Ein Mal Challenge Roth und das als Langdistanz Triathlon Staffel heißt nicht nur allein an diesem Kult-Triathlon teilzunehmen. Es heißt vielmehr gemeinsam mitfiebern und kämpfen und so die Atmosphäre ganz anders und in einem besonderen Maße miterleben. Die Tage vor dem Wettkampftag ließen bereits erahnen, wie es am Wettkampftag werden würde und was diese familiäre Veranstaltung auszeichnete. Mit diesem ersten Beitrag zu unserer Triathlon Staffel, von Hannah von Ausdauercoaches, Ann-Kathrin von Triathlove und mir, beginnt nun der persönliche Teil von uns.
Bevor wir als Staffel Team in die einzelnen Disziplinen eintauchen, hier eine kleine Vorschau, was Dich in den nächsten Beiträgen erwarten wird!
Hannah von Ausdauercoaches, Ann-Kathrin von Triathlove und ich haben jeweils einen eigenen kleinen Abschnitt zu unseren Einzeldisziplinen für Dich. Begonnen hat alles mit Ann-Kathrin, die ihre 3,8km Distanz zum ersten Mal in Gänze in einem Wettkampf absolvierte, was mich unglaublich beeindruckte. Vor allem noch mehr bedenkt man die Trainingsbedingungen für genau diese Sportart in den vergangenen eineinhalb Jahren.
Die Stimmung war trotz „ausgeladener Zuschauer“ unglaublich schön. Mit der allerletzten Startgruppe fiel der letzte Startschuss der gesamten Veranstaltung für Ann-Kathrin um 8:45, nachdem wir gemeinsam die Profis und Altersklassen-Athleten den gesamten Morgen mit Applaus auf die Strecke geschickt haben. Im Nebel und Sonnenaufgang war die Stimmung bei uns von Anfang an voller Aufregung und Respekt für die vor uns liegenden Distanzen. Der vielleicht schönste Triathlonstart, den ich bis jetzt erlebt habe. Obwohl all das nur ein Bruchteil der sonst herrschenden Atmosphäre gewesen sein soll. Ann-Kathrin übergab den Zeitmesschip, als die Wärme des Tages so richtig in Schwung kam an mich. Genau mein Wetter, das mir auch zu einer wunderbaren ersten Runde auf der etwas verkürzten Radstrecke verhalf. Als ich Hannah und Ann-Kathrin am Beginn der zweiten Runde sah, gab mir das ordentlich Energie bis zu meinem Einbruch. Mit etwas hängendem Kopf kam ich am zweiten Wechsel an, wo Hannah für den finalen Marathon wartete. Ann-Kathrin begleitete sie zusammen mit weiteren Supportern, während ich mich erholte und unglaublich froh war, dass es keine Solo-Langdistanz für mich an diesem Tag war. Als Hannah bei km30 ankam, war ich wieder fit und wir konnten zu dritt kurz ein Stück gemeinsam laufen. Hannah absolvierte unglaublich souverän den Marathon. Wir verfolgten den Rest ihres Laufes am Athletentracker, bevor wir gemeinsam ins Ziel einlaufen konnten und eine grandiose Finisher Party erlebten!
Du kannst also gespannt sein, auf drei interessante und sehr persönlich Beiträge von uns! Mit Ann-Kathrin machen wir nun den Auftakt.
Lasse uns jetzt mit einem kleinen Rückblick in die Vorbereitungen für unsere Staffel von Ann-Kathrin von Triathlove eintauchen. Denn aufgrund der surrealen Situation über die vergangenen eineinhalb Jahre hatte sie den vermutlich anspruchsvollsten Teil vor sich:
Lange hatten wir auf diesen Tag hingefiebert. Unser Tag. Der Tag als Staffel bei der Challenge Roth. Als Hannah mich damals fragte, ob ich es mir vorstellen konnte, war ich sofort Feuer und Flamme. Schnell hatten wir entschieden, wer welchen Part übernehmen würde und ich freute mich sehr, dass ich als Schwimmerin den Tag eröffnen darf. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch keine Rede von Corona. Keine Rede von geschlossenen Schwimmbädern. Keine Rede von unzähligen Wochen, in denen ich nicht im Wasser war, keine Rede von mangelnder Motivation und einer nicht vorhandenen Form, die ich am Tag X an den Start bringen würde.
