Der City Triathlon Berlin und die Deutschen Meisterschaften im Triathlon fanden nach 2019 mit rund 300 Teilnehmern erneut im Rahmen von Die Finals auf dem Olympischen Platz statt.
Es ist immer etwas Besonderes, wenn sowohl der Elite über die Sprintdistanz als auch Hobbytriathletinnen und -athleten mit einer Sprintdistanz und einem Supersprint eine gemeinsame Plattform geboten wird! Entsprechend vielfältig und interessant waren die Eindrücke, die wir bei meinem Rennen über die Sprintdistanz und bei den Elite Rennen sammeln konnten. In diesem ersten Beitrag zu dem langen Berliner Triathlon Wochenende beginnen wir mit dem City Triathlon Berlin für die Altersklassen Athleten mit und ohne Wertung für die deutsche Meisterschaft.
Tolle Stimmung. Bekannte und schöne Strecke. Großartige Location. Das machte das Berlin City Triathlon Wochenende aus. In diesem Jahr wurde alles kompakt rund um den Olympischen Platz herum organisiert. Sowohl für die Athleten als auch für die Zuschauer des Triathlons und anderer Sportveranstaltungen im Rahmen von Die Finals.
Für uns Hobbyathleten, egal ob super ambitioniert oder mit dem Gedanken, dass dabei sein alles ist, bot der City Triathlon Berlin die Möglichkeit, zwischen all den Meisterschaften selbst aktiv zu werden. Ich liebe das Olympiastadion und mir hatte bereits beim vergangenen City Triathlon 2019 sowohl die Strecke, klar als BerlinMan Fan, aber auch das gesamte Drum Herum am auf dem Olympischen Platz sehr gut gefallen. Deshalb zögerte ich nicht mit einer erneuten Teilnahme.
Die Schwimmstrecke über 750m mit sehr langem Landstart war im Wannsee sehr übersichtlich und gleichzeitig mit den fast 90 Treppenstufen hinauf zum Wechselbereich 1 herausfordernd. Die Radstrecke mit ihren 19,5km mit leichten Veränderungen zu 2019 ging über eine Runde vom Wannseebad über einen kurzen Abstecher zum Kronprinzessinnenweg über den Willie zum Grunewaldturm mit einem kleinen Schlenker hinter dem Postfenn bis zum Olympischen Platz. Bisschen hügelig mit schönen Abfahrten und einigen Kurven ist dieser Abschnitt wirklich kurzweilig. Direkt vor dem Olympiastadion befand sich der Wechselbereich 2. Von dort aus sollte es auf den 2,25km langen Rundkurs der Laufstrecke gehen. 2x war dieser zu absolvieren.
Für mich sollte es die 5. Sprintdistanz werden. Sonst mache ich es mir ja immer ganz schön bequem auf den längeren Distanzen. Dabei machen diese kurzen Triathlons so viel Spaß. Aber klar, das von Anfang an auf Anschlag unterwegs sein, muss man wirklich wollen. Ich wollte es unbedingt. Entsprechend groß war die Vorfreude auf dieses Event!
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CITY TRIATHLON BERLIN STARTNUMMERNAUSGABE
Freitagnachmittag ging es für mich wie für alle anderen gemeldeten Athleten zur Startnummernausgabe am Olympischen Platz. Zwischen Olympiastadion, Wechselbereich, Tribünen und Zielbereich des City Triathlons Berlin befand sich eine minimal gehaltene Messe mit einem Triathlon.de Shop, einem Stand der Deutschen Triathlon Union sowie den Organisationszelten der durchführenden TriathlonD Event Agentur. Genau dort sollte es auch am Nachmittag alle Unterlagen und die Möglichkeit der Abgabe des Beutels mit den Laufsachen geben.
Nach der tollen Organisation des BerlinMan vergangenes Jahr unter Corona Bedingungen, hatte ich fast darauf gehofft, dass all meine Unterlagen und Beutel am Rennmorgen an meinem Platz am Strandbad Wannsee liegen. Das hatte mir als Athletin wirklich gut gefallen, weil so ein Weg weniger nötig war. Stattdessen war nun alles wieder vor Ort zu erledigen. Letztlich auch ganz nett, sich vorab schon einmal etwas umzuschauen, die Stimmung aufzunehmen und das Ziel so klar vor Augen zu sehen.
