Ironman Texas 2025 – Wettkampfmorgen & Schwimmstrecke

Es gibt Tage, die brennen sich für immer in das Gedächtnis ein und gefühlt unendlich nachwirken. Tage, an denen man über sich hinauswächst und auf jede Herausforderung die passende Antwort findet. Der Ironman Texas 2025 war für mich genau so ein Tag – der Tag meiner zehnten Langdistanz. Ein Tag voller Hürden, unerwarteter Momente und letztendlich eines großartigen Zieleinlaufs mit der ersehnten texanischen Gürtelschnalle als Medaille.

Ein Tag, der komplett anders verlief, als ich es mir vorgestellt hatte. Lange nicht so, wie ich es mir für die zehnte Langdistanz gewünscht hätte. Nicht alles lief nach Plan. Das Schwimmen entwickelte sich zum härtesten Kampf überhaupt in einem Gewässer, das ich nicht vermissen werde. Auf dem Rad fühlte sich zunächst alles gut an, bis der texanische Wind in der zweiten Runde richtig zulegte. Beim Laufen merkte ich schließlich, dass gesundheitlich gar nichts stimmte.

Dennoch wurde es ein unvergesslicher Tag. Mit einer neuen Ziellinie direkt unter dem eindrucksvollen Water Square Bogen, 2.500 Triathleten, 80 Profis und 3.100 Volunteers auf der Strecke bot der Ironman Texas 2025 eine spektakuläre Kulisse für meine Jubiläums-Langdistanz.

Nie zuvor hatte mich eine Langdistanz so beschäftigt wie diese im Winter und Frühjahr. Vielleicht lag es daran, dass ich mehrmals länger krank war. Eventuell aber auch daran, dass diese unglaublichen Distanzen, egal wie oft man sie bereits bewältigt hat, nie weniger beeindruckend werden. Wie ich schon oft sagte: „Das Unvorstellbare für sich möglich machen“ – das ist es, was mich an diesen Distanzen immer wieder fasziniert.

Oliver und ich nehmen Sie in diesem Beitrag mit zu einer beeindruckenden Ironman-Veranstaltung und ihrer Schwimmstrecke. Die Ironman Texas Schwimmstrecke wird mir als eine der schwierigsten in Erinnerung bleiben – aber auch als eine, die mich wieder einmal lehrte, dass solche Distanzen selten so verlaufen, wie man es sich vorstellt oder gar erträumt. Es war beruhigend zu wissen, dass ich nicht nur auf der Ironman Texas Schwimmstrecke, sondern im gesamten Verlauf des Tages für jede Schwierigkeit eine Antwort hatte.

Mein Tag begann wie immer früh. Um 4:00 Uhr klingelte der Wecker. 

Nachschlafende Zeit und dazu Porridge – manche Rituale sind heilig, auch wenn der Körper noch andere Pläne hat.

Müde, aber bereit für das, was kommen sollte, und tatsächlich auch voller Vorfreude. Wenige Minuten später fuhr ich zum Parkhaus direkt an der Wechselzone.

Triathletin Nadin in Transition Zone Ironman Texas vor Zeitfahrrad auf Wiese mit Ironman Sport-Trinkflasche in der Hand

Pünktlich um 5:00 Uhr kontrollierte ich im Wechselbereich noch einmal mein Fahrrad. Die Folien von Lenker und Kettenblättern mussten entfernt werden – das Fuji war nass, da es tatsächlich gewittert hatte, wie angekündigt, und bis in die frühen Morgenstunden immer wieder geregnet hatte. Es sollte ein schwül-heißer Tag werden, der sich am Morgen mit sehr schwerer Luft genauso ankündigte.

Ich füllte die Trinkflaschen auf und überprüfte ein letztes Mal die Wechselbeutel. Nicht nur ich bin dabei immer etwas übermüdet, zappelig und verwirrt. Eine Athletin brauchte aus irgendeinem Grund noch einen Kugelschreiber für ihren Beutel, den ich natürlich aus welchem Grund auch immer in meinem Rucksack hatte.

 

 

DER WEG ZUM LAKE WOODLANDS

Bis zum Verlassen der Wechselzone um 5:30 Uhr ging alles sehr schnell. Ich warf noch einen Blick auf den Schwimmausstieg und lief von dort aus Richtung Schwimmstart. Der Weg führte entlang des Kanals, der das letzte Drittel der Ironman Texas Schwimmstrecke ausmacht. Bereits einige Athleten waren in sehr entspannter Stimmung unterwegs.

