Erinnerst du dich an meinen roten Renner? Das Rad, mit dem ich meine ersten Triathlons gefahren bin – im Bikini, mit flatternden Laufsachen, ohne jede aerodynamische Optimierung. Im ersten Teil habe ich dir gezeigt, wie du dich diesem Thema ohne Budget annähern kannst. Heute wird es konkreter, wenn es ums Material geht.
Nach unzähligen Triathlons und Upgrades über die Jahre weiß ich, was für mich funktioniert und welche Komponenten ich nicht mehr missen möchte. Aber ich habe auch gelernt, wo teure Lösungen nicht die Antwort sind.
Heute zeige ich dir, welche aerodynamischen Material-Upgrades für mich den Unterschied gemacht haben und was sich wirklich gelohnt hat.
Was hat für dich als Komponente an deinem Wettkampfrad am meisten Sinn gemacht? Worin würdest du immer wieder investieren?
KLICKE EINFACH AUF DAS BANNER ODER DEN LINK, UM ZUM NEUEN BEITRAG ZU GELANGEN:
Im ersten Teil haben wir uns die Grundlagen angeschaut: Wartung, Training einer aerodynamischen Sitzposition, Analyse der Wettkampfstrecke – alles Maßnahmen, die dir keine oder kaum Investitionen abverlangen. Du hast gesehen, dass 70 bis 80 Prozent des Luftwiderstands durch deinen Körper entstehen. Die optimale Aeroposition ist trainierbar und kostet dich nichts außer Konsequenz.
Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem du dich fragst: Welches Material bringt mich wirklich weiter? Lohnen sich Carbon-Laufräder? Brauche ich ein Scheibenrad? Was ist mit breiteren Reifen und Tubeless-Systemen?
Genau hier setzen wir jetzt an. Ich zeige dir, in welcher Reihenfolge ich investiert habe, was den größten Unterschied gemacht hat und wo ich heute anders entscheiden würde. Dabei gilt immer: Erst wenn die Basis aus Teil 1 steht – Wartung, Sitzposition und Training – macht Material wirklich Sinn.
INVESTITIONEN, DIE SICH AUSZAHLEN: BIKE-FITTING & TRAINING IN AEROPOSITION
Du kannst natürlich immer in alles investieren, wenn es dir Freude macht. Es spricht auch nichts dagegen, in Material zu investieren, um extrem motiviert jeden Funken Energie auf der Radstrecke zu lassen. Egal wie, in diesen Fällen sollten deine Erwartungen aber entsprechend sein.
Dennoch würde ich, bevor ich in teures Material investiere, mein Geld für ein professionelles Bike-Fitting ausgeben. Diese 150 bis 300 Euro haben für mich mehr gebracht als jedes Ausrüstungs-Upgrade. Vor allem auch wenn es um die Bequemlichkeit und Kraftübertragung geht.
Aber Achtung: Ein Bike-Fitting ist kein einmaliges Event, sondern der Startpunkt einer Entwicklung zur optimalen Triathlon Aerodynamik.
Warum ein Bike-Fitting den Unterschied macht
Bei meinem ersten Bike-Fitting (als ich mein Zeitfahrrad seit einem Jahr gefahren bin) wurde meine Sitzposition komplett neu definiert. Der Sattel kam zwei Zentimeter nach vorne, die Aero-Pads wurden schmaler und niedriger eingestellt. Was mir damals nicht bewusst war: Obwohl sich die Position so viel besser anfühlte, musste sich mein Körper erst an diese neue Belastung gewöhnen. Ähnlich wie der Umstieg vom Renn- zum Zeitfahrrad.
Zum Glück hatte ich nie Probleme mit der Beckenkippung, den Beinrückseiten oder meinem unteren Rücken. Ich nehme an, dass all die Yogastunden und das Mobility Training hier einen klaren Vorteil ausmachten. Was Gewöhnung brauchte und auch jetzt vor Wettkämpfen wie oben erwähnt wichtig ist, dass ich meinen Schultergürtel auf die Belastung vorbereite. Für mich gilt dabei immer das Motto: Triathlon Aerodynamik ist trainierbar.

