Ironman Texas – Radstrecke – zwischen texanischer Idylle und endlosem Asphalt

Die Ironman Texas Radstrecke führt Athleten auf eine 112-Meilen-Reise durch das Herz von Harris County. Beginnend in The Woodlands navigieren die Teilnehmer zunächst durch die grüne Gemeinde, bevor sie in den nördlichen Harris County einfahren und dort zwei Runden auf der Hardy Toll Road absolvieren.

Was als malerische Fahrt durch texanische Baumreihen beginnt, verwandelt sich schnell in ein Highway-Abenteuer voller Geschwindigkeit. Wer an diesem Tag gute Beine hat und mit der Hitze umgehen kann, wird auf dieser Strecke definitiv die Fahrt seines Lebens erleben können.

Mit der Energie der texanischen Gastfreundschaft und dem Versprechen einer aufregenden Fahrt ist die Ironman Texas Radstrecke auf Geschwindigkeit und Erfolg ausgelegt. Die flache und schnelle 112-Meilen-Strecke bietet glatte Straßen und minimale

Höhenunterschiede, hauptsächlich auf den zwei Schleifen der Hardy Toll Road. Der Wind kann hier zum entscheidenden Faktor werden – und sollte es für mich auch. Genauso wie die Wärme und unerwartete Herausforderungen.

In diesem Beitrag nehmen wir dich mit in die Woodlands und auf die Hardy Toll Road und teilen unsere persönlichen Erfahrungen über die Ironman Texas Radstrecke.

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Banner Collage zum Beitrag über die Ironman Texas Radstrecke - sie führt durch The Woodlands und Harris County über die Hardy Toll Road Mautstraße bis kurz vor Houston.

Wir bewegten uns hauptsächlich auf der Hardy Toll Road – einer Mautstraße – und bekamen daher wenig von der texanischen Landschaft mit. Dafür erlebten wir am Anfang und Ende viel von der wunderschönen Gemeinde The Woodlands mit ihren grünen Baumreihen und begeisterten Einwohnern. Dieser Übergang auf der Radstrecke war etwas ruhiger mit wenigen Athleten unterwegs.

Triathletin und Bloggerin Nadin auf dem Zeitfahrrad mit Aero Helm schaut zu Kamera lächelnd beim Ironman Texas auf der Radstrecke auf der Hardy Toll Road

Auf der Hardy Toll Road verlief die erste Runde noch entspannt, besonders als wir uns nach Süden Richtung Houston gegen den Südostwind bewegten. Dieser Wind und die Wärme zehrte bereits zu dieser frühen Stunde an vermutlich allen Athleten. Dennoch konnte ich mich gut auf meinen eigenen Rhythmus einspielen, während sich meine Beine zunächst prima anfühlten. Zum Ende der zweiten Runde funktionierte das leider weniger gut – der Wind hatte noch mehr Fahrt aufgenommen mit einigen intensiven Seitenböen, die das Fahren deutlich erschwerten.

Die Ironman Texas Radstrecke ist ein faszinierendes Paradox: einerseits monoton und technisch anspruchslos, andererseits mental und körperlich herausfordernd durch Wind, Hitze und die schiere Endlosigkeit des Asphalts. Sie belohnt Athleten mit guten Beinen und der richtigen Taktik mit schnellen Zeiten, bestraft aber gnadenlos jeden Fehler in der Verpflegung oder im Pacing.

Am Ende ist es nicht die Strecke, die dich besiegt – es bist du selbst, wenn du nicht auf deinen Körper hörst.

Aber alles nacheinander.

 

DER PERFEKTE START: WECHSEL UND ERSTE KILOMETER AUF DER IRONMAN TEXAS RADSTRECKE

Die Wechsel verliefen dank der unglaublichen Hilfe der Volunteers extrem entspannt, ebenso wie die Versorgung auf der Radstrecke mit meinen Personal Needs. Nachdem mich eine Helferin für die Radstrecke präpariert und mich förmlich Richtung Radstrecke geschoben hatte, befand ich mich auf dem Weg zu meinem Fuji. Mit meinem Wechselbeutel in der Hand – ungewöhnlicherweise mussten wir ihn mit zu unserem Rad nehmen. Dort sollten am Abend nach dem Rennen alle unsere Wechsel- und Morgenbeutel auf uns warten.

