Ironman Canada 2022: Angekommen & Angeschwommen

Mit dem Ironman Canada erwartet mich meine 6. Langdistanz. Eine Woche Penticton zur Entspannung und Vorbereitung verflog einfach so und morgen ist es dann schon soweit! In dem beschaulichen kleinen Städtchen in herrlicher Natur von British Columbia gelegen haben die Organisatoren ein für sie besonderes Rennen auf die Beine gestellt. Nach zehn Jahren kehrt dieser Ironman von Whistler zurück an den Ort, wo er 1983 das erste Mal ausgetragen wurde. So aufregend es für den Veranstalter und die Gemeinden ist, so aufgeregt sind mit Sicherheit auch all die Athleten, die von überall aus der Welt angereist sind. Immerhin 15 Athleten haben es aus Deutschland nach Penticton geschafft. Der Großteil ist aus Kanada und den USA. Alle verbindet ein großer Wunsch. Wir möchten morgen die Finishline des Ironman Canada 2022 erreichen! 

Da bin ich. Mitten in Kanada, mitten in British Columbia. Vor einigen Tagen in Vancouver gelandet und kurz darauf hier in Penticton angekommen. In einer bezaubernden kleinen Stadt, die viel Flair eines Seeortes irgendwo am Meer versprüht. Penticton liegt inmitten von zwei Seen und ist umrahmt von Gebirge, von dem man einen wunderbaren Blick über die Stadt und die Landschaft hat. Die eindrucksvolle Natur hat mich sofort für sich gewonnen. Genau so hatte ich es mir vorgestellt, als ich mich Monate vor meiner fünften Langdistanz in Tempe, Arizona für den Ironman Canada angemeldete. Die Vielzahl an unglaublichen Obst- und Weinanbaugebieten überraschte mich genauso, wie die wunderbaren kleinen Geschäfte und Restaurants mit absolut entspannter Atmosphäre.

Nach zehn Jahren kehrt der Ironman Canada genau hier her nach Penticton zurückkehrt. Mit einer jahrzehntelangen Tradition gibt es deshalb einiges zu feiern. An jeder Ecke in der Stadt werden die Athleten entsprechend begrüßt. Auf der Straße erkennt man uns am grünen Bändchen. Beim Radtraining wird uns die Vorfahrt geschenkt, während wir die Aussicht über die Seen genießen. Im Wasser wird gegrüßt, als würde man sich ewig kennen. Beim Laufen durch das Städtchen wird genauso gewunken. Anwohner sprechen mit einem locker. Wollen wissen, aus welcher Ecke der Welt man zum RETURN gekommen ist und versichern, dass sie auf jeden Fall am Sonntag zum Jubeln kommen. Ich freue mich drauf!

Der Ironman Canada 2022 fühlt sich wie Bonus an. Eigentlich wollte ich irgendwann einmal eine Hand voll Langdistanzen einsammeln. Nun wird es schon die sechste, die aber gefühlt etwas Besonderes ist. Denn ich bin gesund und hatte ein ganz normales, gutes Trainingsjahr. Nicht wie die vergangenen drei Male, die ich mich entweder unterschwellig über Monate hinweg krank fühlte oder zwei Mal einen Unfall kurz vorher hatte und letztlich verletzt an den Start ging. Es fühlt sich an wie Urlaub mit großer Vorfreude, morgen Teil von etwas Besonderem zu sein! Ich habe eine Stadt noch nie so leidenschaftlich über eine Veranstaltung sprechen hören wie Penticton. 

Durch dieses beschauliche kleine Städtchen schlängelt sich die Laufstrecke. Ich habe sie diese Woche immer wieder präsent unter meinen Füßen gehabt. Dass direkt am Anfang alle Höhenmeter dank eines ungewöhnlichen Kursverlaufs eingesammelt werden, erschreckt mich genauso, wie es mich beruhigt. Was weg ist, ist weg! So können wir anschließend auf dem Rundkurs, den es zwei Mal zu absolvieren gilt, einfach in Ruhe am Wasser entlang schlappen. 

Geschwommen wird hier im Uhrzeigersinn. Eine einzige lange Runde quer durch den Okanagan Lake, der die Tage mit recht heftigem Wind schon einmal Wellen produzierte, die eher an ein Meer als an einen beschaulichen See erinnerten. An Tagen mit einem ruhigen Tagesanbruch wurde es dann auch an der Strandpromenade deutlich voller. 