Die Aeroposition als Trainingsroutine
Heute integriere ich die Aeroposition in fast jede Radeinheit. Bei lockeren, langen Grundlageneinheiten wechsle ich zwischen aufrechter Position und Aeroposition, um die Muskulatur zu gewöhnen. Bei Tempoeinheiten auf der Radstrecke fahre ich in Aeroposition – so simuliere ich die Rennbedingungen. In Trainings mit längeren Intervallen bleibe ich in der Belastung ebenfalls in der Aeroposition.
Gerade bei Wettkämpfen wie dem Ironman Texas mit Streckenabschnitten auf der Hardy Toll Road, die endlos schienen, zahlt sich diese Konsequenz natürlich aus. Aber klar, es ist definitiv noch ein Punkt im Trainingsplan, noch etwas, an das gedacht und an dem festgehalten werden muss.
Die mentale Komponente: Durchhalten, wenn es unangenehm wird
Ich erinnere mich an Kilometer 140 beim Ironman Lanzarote. Meine Schultern brannten, mein Nacken war verspannt, und alles in mir schrie danach, aufzusitzen und eine Pause von der Aeroposition zu machen. Aber ich wusste: Jetzt durchhalten macht den Unterschied beim Zeitgewinn. Die letzten 40 Kilometer sind diejenigen, in denen sich die Position in den Beinen für den Marathon auszahlt – aber auch die, in denen viele Athleten ihre aerodynamischen Gewinne wieder verspielen beim Triathlon.
Die Aeroposition ist nicht nur physisch, sondern auch mental fordernd beim Zeitfahren. Es ist unbequem, eintönig, und je länger das Rennen dauert, desto verlockender wird es, sich endlich anders zu positionieren. Während kürzere Rennen auch unter hoher Belastung kein Problem darstellen, ist meine Strategie auf Langdistanzen: in Etappen denken. Ich unterteile die Radstrecke in kleine, mentale Etappen, sicher auch für dich nicht neu. Es gibt die Abschnitte, die ich unbedingt in der Aero-Haltung abfahren möchte. Dann gibt es X Anstiege, in denen ich aus dem Sattel gehe. Und zum Trinken und Essen darf ich kurz aufrechter sitzen. Diese Strategie begleitet mich auch im Training, in dem ich natürlich auch diese Position regelmäßig durchhalten möchte.
MATERIAL UPGRADES FÜR MEHR AERODYNAMIK: WELCHE INVESTITION LOHNT SICH?
Ich liebe ja den Spruch „Carbon statt Kondition“. Und wenn ich mir mein Set-up für mein Zeitfahrrad anschaue, dann hat sich über die Jahre auch einiges angesammelt. Macht es mich schneller – ja, im Vergleich zu meinem roten Renner definitiv. Brauche ich das unbedingt? Vermutlich nicht und wenn meine Familie damals nicht darauf bestanden hätte, dass ich endlich mal ein anständiges Triathlonrad brauche, wäre ich vermutlich viel später in die Carbonthematik eingestiegen.
In jedem Fall aber: wenn die Grundlagen stehen wie Sitzposition und Training, können die richtigen Komponenten den entscheidenden Unterschied machen. Und ja, sie werden für einen Zeitgewinn auf der Radstrecke sorgen!
Aero-Bars als günstiger Einstieg
Falls du mit einem Rennrad unterwegs bist, sind Clip-On Aero-Bars dein bestes Investment für bessere Aerodynamik in Triathlon Trainings und Wettkämpfen. Du kannst sie sogar gebraucht kaufen oder schaust dich nach einer für dich passenden, günstigen Alternative um. Die Preisspanne ist dabei extrem variabel in alle Richtungen. Preiswerte Einstiegsprodukte findest du bspw. bei Amazon. Oder du wendest dich an einen Radsport- oder Triathlon-Fachhandel. Die Zeitersparnis kann bei Minuten liegen auf der Langdistanz – vorausgesetzt, du trainierst die Position.
Es handelt sich zudem um eine Investition, die du vermutlich wie ich über Jahre nutzen wirst. Meine ersten Carbon Aero-Bars von Profile Design waren ergonomisch geformt. Und ich liebte sie! Ich war so sehr damit zufrieden, dass ich sie von meinem Rennrad mit rüber auf mein Zeitfahrrad genommen habe. Am Zeitfahrrad hat es einige Zeit gebraucht, bis ich die richtige Höhe für mich fand. Aber die Einstellmöglichkeiten waren recht vielfältig, so dass ich ausreichend Spielraum zum Probieren hatte. Darauf würde ich auch immer wieder bei einem eventuellen Neukauf achten. Dieser stand im vergangenen Jahr mit dem Cockpit an. Zu dieser Zeit war es gar nicht so einfach, Aero-Cockpits zu finden, ohne direkt meine Seele zu verkaufen.