Aber der Reihe nach: Zum Zeitpunkt der Anmeldung war ich nämlich im Wasser wirklich fit. Ich hatte mehr oder weniger gerade die Schwimmgruppe gewechselt, bin einige Masters-Wettkämpfe über 100, 200 und 400 Meter geschwommen und hatte richtig Spaß daran. Meine Zeiten ließen damals darauf schließen, dass ich in der Staffel eine 1:15 schwimmen könnte, an einem guten Tag womöglich sogar eine 1:10. Klar, dass ich den Schwimmpart sehr gerne übernehme. Bis dato war Schwimmen nämlich meine Lieblingsdisziplin. Vor allem, weil das Investment im Verhältnis zur Zeit ziemlich großartig war. Ich habe als Kind schwimmen gelernt, fühle mich wohl im Wasser und habe damit so einigen Triathletinnen und Triathleten etwas voraus. Zwei Mal pro Woche Training reichten bislang zumindest vollkommen aus. Für die Vorbereitung auf die Staffel nahm ich mir einiges vor, wollte die guten Zeiten aus den Schwimmwettämpfen auch auf die längeren Distanzen übertragen. Doch was dann folgte brauche ich euch nicht erzählen: Lange nichts.
Lange nichts, weil einerseits die Schwimmbäder geschlossen waren, dann x Regularien beachtet werden mussten, um wieder schwimmen gehen zu können und daraus resultierte meinerseits ein ziemliches Motivationsloch. Und irgendwie fuhr ich dann auch einfach lieber Rad und auf einmal war sogar das Laufen, das ich eigentlich gar nicht kann, attraktiver. Die Vorbereitung war also quasi dahin, ein paar Mal wagte ich mich vorher noch ins Wasser, um wenigstens sagen zu können: „3,8 Kilometer, das kann ich!“ Trotz dieses Wissens, dass ich verhältnismäßig ziemlich unfit bin, stieg ich also freitags ins Auto Richtung Roth. Ich freute mich riesig als ich die beiden anderen auf der Messe zum Startnummern abholen traf.
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Wir nahmen uns vor, den Tag einfach zu genießen und mit gar keinen großen Ambitionen heranzugehen. Grundsätzlich für mich kein Problem, nichtsdestotrotz messe ich mich aber natürlich immer an mir selbst. Und so machte das Testschwimmen am Samstagfrüh auch irgendwie das Gefühl nicht besser, dass es womöglich ein ziemlich langes Schwimmen werden könnte. Das Wasser hatte gerade einmal 18 Grad – frisch. Normalerweise schwimme ich nicht im Neopren, fühle mich darin eingeengt, übe es nicht oft und überhaupt: Neoprenanzüge sind doch eigentlich nur für diejenigen, die nicht schwimmen können, oder? 😉
Doch kneifen gibt es nicht. Wir haben es so lange schon ausgemacht, mein Team ist klasse und stärkt mir den Rücken. Du schaffst das schon, denke ich mir und höre ich auch immer wieder von Nadin, Hannah und den mitgereisten Unterstützern. 3,8 Kilometer bin ich im Training oft geschwommen, darum mache ich mir ehrlicherweise auch keine Sorgen.
Vermutlich ebenfalls nicht sorglos begann der Tag wie immer für alle Triathleten im Dunkeln zu einer ganz frühen Morgenstunde. Von der Sonne war erst einmal absolut nichts sehen in der kalten Dämmerung. Es wurde zaghaft heller. Die Kälte lag hartnäckig in der Luft. Frierend schaute ich mir mein tropfnasses Fuji genauer an. Mit einem alten Lappen, den ich in Voraussicht mitgenommen hatte, wischte ich es soweit es ging trocken. Jede Bewegung tat gut in der Frische. Den Profis ging es nicht anders, genauso wie den hunderten Altersklassen-Athleten.
Es umgab uns eine sanfte Geräuschkulisse aus leise sprechenden Triathleten, die um kurz nach halb sieben durch Musik unterbrochen wurde. Nun war es nicht mehr lange bis zum ersten Startschuss. Mit jeder Minute wurde es dann heller und heller rund um Hilpoltstein. Das Wasser des Kanals lag spiegelglatt vor uns. Was für ein Anblick! Ich konnte es so richtig genießen, weil ich so wenig zu tun hatte und noch so viel Zeit bis zum Start von Ann-Kathrin für unsere Staffel war.