Ich legte den Beutel unter meinem Fuji ab und befestigte nahezu zeitgleich mein Garmin Edge. Von meinem Platz waren es nur wenige Meter, bis ich den Wechselbereich verlassen hatte und mich auf der Ironman Texas Radstrecke befand. Ich war wirklich glücklich, der Schwimmstrecke förmlich entkommen zu sein und endlich meine Ruhe zu haben.

Allein das ließ mich grinsen, als würde bereits der härteste Abschnitt hinter mir liegen.

Dabei konnte ich gut verdrängen, dass irgendetwas nicht so recht stimmen wollte. Das zeigte sich zum Glück erst ziemlich am Ende der Radstrecke mit weiterem Unbehagen deutlicher. Ich ließ einige Zuschauergruppen hinter den Absperrungen auf den ersten Kilometern hinter mir. Es ging für mich voller Freude und innerer Ruhe mit einer 15-Kilometer-Schleife durch das herrlich grüne The Woodlands.

 

THE WOODLAND: GRÜNE OASE VOR DEM HIGHWAY-RADMARATHON

Es ging größtenteils durch bewaldete Abschnitte, die an diesem Morgen noch reichlich Schatten spendeten. Dennoch waren meine Sachen innerhalb weniger Kilometer komplett trocken und der Schweiß lief bereits an dieser Stelle. 

Die Asphaltqualität war soweit erst einmal gut – es ist doch immer schön, wenn einem auch auf solch langen Distanzen etwas positiv überrascht. Im Vorfeld hatte ich doch einige andere Informationen auf verschiedenen Seiten gelesen. Selbst später auf der Mautstraße gab es für mich zumindest nichts zu klagen.

Aber wenn etwas positiv überraschte, war das Negative nicht weit. An den Verpflegungsstationen hatte ich wirklich damit gerechnet, dass wir wiederverwendbare Flaschen erhalten. Stattdessen gab es ausschließlich Einwegflaschen – sowohl Wasser als auch Iso. Und ich hasse diese knautschigen Wasserflaschen wirklich. Einzig, dass sie zerknautscht gut in den Händen liegen, ist von Vorteil.

Bereits auf dem Weg zur Hardy Toll Road gab es zwei Verpflegungsstationen, an denen ich frühzeitig Wasser aufnahm, um meinen Körper zeitnah zu kühlen. Auch wenn die große Hitze und der schattenlose Abschnitt erst noch vor uns Athleten lag. indessen war ich froh über die Entscheidung, wieder die Compress Calf angezogen zu haben. Zunächst wirken sie deutlich zu warm für die erwarteten Temperaturen. Angefeuchtet boten sie sowohl auf der Rad- wie auch Laufstrecke im Wind angenehme Kühlung.

Wir fuhren noch einmal am Wechselbereich vorbei, als wir von der Hin- und Rückstrecke weiter Richtung Hardy Toll Road rollten. Über weitere 15 Kilometer hinweg ließen wir zahlreiche Straßen und Kurven hinter uns. Die zahlreichen Schilder an Überführungen oder Brücken, dass sie überfrieren könnten, schienen an diesem Tag wie aus einer anderen Welt. Schwer zu glauben in der morgendlichen Schwüle des Aprils, dass es hier so kalt werden könnte.

 

HARD TOLL ROAD: HERZSTÜCK DER IRONMAN TEXAS RADSTRECKE

Nach 24 Kilometern fuhren wir endlich auf die Hardy Toll Road – ach nein. Erst gab es zwei Schleifen über den N Grand Parkway West, um dann wieder über zwei weitere Straßen zu fahren. So vergingen noch einige Kilometer, bis wir mit reichlich Hin und Her nach 31 Kilometern auf der Hardy Toll Road angekommen waren. Für mich waren 57 Minuten vergangen, als sich die dreispurige Straße mit zwei breiten Notfall-Seitenstreifen vor mir auftat. Diese sollten an diesem Tag für die Verpflegungsstationen und den Personal Needs Punkt genutzt werden.