Nach längerer Recherche sind es Aerobars von Deda geworden, die die Erhöhung mitbrachten, die ich mir gewünscht hatte und Raum für einen Cockpit Bottle Mount ließen. Diesen hat meine Familie dann letztlich entworfen und von Z wie zuschneiden bis A wie Anbei selbst gefertigt, um am Ende den von mir gewünschten Flaschenkorb montieren zu können. Ja, ich mache es niemandem leicht!
Für die Ironman World Championship in Nizza war es sicher vom Aero-Standpunkt keine notwendige Anschaffung. Aber für eine Strecke wie Texas definitiv ein unglaublicher Aero- und Komfortgewinn.

Der Aero-Helm: Sicherheit trifft Geschwindigkeit
Ein Aero-Helm mit integriertem Visier bringt einige Sekunden auf der Triathlon Langdistanz. Ich fahre seit einigen Jahren Helme mit Magnetvisier – keine separate Sonnenbrille, an die man denken muss. Das Visier muss nur halten (Tipp für den Wettkampf: einfach einen Klebestreifen oben am Visier befestigen). Und letztlich ist die Rechnung einfach – je schneller du unterwegs bist, desto größer sind die Einsparungen durch den Helm. Also doch auch hier wieder das Fazit: erst trainieren, dann investieren.
Aber am Ende entscheidet die Form des Helms. Denn je besser/aerodynamischer der Helm geformt ist, desto sauberer leitet er den Fahrt(Wind) ab.
Wichtig ist natürlich die Passform für die optimale Aerodynamik. Ich habe mich vor einiger Zeit für den Rudy Project The Wing Zeitfahrhelm entschieden, weil er einfach unglaublich bequem ist und das Visier selbst bei trüben Wetterbedingungen eine sehr gute Sicht bereithält. Der rh+ Zeitfahrhelm war mir auf Dauer einfach zu warm. Für die deutlich bessere Belüftung, ist der schmale Schlitz vorn am Helm verantwortlich. Dieser reichte bis jetzt selbst auf der Sonneninsel Lanzarote während des Ironman und dem hitzigen Ironman Texas aus, um meinen Kopf kühl und damit klar zu halten.
Was natürlich genauso wichtig wie ein guter Sitz ist, ist der korrekte Sitz. Auch mit eng anliegenden Riemchen. Ich mache das sicher nicht immer korrekt und es gibt immer und überall Optimierungsbedarf. Gerade im Wettkampf, wenn es drunter und drüber geht. Aber allein für die eigene Sicherheit, sollte man sich die Zeit nehmen und vor einem Spiegel prüfen, wie der Helm bestmöglich sitzt und dann auch schützt! Ich habe schon wirklich wilde Sachen gesehen – auf allen Distanzen. Oft mit der Sorge, dass bei einem Sturz eine der Schläfen oder die Stirn halb frei liegen würde.
Laufräder – ein emotionales Thema?
Gehört das schon zu den emotionalen Themen, bei denen sich Athleten in diversen Foren gegenseitig befeuern und man auf keine ernstgemeinte Frage eine adäquate Antwort bekommt?
Über die Jahre habe ich Unmengen von Test und Artikel in diversen Fachmagazinen gelesen. Die Meinungen gehen auseinander, ab welcher Geschwindigkeit sich welche Laufräder rechnen. Ich habe Markeninformationen gefunden, die bereits bei 15 km/h von Vorteilen sprechen. Dann gibt es Angaben von 40 km/h – darunter würde es sich nicht lohnen. Und natürlich gilt die Regel, je schneller wir unterwegs sind, desto größer wird der aerodynamische Vorteil. Aber wenn wir ehrlich sind, sind selbst kleinste Krafteinsparungen für uns Gold wert, oder? Vor allem um so länger die Strecken werden.
Meine Entscheidung für ZIPP Laufräder folgte einer Empfehlung meiner Radsportfamilie. Jahrzehnte der Radsporterfahrung konnten nicht falsch liegen. Und ich bin auch nach Jahren mit ihnen genauso zufrieden, wie bei der ersten Ausfahrt!
