Schwimmgeschichten: von Schwimmschatten und lachenden Haien

Schwimmschatten entstehen, wenn es draußen noch Finster ist und die Lichter unter Wasser im Becken heller strahlen als die Neonlichter an der Decke. Man wird im Wasser perfekt ausgeleuchtet, so dass ein großer schwimmender Schatten des planschenden Selbst an der Beckenwand erscheint. Ein wenig so wie das Mädchen, das mich immer beim Laufen in der Dunkelheit begleitet und mal vor mir und mal hinter mir läuft. Schwimmschatten sind aber irgendwie gruselig! Vor allem wenn man allein auf einer Bahn oder in Gedanken versunken ist und plötzlich glaubt, dass sie einen angreifen. Bedeutend lustiger ist die Wassergymnastik und der lachende Hai. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr jetzt.

Da fiel ich mal wieder aus dem Bett und höre dann dieses Prasseln! Wieder ein Morgen, der mit Regen begann. Ich halte meine Hand mit geschlossenen Augen kurz aus dem Fenster und beschließe nicht wieder unter der Bettdecke zu verschwinden. Ich wage mich hinaus, auch wenn mein Körper ganz laut schreiend etwas anderes verlangt. Der leichte Regen peitschte mir ins Gesicht. Zum Glück hatte ich über die Mütze ein Cap gezerrt und eine Brille aufgesetzt. Der unfassbare Regen am Vortag machte die Einheit Laufen – Schwimmen – Laufen unmöglich. In diesem Fall gilt mal nicht der Spruch, dass es kein schlechtes Wetter sondern nur schlechte Kleidung gibt. Klitschnass im Bad anzukommen, um dann mit nassen Sachen wieder gut neun Kilometer zurück laufen zu müssen, geht einfach nicht. Auf dem Rückweg kann es natürlich schütten, so viel der Himmel hergeben mag…

Der Regen sollte am nächsten Tag deutlich weniger ausfallen. Zum Glück war dem auch so. Es war mein dritter Anlauf in dieser Woche. Der erste endete damit, dass nach einem Kilometer auf Glatteis die Fußwege und Straßen entlang schlitternd tatsächlich Vernunft einsetzte. Die schickte mich heim. Rollentraining war das Resultat – so lange, bis zumindest an diesem Tag der Boden schwamm und ich als zweite Einheit wischen durfte.

Statt der Ruhe im Bett schrien mich nun Mädels an und behaupteten vehement, dass sie das die ganze Nacht machen können. Mein Kopf wippte im Rhythmus hin und her, während mein Körper begründete Zweifel hegt. Ich stelle die Musik lauter, um das Gejammer zu überspielen. Zumindest sind alle Ampeln an diesem Morgen so gnädig, dass ich überall sofort rüber flitzen kann. Der erste Teil der Strecke immer entlang der Hauptstraßen, die um meine Zeit noch ganz still sind. Anders sieht es auf dem Rückweg aus. Stoßstange an Stoßstange. Ein Glück, dass ich zum und vom Schwimmen laufe! Den zweiten Teil fegte ich erst an dem Schwimmbad vorbei, in dem ich vor einigen Monaten meine Bahnen zog. Nun könnte – besser gesagt – hätte ich dort gern direkt gestoppt. Zum Glück hat die Halle aber an diesem Tag geschlossen. Also geht es noch vier Kilometer weiter durch kleine Viertel, wo jeder Vorgarten selbst jetzt im Winter unfassbar aufgeräumt aussieht. Kaum Laternen in diesem Gebiet. Da heißt es Obacht! Schummrig wird es erst, wenn ich einige Bahnen im Schwimmbad gezogen habe. Bis dahin bin ich aber endgültig wach, zumindest rede ich mir das ein…

