Ulkig eingeschliffen fühlte sich nach fast zwei Jahren Wettkampfpause mein erster Triathlon mit dem BerlinMan 2021 an! Ob eine Mitteldistanz als Wiedereinstieg in die geliebte Wettkampfzeit so eine gute Idee war, wusste ich nicht. Dass es für mich ingesamt aber so routiniert und gut laufen sollte, hätte ich weder ahnen noch mir wünschen können. Mit meinem durch die Familie vorgegebenen Mantra “einfach machen!” nahm ich Schritt für Schritt jede einzelne Herausforderung bei diesem Triathlon an. So auch die Radstrecke und den Laufabschnitt, um die es in diesem Beitrag geht.
Der Morgen und das Schwimmen verflogen gefühlt an diesem für mich besonderen Wettkampf. Besonders für mich deshalb, weil es knapp zwei Jahr her war, dass ich an einem Triathlon teilnahm. Dann auch gleich eine Mitteldistanz, die zumindest auf der Radstrecke anspruchsvoll wirkt. Diese und der Laufabschnitt, halb Asphalt, halb Waldwege, lagen mit zwei Wechseln um 8:40 noch vor mir.
Den Neoprenanzug bekam ich mit etwas Gestrampel und Gehopse aus. Die Füße musste ich gar nicht abspülen wie sonst. Die Wasserflasche konnte ich also liegen lassen. Strümpfe, Schweißband und Schuhe hatte ich sofort an. Dazu zog ich noch meine Radweste an, in der meine Verpflegung verstaut war, und das Startnummernband klickte ich um. Also dann los! Ach nein. Moment. Da liegt ja noch mein Helm auf dem Aerolenker. Schwarz auf Schwarz ging irgendwie unter. Aber nach dem Aufsetzen konnte es endlich losgehen.
Meine Güte. Was für Aktionen immer mit den zig Handgriffen, die routiniert wirken aber dennoch drunter und drüber gehen. Nach etwas drei Minuten war ich dann endlich abfahrbereit!
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Das Flitzen durch den Wechselbereich mit dem Rad in der einen Hand ging besser und schneller als gedacht.
Manche Dinge im Leben sind eben wie Fahrradfahren. Man verlernt sie nicht.
Nach 2:42 Minuten stand ich an der Linie zum Aufsteigen. Unter wachsamen Blicken des Kampfrichter Hundes stieg ich mit kalt glitschigen Händen auf mein Fuji. Ich war bereit, die Radstrecke mit einer hoffentlich sich ebenso gut anfühlenden Routine anzugehen, wie die ersten Abschnitte dieses BerlinMan Triathlons.
Routine. So ein wunderbares Gefühl, wenn sich alles anfühlt, als hättest du es so bereits hunderte Male erlebt!
Mit meinem Schwimmergebnis und meiner ersten Wechselzeit konnte ich nach dem entspannten Morgen mehr als Zufrieden sein. Auf der Radstrecke angekommen stellte sich für mich eine Frage: wie viel konnte ich auf den 90km mit 600 Höhenmetern geben, ohne dass ich kläglich auf der Laufstrecke mit ihrem leichten Crosslaufcharakter eingehen würde?!?
Ich konnte von Glück sagen, dass mich die Routinen Schritt für Schritt bis genau dort hin getragen haben. Das noch dazu recht ruhig und locker. Rückblickend hätte ich beim Schwimmen ruhig noch einen Zacken mehr von meinen Armen und auch von meinen Beinen verlangen können!
Auf dem 4 Runden Kurs wollte ich mit meinem Fuji kraftvoll unterwegs sein, aber mich nicht zerfetzen. Meine Lieblingssportart sollte schließlich keine Qual werden, wobei ich mich aber dabei auch vermutlich ziemlich quälen kann. Du siehst.
Fragen über Fragen. Unsicherheiten über Unsicherheiten. Genau hier fehlt die Wettkampferfahrung mit dem Gespür für die eigene Leistung der vergangenen zwei Jahre. Aber irgendwie würde das schon werden!