Ironman Texas Bike Course Radstrecke Hardy Toll Road

Den Gegenwind konnte ich direkt spüren. Aber die Freude über diese an sich einsame, unlebendige Asphaltwelt, in der uns laut tosend die Fahrzeuge der anderen Straßenseite genauso entgegen rauschten wie die metallisch scheppernden Güterzüge der dahinter liegenden Schienen, ließen mich jeglichen Gedanken daran vergessen. So weit das Auge schauen konnte, gab es nur ein einheitliches, helles Grau, das bis zum Horizont oder der nächsten Überführung reichen sollte.

Ironman Texas Bike Course Radstrecke Hardy Toll Road

 

ÜBERFÜHRUNGEN, VERSTECKTE HÖHENMETER UND WIND

Lass uns von Überführungen sprechen. Denn ab hier hatte die Strecke nicht viel zu bieten abseits des Spaßfaktors aufgrund der Geschwindigkeit in manchen Abschnitten.

Egal ob Wind oder nicht und noch egaler aus welcher Richtung er kam – an irgendeinem Punkt würden bei jedem Athleten genau diese Überführungen für einen roten Kopf sorgen. Es war mit seinen knapp 640 Höhenmetern auf 180 Kilometern verteilt eine Radstrecke, wie man sie im platten Brandenburg finden würde. Nur eben auf einer größeren Art und Weise.

Vermutlich jeden Zentimeter dieser Höhenmeter erarbeiteten wir uns auf der Hardy Toll Road. Im Gegenwind der zweiten Runde sollte ich sie dann tatsächlich so richtig spüren. Die riesigen Bäume der Woodlands ragten an den Seiten über die Betonbegrenzung. Neben ihnen standen Strommasten, die die Straße umsäumten.

Eine Spur galt der Hinstrecke nach Houston, die andere der Strecke zurück. Die dritte wurde für Notfälle freigehalten – die es tatsächlich gleich mehrfach geben sollte.

 

ERSTE RUNDE. RHYTHMUS FINDEN AUF DER IRONMAN TEXAS RADSTRECKE

Wer hier einen guten Tag erwischt und dazu noch richtig gute Beine hat, wird seine Ironman-Fahrt seines Lebens haben. Vorausgesetzt, der Wind würde einem keinen Strich durch die rasante Rechnung machen!

Ich war kaum auf dieser Mautstraße zugegen und fand meinen Rhythmus im noch leichten Gegenwind, kamen mir bereits die Profi-Athleten auf der Gegenspur mit dem Führungsfahrzeug entgegen. Blumenfeld räumte das Feld von vorne auf, während sich wie an einer Perlenkette die anderen Profis dahinter einreihten.

Es war ein wildes Hin und Her auf beiden Spuren mit Führungsfahrzeugen, technischem Support, Motorrädern mit Kampfrichtern und Kameramännern. Athleten fuhren an die Seiten für eine Pause, aufgrund eines Defekts oder eines platten Reifens.

Hinzu kamen einige Unfälle, die ich unmittelbar selbst miterlebte. So wie auch Oliver, der in einem Moment Fotos machte und im anderen die Strecke mit einem Zuschauer absperrte, nachdem direkt vor ihm ein Athlet zu Fall kam. Zum Glück waren sowohl Helfer als auch Sanitäter direkt zur Stelle und dem Athleten ist nichts Gravierendes passiert.

 

DIE WENDE: HOUSTON AM HORIZONT

Auf meiner ersten Runde war es recht entspannt. Hin und wieder gab es einige Gruppen, in deren Gewühl ich hineingeriet, wenn es die Überführungen hinaufging. Zum Glück waren solche Momente immer dann direkt vorbei, wenn wir wieder hinabrollen konnten.