Aber Hochprofilfelgen können auch einen entscheidenden Nachteil haben. Seitenwinde sind damit kein lustiges Unterfangen, in die man sich als kleine Frau einfach entspannt hineinlegen kann. Die ersten Ausfahrten auf meiner Lieblingsradsportinsel Fuerteventura waren mit einigem Unbehagen verbunden. Und auch in den Brandenburger Winden kosten stürmische Bedingungen im Frühling so viel Kraft, dass ich Muskelkater im Schultergürtel bekomme.
Und genau dieses Thema war der Grund, warum ich mich für den Ironman Lanzarote gegen das ZIPP Vorderrad entschieden hatte! Ich wollte vermeiden, dass mich jede Böe bei den langen Abfahrten, vor allem auf dem Rückweg, aus der Spur schob. Rückblickend mit der Erfahrung aus diesem Wettkampf eine sehr gute Entscheidung.
Scheibenrad hinten: Die ehrliche Antwort
Das Scheibenrad hinten ist bei Windkanaltests der klare Gewinner für eine optimierte Aerodynamik im Triathlonsport – vorausgesetzt, die Strecke ist flach und du kannst bei intensiverem Wind dein Rad noch in der Spur halten. In der Praxis bringt es Sekunden bis Minuten an Zeitgewinn auf der Ironman-Distanz im Vergleich zu einem tiefen Speichenrad. Klingt verlockend, oder?
Die Frage ist nicht, ob ein Scheibenrad unter Laborbedingungen schneller ist (das ist es), sondern ob es für dich, deine Strecke und deine Wettkampfbedingungen der richtige Einsatz ist.
Über die vergangenen Jahre hat sich enorm viel getan bei der Aerodynamik-Optimierung. Sowohl bei Scheibenrädern als auch bei Hochprofilfelgen. Die pauschale Aussage „Scheibenräder sind immer schwerer“ stimmt zwar immer noch. Aber der Gewichtsunterschied hat sich deutlich verringert. Vor allem aber im Hochpreissegment. Dennoch kann gerade auf hügeligen oder bergigen Streckenabschnitten das höhere Gewicht eine entscheidende Rolle spielen. Denn was ich aerodynamisch auf den Flachstücken gewinne, verliere ich möglicherweise an den Anstiegen.
Und dann ist da die Sache mit dem Wind bei Triathlonwettkämpfen. In der Theorie sind Scheibenräder bei bestimmten Seitenwindwinkeln sogar schneller als bei Windstille – das zeigen die Windkanaltests. Aber bekommst du ausgerechnet am Wettkampftag diese idealen Bedingungen? Treffen die Seitenwinde so perfekt auf das Rad, dass sie den maximalen aerodynamischen Vorteil bieten können? Oder schiebt dich dieser Seitenwind als kleine, leichte Athletin von der Straße?
Wenngleich ein Scheibenrad in puncto Aerodynamik unter Laborbedingungen am besten abschneiden wird, ist der Einsatzbereich, der dir einen klaren Vorteil bringt, vermutlich geringer als du denkst. Vor allem wenn du auf vielfältigen Strecken unterwegs bist. Fährst du immer nur flache Strecken, wird es sich bestimmt lohnen. Denn letztlich sparst du immer Zeit ein, egal wie schnell oder langsam du unterwegs bist.
Reifenbreite, Reifendruck, Tubeless oder nicht: Die unterschätzten Variablen
Neben Laufrädern und geölter oder gewachster Kette ist das vielleicht das nächste Thema, das für emotionale – ja sogar hitzige Debatten sorgen kann.
Ich stelle mal etwas in den Raum, was ich bei mehreren Anbietern von Laufrädern gelesen habe und für mich am meisten Sinn macht: Die besten Aerodynamik-Werte erhält man dann, wenn die Reifenbreite möglichst nah an der Außenweite der Felge dran ist.
Natürlich muss das Laufrad zur breiteren Bereifung passen. Und nicht unwesentlich: die Gabelbreite aber auch die Bremskörper! Und da geht es bei mir schon los mit den eingeschränkten Optimierungsmöglichkeiten.