DIE BERLINMAN RADSTRECKE
Binnen weniger hundert Meter hatte ich das aber mit meinem Mantra “einfach machen!” abgehakt. Ich fuhr allein auf weiter Flur den Wannseebadweg Richtung Spinner-Brücke entlang, bog scharf links ab, rauschte am Burger King vorbei und winkte dem einsam stehenden Achim Achilles zu. Er sah irritiert aus und kam nicht einmal dazu, sein Fähnchen für mich zu schwingen. Mhm, ja! Die wild gestikulierende Athletin in Aerohaltung war ich… Ich freute mich in dem Moment einfach so über ihn als einzigen Zuschauer bis dahin.
Nachdem ich den ersten Abschnitt des Kronprinzessinnenwegs hinter mir gelassen hatte und auf die Havelchaussee links abbog, begann die erste von vier Runden. Auf dem abschüssigen Gelände bis zum Anstieg des Willi kann man immer wieder ordentlich Geschwindigkeit aufnehmen. Vor mir in der Ferne eine Athletin und ganz selten kam von hinten ein Athlet angeschossen. Ich ging gedanklich meinen Essensplan durch und trank regelmäßig. Es war wieder so ein typisches Wetter, bei dem ich all das vergessen konnte. Ich klammerte mich an Uhrzeiten statt an Fahrzeiten. Wenn ich eins definitiv nicht wollte, waren es extreme Tiefs, weil ich das mit meiner neuen Verpflegung (wenige Gele, dafür grüne Bananen) und dem Mate Tee vermasselte!
Mit dem Heranrauschen an den ersten Willi stieg die Spannung. Wie fühlten sich meine Beine an? Was wollten und was konnten sie an diesem Tag geben? Ich würgte sie hinauf. Wir hatten das Woche für Woche in den letzten beiden Monaten immer wieder geübt. Die Straßen waren trocken. Der Wind hier und da zu spüren. Das schlecht vorausgesagte Wetter riss sich zusammen. So konnte ich ohne zu bremsen alle Abfahrten mit ordentlichen Antritten hinabfahren. Während ich strampelte, als gäbe es kein Morgen, flogen die Herren entspannt ohne jede Pedalumdrehung an mir vorbei. Kenne ich schon aus dem Training. Finde ich jedes Mal wieder unfair ätzend.
Das erste Mal Willi war aus dem gefühlten kalten Zustand eine echt große Hürde!
Mein Asthma hielt ich mit größtem Teil Nasenatmung in Schach, die ich aber bei der Anstrengung sausen lassen musste. Helfer applaudierten hier und da. Ehe ich mich versah lag der Postfenn als letzter Anstieg hinter mir. Ich fuhr in einer Kurve an einem Maserati vorbei und wunderte mich, wie man so ein Schmuckstück da einfach unbeachtet bei so einem Rennen halb auf dem Bürgersteig halb auf der Straße parken konnte.
Es folgte der herausforderndste Streckenabschnitt neben den Berliner Bergen. Ich stuckerte mich wieder und wieder über diese Kopfsteinplasterpassage. Athleten bretterten noch einen Zacken schärfer als ich bereits fuhr mit ihren scheppernden Scheibenrädern drüber. Es flogen Trinkflaschen durch die Gegend, die von flinken Helfern eingesammelt und aufgereiht wurden. Jedes Mal wieder war ich froh, wenn ich es geschafft hatte. Mal im Sitzen und mal im Stehen erlebte ich jede Runde dort intensiver.
Ich zählte nur ganz wenige Zuschauer an diesen abgelegenen Stellen. War aber dankbar für jedes Lächeln, das sie uns schenkten. Der kurze Abschnitt der Teufelsseestraße führte zum belebtesten Abschnitt an diesem Tag. Die S-Bahn Station Heerstraße brauchte eine ganze Reihe Absperrungen, Polizisten und Helfer, um für uns Athleten den Weg frei zu halten. Kurz nach der Tankstelle an der Ecke folgte mein Lieblingsabschnitt: die Jafféstraße mit seinen ICC Messegebäuden.
Mit viel Glück kann man dort locker über 40km/h auf glattem Asphalt entlang rauschen.
An diesem Wettkampftag sollte der Wind aber leicht von vorn kommen. Entsprechend musste man Runde für Runde mehr strampeln. Aber, an einer Stelle Pech heißt an anderer doppelt Glück. Denn so schob es leicht von hinten den Kronprinzessinnenweg entlang. Damit war die erste Runde fast Geschichte. Ich schaute auf die Uhr, aß meine erste Banane und konnte die Schale direkt in dem neuen Verpflegungsbereich am Ende des Weges abwerfen. Nach der zweiten Runde nahm ich zudem eine Wasserflasche auf, die ich tatsächlich bis zur Hälfte aufbrauchte.
