, in denen wir mehrere Minuten bleiben. Es ist nicht immer einfach, sich einfach hineinfließen zu lassen und genau die Positionen anzunehmen, die man so lang halten soll. Ganz ohne Reden. Ganz ohne Umherschauen. Ganz ohne eigene Aktivität. Manchmal geht es ganz einfach und die Zeit verfliegt so schnell, wie ich anfangs die Vögel habe über mich hinwegziehen sehen.
‘Wie schön wäre es, fliegen zu können’, denke ich manchmal. Ich möchte nicht abheben, aber einfach nur Sein, was oft genug schwer fällt – was anstrengend ist, in einem Arbeitsleben, das nicht immer von uns bestimmt werden kann.
Das hier gezeigte Bild könnt ihr zur Vergrößerung anklicken.
Trotz der sanften Asanas, spürte ich meinen Körper und genoss es irgendwie, wenngleich mich meine Gedanken überwältigen wollten und mein Körper nicht nach nachgeben oder halten war. Aber die Songs von Kevin James trugen uns. Er erinnerte mich mit seiner Stimme und Gitarrenmusik immer wieder an “Into the Wild“. Auch seine Eigenkompositionen brennen sich ein wie die Lieder, die wir selbst in anderen Workshops im Yogaraum immer wieder selbst singen. In Momenten der Stille, in denen uns Kevin James und Alex sein lassen, schwingen sie immer noch durch den Körper und klingen nach. Ich erwischte mich mehrmals wie mir einige Wortfetzen immer weiter durch Kopf gingen. Während der Regen unablässig auf das schräge Dachfenster über mir prasselte, wollte ich mitsummen.
Ich weiß nicht, was es ist, was die Musik und die Yin Yogapraxis mit einem macht. Vielleicht muss man auch nicht alles immer in Worte fassen können. Vielleicht geht es dabei auch wirklich einfach für mich nur um das Sein. Einfach nur das Sein. Vielleicht ist es auch genau das, was mich innerlich aufleben lässt, wenn wir gemeinsam in Workshops singen. So seltsam wie es am Anfang war, so wunderbar ist es über die Zeit geworden. Das, was auch immer es ist, war schon immer in mir und hat mich deshalb viele Jahre vom Cellospielen träumen und irgendwann anfangen lassen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Abend war geprägt von klangvollen, stillen Momenten im Hier und Jetzt, in denen man trotz Passivität ganz da ist, sich hineingibt und annimmt, was kommt. -und ich kann euch sagen, dass wirklich sehr sehr viel in solchen Momenten kommen und gehen kann. Was durch die Musik und die eindringliche Stimme von Kevin James um ein Vielfaches verstärkt wird. Ich war nicht die einzige, die während des gesamten Workshops gerührt war, was sicher aber nicht nur an den Songs lag, sondern auch daran, wie uns Alex Kröker durch die Stunde führte. Er fand die richtigen Worte, um die Musik zu untermalen und uns weitere Bilder mit auf den Weg zu geben. Er ließ Raum für Ruhe. Er inspirierte. Er zeigte uns, dass wir egal in welcher Form gut sein können – gut mit jeder Übung und gut vor allem mit uns.
Ein letztes Wort zum Schluss von Kevin, wie man es vermutlich nicht besser sagen könnte:
“No Dream without a Dreamer!“
Wenn auch ihr euch näher mit Yin Yoga beschäftigen möchtet und ihr Interesse an Mantren und Mudras habt, kann ich euch das Buch “Die Quelle des Daseins – Yin Restorative Yogatherapie“ von René Hug ans Herz legen. Darin führt René Hug in das Yin und Restorative Yoga ein. Er erklärt detailliert zahlreiche Asanas und ihre Ausführung mit verschiedenen Variationen. Er stellt ruhig und meditative Sequenzen vor und wie diese mit verschiedenen Hilfsmitteln umgesetzt werden können. Eine Rezension ist bereits in Arbeit und wird zu einem späteren Zeitpunkt hier erscheinen.
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..‘Din’ ist Gründerin von Eiswuerfel Im Schuh
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett. Ich freue mich, mit dir auf Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram und Google+ in Kontakt zu bleiben.
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