Emotionen sind mit Sicherheit das, was Zuschauer beim Ironman neben der unglaublichen Leistung, die Athleten vollbringen, fesselt und begeistert. Die ganz besonderen Emotionen beim Zieleinlauf und danach bei der Ironman World Championship stehen im Mittelpunkt von Olivers zweitem Gastbeitrag. Oliver hat versucht ganz dicht dabei zu sein und die Momente mit seiner Kamera einzufangen. Momente, in denen Athleten ihren Gefühlen über Sieg oder auch Niederlage freien Lauf ließen. Selbst ein Jahr danach, ist es für uns immer noch bewegend all das auf den Fotos anzuschauen!
Wir möchten dich einladen, uns auch noch einmal dort hin zu folgen. An den Ort, wo wir den Verlauf der Ironman World Championship 2015 mitverfolgt haben. Wo wir den Zieleinlauf als unglaublich bewegend erlebten und auch Stunden nach dem ersten Mann und der ersten Frau noch an der Strecke waren, um den Altersklassen Athleten zuzujubeln.
Gastbeitrag von Oliver Eule
Nachdem ich meine Wunschmotive von der Radstrecke im Kasten hatte, war ich glücklich. Es war nicht einfach gewesen und sehr schweißtreibend, wie du dir vielleicht vorstellen kannst bei der Hitze. Aber der Aufwand hatte sich für mich wirklich absolut gelohnt!
Was jetzt aber noch fehlte, war das ultimative Motiv vom Ironman das jeder kennt: das Finisher Foto von der Ziellinie vom ersten Athleten und der ersten Athletin!
Dieses Motiv landet bei den meisten Magazinen mindestens einmal auf dem Cover. Viele Fotografen aus aller Welt reisen nur aus diesem Grund an. Es gibt unter ihnen sogar zahlreiche, die wirklich keine anderen Aufnahmen vom Wettkampf machen. Ich wollte mir natürlich diese Gelegenheit genauso wenig entgehen lassen und ebenfalls dabei sein. Egal aus welcher Entfernung die Fotos entstehen würden.
Alle Fotos kannst du zur Vergrößerung anklicken.
UNTERWEGS AUF DER LAUFSTRECKE DER IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP
Ich fuhr also wieder in das Zentrum der kleinen Stadt Kona, um mich mit Din an der Laufstrecke zu treffen. Sie hatte vorgehabt, unbedingt einige Athleten anzufeuern und den Laufstil der Profis zu studieren. Durch Zufall kam ich gerade richtig, denn die beiden Erstplatzierten der Männer und Frauen hatten ihre ersten Kilometer auf dem glühenden Asphalt bereits hinter sich.
Ich gab Din noch schnell eine Kamera und wir nahmen Andreas Raelert ins Kreuzfeuer. Dieser kurze Moment hatte gereicht mich wieder zu motivieren, weitere Aufnahmen zu machen. Denn eigentlich war mir nur noch unglaublich heiß. Meine Hände schmerzten vom stundenlangen einhändigen Radfahren und der Kamera in der anderen Hand.
Wir beschlossen beide, dass wir so langsam in Richtung Ziel gehen sollten, um uns dort etwas zu erfrischen und Trinken zu kaufen. Zu unserem Erstaunen war der Zielbereich fast menschenleer. An der Leinwand lief die live Übertragung der Berichterstattung der TV-Station. Aber praktisch niemand war da, um es sich anzusehen. Damit hatten wir beide nicht gerechnet. Wir kauften einige Erfrischungen im ABC-Store und genossen eine kurze Pause. Anschließend liefen wir etliche Male an den Absperrungen entlang, um einen geeigneten Platz zum Fotografieren zu finden. Ich dachte mir irgendwann:
Hier könnte das etwas werden mit dem für uns perfekten Zielfoto!
Wenn wir uns in der Nähe der Laterne dicht an das Gitter stellen, könnten wir alles einfangen. Gesetzt den Fall, dass natürlich keiner der vielen Helfer vor die Kamera laufen würde. Ich legte meinen Rucksack ab und wir warteten.
Um uns herum wurde es dann plötzlich doch langsam aber sicher voller. Immer mehr Menschen kamen, um das Triathlon Finish des Jahres nicht zu verpassen. Auch die gegenüberliegende Presse-Tribüne füllte sich. Die Fotografen und andere Medienvertreter nahmen ihre Plätze ein. Hinter uns gab es kein vor oder zurück. Es fühlte sich an, wie bei einem Rockkonzert in der ersten Reihe zu stehen. Über die Lautsprecher war zu hören, dass Jan Frodeno in Führung lag. Nur noch einige Kilometer und er könnte als Sieger den legendären Zielbogen als erster Athlet erreichen.