So klein und heimelig alles war, so flink ging alles bei der Startnummernausgabe und dem Abgeben meines Laufbeutels. Ich musste die zu Haus vorbereiteten Laufsachen einfach nur in den neuen Beutel legen und ihn Helfern überreichen. Zu Haus war ich noch sehr verunsichert, wie wenig im Vergleich zu anderen Distanzen zusammenkommt. Aber dort vor Ort war ich ziemlich zuversichtlich, dass Laufschuhe und Sonnenbrille wirklich alles war, das ich für die abschließenden 4,5km benötigen würde.
Eine Wettkampfbesprechung gab es nicht. Stattdessen wurden online alle Informationen zur Verfügung gestellt. Also konnte ich noch etwas Die Finals mit Bogenschießen und dem Laser Run des modernen Fünfkampfs genießen und die Seele bei bestem Sommerwetter baumeln lassen. Denn daheim war bereits mit meinem Fuji und den Schwimm- sowie Radsachen alles vorbereitet für den Start am Samstagmorgen beim City Triathlon Berlin.
DER WETTKAMPFMORGEN
Alles wie immer. Kurz vor 5 Uhr am Morgen riss mich der Wecker aus dem tatsächlich guten Vorwettkampfschlaf. Bananen und Matcha hatte ich vorbereitet für die Autofahrt. Entsprechend zügig ging es los. Viel zu früh eigentlich. Aber für eine Stadt wie Berlin plant man bei einem Start am Samstagmorgen lieber einige Minuten mehr ein.
Kurz nach 6 kam ich am Strandbad Wannsee an. Sommerwetter. Kein Regen. Keine Gewitter. Der Wetterbericht sollte sich zum Glück nicht bewahrheiten! Alles war noch ganz ruhig und entspannt. Einige Athleten reihten sich am Eingang des Wechselbereichs ein, der noch nicht geöffnet war. Ich vertrat mir die Beine, sortierte meine Sachen, dachte immer wieder, wie unglaublich viel Zeit noch ist.
Natürlich verflog sie schneller! Aber es war ausreichend, um mit anderen Athleten ins Gespräch zu kommen. So auch mit Maudri von Die Flitzpiepen. Dieser Wettkampfort und auch die Strecke ist deshalb so lebendig, weil der BerlinMan alle zwei Jahre die Berliner Triathlongemeinschaft zusammenbringt. Entsprechend sah ich auch viele bekannte Gesichter, die sich sonst hier für die Mitteldistanz rund um den Wannsee und Grunewald treffen. Zusammen mit den Teilnehmern aus ganz Deutschland, die für die Deutsche Meisterschaft im Triathlon über die Sprintdistanz angereist waren, stand ich inmitten eines bunten Feldes. Der Bereich der Räder sah im Verhältnis zum BerlinMan, bei dem normalerweise drei bis vier Mal so viele Athleten an den Start gehen, sehr klein aus.
Es lief alles etwas anders als beim BerlinMan. So mussten für jede Disziplin ein Beutel hinterlegt werden statt der Mini-Wechselzone direkt am eigenen Rad. Auch wenn das eigentlich nur hieß, dass sich im Radbeutel lediglich die Startnummer befand. Ich entschied mich am Ende noch um. Ich nahm all das, was ich feinsäuberlich auf meinem Flitzer platzierte, wieder ab und ließ es nach dem Anziehen meines TriSuits an dem dafür vorgesehenen Beutelständer. So brauchte ich mir einfach nur das Rad schnappen und konnte los. Anders als noch 2019 brauchten wir die Beutel nicht vom Boden innerhalb des Strandbades nehmen, sondern fanden diese direkt an den Bänken zum Wechseln hängend wieder.
Meine Sachen vom Morgen kamen in einen weiteren Beutel, der uns zum Zielbereich gefahren wurde. Mit etwas Gequetsche passte alles gerade so hinein. Bis dahin war ich recht entspannt und endlich bereit. So bereit, dass ich noch meine Alltagsschuhe an hatte, die ich glatt mit zum Schwimmen genommen hätte. Hätte Maudri nicht fragend neben mir gestanden!