Triathletin und Bloggerin Nadin auf dem Zeitfahrrad mit Aero Helm schaut zu Kamera lächelnd beim Ironman Texas auf der Radstrecke auf der Hardy Toll Road

Was aber tatsächlich massiv auffiel war, wie eng es immer wieder wurde, weil Athleten mitten auf einer Spur fuhren oder Athleten nicht schnell genug überholen konnten.

Und dann gab es da diese langen Abschnitte, in denen die Athleten vor mir oder hinter mir nur als kleine Pünktchen auf der Schnellstraße zu sehen waren.

Das waren die Momente, in denen man auf 180 Kilometern dem Gedanken verfallen konnte, dass die Strecke niemals enden würde. Aber genau aus diesem Gedanken wurde ich mit einem spektakulären Blick auf die Skyline von Houston belohnt, als ich eine der letzten Überführungen vor der Wende hinauffuhr. Es war etwas schwer zu glauben, wie weit wir uns von den Woodlands entfernt und an die Innenstadt von Houston herangetastet hatten. Während um uns herum dicke Wolken vorbeizogen und die Sonne über uns brannte, flackerten die Hochhäuser der Stadt in hitzigem, verwaschenem Graublau.

Nach 30 Kilometern auf der Hardy Toll hinaus Richtung Houston fuhren wir eine Überführung hinab, die uns gleich die nächste, aber letzte vor Augen führte. An ihrer Rampe hinauf stand die letzte Verpflegungsstation. Ich griff noch einmal zwei Wasserflaschen – eine zum Kühlen, eine zum Trinken. Anschließend folgte die Kurve, die uns zurück Richtung The Woodlands bringen sollte. Eine Athletin fuhr mit mir die Rampe hinab und meinte, dass sie das auch mal so hätte machen sollen mit dem Wasser. Dass es sich vermutlich richtig gut anfühlen sollte. Ich konnte ihr nicht widersprechen.

Der Rückweg bis zum Beginn der zweiten Runde verflog bei flotten Tritten und Rückenwind unglaublich schnell. Das Problem war hier nur, dass der Rückenwind kaum erfrischte. Was vorher noch angenehm wirkte im Gegenwind auf nassen Sachen und feuchter Haut blieb innerhalb weniger Kilometer aus. Die Hitze staute sich. Die Sonne brannte auf dem Rücken und die Temperatur kroch langsam vom Asphalt nach oben. Mein Kopf glühte und ich war froh um all das Wasser, das ich zur Verfügung hatte. Selbst wenn es in den dünnen Flaschen wärmer und wärmer wurde. Ich war definitiv nicht die einzige Athletin, die mit hochrotem Gesicht hinter dem Visier über den hellen Asphalt raste.

 

RUNDE ZWEI DER IRONMAN TEXAS RADSTRECKE: WIND ALS GEGNER

Bis dahin lief alles genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Zeit verflog. Nach 99 Kilometern in 2:57 Stunden befand ich mich auf der zweiten Runde. Die Wende war wie die draußen kurz vor der Houstoner Skyline ordentlich weiträumig zu befahren, so dass man kaum an Geschwindigkeit verlor. Mit den ersten Metern Richtung Großstadt wurde es sofort etwas angenehmer, weil der Wind wieder fast von vorn kam. Deutlich böiger und intensiver als noch auf der ersten Runde, aber immer noch mit guter Stimmung und Beinen, die weiterhin arbeiten wollten.

Triathletin und Bloggerin Nadin auf dem Zeitfahrrad mit Aero Helm schaut zu Kamera lächelnd beim Ironman Texas auf der Radstrecke auf der Hardy Toll Road

 

PERSONAL NEEDS: NASCAR-BOXENSTOPP

Und dann kam etwas, was ich im Leben nicht erwartet hatte. Es war wie ein NASCAR Race Boxen-Stopp.

Zu Beginn der zweiten Runde auf der Hardy Toll Road wartete eine riesige Gruppe Helfer an der Personal Needs Station, die für mich zum besten Zeitpunkt kam. Sie machten einen so perfekten Job, uns Athleten all das mit auf die zweite Runde zu geben, was wir uns aus unserem eigenen Beutel wünschten.

Drei Helfer waren für einen Athleten da:

Ein Helfer hielt das Rad – ich musste nicht einmal absteigen.