Dennoch lohnt sicher ein Blick auf die Möglichkeiten. Was früher mit 20mm als Ideal galt, ist heute nicht einmal mehr das unterste Ende, wenn wir über 25, 28 oder gar 30mm sprechen. Mit breiteren Reifen kann der Luftdruck verringert werden, wodurch sich der Komfort und Grip aber auch das Bremsverhalten verbessert. All das ohne an Rollwiderstand einzubüßen. Wenngleich natürlich breitere Reifen auch schwerer sein können.
Und wenn es um das Gewicht und Geschwindigkeit geht, kommen wir an der nächsten emotionalen Frage nicht vorbei, oder? Tubeless oder nicht? Naja, ich habe meine Gründe, warum ich im Wettkampf und bei Trainingsfahrten allein nicht mit Dichtmilch kämpfen möchte. Wenn es dir da wie mir geht, dann empfehle ich einen Blick auf kompakte und super leichte Schläuche. Mittlerweile gibt es einige Anbieter wie die Pirelli P Zero Smartube. Die sind nicht nur Ultra kompakt sondern bringen auch kaum Gewicht mit.
Am Ende schließt sich der Kreis wie bei allen Punkten damit, dass es auf den Verwendungszweck, Fahrereigenschaften und persönliche Vorlieben ankommt.
Ähnlich beim Reifendruck. Wie viele Triathlons bin ich schon im strömenden Regen gefahren und bin mit etwas geringerem Reifendruck an den Start gegangen? Ansonsten bestehe ich auf meine 8bar. Es sei denn die Asphaltqualität ist so schlecht, dass mir 8bar zu anstrengend werden.
Trinkflaschenhalter & Oberrohrtasche
1 Minute geschenkt, dafür dass ich meine Trinkflasche zwischen meinen Armen oder hinter meinem Sattel montiere? Sind zwei Flaschen ok oder doch lieber eine an meinem Sattel? Wie sicher ist so eine Montage? Wie oft sieht man Profis, die Flaschen verlieren?
Eine Anekdote aus meinem Triathlonleben: den häufigsten Schaden an meinem Fuji war (ich klopfe tausendfach auf Holz) nicht etwa ein Reifenschaden! Nein, ich habe wie so viele Profis und Altersklassenathleten Probleme mit meinem Flaschenhalter hinter meinem Sattel gehabt. Zum Glück ist das seit der letzten Montage vor einigen Jahren nicht wieder passiert. Aber ich hatte mehrmals Probleme damit. Bei meinem ersten Ironman in der Schweiz lösten sich zwei Schrauben – vermutlich aufgrund der Erschütterungen. Das passierte einige Jahre später wieder, bevor der gesamte Korb im Training brach und ich einen neuen montieren musste.
Was aber messbar ist, ist der verringerte Luftwiderstand von entsprechenden Trinksystemen, die aerodynamisch angepasst oder angebracht sind. Aerodynamisch effektiv sind Flaschenhalter am Sattel. Dabei schneidet eigentlich immer die kleinere Flasche und ein Flaschenhalter besser ab. Aber würde ich dann mein Material für das Beheben von Reifenschäden lassen? Also ist auch hier Kompromissbereitschaft gefragt.
Passende Systeme für Clip-On Aero-Bars gibt es bereits seit Jahrzehnten. Was sich in den vergangenen Jahren so aggressiv durchgesetzt hat, dass die Sportordnung angepasst werden musste, sind die auf den Lenkeraufbauten angebrachten Trinkflaschen.
Um nicht das gesamte Rad auseinanderzubauen und in neuen Einzelteilen zusammenzusetzen, um möglichst viel Zeit- und Kraftersparnis herauszukitzeln, richtet sich auch bei diesem Punkt alles nach deinen Möglichkeiten. Ich habe im vergangenen Jahr ein neues Aero Cockpit mit erhöhten Aero-Bars montiert (siehe weiter oben). Der natürliche Schritt war – auch weil mein Trinksystem nicht mehr passte – einen Bottle-Mount darüber zu montieren. Ein nahtlos integriertes Aero-Trinksystem direkt unter den Aero-Bars ist aus aerodynamischer Perspektive sicher genauso effektiv.

Wer auf langen Strecken unterwegs ist – egal ob im Training oder Wettkampf – wird sicher nicht um eine kleine Bentobox herumkommen. Gemeint sind die Oberrohrtaschen, die es mittlerweile aus einer Vielzahl von Materialien gibt. Meine ist sicher nicht die aerodynamischste.