Es folgte der Hotspot mit der Kreuzung Krone – Havelchaussee. Nach der ersten Runde warteten nur ganz wenige Zuschauer. Mit entsprechend verhaltenem Applaus wurden wir auf die zweite geschickt. Meine Beine fühlten sich mit jedem Meter überraschend besser an. Dennoch war natürlich alles harte Arbeit, was bei den vorbeifliegenden Athleten der folgenden Startgruppen irgendwie so ganz anders aussah. Es war die zweite Runde, in der sowohl die Zeit als auch die Kilometer rasend schnell verflogen.
Kampfrichter umkreisten mich hin und wieder mit dem Motorrad. Sie hielten sich auffällig lang neben Athleten vor mir auf. Aber es schien ein entspanntes Rennen zu sein. Es gab kein Gepfeife und Gemotze. Nur zwei Mal habe ich wirklich einen ätzenden Schreck bekommen, als ich mich Athleten super eng überholten. Ich dachte, unsere Lenker würden sich berühren. Von Windschattenbox war da mal nichts zu sehen!
Mit dem Mal Heerstraße hatten die Helfer mehr Aufwand, um Fußgänger und andere Radfahrer zum Warten zu bewegen. Mir kam in Polizist entgegen gerannt, weil kurz vor mir zwei Frauen auf einem eScooter hin und her eierten und kein Wort hören wollten. Der nette Herr hatte aber alles im Griff und schob beide aus dem Weg. Danke dafür! Nicht so lässig starrte ich den Helfer an, der mit einem extra großen Kaffee freudig strahlend aus der Tankstelle kam. Genau in dem Moment, als ich mit dicken Beinen von einer sonst immer so gut laufenden dritte Runde hundemüde kam! Ich mampfte frustriert meine zweite Banane weg und schob noch ein Gel hinterher, weil mein Mate Tee irgendwie seine erhoffte Wirkung verfehlte. Dabei hatte ich mich so gut an meine Trink- und Essenszeiten gehalten. Das kühle Wetter verlangte aber scheinbar nach deutlich mehr!
Immer wieder fuhr ich mit allem was ging und so mich weit in die Kurve hinaus tragend an den alten Avus Zuschauerrängen vorbei. Die werden gerade restauriert. Entsprechend taugten sie für einige Blicke der Ablenkung in jeder Runde. Auch dort keine Zuschauer, nur Helfer und Polizisten, die aber ihrerseits für Stimmung sorgten. Die wurde richtig großartig, als sich mehr und mehr Zuschauer an der Kurve zur nächsten Runde sammelten. Seid Runde 3 gab es oben auf dem Willi auch Stimmungsmacher mit laut durch den Grunewald wummernder Musik!
Das machte den weinenden Oberschenkeln Beine!
Die schlecht laufende dritte Runde konnte ich so schnell abhaken. Ich wusste eins. Was ich mir in der ersten Runde noch nicht so richtig vorstellen konnte, lag nun fast hinter mir. Die letzten 20km Radstrecke begannen und endeten mit Jubel. Dazu ein gutes Gefühl in den Beinen, die ich mit dem letzten Willi hinauf noch einmal mehr abverlangte als eigentlich gewollt. Schuld war nur die Gruppendynamik und die laute Musik. Denn mittlerweile waren alle der über 500 Athleten auf der Strecke. Es war ein Überholen und Überholtwerden. An manchen Stellen brauchte das viel Aufmerksamkeit und Fokus.
Ich genoss es dennoch dieses Trainingsrevier quasi für mich zu haben. Abgesperrt vom sonstigen Straßenverkehr. Eine letzte Runde in diesem Jahr unter idealen Bedingungen, wie man sie sich immer wünscht. Noch einmal überholten mich Kampfrichter. Wieder verschwanden sie schnell vor mir aus meinem Blickfeld. Auf dem Kronprinzessinnenweg fuhr ich ein letztes Mal an den Abstandsmarkern, die der Veranstalter für uns Athleten aufgemalt hatte vorbei. Das war mal interessant zu sehen, wie viel Abstand es wirklich braucht, um nicht im Windschatten der vorderen Athleten zu hängen!