Ich schlürfte mit meinen Flip Flops in die Halle hinein und meine Laune stieg sofort ins Unendliche. Wassergymnastik. Nun an sich wirklich nichts Lustiges. Die Herrschaften machen da schon ordentlich Ballett. Aber die Musik. Da jagte ein Klassiker den nächsten. Ich musste meinen Kopf senken und mir so sehr dass Grinsen verkneifen. Ich schaffte es gerade noch bis zur Dusche bis es kichernd aus mir herausbrach. Ich beruhigte mich einigermaßen und rutsche fröhlich hinab ins Becken. Dieses Mal ging es aber auf die Außenbahn! Denn wenn die Truppe da Wellen erzeugt, lagern sie ihr ganzes Zubehör auf der Bahnbegrenzung. Als könne man mal nicht eben zwischendurch seine Schaumstoffgewichte oder Schwimmnudeln vom Beckenrand abholen. Die zwei Meter durch das Wasser sind sicher eine Zumutung, wenn man da schon eine Stunde lang hüpft und macht. Auf jeden Fall war ich auf der Bahn eins allein. Ich schickte Stoßgebete ab, dass es bitte auch genauso die nächste Stunde bleibt! Stattdessen gesellte sich aber eine Triathletin zu mir auf die Bahn. Kein Problem. Wie verstanden uns mit einem Blick. Wir teilten uns die Bahn gerecht und spulten das Einschwimmen in einem Rutsch ab. Jeder blieb schön auf seiner Seite. Woher ich weiß, dass sie Triathletin ist? Fragte mich meine Familie auch gleich. Na wegen der Badekappe.

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Ich versuchte mich zu konzentrieren. Nicht, dass es mir wie einige Tage zuvor erging. Erst sah ich einen Hai, der mich auslachte. Nun ich fühlte mich auch nicht besonders fit, deshalb war das unglaublich passend. Es fiel so viel Schnee an dem Morgen und war so eisig, dass fast alles an den Fenstern der ovalen Halle kleben blieb. Das bisschen Schnee, das hinab rutschte ließ eine Form übrig, die an einen Hai erinnerte, der so wie ich gerade rückwärts schwamm und mich dabei auslachte. Tja. Also wäre das nicht nun schon belustigend genug gewesen, war das Licht im Bad total komisch. Ich sah häufig meinen Schwimmschatten neben mir an der Beckenwand entlang ziehen, als ich eine Bahn ganz für mich hatte. Ich geriet ins Träumen und plötzlich kurz vor der Wende sah es für einen Augenblick so aus, als würde mich jemand überholen wollen. Hätte ja sein können, dass sich da jemand an mich herangepirscht hat. Ich war mitten in der Rolle vorwärts und fühlte mich einen Moment wie im Traum, in dem und aus dem ich nicht auftauchen könne. Ich versuchte mich unter Wasser zu sortieren, um zumindest die richtige Richtung einzuschlagen und nicht blindlings gegen die Wand zu donnern. Gelang auch irgendwie. Nur das Wasser aus der Nase wurde ich den Rest der Zeit nicht mehr los. Habt ihr schon einmal unter Wasser genießt? Das machte ich die letzten Bahnen immer und immer wieder.

Zum Glück lief es an diesem Tag aber deutlich besser. Technikübungen, verschiedene Schwimmstile kombinieren, Intervalle, schon konnte ich ausschwimmen! So muss schwimmen gehen. Nur eben vielleicht etwas häufiger. Aber daran wollte ich nach diesem Training erst einmal nicht denken. Der Weg nach Haus durch das irgendwie noch komisch graue Tageslicht würde noch weit genug sein. Nach drei Stunden war auch dieser morgendliche Ausflug beendet und der Alltag wartete mit einer großen Schale Matcha.

Mittlerweile läuft es bei mir wieder richtig gut damit, wenngleich der Weg zur Halle immer weiter wird – selbst Schuld. Könnte ja auch die anderen drei nehmen, die fast auf dem Weg liegen. Habt ihr schon so eine Lauf-Schwimm-Lauf Aktion ausprobiert? 

Lust auf mehr Geschichten, die vom Schwimmen handeln? Unter dem Tag Schwimmgeschichten seid ihr genau richtig.