20 Minuten entspannter Spaziergang zum Start – es war die ruhigste Zeit des gesamten Tages.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich es vor dem Start so angenehm finden würde, einfach ein Stück zu laufen. Die Hecktick des Wechselbereichs war genauso vergessen wie die aufsteigende Aufregung. 

Immer wieder vernahm ich Stimmen hinter uns, die uns irgendwann überholten – zwei Volunteers, die auf SUPs den Kanal entlang fuhren und sich ebenfalls Richtung Schwimmstart bewegten.

Mit jedem Meter fühlte sich der Weg selbst in der Dunkelheit vertrauter an. Vor wenigen Tagen war ich abgelaufen, um mir einen Überblick über die Örtlichkeiten zu verschaffen. Kurz vor dem Schwimmstart überquerten wir den Lake Woodlands über eine Brücke. Von dort aus hatten wir einen großartigen Blick auf die Ironman Texas Schwimmstrecke und den Schwimmstart am North Shore Park. Die Helfer hatten sich bereits versammelt, und es sah aus, als wären es Hunderte, um die letzten Details für den Wettkampftag zu besprechen, insbesondere für den ersten Abschnitt – die Ironman Texas Schwimmstrecke.

Als ich unten am See angekommen war, gab ich als erstes meine Special Needs Beutel bei den Helfern ab. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Start meiner zehnten Langdistanz.

 

IRONMAN TEXAS SCHWIMMSTRECKE

MORGENSTART AM LAKE WOODLANDS

Zögerlich zeigte sich die Morgenröte über The Woodlands, als ich mich mit über 2.500 anderen Athleten am See einfand. Die Atmosphäre war entspannt und ruhig. Die Athleten sprachen mit Freunden und Familienangehörigen leise, sodass trotz tausender Menschen alles sehr ruhig wirkte, während wir unsere letzten Vorbereitungen trafen. Nebenher liefen Spürhunde zwischen uns Athleten umher – hier und da standen Polizisten und überwachten das Startfeld. Nach und nach trafen auch die Profi-Athleten für diese nordamerikanische Meisterschaft ein, die Teil der Ironman Pro Serie ist.

Mit einem Startzeitpunkt um 6:25 Uhr für die Profis und meinem eigenen Start um 6:55 Uhr begann der lange Tag bei perfekten äußeren Bedingungen. So warm wie die Luft am Morgen war, war auch der Lake Woodlands. Mit fast 25°C war er deutlich zu warm für einen Neoprenanzug. 9 Langdistanzen war ich drum herum gekommen. Nun war es so weit – mein erster Ironman im Speed Suit.

Die Kommentatoren Colleen Rue und Tom Ziebart wiesen mehrmals darauf hin, dass die Wassertemperatur deutlich über den Werten lag, die das Anziehen eines Neoprenanzugs erlaubten. Alle, die dennoch mit Neoprenanzug starten wollten, würden am Ende des gesamten Startfeldes ins Wasser gehen müssen – Standardprozedere. 

Ich legte noch die eine oder andere Toilettenpause ein und schob es bis dahin genauso wie in der Nacht auf die Nervosität, obwohl ich mich eigentlich recht gut fühlte und bereit für den Tag war. Irgendwann aß ich eine letzte Banane und einen Haferriegel und trank mein ISO-Getränk.

 

LETZTE VORBEREITUNGEN

Da es nicht notwendig war, einen Neoprenanzug anzuziehen, hatte ich etwas mehr Zeit als gewöhnlich und konnte mich noch in einem ruhigen Bereich entspannen und den Körper mobilisieren. Währenddessen machten sich die Profi-Athleten bereit, um für die Liveübertragung des Ironman Texas vorgestellt zu werden. 

Ich war währenddessen gespannt auf Tom Ziebart, den ich bereits von den Langdistanzen in Arizona und Penticton als Kommentator kannte. Seit ich die Übertragung des Ironman Texas vergangenes Jahr sah, weiß ich, dass Tom auch tatsächlich richtig gut singen kann. Und wie es scheint, ist es Tradition, dass er in Texas die Nationalhymne singt. Wenige Augenblicke nach der Vorstellung der Profis war Tom Ziebart an der Reihe. Jedes Mal wieder ist das ein Moment, den es so bei keinem anderen Wettkampf gibt. Immer wieder bewegend. Kurz davor und danach gibt es immer diesen wunderbaren Augenblick, in dem es für einige Sekunden komplett still ist. Als würde die Zeit stehen bleiben. Von da an gab es dann nur noch eins: an den Start gehen und das Ziel ganz fest ins Auge fassen. An diesem Tag dann mit einer Million kleinen Zwischenzielen. 