Triathlontrubel lag in der Luft. Wer glaubt, morgens um halb sieben allein am Strand zu sein, irrt. Denn zig Triathleten sind dann schon fertig mit dem Schwimmtraining oder wollen gerade ins Wasser. Ein ruhiges Plätzchen musste man sich dann schon suchen. Es war auch die einzige Zeit, in der man einen Neoprenanzug anziehen konnte. Denn der Rest des Tages war so heiß, dass man nur still im Wasser entspannen und runterkühlen wollte. Ob nun morgen mit neuem Arena Neoprenanzug oder nicht. Das Wetter mit seinen weit über 30° hat sich etwas beruhigt. Wir werden an der 30er Kante entlang schrammen, was sicherlich mit dem Wind nicht ganz so schlecht sein wird. 

Die Radstrecke beflügelt am Anfang ganz sicher, wenn wir Penticton Richtung Süden verlassen und die ersten Kilometer am Skaha Lake vorbeifahren können. Von dort aus gibt es dann nur noch eins: Berge und eine fantastische Landschaft, die ich mir die Tage schon aus verschiedenen Perspektiven angeschaut habe! 

Triathletin auf zeitfahrrad radtraining auf Ironman Canada Bike Course vor dem Okanagan Lake landschaft

Berg rauf. Berg runter. Gut, wenn da zumindest im Training das Sitzpolster der Alé Cycling Bibshorts etwas üppiger ist! Und wieder von vorn. So lief es beim spannenden Streckencheck des Ironman Canada die Tage. Durch wunderbare Natur mit endlos wirkenden, sich durch das Gebirge windenden Straßen vorbei an großen und kleinen Seen, durch verschlafene Städtchen und an Frankreich erinnernde Weingebiete. Idyllisch hart, würde ich es beschreiben. Fast so wie bei meinen ersten Ironman mit zig Höhenmetern in der Schweiz. 

Aber wie sagten sie gestern bei der Opening Ceremony:

„Es ist nicht die Zeit, die du erreichst. Sondern die Zeit, die du hast, um diese Zeit zu erreichen.“

Es war ein wunderbares Erlebnis miterleben zu können, wie die Community von Penticton bei der Eröffnungsfeier des Ironman Canada die Rückkehr zu diesem Ort gefeiert hat. Ein warmes Willkommen voller Gastfreundschaft all der Helfer und Organisatoren dieses Ironman erwartete uns Triathleten. Eine Langdistanz, die mit seinen Menschen so schöne und bewegende Geschichten geschrieben hat und schreibt. Bei der auch die Renndirektorin Susie Ernsting schon mal selbst das Alkohlfreie für die Athleten ausgibt und der Bürgermeister John Vassilaki bei der Opening Ceremony einen ganz persönlichen Rückblick auf die Geschichte des Ironman Penticton gibt. Dort war es auch, wo ich eine der motivierendsten Reden einer lokalen Athletin bei einem Ironman gehört habe. In jedem Wort von ihr spürte man ihre Leidenschaft zum Triathlon, die sie mit allen Athleten vor Ort teilte. All die Schmerzen, die sie durchlebt hat, all die Zweifel, als das, was uns im Leben, Training und im Wettkampf daran hindern möchte anzukommen. Wir kennen es alle und irgendwie geht es doch Stück für Stück weiter. 

„Du weißt nicht, wie stark du bist, bis stark zu sein das einzige ist, was du sein kannst.“

Es gibt nichts mehr zu tun, als einfach die Zeit abzuwarten, bis nach und nach alle Athleten auf die Strecke gehen. Die Startunterlagen liegen bereit. Das Athleten Briefing und die Opening Ceremony fanden statt. Wie im vergangenen Jahr, war ich auf allen drei Streckenabschnitten in der Woche in Penticton unterwegs. Ich weiß also, was mich erwartet, einschließlich der unendlich weit erscheinenden Schwimmenstrecke über eine Runde, der knapp 2000 Höhenmeter auf der Radstrecke und den paar hundert Höhenmetern auf der Laufstrecke, die wir direkt in den ersten 10 Kilometern einsammeln werden.

Mein Fuji steht im Wechselbereich. Ganz unüblich für einen Ironman, dass es keine extra Bereiche für die Startbeutel und entsprechend keine Ausgabe von ihnen von Helfern gibt. Sie liegen wie bei so manch kleinem Triathlon direkt am Fahrrad, wo man sich seine eigene Wechselzone einrichten kann. Der Wecker steht unvernünftig früh auf 4Uhr für einen Early Bird Morgen. So sollte alles bereit sein und ich freue mich auf einen neuen Tag, an dem es wieder einmal heißt:

GUTEN MORGEN, TRIATHLON!

GUTEN MORGEN, IRONMAN CANADA – PENTICTON.

Triathletin zeigt startnummer vor zielbogen beim Ironman Canada Penticton BC 2022 und lächelt subaru werbung und active schriftzug

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