P.S. Mein Adidas Schwimmanzug sitzt auch nach einigen Jahren immer noch spitze, während andere längst auseinander gefallen sind. Dazu trug ich meine Speedo Badekappe und die Arena Cruiser Schwimmbrille.

Alle hier gezeigten Bilder wurden von meinem Fotografen erstellt. Die Rechte an diesen Bildern liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung dieser Bilder ist nur in Absprache mit uns möglich.

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..‘Din’ ist Gründerin von Eiswuerfel Im Schuh

20121111-082354.jpgAls Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett. Ich freue mich, mit dir auf FacebookTwitterPinterestInstagram und Google+ in Kontakt zu bleiben.

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17 Gedanken zu „Schwimmgeschichten: von Schwimmschatten und lachenden Haien“

  1. Ach siehste da es mir gerade eingefallen. Nach dem Lesen wusste ich, dass da irgendetwas ulkiges zu kommentieren ist, mir ist es nur nicht gleich eingefallen. Stichwort: Einen Triathlet entlarven… Mal abgesehn von der Badekappe oder dem Klichee der 378192 Schwimmtools. Wenn man Triathleten enttarnen will, muss man während der Unterwasseratemphase nur mal kurz zum vorbeischwimmenden Nachbar sehen. Für eineen Bruchteil der Sekunde hat dann Deine Schwimmtechnik seine Aufmerksamkeit. Triathleten wolln doch immer wissen, was die anderen so draufhaben (Beweis des “Lunschens” auf mehreren privaten Unterwasseraufnahmen haha) Sehr lustig anzuschaun. (P.S ich mache das NATÜRLICH NICHT……)

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    • Hi Sören! Da kann ich auch Geschichten erzählen. Bin ich die einzige die ohne Zubehör trainiert? Ab und zu steht meine Wasserflasche am Beckenrand oder auch die Flip Flops, aber nicht mehr.

      Auf keinen Fall machen wir! Ich starre immer nach unten oder nach vorn oder aus dem Wasser. Wasserballett und so…

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      • Wie also Du trainierst komplett ohne jegliche Schwimmtools? Machst Du generell das ganze Jahr so oder wie meintest Du das? Das wäre mir wirklich neu.

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        • Also meine Trainerin und ich sind der Meinung, dass man damit schnell etwas verkehrt machen kann. Da ich allein trainiere, lasse ich das lieber.

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          • Ja die Gefahr besteht sicherlich. Ich sehe auch den ein oder anderen bei mir manchmal etliche Serien mit paddles durchs Wasser pflügen. Sieht nicht gesund aus. Hier muss man echt aufpassen. Da bin ich auch vorsichtig. Aber son paar kleine “toolspritzen” find ich ab und zu sehr cool. Vor allem dieser Schnorchel bringt fun, wenn man mal wirklich kraftausdauer angehn will. Einfach nur ballern und auf den armzug/beinschlag konzentrien ohne die verwirrende Atemrotation 🙂
            Wie auch immer: Jeder hat hier seinen Ansatz. Bis zur nächsten Swimsession würde ich sagen

          • Absolut! Das mit dem Schnorchel ist eine interessante Sache. Aber bei mir, wie mit einer Stirnlampe. Damit sehe ich so dämlich aus, dass ich mich da mit nicht einmal allein ins Becken traue bzw eben mit Lampe in den Wald…

  2. Wie machst du das denn mit den Laufsachen. Hast du nicht Angst krank zu werden, wenn du nach dem Schwimmen wieder in deine (teilw. verschwitzten) Laufsachen schlüpfst? Oder sind diese dann so hochwertig, dass da überhaupt kein Problem besteht? Ich frage deshalb, weil ich gerne einen Teil zur Arbeit laufen und später wieder komplett zurück laufen möchte, habe Aber Ansgt, dass die Klamotten in dem Zeitraum nicht richtig trocknen. Und 2 komplette Sets an Kleidung dafür zu verbrauchen ist mir eigentlich auch zu Schade.