Die Zeit verflog, als die Profi-Athleten gegen 6:25 Uhr an den Start gingen. Zehn Minuten später sollte der rollende Start der Altersklassen-Athleten folgen. Es ist jedes Mal wieder eine großartige Möglichkeiten den Profis beim Start live zuzuschauen. Wie eine kleine Pause vom eigenen Vorbereitungs- und Aufregungsstress!

Ich zog meinen Speed Suit an, in den ich mich genauso wie in den Neoprenanzug zwängen musste. Anschließend gab ich meinen Beutel mit den Morgensachen an die Helfer weiter, die mir diesen Beutel am Abend zu meinem Rad legen würden.

Dann erfolgte das Einreihen in der Gruppe, die meiner anvisierten Schwimmzeit entsprach. Wie immer hatte ich mich in die Mitte von 1 Stunde 10 bis 1 Stunde 20 gestellt. Ich kam auch genau mit dieser anvisierten Zeit heraus – musste dafür aber einiges an Kraft und Nerven lassen. 

In jedem Fall freute ich mich sehr auf die Ironman Texas Schwimmstrecke – sie hatte im Fernsehen immer so fantastisch ausgesehen. Aufgrund der Dunkelheit am Morgen hatte ich eine klare Schwimmbrille gewählt. 

Klare Schwimmbrille bei Sonnenaufgang – manchmal sind die einfachsten Entscheidungen die schlechtesten.

In den vergangenen Jahren war es jedes Mal die perfekte Entscheidung. Dieses Mal stellte es sich als echter Fehler heraus. Auf dem zweiten Drittel der Strecke auf dem Weg zum Kanal konnte ich kaum etwas sehen, da die Sonne genau vor uns aufging.

Aber bis dahin war es ja noch ein Stück. Erst einmal rückte ich Meter für Meter näher Richtung Start. Ich war bis dahin endlich wach, fokussiert und freute mich auf alles, was mich an diesem Tag erwarten würde, ohne natürlich zu wissen, wie er endet.

Eingegrühte setzte ich die Brille noch einige Male auf und ab. Schaute, ob wirklich alles so saß, wie es sollte. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit, schien die Brille von außen und von innen zu beschlagen. Also hieß es immer wieder mal wischen, bis ein Helfer mit einer Wasser dastand. Er träufelte etwas Wasser in meine Schwimmbrille und endlich hatte ich freie Sicht! Dann saß auch alles perfekt.

Kurz noch mit dem Einhorn abgeklatscht. Nach dem letzten Schluck aus meiner Flasche, nahm sie mir ein Helfer ab. Und dann waren es nur noch wenige Schritte und Minuten, bis ich ebenfalls im Lake Woodlands schwimmen würde.

SCHWIMMKAMPF IM TRÜBEN WASSER

Manche Tage verlaufen perfekt nach Plan – und dann gibt es Tage wie diesen, an denen der Plan höchstens als Vorschlag durchgeht. 

Triathletin Nadin von eiswuerfelimschuh.de im Lake Woodlands während des Ironman Texas

Mein Forerunner war bereits eingeschaltet, als ich die letzten Athleten vor mir hatte. Wie immer gingen fünf von ihnen gleichzeitig auf die Strecke. Ein Piepton gab den Helfern das Signal, auch mich durchzulassen. Ich ging langsam die Rampe hinab, die etwas rutschig war aufgrund von Algen. Nach wenigen Metern konnte ich direkt losschwimmen, musste mir aber auch hier schon meinen Weg suchen.

Die schlechte Wasserqualität lenkte mich zunächst sehr von dem eigentlichen Schwimmgeschehen ab. Es war nicht nur eine trübe Brühe sondern auch eine, die man eigentlich nicht riechen mag. Und ich bin über Jahre ja so einige Wettkämpfe in bedenkenswerten Gewässern geschwommen. Die Havel nach wochenlangen Regenfällen, die Spree mit wenig Niederschlag und kaum Bewegung seien nur als Beispiele genannt. Nichts davon war für mich so zum Naserümpfen wie der Lake Woodlands. 

Ich suchte zunächst nach der ersten Boje, um mich zu orientieren, weil wir einen kleinen Bogen um die Grünanlage und die Zuschauer schwammen. Das Gefühl, mit den Zuschauern auf den Weg geschickt zu werden, war unglaublich schön.