Eine Helferin hielt meinen Beutel offen.

Die andere reichte mir nach und nach alles, was enthalten war mit der Frage, wo sie was hinpacken sollte.

Sie füllten meine Flaschen mit Iso und Cola auf. Eine Cola-Flasche trank ich quasi lauwarm im Stehen währenddessen komplett aus. Sie packten mir Gummibärchen in meine kleine Tasche auf dem Oberrohr. Steckten mir einen Riegel in meine Rückentasche vom TriSuit.

Die Zeit, die ich so sparte, ließ ich anschließend wieder bei mehreren Dixie-Stopps. Ich ging auch hierbei noch davon aus, dass es nichts wäre. Dass ich einfach zu viel getrunken hatte. Was rückblickend kompletter Irrsinn war. 

Hatte ich nicht wenige Augenblicke vorher eine ganze Cola-Flasche ausgetrunken und mich beim Absteigen gefühlt, als wäre ich ein Trockenfisch, der gerade einer Wanderung durch die Wüste entkam?

 

FLÜSSIGKEITSVERLUST & MINERALIENHAUSHALT

Ab und zu gab es Zuschauer – etwas weniger als noch auf der ersten Runde. Aber manche hatten den Weg dort raus durch die Stadt zu den Auffahrten der Hardy Toll Road geschafft. Sie applaudierten und versuchten so laut zu sein wie eine Masse an Zuschauern. Und ja, das tat an den vereinzelten Stellen richtig gut.

Auch wenn die Landschaft wirklich komplett anders war – erinnerte mich vieles einfach an die Einöde, die ich mancherorts auf Lanzarote und Fuerteventura erlebte. Es gab wirklich kaum etwas, das das Auge ablenkte. Der Fokus ist auf solch einer Radstrecke definitiv der eigene Körper, der Kopf und hin und wieder andere Athleten, die überholten oder die ich überholte. Das muss man mögen. Egal wie lange man auf diesem Beton unterwegs war, man muss sich durch so etwas durchbeißen können.

Die Abwechslung war tatsächlich die eigene Geschwindigkeit, die vor allem auf diesem Abschnitt zurück berauschend sein konnte. Wie schnell kann man da den Fokus für die Situation verlieren? Für die Bedürfnisse des eigenen Körpers und seiner Möglichkeiten? Ich musste mich immer wieder daran erinnern, wirklich ausreichend zu trinken. Meine Verpflegung einzuhalten. Sowohl meine eigenen Flaschen als auch die an den Verpflegungsstationen aufgenommenen zu nutzen. Ich hatte mir zudem Salztabletten zurechtgelegt.

Das häufige Toilette-müssen zusammen mit der Hitze führte vermutlich – so wie in der Nacht und am Morgen, als ich bereits Krämpfe bekam – zu einem zu hohen Mineralverlust, den ich kaum kompensieren konnte.

Aber ich schreibe jetzt nicht: Houston, wir haben ein Problem!

Auch wenn ich mich mental überhaupt nicht erschöpft fühlte – so wie auch körperlich so viel mehr noch in mir steckte – begann die Hitze ihren Tribut zu zollen. Ein mächtiger Windstoß auf der Hälfte der Strecke, wo bereits eine Athletin seit einer Runde auf einen Krankenwagen wartete, brachte mich ins Schlingern. 

Man wundert sich ja immer, wie solche Unfälle geschehen – so allein dort draußen. Aber eben genau so. Ich glitt für einen Moment an einem Absperrhütchen entlang, schlingerte weiter, bis ich mein Fuji endlich wieder im Griff hatte.

So etwas rüttelt selbst den hitzigsten Kopf wieder wach.

Klare Warnung für mich, einfach noch mehr Wasser über mich zu schütten und sicherzustellen, dass ich wirklich immer zwei Wasserflaschen an den Verpflegungsstationen aufnahm.