Irgendwann hatte ich dann endlich nur noch meine Badekappe und Schwimmbrille mit meinem passenden Startgel in der Hand. Matcha und Bananen waren in der Zwischenzeit längst alle. Vor dem Start wollte ich unbedingt noch eine ordentlich Portion Energie, die mich durch die geplante 1 Stunde 20 Minuten bringen sollte. Vor einigen Jahren hatte ich bei Wettkämpfen auf den Kanaren 226ers Energy Gele kennengelernt. Die Gele sind echt lecker und für mich gut verträglich. Die Masse muss man aber wollen. Für mich sind die 75g mit 50g Kohlenhydraten aber gut machbar. Das enthaltene Koffein finde ich für Wettkämpfe wirklich großartig.
Bis zum Start nach unten an den Strand vom Wechselbereich aus, waren es jede Menge Stufen, die wir natürlich nach dem Schwimmen wieder hinauf mussten. Mittlerweile war ich ganz froh, dass ich mich für diesen Morgen sowieso gegen den Neoprenanzug entschieden hatte. Mal davon abgesehen, dass wenige Minuten zuvor das Verbot ausgesprochen wurde. Denn an diesen wunderbaren Sommertagen hatte sich selbst der Wannsee ordentlich aufgeheizt. Ich hatte die Tage zuvor gegrübelt. Da es aber eine Sprintdistanz war, war mir eigentlich klar, dass ich die paar eingesparte Sekunden beim Schwimmen durch den Neo direkt wieder verlieren würde beim Umziehen.
Also trotteten wir in kleinen Grüppchen bis zum Strand hinab, wo die Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft fast komplett versammelt waren. Sie sollten 15 Minuten vor uns starten. Wieder einmal vergaß ich, dass dann natürlich alle alle alle aus dem Wasser müssen vom Einschwimmen. Immerhin reichte es für mich, um meine Schwimmbrille und meine Füße nass zu machen. Letztlich war ich ganz froh, dass ich die letzten Minuten nicht tropfnass draußen verharren musste.
Also genoss ich den Start der ersten Welle klatschend und freute mich mehr und mehr, dass die Triathlon Saison auch für mich endlich ins Rollen kam!
DIE SCHWIMMSTRECKE DES CITY TRIATHLONS BERLIN
Ich war begeistert über die Geschwindigkeit, mit der die Athleten ins Wasser rasten. Wie immer im Wannsee ist das ein ganzes Stück. So konnte ich mich auch schon einmal genau drauf einstellen, was uns erwartet. Die Bojen zur Streckenmarkierung sahen dieses Jahr irgendwie besonders weit entfernt aus. Dabei sollten es nur 750m sein. Einmal raus, kurz parallel zum Ufer und dann wieder zurück Richtung Steg.
Bei all meiner Gemütlichkeit begann die Zeit plötzlich zu rasen. Es reichte gerade einmal, um noch kurz das Wasser anzufühlen. Nach wie vor frisch, aber die Sonne drückte langsam durch und von dem vorausgesagten Dauerregen fehlte jede Spur. Wir durften uns also auf ein warmes, kurzes und intensives Rennen freuen!
Wir wurden bereits angezählt mit den letzten Sekunden bis zum Start, als ich bemerkte, dass meine Schwimmbrille just in diesem Moment beschlug. Was sie seit einer halben Stunden bei all meinen Tests nicht machte, musste jetzt in den letzten Augenblicken passieren. Also rasend schnell Brille ab. 10 Sekunden. Umhergewischt. 5 Sekunden. Ein wirrer, hilfloser Versuch, alles zum richtigen Sitz zu zwingen klappte spontan. 3, 2, 1. Zum Glück war der FR955 bereits auf Position! Schon konnte es losgehen.