Das Gerangel nahm zu an dieser eigentlich ziemlich engen Stelle am Zielbogen. Für wirklich viele Zuschauer war dort kaum Platz. Schon gar nicht alle, die gern dabei gewesen wären. Von links und rechts spürte man den Druck der Menschenmassen. Sie alle wollten sich den Zieleinlauf aus der Nähe anschauen. Die allermeisten hielten trotzdem ihre Smartphones in der Hand. Ich hörte deutsche Stimmen, drehte mich um und wurde angesprochen.
Wann kommt der Erste?!
„Kann nicht mehr lange dauern“, antwortete ich. Die Dame mit der Frage streckte ihr Smartphone hoch in die Luft und schien Fotos zu machen. “Ist das hier ein Marathon?” Mir fiel bald die Kinnlade herunter, aber ich antwortete trotzdem freundlich:
“Nein, das ist ein Triathlon. Der wichtigste der Welt!”
Sie antwortete daraufhin: “Ach nein, das wusste ich nicht, wir machen hier Urlaub auf Maui und sind heute mal mit der Fähre rüber gefahren. Hier war es so voll, da wollten wir mal gucken.” Innerlich rollte ich nur mit den Augen und dachte mir: „Hier stehe ich dicht gedrängt seit Stunden in der prallen Sonne, um die begehrtesten Finisher Fotos im Triathlonsport zu machen und muss mir den wenigen Platz mit einigen Schaulustigen Touristen teilen? Unglaublich!!!!!“ Spätestens jetzt beneidete ich wieder alle Leute auf der Presse-Tribüne.
Nun wurde es aber wirklich ernst! The Ironman Voice, Mike Reilly höchstpersönlich, peitschte jetzt ein. Es wurde lauter und lauter. Nur noch wenige Sekunden und er würde kommen, der Sieger der Ironman World Championship 2015. Ich bekam Gänsehaut und fuhr instinktiv meine Ellenbogen noch etwas weiter aus, um mir noch ein wenig mehr Platz zu verschaffen. Ich beugte mich so weit es ging über die Absperrung. Din stand rechts von mir auf Zehenspitzen, um über mich rüber zu fotografieren. Während sie den gesamten Zielbogen im Blick und Fokus ihrer Kamera hatte, konzentrierte ich mich auf die Close-ups. Was folgte war einfach nur unfassbar schön anzusehen!
DER SIEGER DER IRONMAN WELTMEISTERSCHAFT 2015: JAN FRODENO
Als Jan Frodeno die Ziellinie überquerte und dann voller Freude den schwangeren Bauch seiner Ehefrau küsste, wurde mir bewusst:
Auch diese Profi-Athleten mit ihren unglaublichen Leistungen in diesem Sport sind ganz normale Menschen.
Die Emotionen, denen sie an diesem Nachmittag freien Lauf ließen, unterscheiden sich nicht im Geringsten von den Agegroup-Athleten. Es flossen Tränen der Freude, aber auch der Enttäuschung – bei den Athleten wie auch deren Angehörigen. Es waren für mich großartige Momente, die ich mit Din an diesem Tag erleben durfte!
DIE SIEGEREHRUNG DER MÄNNER DER IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP
Bei der Siegerehrung dieser Ironman World Championship floss reichlich Champagner. Ich konnte danach noch Jan Frodeno beobachten, wie er in einem unbeobachteten Moment ein Telefonat führte. Er schien etwas mit dem Telefon zu kämpfen. Ich vermute mal, das er mit seiner Familie im Ausland sprach. Genau weiß ich das natürlich nicht, aber könnte schwören, ich hätte gesehen, wie er das Wort “Mama” mit seinen Lippen formte.
DIE SIEGERIN DER IRONMAN WELTMEISTERSCHAFT 2015: DANIELA RYF
Der Zieleinlauf von Daniela Ryf war nicht weniger emotional. Sie sprang über die Ziellinie! Eben ganz Daniela, und wurde nach einem kurzen Posieren vor den Fotografen von einem ihrer Liebsten in den Arm genommen und ordentlich abgeknutscht. Ihr Lächeln danach war einfach herzerwärmend.
…und wie der längste Triathlon Tag des Jahres für uns zu Ende ging?
Diesen langen und ereignisreichen Tag ließen Din und ich dann etwas entspannter ausklingen. Während ich noch einige Aufnahmen von der Laufstrecke machte, vertrieb sie sich die Zeit am Zielbereich. Sie jubelte den Altersklassen-Athleten zu, genoss einen sagenhaften Sonnenuntergang wie an so vielen Abenden auf dieser Insel und war dabei auch noch in bester Gesellschaft!
Ihr möchtet noch mehr über unser Abenteuer auf Big Island erfahren oder wie wir die Ironman World Championship erlebt haben? Dann laden wir euch ein, unter dem Tag Hawaii etwas zu stöbern. Viel Spaß!