Ich entschied mich, den Wechselbereich noch einmal zu verlassen, um mir den Start von dem kleinen Bootssteg mit anderen Zuschauern anzuschauen. Er war recht leer und so konnten wir ganz entspannt dem Kommentator zuhören, der wenige Minuten vor dem Challenge Roth Start den Countdown einläutete. Das Weltklasse-Starterfeld war genauso bereit wie hunderte Altersklassen-Athleten. Mit Anne Haug, Patrick Lange und Sebastian Kienle standen Weltmeister an der Startlinie. Zusammen mit allen Profis sollte das ein spannender Tag werden. Davon hatten wir nicht all zu viel mitbekommen. Wobei es deutlich mehr war, als wenn man selbst den ganzen Tag als Einzelstarter damit beschäftigt ist, eine Langdistanz ins Ziel zu bringen.
Als um 7 Uhr der erste Startschuss für die Profi Athleten fiel, stieg mit der aufgehenden Sonne der Nebel von den umliegenden Wiesen noch mehr über den Kanal auf. Mit Blick in die südliche Richtung ergab sich ein spektakuläres Bild dieses einzigartigen Morgens!
Drei Minuten später waren die Profi Athletinnen auf der Schwimmstrecke unterwegs. Jedes Mal ertönte ein gewaltiger Knall und ich zuckte zusammen, während ich dem Treiben zuschaute. Du Kulisse wurde mit jedem Startblock mystischer, bis die Sonne irgendwann die Baumwipfel überragte und zögerlich den Bereich der Wechselzone erwärmte. Ich aß und trank zwischendurch immer wieder etwas. Auch um mich etwas von der hartnäckigen Kälte abzulenken.
Im Fünfminuten Takt waren bis 8 Uhr alle Startgruppen der Altersklassen-Athleten aus ingesamt 47 Ländern auf ihren Weg dieser Langdistanz gebracht worden. Die Startwellen wurde in diesem Jahr entzerrt, so dass ihnen mehr Zeit eingeräumt und gleichzeitig die Gruppengröße zur Sicherheit aller verkleinert wurde. Die drei Staffel-Startgruppen mussten sich bis 8:35 Uhr gedulden. Was nicht leicht war an diesem frischen Morgen mit so viel Aufregung wie sich Nebel in der Luft befand.
Als Ann-Kathrin im Wechselbereich ankam, war noch ausreichend Zeit für uns, um das Ankommen der Profi Männer und Frauen und den damit verbundenen Wechsel von der Schwimm- auf die Radstrecke zu beobachten und zu bejubeln. Das war ein unfassbares Ereignis, das man nur hier als Staffel beim Challenge Roth Triathlon so mitbekommen kann! Wir hatten aufgrund der späten Startzeit die Möglichkeit direkt am Ausgang des Wechselzelts zu stehen.
Mit rasender Geschwindigkeit liefen sie ins Zelt und wieder raus. Die Frauen folgten nur knapp den Männern. Alles ging gefühlt blitzschnell. Wie sie die Wiese zu ihren Rädern entlang rasten. Sagenhaft!
Als die Aufregung sich etwas gelegt hatte, machte sich Ann-Kathrin für ihren Abschnitt bereit. Wir sprachen kurz den Wechsel ab. Wer wann wie das Handy vom anderen übernahm. Wo der Wechselbeutel lang und und und. Wir schauten uns die erste Staffel noch gemeinsam an, bevor wir uns verabschiedeten! Es war großartig zu sehen, wie sie mit ihrer Startgruppe zum Kanal ging. Wie sie an der Startlinie im Wasser kurz wartete und dann für uns unterwegs war.
In Ann-Kathrins eigenen Worten klingt es noch so viel interessanter, als ich es von außen beschreiben könnte!
Aber wie lange würde ich wohl brauchen? Diese Frage stelle ich mir bis zum Start noch oft. Die Uhr habe ich bewusst im Hotel gelassen, der Neopren sitzt. Von Nadin werde ich vor dem Start noch gerichtet, mit Vaseline im Nacken eingecremt, gedrückt und verabschiedet. In der letzten Startgruppe gehe ich ins Wasser. Um 8.45 Uhr. Die Profis sind schon lange auf dem Rad, die Amateure steigen nach und nach aus dem Kanal.
Lange habe ich mir vorgestellt, wie der Start wohl werden würde. Ehrlicherweise hätte ich es deutlich krasser vorgestellt, aber durch Corona und die entsprechenden Auflagen sind nur wenige Zuschauende am Kanalrand und in der letzten Gruppe sind diese auch fast alle weg. Trotzdem kriege ich Gänsehaus, während ich ins Wasser steige. Kurz habe ich Tränen in den Augen als wir letzten Schwimmerinnen und Schwimmer vom Moderator angesprochen werden und schon geht es los.