Mit wenigen Sekunden Verzögerung drückte ich im Laufschritt den Startknopf, nachdem ich meine Beine und Arme am Strand sortiert bekam. Kurz darauf versuchten bereits die ersten vor mir im flachen Wasser zu schwimmen. Ich lief an ihnen vorbei und noch einige Meter weiter, bis auch ich abtauchte. Algen, Füße, Hände, Körper. Alles im Weg. Es entzerrte sich etwas nach einigen Armzügen.
Wie immer hielt ich mich recht weit links. Das hatte sich über die Jahre aus verschiedenen Gründen einfach für mich bewährt. Natürlich wusste ich, worauf ich mich einließ. Aber mal wirklich!
Diese kurzen Triathlons mit ihren Landstarts sind die reinste Tortur!
Von Anfang an Puls bis kurz auf Anschlug. Da bin ich schon fertig, bevor es überhaupt richtig losgeht. Es wunderte mich nicht, dass im Gewusele der ersten einhundert Meter so einige vor mir und um mich herum zum Brustschwimmen wechselten. Währenddessen sagte ich mir fortwährend, dass ich ausreichend Luft bekomme, um einfach weiter zu schwimmen und nicht zu Brust wechseln muss! Ich werde schon nicht untergehen. Es ist ausreichend Luft für alle da. Ich kann einfach weiterschwimmen… Sätze über Sätze sammelten sich als Versuch der Beruhigung in meinem Kopf.
Bis ich jedoch einen für mich guten Rhythmus gefunden hatte, vergingen vermutlich noch weitere einhundert Meter. Ingesamt fühlte es sich aber nicht schlecht an, so durchs Wasser zu gleiten. Die anfängliche Hektik war in der Gruppe sehr schnell verflogen. Ich sah die Bojen ganz klar vor mir. Das Ziel war klar. Obwohl ich zwischendrin das Gefühl hatte, dass alles viel zu lang dauert, kam ich nach 6,5 Minuten an der Halbzeit markierenden Wendeboje an. Während des Schwimmens wusste ich davon nichts. Der Forerunner lief unentwegt weiter.
Als dort draußen die letzte Boje wartete, um die wir herum schwimmen mussten, war mir die Richtung erst einmal klar. Jedoch sah ich keine kleineren Bojen mehr, die uns zum Strand navigieren sollten. Der Steg des Strandbades Wannsee mit seinem Turm war für mich gegen die Sonne kaum auszumachen. Es waren nur wenige Athleten vor mir und mich herum. Irgendwann sah ich ihn verschwommen. Allerdings war ich da schon ziemlich weit rechts abgedriftet. Ich weiß nicht, ob ich einfach nur zu weit rechts hinaus schwamm, oder ob die Boje einfach zu schräg war… In jedem Fall versuchte ich erst einmal wieder auf die richtige Bahn zu gelangen. Das ständige hinauf schauen, kostete aber den Rhythmus und auch Kraft.
Ich war wirklich froh, als endlich dieser Steg vor mir auftauchte und ich einfach nu parallel dazu schwimmen musste. Das Hin und Her sorgte dafür, dass ich zurück drei Minuten länger benötigte und erst nach 15:45min und mit 800m auf dem Forerunner am Strand auftauchte. Viel ernüchternder war dann aber meine Geschwindigkeit den langen Weg vom Wannsee über den Strand, die elendig vielen Treppenstufen des Strandbades hinauf und den Weg bis zum Ausgang zurück. Da merkte ich in jeder Faser meines Körpers, dass mein Infekt noch nicht so lang her war. Nur wenige Helfer und eine Handvoll Zuschauer applaudierten. Alle waren vermutlich schon Richtung Olympiastadion unterwegs. So wie Oliver auch, der am Ende der Radstrecke auf mich warten wollte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit gehend, laufend, japsend konnte ich mir endlich meinen Radbeutel vom Ständer nehmen und mich auf die Sportbank setzen. Ohne Quatsch, ich war wirklich froh, dass ich mich nicht im Stehen für die Radstrecke fertig machen musste! Also Strümpfe über die dreckigen Füße gezerrt. Bei den doppellagigen Wrightsock brauche ich auch bei Sand und Gras an den Füßen keine Angst haben, dass etwas scheuert. Damit läuft und fährt es sich einfach immer gut. Radschuhe, Startnummer und Helm an. Bevor ich den Radbeutel den Helfern zuwarf, kam noch die Badekappe und Schwimmbrille hinein. Anschließend suchte ich nach dem markanten Baum, den ich mir morgens ausgesucht hatte, um mein Rad wiederzufinden. Es waren kaum Athleten dort im Wechselbereich unterwegs. Niemand, der mir zeigen konnte, wo der Ausgang war, der morgens noch nicht geöffnet wurde. Also stand ich einige Minuten hilflos mit dem Flitzer im Weg herum, suchte nach Helfern, die mich irgendwo hinschickten. Irgendwann kam dann jemand in den Wechselbereich hinein und winkte mich heran.