Was auf dem Papier als wirklich schöner und einfacher Kurs für die Ironman Texas Schwimmstrecke erschien, entwickelte sich zum härtesten Schwimmabschnitt, den ich je bei einer Langdistanz absolvierte! Von Anfang bis Ende kämpfte ich in einem unruhigen Startfeld um meine Position.

Jeder Schwimmzug war ein Kampf gegen das Chaos im Wasser und nicht nur gegen die Distanz.

Über die gesamten 3,8 km bekam ich keinen Rhythmus in mein Schwimmen. Selbst auf den Abschnitten, auf die ich mich am meisten gefreut hatte – dem Kanal durch das Herz von The Woodlands. Ständig musste ich meine Position verteidigen, während andere Athleten kreuz und quer schwammen. Und ich verstehe es. In so einem trüben Wasser war es aussichtslos, nach Füßen vor sich zu suchen, die zumindest stückweise die Richtung vorgaben. Aber irgendwie war für die meisten das Sighting nach vorn nicht im Schwimmfluss möglich. Also musste ich alle paar Meter um Athleten herum schwimmen, die anhielten, weil ihnen die Orientierung fehlte.  

Triathletin Nadin von eiswuerfelimschuh.de im Lake Woodlands während des Ironman Texas

Den ersten Kilometer redete ich mir mit jedem Armzug ein, dass es irgendwann besser werden würde. Dass sich das Feld auseinander ziehen und mit viel Glück die gesamte Breite des Sees genutzt werden würde. Leider war das alles nur Wunschdenken. Zum Glück waren die Bojen entlang des ersten Drittels für mich sehr gut zu sehen, sodass ich mich nach und nach von Boje zu Boje vorarbeitete. Ich war immer wieder damit beschäftigt, Athleten zu überholen, zu umschwimmen und kleine Freiräume auszumachen. Schon auf diesem Streckenabschnitt merkte ich, wie intensiv diese erste Disziplin mit ihren 3,8 km werden würde.

Rückblickend, mit der vielen Erfahrung im Ozean geschwommen zu sein, wusste ich genau, was es bedeutet, auf so einer Strecke mehr Kraft zu lassen, als man sich im Training und in der Planung für so einen Wettkampf vorab wünscht. 

Ich muss wirklich sagen, dass ich lieber mit den Wellen im Ozean kämpfe als mit den Athleten in einem See.

Ironman Texas Swim Course / Schwimmstrecke im Lake Woodlands mit Athleten im Wasser in einer langen Reihe entlang von gelben Bojen als Markierung mit Rettungsschwimmen auf SUP, ein Kajaks und Motorbooten

Ich weiß nicht, ob es wirklich nur mein Gefühl war, dass das Startfeld so unruhig war. Im Anschluss sah ich Drohnenaufnahmen. Alles wirkte so sortiert, ein schmales Startfeld, das sich einfach nur entspannt vorwärts bewegte. Aber inmitten von diesem Feld zu sein, war definitiv das bisher schwierigste Schwimmen auf so einer langen Distanz für mich.

Zweimal musste ich zwischendurch meine Schwimmbrille richten, weil ich entweder einen Ellbogen oder ein Knie am Kopf abbekommen hatte. Immer wieder tauchten aus dem schmutzigen Wasser Beine von Athleten auf, die mich trafen. 

Ich fragte mich unterwegs nicht nur ein Mal, wie es gewesen wäre, wenn ich mich weiter vorne einsortiert hätte. Natürlich alles in der Hoffnung, dass das Gefühl dort ein anderes gewesen wäre. Aber rückblickend – wer weiß das schon?

Erschwerend kam natürlich hinzu, dass der Schwimmabschnitt deutlich mehr Kraft kostete ohne Neoprenanzug. Der Speed Suit gab zwar auch in gewisser Weise Auftrieb, aber natürlich nicht in dem Maße wie ein Neoprenanzug. Jedes Nach-vorne- und Umherschauen fühlte sich so viel anstrengender an als gewohnt. Und ich war nicht die einzige Athletin, die unterwegs mausig wurde. Um mich herum gab es immer wieder Gemotze von Athleten über was auch immer. Genauso unerfreut sahen an der Uferkante Graureiher und Pelikane aus, die statt Futter an diesem Morgen Athleten serviert bekamen.

