Noch nie war ich so mit der Vergänglichkeit unserer Natur konfrontiert wie auf Big Island. Die Insel unterliegt einer ständigen Veränderung. Was heute ist, kann morgen schon wieder ganz anders aussehen oder bereits in Vergessenheit geraten sein. Gleichzeitig strotzt die Insel aber nur so vor Lebendigkeit, Energie und Leben. Ein besonderer Ort, den es in einigen Jahren vielleicht so nicht mehr geben wird, ist der Punaluu Black Sand Beach. Mit seiner Geschichte aber auch mit seinen Schildkröten ist er etwas Einzigartiges. Ich habe mich dort einen Tag lang umgeschaut und die Natur genossen, aber auch einen Hawaiianer, der Kokosnüsse verkauft, kennengelernt und mit ihm einen längeren Schwatz gehalten.
Südöstlich auf Big Island liegt einer der bekanntesten schwarzen Strände von Hawaii. Der Punaluu Black Sand Beach taucht die Küste in anthrazit schimmernden Sand, der trocken an Land und im Wasser wie glitzernder Quarz wirkt.
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Ein wunderbar gelegener Picknickbereich mit einer fluffig weichen Wiese ist das Erste, was mich magisch angezog, als ich dort ankam. Dieser Bereich liegt etwas oberhalb des schwarzen Strandes auf einer nicht hohen Klippe, die aber einen wunderbaren Überblick über diesen weitläufigen Bereich bietet. An manchen Stellen kann man auch ins Wasser gehen. Aber bei rauer See ist Vorsicht geboten. Bereits dort auf dieser Wiese wurde auf die Einzigartigkeit der heimischen Schildkröten hingewiesen.
Statt aber auf Abenteuertour zu gehen, wurde es für mich damals Zeit für einen kleinen Snack. Als ich gerade Kleinigkeiten aus dem Auto holen wollte, entdeckte ich einen Hawaiianer. Blauer Van. Ein Surfbrett irgendwie hineingelegt. Er bot mir und einigen anderen Besuchern ein äußerst interessantes Unterhaltungsprogramm. Er verkaufte Kokosnussnüsse, die er ziemlich spektakulär mit wenigen gut platzierten Säbelschlägen öffnete. Da waren die paar Geldscheine sehr gut investiert!
Schnell noch einen Strohhalm hinein und schon konnte es losgehen. Das war genau die richtige Erfrischung an so einem heißen Sommertag! Unfassbar, wie lecker das ist. Jedes Mal wieder großartig. Ganz anders als zu Haus. Aber ok, konnte ja nur schwerlich einen LKW Kokosnüsse zurück mit nach Haus nehmen. Auf jeden Fall hatte ich den Drink sehr genossen und versuchte ihn wirklich ganz langsam, Schluck für Schluck zu trinken. Die Kokosnuss war viel zu schnell leer. Auch wenn ich einen ordentlichen Wasserbauch hatte, war es zu wenig. Wie immer, wenn es richtig köstlich ist!
Der Hawaiianer holte mich dann wieder an seinen Van heran und schob seine Messer hin und her. Er war in seinem Auto besser ausgestattet als ich in meiner Küche. Aber das war nicht alles, was er bei sich hatte. Drei selbst gebastelte Hüte aus Palmenblättern – ich bereue, dass ich mir keinen mitgenommen habe – und sein Surfbrett. Naja, zusammen mit den Kokosnüssen und Messern ist das wohl alles, was ein Surfer neben etwas Kleingeld braucht. Er öffnete die Kokosnuss komplett und schälte gemächlich aber versiert mit einem dritten Messer, das wie ein riesiges Buttermesser aussah, das weiche Fruchtfleisch heraus.
Ich spazierte etwas vor mich hin. Setzte mich mit meinem Kokosnussfleisch ans Wasser. Genoss die Ruhe und den Geschmack von wirklich frischer Kokosnuss. Ich war nach der Hälfte so satt, dass ich mich erst einmal auf die Wiese legen musste. Raus auf die See starren. Den Wolken hinterher schauen. Ausruhen und alles sacken lassen. Anschließend etwas strecken, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Nach einiger Zeit schnappte ich mir meine Flip Flops und lief den Strand auf und ab. Genoss die Seeluft, den Wind, die Sonne, das Rascheln der Palmenblätter, das Gefühl des schwarzen Gesteins und Sand unter den Füßen. Die Lavafelsen waren immer warm. Egal ob die Sonne von Wolken verdeckt waren, ob sie vom Ozean hin und wieder überspült wurden. An den Kanten zum Ozean waren die Felsen ganz glatt gerieben. Je weiter man sich aber davon entfernte, desto scharfkantiger wurden sie. Ich hielt nach gelben kleinen Fischen Ausschau, krabbelte Krabben hinterher und grub hin und wieder meine Füße in den Strand ein. Der Sand ist nicht staubig. Er ist grobkörnig und läuft sich ganz wunderbar.
