Laufgeschichten: Einfach ein viel zu dickes Fell

Man könnte manchmal meinen, dass auch im eigenen Leben täglich das Murmeltier grüßt. Aus dem Bett stürzen oder schleichen, Schwimmsachen Huckepack nehmen, Yogamatte ausrollen oder eben Laufschuhe an. Los. Irgendetwas wird sicher auf dem Trainingsplan stehen. Natürlich. Auch wenn wir noch Februar haben, ist irgendwie ja schon mitten in der Saison.

Der Blick zum Thermometer ist am Laufmorgen fast obligatorisch, obwohl das auch nur gutes Zureden ist. Denn all zu viel wird sich sicher nicht zum Vortag verändert haben. Irgendetwas unter dem Gefrierpunkt. Während ich zu Haus die drei Lagen Sachen schwitzend und auch ein wenig fluchend übereinander zerre, wünsche ich mir, ich wäre ein Murmeltier. Dickes Fell. Winterschlaf. Alles sehr verlockende Dinge. Vielleicht doch noch eine Schicht Sachen für ein extra dickes Fell?

Manchmal wundert es mich, dass ich mich noch bücken und die Schnürsenkel schließen kann. Nein, ich bin nicht zu dick angezogen. Auf keinen Fall. Ich kann zwar kaum über den Berg Klamotten nach unten schauen und meine Fußspitzen sehen, aber nein. Natürlich habe ich zu viel an! Spätestens nach einem Kilometer geht das Getobe und Gezerre los. Heimwärts? Niemals. Da ist ja das Bett, dass nur darauf wartet, dass man wieder hineinfällt. Dann lieber die Handschuhe vierzehn Kilometer tragen. Von Hand zu Hand wechseln und alle Reißverschlüsse öffnen, die nur ansatzweise irgendwie auf gehen. Am Shirt ziehen, damit es etwas lockerer sitzt. Als würde das irgendetwas bringen! Ich staune manchmal wirklich, wie man sich benimmt. Mit all der Erfahrung in den Läuferbeinen und dem Trainingskörper. Ist ja nicht der erste Winter, schon gar nicht die ersten paar Laufkilometer und wirklich eisig ist es auch noch nicht. Ich erinnere mich an einen Winter mit wenige als minus fünfzehn Grad. Da hatte ich zwei Hosen an… Jetzt aber erst einmal aus der Not immer die Mütze weiter nach oben schieben, damit der Dampf an den Ohren raus kann… All zu oft passiert das nicht, aber gern immer wieder mal.

Na jedenfalls soll doch dieses kleine Fellknäuel neulich davon gesprochen haben, dass es wirklich noch mindestens sechs Wochen Winter bleiben wird?! Ja, aber dann ist doch schon Miiiiiiiitte Määääääärz?! Das war sicher ein Versehen. Einfach ein Irrtum! Denn Anfang März ist der Britzer Garten Lauf. Steht in meiner Wettkampfplanung. Da sind die Frühblüher unterwegs und manchmal kann das Thermometer fast schon zweistellige Zahlen zeigen. Hin und wieder schaffte es das tatsächlich. Gut zureden. Immer wieder gut zureden. Aber mit Phil und dem Datum, gleich der erste Tag im März, sehe ich da wenig Potential, dass ich entlang von bunten Wiesen laufen werde. Na gut, muss ich mich später drum kümmern, wenn es so weit ist. Moralisch stelle ich mich jedenfalls schon einmal auf einen wirklich frostigen Lauf ein. So wie eigentlich momentan jeden Morgen. Mit Glück sind zumindest die Wege nicht so halb verkrümelt zugeschneit und irre glatt. Mir fehlt der tiefe Schnee vom Jahreswechsel. Irgendwie ist der Winter nur so halb richtig, wenn es so komisch langsam, seltsam graupelt. Wirklich vermisse ich aber eigentlich nur das Training in kurz. Vielleicht sogar am Wasser. Sonne. Leichte Brise, glitzerndes Meer…

Laufgeschichten: Einfach ein viel zu dickes Fell

Ihr wisst schon: Strandvermisser, Sonnensucher, Ozeanverliebte, Julimädchen, Wassernixe, Horizontversinker, Fernwehleidende, Salzwassertrinker, Wellengucker, Klippenspringer,… Dazu eine kleine Bildergeschichte von mir auf Steller.

Naja der eisige Wind hat schon etwas. Das muss ich zugeben. Zumindest bin ich hellwach, selbst wenn ich noch keinen Tee hatte. Neulich konnte ich mal mitten am Tage laufen. Konnte wäre vielleicht zu höflich ausgedrückt. Ich habe es mir erzwungen. Die Sonne strahlte so unfassbar schön, dass ich weder ans Arbeiten noch etwas anderes denken konnte. Meine Laufschuhe starrten mich an. Sie bettelten geradezu! Lohnenswert war es allemal! Ich konnte die Jacke öffnen und nein, ich war nicht zu warm angezogen. Vielleicht sogar etwas zu leicht bekleidet. Ich habe mich von der Sonne blenden lassen. So konnte ich eigentlich den Großteil meiner Strecke ganz beschwingt vor mich hin laufen. Fast so, als würde ich im gleichen Rhythmus laufen, wie die laut zwitschernden Vögel, die etwas von Frühling singen wollen. Aber die haben sicher noch nichts von Phil gehört!