 

DIE WENDEBOJEN & DER KAMPF GEGEN DIE SONNE

Ich versuchte immer wieder, an die rechte beziehungsweise linke Kante des Schwimmfeldes zu gelangen, wollte mich aber gleichzeitig auch nicht zu weit entfernen. Jede erreichte Boje fühlte sich an wie ein unglaublicher Meilenstein, weil ich so sehr beschäftigt war mit dem Nach-vorne-Schauen und dem Suchen nach einem Platz für mich.

Als ich die erste Wendeboje nach circa 1,3 km erreichte, dachte ich, dass es jetzt nur noch aufwärts gehen könnte. Die zweite Wende war in unmittelbarer Sichtweite. In meinem Kopf hieß das schon Rückweg, auch wenn ich natürlich wusste, dass der letzte Abschnitt noch ein guter Kilometer durch den Kanal ist.

Diese 1,5 km bis zur zweiten Wende recht rüber in den Kanal wurden noch zäher. Zusätzlich zu dem Kampf, durch die Massen irgendwie vorwärtszukommen, kam nur noch die aufgehende Sonne mit grellem Morgenlicht hinzu. Auch wenn ich natürlich so eine Idylle im Training über alles liebe und mir nichts Schöneres vorstellen kann – nervte es mich in diesem Moment ungemein. 

Ironman Texas Swim Course / Schwimmstrecke im Lake Woodlands mit Athleten im Wasser in einer langen Reihe entlang von gelben Bojen als Markierung mit Rettungsschwimmen auf SUP, ein Kajaks und Motorbooten

 

DER ROTE BOGEN – HIGHLIGHT DER IRONMAN TEXAS SCHWIMMSTRECKE

Ich fokussierte mich auf jede einzelne Boje, die auf diesem Streckenabschnitt extrem weit entfernt voneinander schienen. Aus der Wettkampfbesprechung wusste ich, dass irgendwann ein großer roter Bogen auf uns warten würde, der mitten im Wasser platziert war. Tatsächlich sah ich ihn auch irgendwann etwas linksseitig vom Startfeld in der Ferne im Wasser – winzig klein.

Der Bogen kam jedoch so früh, dass er mich eher verwirrte, als dass er Orientierung gab. Dennoch war es ein richtiges Highlight bei diesem intensiven Schwimmerlebnis, das ich unterwegs wirklich zu schätzen wusste. Es war ein Bogen, wie du ihn vielleicht vom Langstreckenschwimmen bei Olympia kennt, wo man am Ende der Strecke anschlägt, wenn man im Ziel angekommen ist.

Ironman Texas Swim Course / Schwimmstrecke im Lake Woodlands mit Athleten im Wasser in einer langen Reihe entlang von gelben Bojen als Markierung mit Rettungsschwimmen auf SUP, ein Kajaks und Motorbooten

 

DER KANAL – DAS HERZSTÜCK VON THE WOODLANDS

Aus irgendeinem Grund schenkte mir dieses Highlight wirklich neue Energie, die zwar nur bis zur nächsten Boje anhielt, aber mir zumindest endlich ein gutes Gefühl bei dieser ersten Disziplin schenkte – auch wenn es von Rhythmus nach wie vor keine Spur gab. Es kamen noch zwei Wendebojen, die wir zur Orientierung hatten und die uns Richtung Kanal schickten.

Irgendwann hörte ich in der Ferne viele Zuschauer und konnte es gar nicht fassen, dass aus dem See nach und nach tatsächlich ein Kanal wurde. Wie sehr ich darauf gewartet hatte! Ich war fasziniert von der Masse an Zuschauern, die am Übergang standen und wie bei einem Marathon jeden Zentimeter der Strecke ausfüllten.

Hätte ich irgendwann meinen Rhythmus gefunden, würde ich rückblickend garantiert jetzt schreiben, dass es das schönste Schwimmerlebnis in den vergangenen Jahren war!

Triathletin Nadin von eiswuerfelimschuh.de im Lake Woodlands während des Ironman Texas

Dieser Eindruck ist jedoch auch heute noch so sehr in meinem Gedächtnis, wie er mich damals beim Schwimmen Meter für Meter Richtung Ziel und Schwimmausstieg brachte. Allein diese Zuschauer am Kanal und auf den Brücken, die wir durchquerten, hielten meine Energie hoch. Zuschauer befanden sich auch auf der rechten Seite auf den Balkonen der Häuser, und auch von dort war Jubel zu hören.