    Grüße

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    • Sehr gute Frage, Sascha. Dazu mehr im nächsten Monat auf meiner Seite hier. Aber nur mal auf die Schnelle: ich habe natürlich Wechselsachen mit und da ich ein kleiner Mensch bin, passt auch alles schön in meinen Rucksack. Aber klar, das löst natürlich nicht das Problem, dass man doppelt Sachen mit hat. Aber oft reicht auch schon ein neues Unterhemd.

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  3. Ich habe da großen Respekt vor Deinen Lauf-Schwimm-Lauf Einheiten. In Ausnahmefällen mach ich dann auch wieder ein auf Eiswürfelimschuh ;-), aber regelmäßig wie Du kann ich das nicht. Im Sommer ist das was anderes.
    Das mit der Wassergymnastik hatte ich früher nachmittags in Tiergarten. Mit Musik macht es einfach mehr Spaß zu schwimmen

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    • Letzte Woche war die Härte. Zwei Mal bei um die minus zehn Grad. Das hin und zurück. Zurück war schlimm, weil die Haut so sensibel nach dem Schwimmen ist. Da half nicht mal eine 1cm dicke Fettschicht.

      Es sollte immer Musik beim Schwimmen gehen. So laut wie die da war, hat man es sogar gut im Wasser gehört.

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  4. Abgesehen davon dass diese Geschichte ganz zauberhaft ist, kommst Du darin derart niedlich rüber, dass ich gegen Ende an einen EiS-Comicstrip denken musste… 🙂

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    • Wie witzig! Ich las heute morgen den neuen Comic von Clarikine gelesen. Musste auch irgendwie an daran denken. Liebsten Dank… Das ist aber auch immer eine Aktion. Verschlimmernd kommt ja immer diese halbe Müdigkeit, halbe Aufregung und der Matcha dazu. Der Gemütszustand ist dann immer durchweg eigenartig…

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  5. Toller Bericht, mir gefällt es wie du ihn immer schön ausschmückst, wenn ich mal ein schreiben musst, hört er sich immer wie eine Doktorarbeit an ,sachlich,trocken mit vielen Technischen Sachen 🙂
    Deiner liest sich aber, spannend,lustig und witzig,ich sinke immer in deiner Welt und schmunzel dabei.
    Aber Hut ab,wie du es immer zweimal die Woche durchziehst, WAHSINN 🙂
    Vielleicht sieht man sich ja mal, wünsche dir viel Spass und Gesundheit,bleib fit 🙂

    Marcus

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    • Hi Marcus,

      das ist so schön zu hören! Danke dir sehr.

      So soll es auch sein. Aber und zu mal hier eine kleine Geschichte soll auch genau so unterhalten.

      Dir auch bei deinen Schwimmstunden viel Spaß!

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  6. Wieder mal zauberst du mit deinem Beitrag ein grosszügiges Schmunzeln auf mein Gesicht!
    Falls es dich beruhigt, Haie habe ich auch schon mit auf der Bahn gehabt! In meiner Heimat gibt es ein Hallenbad, dass ist nicht so rege besucht wie die in der Stadt und wenn ich die Wochenenden im Wallis verbringe, spule ich dort wann immer möglich ein-, zwei Einheiten, meist allein im ganzen Bad ab. Da kommt es dann ab und an vor, dass meine Fantasie mit mir durchgeht und leise die Titelmelodie vom “Weissen Hai” in meinem Kopf herum spukt. Ab da bin ich dann im Stress:)

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    • Jetzt hast du mir aber einen ordentlichen Ohrwurm verpasst. Drei Töne. Schon weiß jeder, um was es geht! Unglaublich. Ich hoffe, ich bin den bis nächste Woche wieder los und nicht allein im Schwimmbad!

      Ganz lieben Dank für deine lieben Worte. Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat.

      Liebe Grüße und viel Spaß beim nächsten schwimmen!

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