Ich schaute einigen Fischern zu. Man hätte meinen können, dass sie an den Klippen ihre Angeln auswerfen. Stattdessen stehen sie vereinzelt mitten am Strand und ziehen einfach so von dort aus einen bunten Fisch nach dem nächsten an Land.
Abseits des Strandes scheint ein absolutes Idyll bestehend aus mehreren kleinen Pools, die mit einer Mischung aus Süß- und Salzwasser einen ganz besonderen Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen bieten, die man sonst wohl eher im Landesinneren sehen würde. Seerosen sind Landeplatz für Vögel und geradezu riesig erscheinenden Libellen. Am Rand tummeln sich Wildgänse, die vollkommen unbeeindruckt von uns Menschen ihre Runden drehen.
Der schwarze Strand mit seinen Palmen grenzt diese Idylle vom Pazifik ab. Mehrere hundert Meter schlängelt sich der Strand an der an sich rauen Küste entlang. Am Ende ragen riesige Lavafelsen aus dem Ozean heraus. Mehr und mehr wird der grobe schwarze Sand vom Ozean davon getragen. Bald werden vielleicht nur noch wenige Reste daran erinnern, wie es einst mal ausgesehen haben mag. An manchen Stellen ist schon jetzt kaum mehr ein Körnchen zu finden. Felsen reiht sich an Felsen.
Während die natürlich entstandenen, weißen Strände auf Hawaii stetig Sand aus dem Ozean von Korallen und zerkleinerten Muscheln erhalten, wird der Black Sand Beach weniger und weniger. Nur neue Lava kann diesen Strand retten. Denn schwarze Sandstrände entstehen meist, wenn flüssige Lava in kaltes Meerwasser fließt und zerfällt. Besser gesagt gerade zu zerberstet. Die Lavastückchen werden vom Wasser und den Wellen so zerkleinert, dass irgendwann schwarzer Sand übrig bleibt und vielleicht einen neuen Strand wachsen lässt.
Jetzt ist der schwarze Strand aber noch Heimat und Ruheplatz von Schildkröten. Ich hätte nie gedacht, dass ich das unglaubliche Glück haben werde, so viele Schildkröten dort und anderswo sehen zu können. Klar. Da waren diese Schilder, aber das sollte nichts heißen. Dachte ich mir.
Auf Oahu wurde auch immer von Schildkröten gesprochen. Ich hatte zwar auch auf dieser Insel das Vergnügen, aber was ich auf Big Island erleben konnte, war wirklich einfach nur unglaublich. Jedes Mal wenn ich diesen oder andere Strände betrat, tummelten sich Schildkröten im Wasser oder auf dem Sand. Während ich auf Entdeckungstour am Strand herumturnte, ins Wasser hinein ging und wieder heraus schlenderte, stolperte ich fast über einen abgegrenzten Bereich. Rettungsschwimmer und Einheimische haben den Ruheplatz der Schildkröten mit größeren Lavasteinen markiert. Selbst da sehe ich sie noch nicht sofort. Obwohl sie so unglaublich groß sind.
Der Ausstieg wirkt wie ein kleiner Strand innerhalb des großes Black Sand Beach, der nur für diese großen, grünen Schildkröten reserviert ist. Sie sind mit ihrer Nachmittagsruhe so typisch für Big Island. Eine geschützte Art, die von den Einwohnern der Insel auch so behandelt werden. Aber nicht jeder Tourist hat den nötigen Respekt vor ihnen. Originale und selbst gebastelte Schilder weisen in diesem Naturschutzgebiet darauf hin, dass man einen respektablen Abstand zu diesen Tieren einzuhalten hat.
Aber die Schildkröten lassen sich meist nicht aus der Ruhe bringen. Sie krabbeln aus dem flirrenden Wasser. Selbst an trüben Tagen glitzert es vor sich. Der schwarze Sand wird von den Wellen aufgewirbelt und reflektiert jeden Lichtstrahl. Die Schildkröten liegen ganz ruhig am Strand und lassen sich vom Wasser umspülen. Krabbeln weiter auf trockene Bereiche oder machen sich wieder auf zum Ozean. Ganz gemächlich. Verweilen vor dem Wasser. Schauen auf. Dösen weiter vor sich hin. Legen den Kopf wieder auf dem groben Strand ab.
Das alles erdet einen irgendwie richtig. Die Schildkröten mit ihrer gemächlichen Art strahlen so unfassbar viel Gelassenheit aus. Sie gähnen vor sich hin. Kaum haben sie es an den Strand geschafft, strecken sie alle Viere von sich und dösen einfach ein. Ich hätte sie über Stunden anstarren können.
Seid ihr auch so fasziniert von Schildkröten? Liebt ihr Kokoswasser so wie ich? Seid ihr schon einmal an einem schwarzen Sandstrand gewesen? Ich kenne bereits von Teneriffa und Fuerteventura schwarze Strände und ich mag sie wirklich sehr gern. Aber der Black Sand Beach ist in Farbe und mit seiner Grobkörnigkeit einzigartig.
