Schwimmgeschichten: So viel Freiheit

Das Schwimmen in offenen Gewässern gehört zu den Erlebnissen in meinem Triathlonleben, die plötzlich ungeahnte Freiheit entstehen lassen können. Die mich im Moment sein lassen. Sie sind besonders. Sehr sogar. Vor allem jetzt!

Die ersten Male Freiwasserschwimmen sind jedes Jahr wieder ein neues Abenteuer, zu dem ein klein wenig Überwindung gehört. Zugleich ist es geradezu berauschend, endlich genau das wieder erleben zu dürfen! Geht es dir dabei auch so? Dieses vielfältige Element bietet wunderbare Qualitäten, die ich so sehr vermisst habe. Allein darin vor mich dahin schweben zu können, ist begleitet von dem Gefühl, unglaublich frei zu sein!

Fast ausnahmslos begleitet mich beim Freiwasserschwimmen ein befreiendes und erfüllendes Gefühl. Es sind Eindrücke, die in unserem aktuellen Alltag vielleicht gerade viel zu kurz kommen. Deshalb erwartete in den vergangenen Wochen bei meinen ersten Schwimmtrainings in offenen Gewässern nicht weniger, als mich wie so oft wie ein Fisch im Wasser zu fühlen. Wenngleich das Schwimmen mehr als zu kurz kommt, ich kaum mehr Wassergefühl zu haben schien, von Kraft und Kondition mal abgesehen, wollte ich mir die ersten milde Tage keinesfalls entgegen lassen. Selbst wenn ich den Neoprenanzug nur wenige Minuten für dieses Element überstreifen würde, hätte es sich gelohnt!

Viel Überzeugungskraft brauchte es nicht, um einen Begleiter für mein Vorhaben zu finden. Denn allein wollte ich selbst mit Schwimmboje nicht ins Wasser. Wer weiß denn, wie ich mich fühlen würde nach einem guten halben Jahr ohne Schwimmtraining?!

Aber stelle dir vor! Es stellte sich tatsächlich heraus, dass man Schwimmen nicht einfach so verlernt. 

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Schwimmtraining Freiwasser Triathlon Training Freiheit Triathletin im offenen Gewässer mit Neoprenanzug, Schwimmbrille, Badekappe und GPS Sportuhr

Das macht es natürlich nicht einfacher. Schon gar nicht, wenn sich der Neoprenzug fester als in meiner Erinnerung in der kalten Umgebung anfühlte. Man schwimmt unweigerlich nicht nur im Widerstand des Wassers sondern auch des Anzugs. Das hielt mich dennoch nicht davon ab, mittlerweile mehrmals für eine Weile das zu genießen, was mich aus der Ferne so magisch anzog. 

Sobald meine Zehen die ersten Sandkörner berühren, komme ich Mal für Mal an. Das  erste Schweben nach dem leichten Abstoßen vom flachen ins tiefere Wasser ist ein Beobachten und Spüren. Ich kann meinen Händen mit jedem Blick durch das Wasser folgen. Bewegung und Atmung gleichen sich Zug um Zug an. Es entsteht ein Rhythmus, den es im alltäglichen Leben kaum zu geben scheint. Fast bedacht und doch so natürlich, als würde ich nie etwas anderes machen. 

Je weniger ich möchte, je weniger ich nach etwas strebe, desto mehr entsteht das Gefühl von Einheit. Einheit in mir und Einheit von mir mit dem Wasser. 

In die eine Richtung folge ich meinem Schatten, der mir ganz leicht voraus ist. Begleitet von den Sonnenstrahlen, die ich durch den unterschiedlichen Kontrast des Wassers und Untergrunds nahezu einzeln zählen könnte. Strahlen, durch die sich langsam erst meine Hände, dann Arme und mein gesamter Körper bewegen. Als könnte ich sie tatsächlich anfassen. Aber tatsächlich rinnen sie flackernd wie Sand in einer Sanduhr durch meine Finger hindurch. 

In die andere Richtung ziehe ich meinen Schatten leise hinterher, als würde ich die Ruhe im Naturschutzgebiet nicht brechen wollen. Meine Hände tauchen langsam Zug für Zug ein in das klare aber dunkle Wasser, dessen Kontrast sich durch die blendende Sonne intensiviert hat. 

All das, was uns vielleicht derzeit so schwermütig begleitet, ist für den Augenblick zusammen mit dem Schleier in der Schwimmbrille weggewischt. Die Minuten vergehen mal rasend schnell, mal so langsam, dass ich im Kopf einen Sekundenzeiger ticken hören kann. Erinnerungen an den Alltag verblassen. Gedanken gehen über in die sanfte Bewegung des Körpers. Jeder Armzug fördert das Gleiten. Das Wasser um mich herum ist ganz ruhig. Es scheint, als könne ich jeden Wassertropfen, den meine Arme durch die Bewegung abstreifen, beim Fallen zuschauen. 