WARUM SICH DER AUFWAND LOHNT: MEINE BILANZ
Nach Jahren der kontinuierlichen Optimierung stelle ich mir manchmal die Frage: Hat sich der Aufwand wirklich gelohnt? Die Antwort ist komplex und hängt davon ab, wie du Erfolg definierst.
Wenn ich heute auf meine Entwicklung zurückblicke, sehe ich nicht nur Zeitgewinne auf der Uhr. Die wahren Gewinne liegen tiefer und sind langfristiger als die paar eingesparten Minuten auf der Radstrecke. Es geht um die Summe aller Erfahrungen, die mich als Athletin geformt haben und vor allem auch um Bequemlichkeit.
Bei keinen anderen Triathlon Wettkämpfen war mir Komfort so wichtig wie während des Ironman Lanzarote und der Ironman World Championship in Nizza.
Ich war beide Mal unglaublich froh, dass ich mein Zeitfahrrad hatte. War überrascht, wie viel Zeit ich am Ende doch in der Aeroposition verbringen konnte. Konnte aber zugleich auf den Komfort aller Komponenten zurückgreifen. Und der größte Gewinn des vergangenen Jahres war für mich, eine Trinkflasche über den Aero-Bars platziert zu haben. Wenn du jemals 20km am Stück bergan gefahren bist, wirst du den Luxus vermutlich nachvollziehen können, nicht ständig nach unten zur Flasche greifen zu müssen. Und das mit einer Lösung, die eigentlich ganz andere Zwecke hatte.
Letztlich lohnt aber jede noch so kleine Optimierung.
Die messbaren Gewinne
Meine Radzeiten haben sich über die Jahre deutlich verbessert. Vor allem auf kurzen Distanzen. Nicht spektakulär von einem Tag auf den anderen, sondern schrittweise und nachhaltig. Ein Teil davon ist Training, Erfahrung und körperliche Entwicklung. Aber ein nicht unerheblicher Anteil kommt aus der Aerodynamik-Optimierung. Natürlich aber mit dem Größten Sprung, seit mein Fuji meinen kleinen Fuhrpark erweitert.
Streckenabschnitte, die ich früher als zermürbend empfand, wurden plötzlich zu Abschnitten, in denen ich Energie sparen konnte. Das ist der Punkt, an dem Aerodynamik ihre wahre Stärke abspielt: nicht nur schneller zu sein, sondern mit weniger Kraftaufwand und mehr Komfort unterwegs zu sein.
Die unsichtbaren Gewinne
Was mich aber nachhaltiger beeindruckt hat als jede Zeitersparnis, ist die körperliche Entwicklung. Die Aeroposition hat mich gezwungen, an meiner Rumpfstabilität zu arbeiten. An meiner Hüftflexibilität. An der Kraft in meinem Schultergürtel. All das sind Fähigkeiten, die mir nicht nur auf dem Rad zugutekommen, sondern auch beim Laufen und im Alltag.
Durch das konsequente Training an der und für die Aeroposition habe ich gelernt, meinen Körper anders wahrzunehmen. Ich spüre früher, wenn sich Verspannungen aufbauen. Ich kann besser einschätzen, wie lange ich eine bestimmte Position halten kann, bevor ich eine kurze Entlastung brauche. Diese Körperintelligenz ist unbezahlbar.
Der Komfortgewinn
Was paradox klingen mag: Je mehr ich in Aerodynamik investiert habe, desto komfortabler wurde mein Radfahren. Ein gut eingestelltes Zeitfahrrad mit der richtigen Sitzposition ist auf langen, flachen Strecken tatsächlich entspannter als eine aufrechte Haltung auf dem Rennrad. Meine Hände schlafen nicht mehr ein. Mein Nacken verkrampft weniger. Die Last verteilt sich gleichmäßiger. Dieser Komfortgewinn zeigt sich besonders in den letzten Kilometern vor der Wechselzone.
Was ich anders machen würde
Super schwierige Überschrift. Denn eigentlich liebe ich diese Schrittweise Entwicklung. Das Probieren können. Für mich zu schauen, was funktioniert wie und wann und was eben nicht.
Ich habe schon immer recht bodenständige Entscheidungen getroffen. Die Investition mit mein Zeitfahrrad hätte ich aber vermutlich ohne meine Familie noch weiter hinausgezögert. Denn ich wusste ja nicht, was ich verpasse. Als ich mein Fuji dann hatte, war es natürlich auch logisch, dass ich ein Bike-Fitting benötige.