Nicht nur das Schwimmen, sondern auch mein Kopfkino. 3,8 Kilometer, ich sag es euch: Die können ganz schön lang sein. Und einsam. Am Anfang schwimme ich noch im Wasserschatten einer anderen Person, doch nach wenigen hundert Metern bin ich bereits alleine. Alleine im Wasser und alleine mit meinen Gedanken, die ich, warum auch immer, heute nicht loswerde.
Wie weit bin ich wohl schon geschwommen? Wie schnell bin ich? Sind überhaupt noch Schwimmer:innen hinter mir? Fragen über Fragen. Die Schilder am Kanalrand zeigen mir regelmäßig an, wie weit ich (schon) geschwommen bin. Phasenweise motivierend, phasenweise deprimierend. Denn ich merke schnell, dass ich mich heute einfach nicht wohlfühle. Ich kann nicht annähernd an den Anschlag gehen, schwimme konstant ein Tempo, das sich bequem anfühlt. Mir fehlt die Orientierung an den anderen Sportler:innen, denn hinten wird es Meter um Meter dünner. Manchmal überhole ich jemanden oder werde überholt, mal sehe ich jemanden an der Seite stehen, manchmal höre ich Sirenen. So traurig es klingen mag, aber irgendwie fühlt sich das Schwimmen an diesem Tag komisch an.
So langsam komme ich der Startlinie näher und orientiere mich an der Brücke, die man zunächst Richtung zweitem und letztem Wendepunkt durchquert. Ein guter Gradmesser, denn ab da sind es noch etwa 500 Meter. Vorher hatte ich mir bereits vorgenommen, dass ich ab da sukzessive das Tempo anziehe und spätestens auf dem Rückweg versuche noch einmal „all out“ zu gehen. Das klappt dann sogar ganz gut und ich komme pumpend am Kanalrand an. Eine Helferin zieht mich Richtung Land, mit kleinen Schritten stolpere ich den kleinen Wall hoch in Richtung Wechselzone und halte schon Ausschau nach den Punkten, die ich mir als Orientierung zu Nadin eingeprägt hatte. Wir finden uns schnell, tauschen den Chip und ein paar motivierende Worte aus und schon ist sie weg.
Ich sitze noch eine Weile im Gras, schaue im Tracker nach meiner Zeit und muss zugeben, dass ich in diesem Moment enttäuscht war. Sehr sogar. Ich war deutlich langsamer als mein Ziel und noch viel weiter entfernt von dem, was ich ursprünglich mal geträumt habe. Ich ziehe mich um, gehe mir etwas zu essen holen und versuche es positiv zu sehen.
Wer kann schon von sich behaupten, dass er/sie 3800 Meter am Stück schwimmen kann?
Im Triathlon-Kosmos sicher einige, im „normalen Leben“ aber nur die Allerwenigsten. Über den Tag hinweg fangen mich die negativen Gedanken immer mal wieder ein, doch meine Reisegruppe und Teamkolleginnen machen es mir leicht, abzuschalten und den gemeinsamen Tag zu genießen. Ein Tag, an dem sich für mich noch einige Gravel-Kilometer sammeln würden, um Nadin und Hannah zu supporten und der mich schlussendlich doch noch richtig glücklich macht. Die Challenge Roth-Staffel hat mir mal wieder gezeigt, dass Sport unfassbar vereinend ist, ich darüber schon so viele tolle Menschen kennengelernt und Momente erlebt habe, die ich nicht missen wollen würde.
Und das habe ich gelernt: Wenn dir das bewusst wird, sind ein paar Minuten mehr oder weniger auf der Ergebnisliste vollkommen nebensächlich.
Wie ich den Wechsel von Ann-Kathrins Schwimmabschnitt zur Radstrecke erlebte und was dort auf mich zukam, erfährst du im nächsten Beitrag zu unserer Challenge Roth Staffel.
Alle Teile unserer Challenge Roth 2021 Beitragsreihe findest Du hier:
Challenge Roth 2021 – Pressekonferenz
Challenge Roth 2021 – Messebesuch & Startunterlagenausgabe
Challenge Roth 2021 – Bike Check-In
Challenge Roth 2021 Triathlon-Staffel – Teil I
Challenge Roth 2021 Triathlon-Staffel – Teil II
Challenge Roth 2021 Triathlon-Staffel – Teil III
Vielfältige Abenteuer rund um Triathlons & Reisen, findest du auch unter meinem Tag EiswuerfelImSchuh auf Tour.
Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt
uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.
Toll geschrieben, tolle Fotos und für euch ein wahnsinniges Ergebnis, ich habe jeden Kilometer „miterlebt“. Macht weiter so!
Danke danke danke! Das freut Oliver und mich so sehr zu lesen!