Kurz nach der Verpflegungsstation durfte ich mich endlich ganz links einreihen, um Richtung Wechselbereich abzufahren. Ich hörte eine bekannte Triathletin meinen Namen rufen und irgendwo aus einer anderen Richtung noch einmal. Es hörte sich an, wie eine Stimme aus der Familie. So richtig glauben konnte ich das allerdings nicht. Also fuhr ich ohne mich umzuschauen weiter. Ich lockerte meine Beine mit losem Tritt und hielt Abstand zu den sich aufreihenden Athleten vor mir. Kurzes Räkeln und Strecken sagte auch meinem Kreislauf, dass es gleich etwas zu tun gab.
Wenige Augenblicke später konnte ich etwas krampfig nach etwa 2:45h vom Rad absteigen. So genau weiß das wieder niemand. Ich habe vergessen meine Tasten des Forerunners so nutzen. Alle Wechselzeiten zählten wieder einmal in die Radzeit. Egal wie, ich war mehr als zufrieden. Auf 90km innerhalb dieses Rahmens zu bleiben mit all den spannenden und herausfordernden Abschnitten, ist mehr als ich dieses Mal vorhatte.
Ohne zu überlegen oder innezuhalten rannte ich zurück zu meinem Stellplatz, der dank orangefarbenem Triathlon-Mini-Teppich vor meinem Rucksack großartig zu sehen war. Ein fliegender Wechsel, der noch eine Überraschung parat hielt. Mein Fuji stellte ich ab. Ich hörte von hinter mir, dass ich etwa 10. Athletin sein müsste. Schuhwechsel, Weste aus, Visor mit Sonnenbrille auf, Verpflegung in die Rückentaschen stopfen und los! Nein! Nicht los. Wieso nicht?
Ein Kampfrichter stand vor mir mit der Info, dass er mir eine 10 Sekunden Zeitstrafe geben muss. Ich war total schockiert und gleichermaßen über 10 Sekunden irritiert. Wir unterhielten uns nun also 10 Sekunden darüber, warum ich Dummkopf meine Club Mate in einer Glasflasche am Morgen nicht ausgetrunken sondern mit in die Wechselzone geschleppt habe. Was soll ich sagen. Vermutlich die viele Zeit und entspannte Atmosphäre. Die Flasche wäre verschlossen und warte im Helferzeit, denn Glas hat natürlich in diesem Bereich nichts zu suchen! Dann sollte ich aber doch endlich loslaufen! Äh ja. Gesagt, getan!
DIE LAUFSTRECKE
Endlich nach dieser ungewollten aber irgendwie unterhaltsamen und erholsamen Pause machte ich das, was mir am meisten Spaß machte. Ich lief zu den Helfern zum Ausgang, drehte meine Startnummer nach vorn und verschwand im Wald. Es ging direkt an der ersten Verpflegungszone vorbei, die auch die jeweilige neue Runde einläutete.
Auch in diesem Abschnitt des Rennens war alles wie immer. Genau das erfreute mich. Ich wusste exakt worauf ich mich mit jedem Schritt einließ. Eine Überraschung gab es dennoch, als einige bekannte Sportfreunde plötzlich am Streckenrand auftauchten. Die Überraschung war noch um einiges größer, als meine Familie ein Stückchen weiter ebenfalls klatschte.
Ich hatte zum Ende der Radstrecke bekannte Stimmen gehört, die ich aber nicht wirklich für wahr hielt. Ich hoffte direkt, dass sie alle genau dort blieben, um mir neue Energie mit jeder schwerer werdenden Runde auf den Weg geben würden. So war es auch. Ich habe mich jedes Mal gefreut, als würde ich alle das erste Mal sehen.
Einerseits unglaublich beruhigend und andererseits motivierend, um nur nicht nachzulassen.
Knapp 5km war jede Runde lang. Es fehlte uns ein kleiner Schlenker mitten im Grunewald. Damit sollten wir am Ende auf 19km kommen. Die vier Runden waren übersichtlich verteilt. Wie immer die eine Hälfte auf Asphalt, die andere quer durch den Wald. Nach der Hälfte und am Ende der Runden je eine Verpflegungsstation. Alles wie sonst auch wunderbar organisiert. Dass wir uns die Trinkbecher selbst nehmen sollten, war absolut in Ordnung. Schließlich läuft man sowieso meist entspannter an solche Stationen heran.