An diesen VPs machte es währenddessen den Eindruck, als würden die Helfer genauso schwitzen wie wir Athleten. Teilweise standen sie zwar im leichten Schatten von Zelten. Die meisten aber harrten im warmen Wind in der Sonne aus. An den Straßenrändern stapelten sich die Getränkeflaschen. Teilweise in Eis gelagert. So schenkten manche Wasserflaschen auf den ersten Schluck wirklich Erfrischung!

 

DRAMA AUF DER HARDY TOLL ROAD

Die vermeintlich flache Radstrecke wurde durch den zunehmenden Wind zu einer echten Kraftprobe. Dennoch fühlte sich bis zum zweiten Teil der Radstrecke alles nach einem großartigen Tag an, auch wenn ich die letzte Stunde zurück zu den Woodlands aufgrund unerwarteter Krämpfe etwas nachlassen musste. Vielleicht war es nicht der ultimative Grund, aber meine letzte Salztablette verlor ich auf dem Weg nach Houston. Zusätzlich zum Schweißverlust und das häufige Toilette-gehen vermutlich das kleine Bisschen, das das Fass zum Überlaufen brachte. All das ISO, das es unterwegs noch von den ebenso schwitzenden Helfern gab, war keine Hilfe.

Natürlich hätte ich ausrasten können – vielleicht bin ich das auch über so viel Dummheit. Wie kann man keinen Ersatz dabei haben und zu eng planen? Aber binnen Sekunden war klar, dass ich den Druck vom Pedal nehmen musste. Auch wenn sich solche Lösungen niemand wünscht, war es die einzige, die mich bis zum Wechselbereich bringen würde.

 

DER LAUTESTE HIGHWAY MEINES LEBENS

Es war die lauteste Radstrecke, die ich je gefahren bin – durch die Hardy Toll Road. Die Gegenspur voller Fahrzeuge, daneben die Güterzüge, der laute Asphalt, das permanente Rauschen… Ich weiß nicht, wie es anderen Athleten ging. Mein Eindruck war, dass bis auf kleine Unfälle und regelmäßige Reifenwechsel die Stimmung unter den Athleten unglaublich gut war. Was nur massiv auffiel war, dass alle Athleten gefühlt ständig eine Flasche in der hielten oder aus ihrem Trinksystem tranken. Die Hitze zehrte mittlerweile auf beiden Richtungen.

Dann folgte eine Unfallstelle auf der Hardy Toll Road mit einem LKW, wie ich sie nur aus Actionfilmen kenne. Der LKW war vermutlich auf der offenen Gegenrichtung ins Schlingern gekommen und über die Betonwand, die die zwei Fahrspuren voneinander trennte, gestürzt. Er hatte sich vermutlich überschlagen und war auf unserer Seite zum Liegen gekommen. 

Ich hatte mich zu Beginn der zweiten Runde noch über ein unglaublich lautes Geräusch gewundert. Dachte aber, das Quietschen und Scheppern kam von einem Güterzug oder dem nahegelegenen Industriegebiet. Mit unheimlichem Glück wurden keine Athleten verletzt, wie der Presse am nächsten Tag entnahm. Wir Athleten wurden weiträumig um das Fahrzeug geleitet. Die Gegenspur war geisterhaft leer und nur das leuchten der Polizeiwagen – auch wie in einem Hollywoodfilm zahlreiche davon – unterbrach die Stille. Auch das rüttelte wieder wach, noch aufmerksamer zu sein. Zum Glück war der Wechselbereich nicht weit.

 

DIE LETZTEN KILOMETER: ZURÜCK IN DIE WOODLANDS

Ich hatte mir vorab den Streckenplan genau eingeprägt. Wusste, dass es nur noch 12 Kilometer waren, als wir die Hardy Toll Road verließen. Aber dieses Stück zog sich bis in die Unendlichkeit. Und mit dem Gefühl, zappelig zu werden und nicht mehr sitzen zu können, spürte ich zum ersten Mal an diesem Tag, was mich einen kompletten Marathon begleiten würde. Ein seltsamer Druck im Unterleib. Der definitiv nicht davon kam, dass ich schon wieder auf Toilette gehen wollte, aber damit zu tun hatte.