Plötzlich zählt nichts anderes als dieser eine Moment. Der Moment des sich Verlierens und gleichzeitig Wiederfindens. 

Es ist die Geborgenheit in unglaublicher Freiheit. Die Liebe für ein Element, das mich seit der Kindheit begleitet. Um so weniger diese Momente im Alltag sind und das Leben immer wieder einfach übernimmt, um so wertvoller wirken sie. 

Mitten im See hielt ich an. Schaute mich um. Nahm diese unglaubliche Ruhe wahr. Gleichzeitig waren dort die vielfältigsten Vogelstimmen zu hören. Das Schnattern der Küken, die sich ein wenig aufgeregt um den Schwan bewegten, wie ich noch kurz vorher meine ersten Schwimmzüge nahm. 

Es war kalt. Meine Güte, war das kalt! Ich war durch diverse Brandenburger Seen, aber auch durch die Ozeane, zu denen es mich so regelmäßig zog, einiges gewöhnt. Die letzten Jahre war ich auch oftmals zeitig im Frühling und lange im Herbst noch schwimmen. Mir ist die Erinnerung an mein Escape from Alcatraz Triathlon Abenteuer noch unglaublich präsent. Ich weiß, was es heißt, bei 12° längere Zeit im Wasser zu bleiben. Zum Glück habe ich durch dieses Schwimmen in der Bay von San Francisco Ausrüstung, die mich warm hält. Dennoch sind die ersten Male eine unglaubliche Gewöhnung. Auch wenn ich glaube, dass das Wasser im See schon etwas wärmer war. Vielleicht 14° und schon einen Tag später spürbar noch etwas milder. Bis die Woche drauf alles wieder abkühlte,… Zumindest konnte ich an dem ein und anderen Tag noch meine Finger bewegen und selbstständig meine Badekappe absetzen sowie meinen Neoprenanzug öffnen!

Dennoch ist es den Einsatz jedes Mal wert. Im offenen Gewässer zum Schwimmen zu gehen hat immer wieder diesen besonderen Reiz von Ruhe, Gelassenheit und Freiheit! 

Irgendwann übermannte mich ein sentimentales Gefühl. Wenn das jetzt hier zu Ende ist, dann ist auch diese unglaubliche Freiheit und das Sein in dem Augenblick verschwunden. Natürlich ist es an mir, meine Gedanken so auszurichten, dass es nicht verschwindet. 

Aber das Leben! Das Leben ist dann irgendwann einfach wieder da. Das genau so, wie es nun einmal ist. Nur die Erinnerung und freudige Erwartung auf so einen nächsten Moment des Losgelöstseins bleibt dann zurück…

Schwimmtraining Freiwasser Triathlon Training Freiheit Triathletin im offenen Gewässer mit Neoprenanzug, Schwimmbrille, Badekappe und GPS Sportuhr

Wie erlebst du jedes Jahr deine ersten Freiwassermomente? Spürst du auch diese wunderbare Freiheit? Ist das Schwimmen in offenen Gewässern eine Herausforderung für dich oder fühlst du dich direkt wieder wohl in diesem Element?

Möchtest du dich weiter im Element Wasser verlieren? Dann findest du natürlich auf meiner Seite noch einige weitere Schwimmgeschichten. Wirklich ganz besonders war das Chicago Skyline Swimming im Lake Michigan. Das Schwimmen ist schon Herausforderung genug? Du bist dir beim Thema Schwimmen in offenen Gewässern unsicher? Dann lese doch mal meinen Beitrag zu den 5 Gründen, warum es sich wirklich lohnt Freiwassertraining unbedingt auszuprobieren.

Alle hier gezeigten Fotos wurden von Oliver erstellt. Die Rechte an diesen Aufnahmen liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung ist nur in Absprache mit uns möglich.

2 Gedanken zu „Schwimmgeschichten: So viel Freiheit“

  1. Liebe Din,
    du schreibst so herrlich über das Freiwasserschwimmen, dass man direkt auch in den See springen möchte. wenn nur die Temperatur nicht wäre. Ich als echter Warmduscher brauche einfach noch ein paar Grad mehr, um wirklich einzutauchen 😉 . Aber wenn es dann erstmal soweit ist, kann ich es auch echt genießen und bin bei deiner Beschreibung ganz bei dir.
    Liebe Grüße
    Frank

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    • Hallo lieber Frank. Das ist so schön. Genau. So etwas wollte ich erreichen. Aktuell haben wir zwischen 17 und 19°. Ich war selbst überrascht. Ich dusche ja morgens immer kalt. Sonst bin ich ja auch ein Kältemuffel. Aber das scheint gut zu helfen. Schön, dass du es dann aber auch genießen kannst. Viele Grüße und viele schöne Freiwassermomente in dieser Saison.

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