Ich pendelte mich letztlich bei einem 5er Schnitt ein, was absolut im Rahmen war, was ich mir für dieses Rennen vorgestellt hatte. Letztlich hatte ich zwar schon gedacht, dass ich fitter und einen Tick schneller bin. Aber darum machte ich mir währenddessen keine Gedanken. Ich gab das, was sich in dem Moment hart aber gut anfühlte. Lief gefühlt immer um Haaresbreite an Krämpfen vorbei. Ich wusste, wie ich die Belastung im Körper verändern musste, damit sich die Situation nicht verschlimmerte und ich andererseits aber auch nicht zu wenig in den Lauf hinein gab.
Es fühlte sich sagenhaft gut an, so wieder im Triathlonleben angekommen zu sein. Deshalb gab es auch keine große Jammerei. Vielmehr überwog währenddessen und jetzt auch noch danach das Gefühl, dass ich alles richtig gemacht habe. Beziehungsweise alles, was ich bis dahin geschafft hatte, war gut so. Dass ich mit meiner Wettkampfverpflegung auf Kriegsfuß stehe, schiebe ich mal beiseite. Ich nahm jeden Streckenabschnitt einen Becher Wasser. Die Bananen auf der Radstrecke hatten mir ausreichend Energie gegeben, so dass ich nicht an jeder Verpflegungsstation ein Gel benötigte.
Jeder dritte Halt war ausreichend, wurde dann aber dennoch am Abend nach dem Wettkampf ordentlich bestraft. Es ging für den Moment, aber dann auch leider nicht weiter. Da werde ich weiter nach Lösungen suchen müssen, vor allem wenn ich erneut eine Langdistanz angehen möchte.
Abseits davon genoss ich es so sehr, dass sich trotz der Auflagen so einige Zuschauer an den Streckenrand gewagt hatten. Das Gefühl des BerlinMan 2021 reichte schon sehr nah an das der vergangenen Jahre heran. Wenn du vielleicht auch ab und zu an Wettkämpfen teilnimmst, kennst du bestimmt diesen Eindruck von super organisierten Veranstaltungen mit einem Publikum, das die Strecken erst so richtig lebendig werden lässt. So war es hier.
Wenn man hier und da motiviert wird, seinen eigenen Namen hört und vielleicht auch mit den anderen Athleten noch ein Wort wechseln kann, dann ist die körperliche und mentale Erfahrung einfach eine ganz andere. Entsprechend leichtfüßig bewegte ich mich über jeden einzelnen Kilometer. Überholte hier und da die schnellen Radfahrer:innen und wurde in seltenen Fällen von Läuferinnen überholt, die auf ihren letzte Metern waren. Runde eins und zwei waren definitiv die ruhigeren. Die letzten beiden waren ein Auflaufen der Athleten, weil mehr und mehr von den Rädern auf die Laufstrecke wechselten.
Meine Familie harrte genauso am Streckenrand aus, wie die restlichen Zuschauer, wenngleich es mit dem beginnenden Sprühregen und der vorangeschrittenen Zeit leerer wurde. Ich versuchte in der letzten Runde einfach mein Tempo beizubehalten.
Meine Muskulatur war irritiert über diese Dauerbelastung und irgendwie spürte ich da doch noch ganz schön Nachholbedarf.
Aber das war klar. Es ging nur darum, keine Krämpfe zu bekommen und um alles herum zu manövrieren, was scheinbar für Probleme sorgen wollte.
Nicht einmal an der ersten Wasserstation der letzten Runde angekommen, kam ein Gefühl von tiefem Herbst auf. Die Luft fühlte sich plötzlich so viel kälter an und der Sprühregen wandelte sich in nicht enden wollende Fäden von Landregen um. Die wenig verbliebenen Zuschauer standen hoch motiviert am Streckenrand bis ich auf die letzte Passage auf den Waldweg abbog.