Nach all der Geschwindigkeit machte es etwa ab Kilometer 145 den Eindruck, als würde ich ausrollen lassen. Der wenige Fahrtwind verflog. Die Sonne brannte. Die gesamte Situation frustrierte, aber ich musste mich darauf konzentrieren, so zu treten, dass die Krämpfe nicht wiederkamen. Bedacht und mit genau so viel Druck, dass meine Beine nicht rebellierten.

Wir fuhren mit sechs, sieben Kehren wie zu Beginn durch die Woodlands. Abschnittsweise etwas andere Strecke wie am Anfang. Neue Eindrücke. Zeit und Kilometer wollten nicht vergehen. Hier und da wenige Zuschauer. Der Schatten tat gut.

Aber nach 5:36 Stunden stieg ich an der Zeitmessmatte ab. Was für eine frustrierende Zeit, wenn ich überlege, welches Tempo ich auf den letzten gut 30 Kilometern rausnehmen musste.

Dennoch war ich natürlich froh, diesen Abschnitt hinter mir gelassen zu haben. Endlich! Ich schob mein Fuji um die Ecke Richtung zum Wechselbereich. Irgendwie hatte ich noch im Kopf, dass uns Athleten das Rad abgenommen werden sollte. Kennst du das, wenn man sich auf etwas eingestellt hat und es passiert dann nicht? Plötzlich zig Gedanken. Wo war noch gleich mein Platz zum Abstellen gewesen? Wie sollte man von diesem Platz zu den Laufbeuteln gehen? Ich suchte einige Augenblicke wortwörtlich nach einer helfenden Hand. Tatsächlich kam eine Helferin aus dem Nichts auf mich zu gerannt, schnappte sich beherzt mein Rad und ließ mich weitergehen. Ich zog mir rasch meine Schuhe aus. Irgendetwas hatte die letzten paar Kilometer so gedrückt, dass ich von jetzt auf gleich nicht mehr darin gehen konnte.

Die ersten Meter konnte ich mich kaum wirklich vorwärts bewegen. Mein linker Fuß schmerzte so seltsam, dass ich erst ins Laufen kam, als ich Rasen unter meinen Fußsohlen spüren konnte. Bis zu den roten Laufbeuteln waren es es vielleicht nur einhundert Meter vorbei an allen Rädern hinab zum Kanal und kleiner Bogen durch den Park Eine Helfern freute sich so sehr, dass sie mir meine Beutelnummer entgegenrufen konnte, als hätte sie seit Stunden nur darauf gewartet. Sie überkam mir meinen und schickte mich mit unfassbar freudiger Stimmung und Applaus ins Wechselzelt.

PERFEKTION IN DER WECHSELZONE

Von Chaos zu Perfektion in wenigen Metern – die Wechselzone-Helfer sind die wahren Helden des Tages.

Sie zog mich um. Half mir in neue Socken. Sortierte meine Sachen. Scherzte währenddessen. Sprühte mich mit Sonnencreme ein. Öffnete meine Laufschuhe und band sie wieder zu. Gab mir mein Visor und meine Rudy Project. Half mir hoch zum Stehen, gab mir in die noch freie Hand meine Trinkflasche und schickte mich mit aufmunternden Worten auf die Laufstrecke.

Wie es für mich auf der Laufstrecke weiter ging, erfährst du im nächsten Beitrag zur Ironman Texas Laufstrecke.

Du möchtest die Ironman Texas Radstrecke durch die Woodlands und bis nach Houston mit deinem Radcomputer, wie dem Garmin Edge nachfahren? Dann lade dir hier einfach die GPX-Datei herunter: Ironman Texas Bike Cource/Radstrecke GPX Datei 2025.gpx. Viel Spaß dabei und vielleicht magst du mich hier wissen lassen, wie es für dich lief.

Alle Teile unserer Ironman Texas 2025 Beitragsreihe findest du hier:

Ironman Texas – Expo, Pressekonferenz, Welcome Banquet, Bike Check-In

Ironman Texas – Schwimmstrecke

[Photo Credits: Oliver Eule / eiswuerfelimschuh.de] | Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Euleaufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.

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