Nach Orientierung musste ich zum Glück nicht suchen. Sowohl entlang der linken als auch der rechten Seite fand ich Begrenzungen, die nicht nur mich davon abhielten, irgendwo wild herumzuschwimmen. Innerlich feierte ich jede Boje, die ich erreichte, jede Brücke, die ich hinter mir ließ. All die Zuschauer, die an der Seite standen und so begeistert und stolz über „ihre“ Athleten waren.

 

DAS ENDE DER TORTUR – SCHWIMMAUSSTIEG BEIM IRONMAN TEXAS

Von meinem Trainingslauf wusste ich, dass in der Ferne irgendwann eine Holzbrücke auftauchen würde und eine Mauer, die das Ende des Kanals markierte. Die letzten 200 m offenbarten den Schwimmausstieg. Es gab eine Boje zu umschwimmen, die uns direkt zur Metalltreppe brachte.

Dort erwarteten uns mehrere Helfergruppen, die uns förmlich aus dem Wasser zogen. Weil sich die Athleten an der ersten Gruppe stauten, schwamm ich ein Stück um sie herum zum Ende der Treppe.

Ein Helfer, der sich mit einer Hand an der Leiter festhielt und mit der anderen weit in den Kanal lehnte, rief mir zu, dass ich ihm meine Hand entgegen strecken sollte. Ich brauchte ein paar Beinschläge, bis er sie endlich greifen konnte. Es griff beherzt zu und zog mich die letzten Meter heran. Ein zweiter Helfer nahm meine andere Hand, und ich wurde nach 1 Stunde 16 Minuten förmlich an Land gehoben.

Ich war tatsächlich richtig erschöpft und merkte auf den ersten Metern an Land, wie viel Kraft mich die Ironman Texas Schwimmstrecke gekostet hatte. 

Ohne Neoprenanzug zu schwimmen, ist irgendwie so, als würde man uns statt Carbonmaschine den Stahlrenner hinstellen.

WECHSEL ZUM RAD & DIE BESTEN HELFER DER IRONMANWELT

Ich versuchte, erst einmal Orientierung zu finden, wusste aber, dass ich mich nach links bewegen musste, um zu den Wechselbeuteln zu gelangen. Die kleine Rampe hinauf nutzte ich, um meine Schwimmbrille und meine Badekappe abzunehmen.

Meinen Beutel fand ich sofort relativ weit vorn in den Reihen, griff ihn und öffnete ihn während des Laufens zum Wechselzelt. Dort erwartete mich bereits ein Helfer, der mich in das richtige Zelt schickte. Im Wechselzelt waren zahlreiche Athletinnen genauso wie Helferinnen.

Vergleichsweise enttäuscht über die ganze Situation, aber auch zufrieden über meine Schwimmzeit – wohl wissend, dass ich so viel schneller hätte sein können – eierte ich Richtung Wechselbereich. Gleichzeitig empfand ich Zufriedenheit darüber, diese Zeit trotz der Hektik und schwierigen Bedingungen auf der gesamten Strecke ohne Neoprenanzug erreicht zu haben.

Erschöpft, enttäuscht und zufrieden gleichzeitig – nur ein Ironman kann so widersprüchliche Gefühle auslösen. Aber wenigstens hatte ich das Schwimmen geschafft. Wenigstens das, wie es Zuschauer einem direkt im Wechselbereich vor Augen führten.

Triathletin Nadin von eiswuerfelimschuh.de in der Transition mit Beutel für den Bike Course in der Hand

Eine von den Helferinnen stellte sich vor meinen Beutel und legte mir alle Sachen für die Radstrecke bereit. Sie half mir in meine Socken und Schuhe, während ich meinen Tri-Suit anzog. Weil alles so unglaublich schnell mit ihrer Hilfe ging, brauchte ich nur noch den Helm aufzusetzen und meine Gele und Riegel in meine Rückentasche zu packen.

Ich nahm als letztes mein Edge in die Hand und konnte meinen Beutel bei der Helferin lassen, um mich Richtung meines Fuji zu bewegen. Helfer zeigten mir Schritt für Schritt den Weg. Ich musste ziemlich langsam laufen, weil der Rasen des Wechselbereichs sehr ausgetreten und rutschig war durch den vielen Regen.

Was ich auf der Radstrecke erlebte und wie es für mich auf meiner zehnten Langdistanz beim Ironman Texas auf der Hardy Toll Road weiterging, erfährst du im nächsten Beitrag.

[Photo Credits: Oliver Eule / eiswuerfelimschuh.de] | Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.

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