Ich konnte es an dieser Stelle nun wirklich nicht mehr erwarten, ins Ziel zu kommen. Selbst im dichten Wald spürte ich die kalten Regentropfen. Binnen Minuten wurde mir, trotz der Geschwindigkeit unangenehm kalt. Meine drei Rundenbändchen bekamen aber an der letzten Wasserstation Verstärkung. Mit dem vierten konnte ich endlich auf den Rückweg einbiegen, statt die nächste Runde zu absolvieren.
Ein herrliches Gefühl von Zufriedenheit stellte sich bereits dort ein.
Alles verlief nach Plan an diesem Tag. Auch wenn die Strecke wie sonst gut einen Kilometer länger gewesen wäre, wäre es eine Bestzeit für mich auf dieser Mitteldistanz geworden!
So kam ich nach 5:05:51 etwas unterkühlt ins Ziel. Wie sich dann zwei Tage später herausstellte steckte mir da schon etwas in den Knochen. Um so dankbarer bin ich für diesen unglaublichen Tag, die wunderbare Organisation, meine Familie und Freunde am Streckenrand und natürlich dafür, dass mich mein Körper einfach hat machen lassen.
Aber in Wirklichkeit war es sicher meine Familie, die mir am Tag zuvor diese Ruhe und das Gefühl vermittelte, dass “einfach machen” jetzt genau das richtige ist, statt zu viel zu wollen!
Ich trauerte im Ziel etwas dem Umstand hinterher, dass es keine Medaille gab. Aber das Dauergrinsen verließ mich trotzdem nicht.
Kurz erholt und rasch von der Familie verabschiedet war im zunehmenden Regen dann auch schnell Heimwärtsstimmung angesagt. Dennoch wollte ich es mir nicht nehmen lassen, noch auf die Siegerehrung der Athletinnen und Athleten zu warten. Sie war ebenfalls etwas kürzer gehalten als üblich. Es wurden nur die Gesamtsieger geehrt in diesem Jahr. Schon in diesem Moment habe ich mich auf das nächste Jahr gefreut. Denn da findet der BerlinMan wieder im August statt.
Trotz dieser abgespeckten BerlinMan Triathlon Version in diesem Jahr, war nicht wirklich etwas sehr anders. Natürlich fehlten hier und da Kleinigkeiten. Es war aber nichts, womit man nicht auskommen konnte. Vor allem war es beeindruckend zu sehen, wir trotzdem so viele Helfer zur Verfügung standen. Wie sie sich wie an jedem anderen Wettkampftag auch bemühten, für uns Athleten da waren, für Stimmung sorgten und für den Veranstalter den BerlinMan zu dem machten, was er sonst auch schon immer war.
Ein familiärer Triathlon, der einfach Spaß macht!
Meinen ersten Teil zum BerlinMan Triathlon gibt es bereits online – darin dreht sich alles um den Wettkampfmorgen und die Schwimmstrecke.
Vielfältige Abenteuer rund um Triathlons & Reisen, findest du auch unter meinem Tag EiswuerfelImSchuh auf Tour.
Mein konstanter Begleiter neben dem Alé Cycling TriSuit, den WrightSocks & Asics Flitzern war natürlich wieder mein Garmin Forerunner 945.
Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt
uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.
Hallo Din,
toller Bericht von Deinem erfolgreichen Wettkampf einschließlich Finish. Glückwunsch!
Da mein Sohn ebenfalls am diesjährigen BerlinMan teilgenommen hat, möchte ich Euch bitten, mir die private Nutzung einiger Fotos zu genehmigen. Soll eine Überraschung werden.
Vielen Dank im voraus.
MfG Frank
Hey Frank, ganz lieben Dank! Ach herje, ich lese das erst jetzt und wir melden uns gleich mal. Toll, dass dein Sohn auch dabei war. Ich hoffe, dass es für ihn ebenfalls gut lief!
Toll, wie ihr uns an diesem Sportereignis teilnehmen lasst. Din, du schreibst wieder einmal sehr kurzweilig. Und Ollis Bilder unterstützen den Bericht anschaulich. Tolle sportliche Leistung.
Hallo Sabrina, das freut uns beide ungemein. Wir wollen ja immer beide unsere Erlebnisse festhalten, Olli in seinen Fotos und ich in meinen Worten. Schön, wenn das gefällt und so auch ein Stück Nähe auf die Distanz des Internets entsteht.