DER RADABSCHNITT
Von da ging alles reibungslos weiter. Ich lief ein Mal um die Wechselzone herum zum markierten Punkt, um auf mein Rad zu steigen. Kurz vor mir stand das Motorrad des Kampfrichters, das sich quasi direkt an mein Hinterrad hing. Wir hatten freie Bahn. Keiner vor und hinter uns. Bis zur Hauptstraße ist der Weg etwas holprig. Von da an steht aber einem recht schnellen Radabschnitt nichts entgegen. In diesem Jahr gab es eine kleine Änderung. Wir fuhren nicht gleich auf die Havelchaussee Richtung Willi raus, sondern nahmen erst noch einen kleinen Schlenker auf dem Kronprinzessinnenweg parallel zur Avus. Dieser Abschnitt macht beim BerlinMan besonders Spaß, weil es einfach großartig rollt!
Irgendwo dort hatte ich das Motorrad verloren. Sah es aber auf dem Rückweg nach der Wende wieder. Es räumte pfeifend unter den Athleten hinter mir auf. Ich hatte derweil freie Fahrt. Hin und wieder überholte mich jemand oder ich fuhr an Athleten vorbei. Da unser Startfeld aber recht klein war und die Masse an Startern mit der DM Wertung vermutlich schon auf der Laufstrecke Richtung Ziel eilte, sah ich anfangs kaum andere Athleten. Um so schöner waren diese Hin- und Rückstrecken, weil man etwas mehr vom Renngeschehen mitbekam.
Zurück auf der Havelchaussee hatte ich eigentlich nur eins im Sinn und das war der Willi. Bis dahin waren es aber einige Kilometer. Aus meinem tretenden Trott riss mich ein anderer Athlet, auf dem ich langsam aufschloss. Ich sah noch seine Trinkflasche kullern, als er von jetzt auf gleich auf Null bremste und zum Stehen kam. Ich schoss auf dem leicht abschüssigen Abschnitt um ihn herum und überlegte kurz, was ich getan hätte. Obwohl ich alle meine Trinkflaschen liebe, wäre ich vermutlich bei 20km Radstrecke einfach weitergefahren. Ich hatte sogar überlegt, ob ich eine kleine oder große Flasche nutze. Entschieden hatte ich mich für die kleine, weil es am Morgen nicht super heiß werden würde. Ich war aber tatsächlich froh, mein Grüntee Iso zu haben! Was nur ein Jammer war, dass ich nie zuvor auf meinem Fuji eine so kleine Flasche ausprobiert hatte! Definitiv etwas zum Merken für die nächsten Jahre!!!
Denn jedes Mal, wenn ich die Flasche greifen wollte, fühlte ich mich, als hätte ich T-Rex Ärmchen.
Ich eierte herum, weil die Flasche so tief unten war. Egal ob ich sie absetzen oder hochnehmen wollte. Letztlich nahm ich kurz nach dem Willi noch einen richtig großen Schluck, der dann reichen sollte. Aber den Willi, also den Berg, der die BerlinMan Radstrecke aber auch die des City Triathlons Berlin maßgeblich mit prägt, musste ich erst einmal hinaufkommen!