Und entsprechend würde ich es auch nicht anders machen, als graduell Material-Upgrades einzuführen. Ich bin froh, dass ich nicht alles auf einmal gekauft habe, sondern Schritt für Schritt verstanden habe, was für mich wirklich einen Unterschied macht. Das hat mir geholfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Aber klar, oft wünschte ich mir, dass ich konsequenter in der Aerohaltung trainieren würde.
Also, lohnt sich denn nun der Aufwand?
Ja, absolut. Aber nicht aus den Gründen, die man vielleicht erwartet. Es geht nicht primär um die eingesparten Minuten auf der Uhr. Es geht für mich u m die Freude, auf einem perfekt eingestellten Rad durch die Landschaft zu gleiten. Um das Gefühl, nach 180 Kilometern noch Kraft für einen soliden Marathon zu haben.
Die Aerodynamik-Optimierung zeigte mir wie viele Kleinigkeiten auch im Training und Leben, dass Leistung im Triathlon aus vielen kleinen Details besteht.
Dass es keinen Shortcut gibt, aber viele kluge Wege.
Dass Training und Material Hand in Hand gehen müssen. Und dass die beste Investition immer die ist, die du in dich selbst tätigst.
Wenn du bereit bist, die Position zu trainieren, die mentale Herausforderung anzunehmen und Geduld für die schrittweise Optimierung mitzubringen, dann wird sich jeder Euro und jede Trainingseinheit auszahlen. Nicht nur auf der Uhr, sondern in deinem gesamten Triathlon-Erlebnis.
DEIN NÄCHSTER SCHRITT ZUR OPTIMIERTEN TRIATHLON AERODYNAMIK
Wenn du jetzt motiviert bist, deine Triathlon Aerodynamik zu verbessern, dann beginne nicht mit dem Kauf neuer Laufräder. Beginne mit einem ehrlichen Blick auf deine aktuelle Sitzposition auf dem Zeitfahrrad. Lass dich von der Seite fotografieren oder filmen, während du auf dem Rad sitzt. Wie tief ist dein Oberkörper in der Aeroposition? Wie breit stehen deine Ellbogen? Hältst du diese Position über eine Stunde beim Training?
Buche ein professionelles Bike-Fitting für optimale Triathlon Aerodynamik – aber nur bei jemandem, der Erfahrung mit Triathleten hat. Beginne mit Yoga und Core-Training für bessere Hüftflexibilität. Integriere die Aeroposition systematisch in dein Training auf der Radstrecke. Gib dir Zeit – mindestens drei bis sechs Monate, bis du eine neue Position wirklich verinnerlicht hast beim Zeitfahren.
Und dann, wenn die Basis steht bei der Aerodynamik, investiere gezielt in Material. Nicht wahllos, sondern basierend auf deinen Bedürfnissen, deinem Budget und den Strecken, die du fährst beim Triathlon. Ein guter Tri-Suit und ein Aero-Helm bringen mehr Zeitgewinn als teure Laufräder, wenn deine Sitzposition nicht stimmt.
Der Weg zur optimalen Triathlon Aerodynamik ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Ich habe fünf Jahre gebraucht, um dorthin zu kommen, wo ich heute bin beim Zeitfahren. Aber jede einzelne Anpassung, jede Trainingseinheit der Aeroposition, jeder investierte Euro hat sich gelohnt. Nicht nur in schnelleren Zeiten auf der Radstrecke, sondern auch in dem Gefühl, mein Potenzial wirklich ausschöpfen zu können beim Triathlon.
Und jetzt noch einmal ganz deutlich formuliert: Die größten Gewinne bei der Triathlon Aerodynamik liegen nicht im teuersten Material, sondern in der Sitzposition. Ein professionelles Bike-Fitting (150-300 Euro) kombiniert mit konsequentem Training der Aeroposition bringt dir mehr als Laufräder für X Euro. Auch wenn nach einer verkorksten Vorbereitung natürlich immer noch im Wettkampf gilt: Carbon statt Kondition.
Was hat für dich als Komponente an deinem Wettkampfrad am meisten Sinn gemacht? Worin würdest du immer wieder investieren?
[Photo Credits: Oliver Eule / eiswuerfelimschuh.de] | Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.


