 

Immer noch Leselust? Dann könnt ihr hier mehr Laufgeschichten finden.

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PS: Vor einiger Zeit entspannt am Wasser beim Training trug ich das super weiche Fabletics Shirt, meine Lieblingsshorts von Brooks, den Nike Pegasus und die TomTom Cardio Multisport. Sonnenschutz schenkten mein Eiswuerfel Im Schuh Visor und meine Rudy Project.

16 Gedanken zu „Laufgeschichten: Einfach ein viel zu dickes Fell“

  1. Wahnsinn, … ich bekomme grad gar nichts bewegt, … dieses Grau macht mich wahnsinnig. Alle Achtung, dass es tatsächlich Menschen gibt, die jeden Morgen ihren Schweinehund besiegen können, … mit dem Laufen warte ich glaube noch ein paar Wochen, … :-/

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    • Das kann ich so gut verstehen! Wenn die Sonne mal nicht strahlt, dann bin ich auch wirklich niedergeschmettert. Scheint die Sonne, ist es aber noch kälter. Also meist zumindest… Irgendwie bin ich da immer hin und her gerissen. Aber meine Ziele helfen ein wenig, dass ich mich doch immer wieder in die Trainingssachen schwinge.

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  2. Hallo, Nadin,

    ich gehöre zu denen, die keinerlei Probleme mit den Jahreszeiten – außer mit einem heißem Sommer – haben, auch keinen Schweinehund (mehr) kennen, aus meiner Sicht, alles eine Frage der Zeit, auch das zu warm Anziehen ist meist Schnee von gestern, weil ich lieber anfangs fröstle, um dann die richtige Temperatur während des Laufens zu haben.

    Soll heißen, wenn man lange genug sportlich draußen in Bewegung ist, dann kann man gar nicht mehr anders – ein tolles Gefühl – für mich Strafe, wenn ich – aus welchen Gründen auch immer – nicht kann.

    Und das Meer habe ich ja immer – zu jeder Jahreszeit !

    Und du darfst auch irgendwann wieder mit WENIG am Strand laufen, surfen……………….. 😎

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    • Ich trällere vor mich hin und freue mich auf die sommerliche Meerespriese…

      Ach wenn ich doch nur immer mal so vernünftig wäre mit den Sachen. Diese Bettwärme nehme ich gern mit auf die Laufstrecke. Ich werde es mir aber besser wohl demnächst wieder vorbeten und eine Lage da lassen. Ganz sicher… bestimmt.

      Dann genieße für uns alle die frische Brise am Wasser.

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    • Hi Oliver,

      nein, bis jetzt ist bei mir nichts gefroren. Ich glaube, wenn man es nicht übertreibt, geht das ganz gut und man gewöhnt sich ja von Tag zu Tag daran…

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  3. Hallo Din,
    ich schon gesagt, Deine Diziplin ist wirklich beachtlich. Es gehört schon eine gehörige Portion Willen dazu bei diesen Temperasturen aus dem Bett zu steigen und in die Laufschuhe zu springen. Respekt!
    LG Frank

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    • Hallo Frank,

      lieben Dank. Wirklich, der schlimmste Schritt ist unter der Bettdecke hervorzuschauen. Aber wie Kathrine auch sagte, es gibt immer einen Bonus. Bei jedem Training. Momentan ist es die Sonne, die hin und wieder auf die vereisten Felder scheint oder die frostüberzogenen Bäume. Einfach schön.

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  4. Hallo Din,

    eiserne Disziplin und toller Beitrag!

    Ich lese deinen Blog jetzt schon länger und was ich mich schon seit einiger Zeit Frage: Machst du manchmal zur Abwechslung eigentlich auch irgendeine andere Art von Cardio Training? Was hältst du von diesem neuen Trampolinhallen-Trend (www.trampolinhallen.de)?

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    • Hallo Torben,

      vielen Dank. Ja, also Trampolin ist sicher mal eine schöne Abwechslung, aber ich bevorzuge gern alles, wofür ich nicht irgendwo hinfahren muss. Deshalb laufe ich auch so gern.

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  5. Tja, die große „Was ziehe ich an?“-Frage… Ich stelle gerade so im Rückblick fest, dass ich in all den Laufjahren noch nie zu kalt angezogen war! Gut, manchmal war es so eisig, dass man nach 20 Kilometern ein bisschen gefroren hat, aber dagegen kann man sich nicht anziehen. Aber ich habe eigentlich immer eher geschwitzt als gefroren! Das passiert übrigens bei dem aktuellen Nicht-Winter-nicht-Frühling-Wetter häufiger…

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    • Komisch was?! Ich glaube, ich habe maximal bei ein, zwei langen Winterläufen irgendwann zum Ende hin angefangen zu frieren…

      Das Wetter verwirrt mich aktuell auch sehr. Das ist schlimmer als etwas unter null Grad. Da fällt mir ein, ich meine, ich hätte dich neulich mal im Dunkeln an mir vorbei huschen sehen, als ich ganz früh morgens auf die Weg zu Stadt war. Leider war ich zu müde, um etwas zu sagen. Aber vielleicht sehen wir uns ja mal so wieder…

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