In den vergangenen Monaten habe ich einige Änderungen in meiner Gesundheitsversorgung mit meinem Asthma vorgenommen. So werde ich mittlerweile von Bosch und dem vivatmo me unterstützt, um meine Medikation besser abschätzen zu können. Ich bin nun auch viel besser mit meinen Medikamenten eingestellt. Leider war an diesem Tag die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, die Kühle des Morgens prallte auf die durchdrückende Wärme des Tages. Das merkte ich schon beim Schwimmen ein wenig. Auf dem Rad am Willi waren es nicht meine Beine, die nicht mehr wollten. Als vielmehr meine Bronchien, die sich anfühlten, als würden sie platzen. Während mich andere Athleten überholten, versuchte ich auf die vor mir aufzufahren. Umdrehung für Umdrehung ging es langsam voran.
Es waren nur wenige Minuten, die es aber immer wieder in sich haben, bis man oben am Grunewaldturm und dem Gipfel des Willi ankommt. Genauso wie die Wellen, die nach der großartigen Abfahrt noch folgen und die man immer wieder unterschätzt. Zum Glück mussten wir dieses Mal nicht drei Mal dort entlang. Schließlich war es ein Sprint und keine Mitteldistanz.
Zwischendrin war ich froh, dass es keine olympische Distanz oder gar mehr war. Bis mir einfiel, dass ich ja dieses Jahr noch mehr möchte! Aber ist das wirklich alles, was geht mit etwas Restenergie, damit ich bis in Ziel komme?!?
An die Langdistanz wollte ich gar nicht denken. Für den Moment dort draußen wollte ich in jedem Abschnitt einfach nur das Bestmögliche geben, was an diesem Tag drin war. Ich fragte mich wie bereits während des Schwimmens immer wieder, ob das alles war, was ich geben kann. Und leider ja. Das war für diesen Tag alles, was in mir steckte!
Berliner Radsportler oder Triathleten werden die Runde durch den Grunewald kennen. Statt nun aber den Postfenn hinauf zur Heerstraße zu fahren, ging es für uns weiter geradeaus. Maudri hatte mir am Morgen den Tipp gegeben, etwas mehr mittig zu fahren. Rechts auf Kante wäre es noch sehr schmuddlig und einige Schlaglöcher reihten sich aneinander. Dieser kurze Streckenabschnitt endete mit einer Linkskurve, die uns zum letzten Wendepunkt führte. An dieser Stelle war es großartig zu sehen, wie viele Athleten bereits auf der Strecke waren und dass Maudri fast aufgeschlossen hatte! Er war nur noch wenige Meter hinter mir, als ich Richtung Olympiastadion unterwegs war.
Die Streckenänderung am Anfang hatte den Vorteil, das wir rund um das Stadion keine Schleifen mehr fahren mussten. So ging es für mich gefühlt schnell am bekannten Glockenturm und den Parkplätzen des Stadions entlang zur letzten Gerade. Wir wurden zum Abschluss ordentlich vom Kopfsteinpflaster durchgerüttelt, bevor wir endlich die ersten Zuschauer des City Triathlons Berlin sahen. Bis dahin war es ein Rennen, das von der eigenen Motivation, der anderen Athleten und natürlich der wenigen aber sehr begeisterten Helfer auf der Strecke lebte. Rund um das Olympiastadion war es ganz anders. In der letzten 90°-Kurve vor dem zweiten Wechselbereich standen Zuschauer dicht an dicht. Leider hatte ich kaum einen Blick für sie, weil ich in Gedanken bereits beim Wechsel war.
Nach 36:33 Minuten für 19,5km stieg ich von meinem Fuji. Binnen Sekunden lief Maudri neben mir, der sich sagenhaft nach dem Schwimmen an mich heran gekämpft hat. Was ich wohl laufen wollte!? Wollte er wissen, nachdem ich sekundenlang meinen Wechselbeutel an den Haken gesucht hatte. Ich wollte erst einmal in die Laufschuhe kommen und die ersten Schritte machen, als er schon Richtung Ausgang des Wechselbereichs unterwegs war.
DIE LAUFSTRECKE
Was sich für mich noch länger anfühlte als in der ersten Wechselzone dauert vom Absteigen vom Rad mit selbstständigem Platzsuchen und Hinhängen, weiter bis zu den Beuteln laufen, umziehen und auf die Laufstrecke kommen gerade einmal 1:58 Minuten. Von da an galt es schnellstmöglich knapp 5 km über die Laufstrecke zu kommen. Die war durch die Starter der Deutschen Meisterschaften noch sehr stark gefüllt, was mir aber ein ziemlich gutes Gefühl gegeben hat. Wenngleich ich ziemlich schnell am Rande des Machbaren lief.