Meine Erlebnisse auf Big Island, Hawaii könnt ihr unter dem Tag Hawaii durchstöbern. In den kommenden Wochen folgen zudem auch noch einige Geschichten und Reiseberichte mehr.
Alle hier gezeigten Fotos wurden von Oliver erstellt. Die Rechte an diesen Aufnahmen liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung ist nur in Absprache mit uns möglich.
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.
Liebe Din,
danke für diesen Beitrag, ein Traum. Es ist etwas ganz besonderes, wenn man erst vor kurzem an diesem wunderbaren Fleckchen auf unserer schönen Erde war. Ich kann mich daran sehr erfreuen. Wie gut könnten wir alle es auf unsere Planeten haben mit ein bisschen mehr Toleranz, Respekt, Gefühl, Verantwortung, Wertschätzung, Frieden.
Ich schöpfe unendlich viel Kraft und Energie aus solchen Bildern und deshalb reise ich so gerne um die Welt und laufe solang mich meine Beine tragen.
Wir Läufer/innen werden nicht aufgeben unser friedvolles Hobby weiter in die Welt zu tragen.
Mahalo
Rosa
Aloha Rose,
ja, da war nun wieder ein Beitrag fällig. Es war so wunderbar und noch einmal danke für den tollen Tipp! Ich musste dort direkt mehrmals hin und ich hätte es nicht missen wollen.
Ich hoffe sehr, dass es diesen Ort so noch viele Jahre geben wird und dass jeder Besucher genauso viel wie wir aus diesem Ort herauszieht.
Einzigartig schöne Bilder – danke fürs Teilhaben!
Hallo Robert,
ich danke dir! Freut mich, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich hoffe, du kommst fit und gesund durch den Herbst.
Hallo Din,
wow, die Bilder mit der Riesenschildkröte sind der Wahnsinn.
Die Bilder sind perfekt geschossen und so schön scharf *-*
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Ich erwarte auch eine Reaktion, daher ist manchmal auch die Enttäuschung so groß, wenn nichts oder kaum was zurück kommt. Aber vielleicht erwarten wir auch zu viel? Ich denke eigentlich nicht, denn das Bloggen macht doch so viel mehr Spaß untereinander, als wenn man ein Einzelkämpfer ist.
Liebste Grüße, Tenzi
Hallo liebe Tenzi,
liebsten Dank für deine Nachricht. Absolut, das Bloggen soll auch Spaß machen und klar. Der Austausch ist ein wesentlicher Teil, warum es so viel Freude bereitet. Hattest du schon einmal das Vergnügen Schildkröten in Natur so nah sein zu können?
Lieben Dank auch für dein Kompliment.
Hallo Din,
frische Kokosnuss an einem ganz besonderen Strand mit Blick auf den unendlichen Ozean genießen. Was will man mehr!!
Vielen Dank, dass Du noch einmal die Erinnerungen an dieses tolle Fleckchen Erde ins Wohnzimmer gezaubert hast.
Liebe Grüße
Frank
Hi Frank,
ach wie sehr ich mich doch zurück wünsche! Es war so köstlich und man kann einfach immer und überall in kurz kurz umherlaufen und sich einfach irgendwo hinlegen. Kein Frieren, frische Luft. Perfekt. Ich denke mit Sehnsucht daran zurück. Viele Grüße!
Der Post ist so, so schön. Habe auf dem Pad gelesen; und da erscheinen die Bilder nämlich sofort größer, nicht neben sondern untereinander, so dass man so richtig hineingesaugt wird in die Story, mit über den schwarzen Sand läuft, Kokosnüsse spaltet und Schildkröten in die Augen blickt.
Passt irgendwie zu meinem gestrigen (traurigen) Thema, nur dass man auf Hawaii so wie auch in Europa eben mehr auf die wertvolle Flora & Fauna achtet.
Ganz vielen lieben Dank! Das freut mich ungemein.
Das mit den Bildern auf dem iPad und dem iPhone muss ein Bug sein, aber in diesem Fall war es ja positiv.
Die Struktur des Sandes war übrigens wirklich einfach der Hit. Man konnte zwar keine Schuhe anziehen, wenn man drüber lief, weil jedes Korn so riesig war, dass es für Probleme sorgte. Aber barfuß ein Genuss.
Wenn ich bedenke, dass es so wunderschöne, schützenswerte Gegenden überall auf der Welt gibt, aber eine Vielzahl einfach (auch für uns) so dramatisch zerstört werden, wirkt alles noch einmal in einem anderen Licht. Dass es diesen Strand wegen der Naturgewalten vielleicht irgendwann nicht mehr geben wird, ist schon traurig, aber ich möchte nicht verantworten, dass es andere Orte wegen meiner Person nicht mehr gibt…
Genau – in der Natur vergehen die Dinge auch ohne unsere Hilfe. Das sollte aber für uns Menschen nicht zum Zerstörungsfreibrief werden.