Auch hier stellte ich mir die Frage, ob noch etwas mehr ging!
Und nein, meine Beine signalisierten mir ganz klar, dass ich gut dran tat, nicht schneller laufen zu wollen. Letztlich lief ich das, was ich vor drei Jahren bereits fast schaffte. Mit einem exakten 4:30er Schnitt lief ich mehr oder weniger konstant über die zwei Runden, wobei der dritte Kilometer mit 4:22 der schnellste war. Ich fragte mich rückblickend, warum ich nicht jedem KM so gelaufen bin. Einerseits steckte mir noch einiges in den Knocken und andererseits gab es da diese minimale Anhöhe mit 1,5% Steigung. Ich weiß! Ein Witz. ABER spätestens auf der zweiten Runde sollte das doch jeder bei diesem Tempo spüren! Oder?! Oder?
Kaum darüber nachgedacht, folgte die Wasserstation an der zahlreiche Helfer für uns Athleten da waren. Ich musste doch tatsächlich auf dieser kurzen Strecke einen Schluck nehmen und den Rest in den Nacken kippen. Es wurde überraschend warm auf den wenigen Kilometern!
Mit dem Ende jeder Runde, liefen wir an dem Wechselbereich vorbei. Athleten über Athleten strömten mit ihren Rädern hinein. Zuschauer waren auf der Tribüne verteilt und jubelten, während das Olympiastadion mit den Olympiaringen, den Fahnen von Die Finals und der Zielbogen des City Triathlons Berlin eine großartige Kulisse abgaben. Vielleicht die zweit- oder drittschönste nach dem Zieleinlauf in Chicago mit der Skyline und der Insel Alcatraz mit der Golden Gate Bridge des Escape from Alcatraz Triathlons.
Rückblickend ist es echt schade, das der Supersprint von Sonntag auf Samstag gelegt wurde. Denn so eine Doppel-Challenge hätte mir schon sehr gefallen. Die beiden Rennen nacheinander zu bestreiten, hätte ich an einem Tag auch liebend gern mitgemacht. Aber logistische Gründe und die knappen Startzeiten nacheinander ließen es leider nicht zu. Es ist definitiv etwas, das sich alle Veranstalter von Multirennen überlegen sollten. In Chicago war das echt der Hit mit den drei Rennen innerhalb von zwei Tagen!
Aber zurück zu meinen quälenden 4km und ein paar Metern. Als ich auf die zweite Runde ging, rief mir plötzlich Stephan aus Potsdam zu. Ihn hatte ich morgens im Wechselbereich getroffen. Toll, dass du da warst und Glückwunsch auch dir zu diesem Finish! Er war mit der DM Wertung gestartet und bereits im Ziel. Bei mir konnte es sich nur noch um wenige japsende Minuten handeln, bis auch für mich der Zieleinlauf Realität werden sollte.
Mit ein paar Kurven lief ich wieder Richtung Anhöhe und Wendepunkt. Langsam aber sicher wurde es ordentlich wuselig und ich suchte mir den Weg zwischen den Athleten. Hier und da applaudierten Zuschauer. Ein Kampfrichter holte neben mir mit dem Rad fahrend eine Athletin vom Fußweg herunter. Die offizielle Strecke war mit Hütchen gut sichtbar markiert und verlief auf der Straße und über Kopfsteinpflaster. Er blieb irgendwie immer und überall präsent, schien alles im Blick zu haben. Spannend bei so einer kurzen Strecke.
Am Wendepunkt waren zwei Helfer präsent, die auch abseits des Weges und Wendens Athleten in ihrer Erschöpfung wieder zurück zur richtigen Laufrunde schickten. Meine Beine fühlten sich dort draußen auch wie Blei an. Aber es ging nur noch ein Mal hinab und anschließend vorbei an der Wasserstation. Dann lag bereits das Olympiastadion und die kurze Schleife zum Ziel vor mir. Die letzte Gerade war wirklich ziemlich cool an den Zuschauern vorbei. Die letzten Helfer schickten ein Teil der Athleten genau dort hin, den anderen Teil auf die zweite Runde. Ich konnte bereits die Medaillen in der Ferne mit all den ankommenden Finishern sehen.
Während ich auf dem blauen Teppich die letzten Meter hinter mir ließ, fiel mir erst einmal auf, wie hoch die Tribünen waren und wie groß sie erschienen. Was für eine tolle Kulisse das für die Elite sein muss, wenn sie dicht gefüllt mit jubelnden Zuschauern sind! Wenige Augenblicke später setzte ich nach 19:45 Minuten den letzten Fuß über die Ziellinie.
Ich erhielt die schöne Holzmedaille mit eingebrannten Triathlonsymbolen. Wir Altersklassen-Athleten wurden mit der DM Wertung gemischt. So recht weiß niemand, welchen Platz er gemacht hat. Für die Frauen gab es keine separate Gesamtwertung. Von allen 214 Startern wurde 92 Finisher und 2. Frau in meiner Altersklasse.
Was aber wirklich wichtig ist: das Ergebnis kann sich für mich sehen lassen. Wenn ich zu 100% fit in die Wettkampfwoche gestartet wäre, hätte ich sicher ein viel besseres Gefühl auf der Strecke gehabt. Ich freue mich aber sehr über das Ergebnis und alles, was in dieser Saison noch folgen wird, weil ich einfach weiß, wie gut es hätte laufen können.
Während ich ziemlich erschöpft kurz im Ziel auf und ab ging, um erst einmal anzukommen, erfrischte sich der rasende Maudri bereits mit Getränken. Natürlich brauchten wir auch ein Foto zusammen, bevor wir alle Einzeleinheiten des Wettkampfes austauschten. Schnell unsere Forerunner verglichen und parallel den Flüssigkeitshaushalt aufgefüllt.
Kurz danach fing mich jemand von der Deutschen Triathlon Union ab. Sie interviewten Athletinnen, um andere Frauen zu solch Rennen oder besser gesagt zum Triathlonsport zu motivieren. Klar schnappte ich mir das Mikro, wobei mich die beiden Fragen, etwas aus dem Konzept brachten.
Wieso machst du das hier? Also Triathlon?!?! Ja, wieso noch mal gleich?
Meine schweren, jammernden Beine übertönten kurzzeitig meine Gedanken, bis ich endlich auf diese Frage und warum ich bei diesem City Triathlon Berlin gestartet bin Antworten fand.
Als auch das abgehakt war, zog ich mich fix um, damit ich direkt das Frauenrennen der Elite von der Tribüne mitverfolgen konnte. Darüber gibt es aber hier noch einen weiteren, separaten Beitrag. Nach diesem rasanten Rennen auf fast identischer Strecke zu unserer, konnten wir unsere Räder und alle Kleiderbeutel aus dem Wechselbereich 2 abholen.
Anschließend fand eine kleine Siegerehrung statt, bei der auch der DTU Präsident Prof. Dr. Martin Engelhardt vertreten war und den Siegern persönlich gratulierte. Seine Story zu seinem ersten Triathlon 1985 ist auf der DTU Seite ist wirklich eine lesenswerte Empfehlung: “Mein erster Triathlon (19): Martin Engelhardt“!
Diese Siegerehrung mit der Berliner Triathlon Community und allen angereisten Gästen wirkte fast familiär. Es gab Applaus für die Athleten der deutschen Meisterschaft und der Altersklassen-Athleten. Es dauerte eine ganze Weile, bis wirklich alle von uns ihr Rosen und Gratulationen entgegen genommen hatten. Mich überraschte es letztlich wirklich, als mein Name mittenmang fiel! Beziehungsweise dass auch wir Altersklassenathleten berücksichtigt wurden. Eine nette Geste. Vor allem wenn man als Veranstalter und als Deutsche Triathlon Union mehr Sportler erreichen und motivieren möchte für solch Wettkämpfe!