Vor einiger Zeit wurde im Rahmen eines Laufschuh-Symposiums, das die Runner’s World organisiert hat, das neue Konzept ’Stride Signature’ vorgestellt. Umfangreiche Studien zu Bewegungsabläufen von Läufern haben ergeben, dass die heutigen Kategorien von Laufschuhen vielleicht ausgedient haben. Es müssen scheinbar neue Wege gefunden werden, um das perfekte Schuhmodell für den eigenen Laufstil auszuwählen. Wie genau die aussehen können, ist noch offen, was das Thema aber nicht minder spannend macht.
Weil sich die Thematik als mehr als komplex herausgestellt hat, freute ich mich, anschließend Fitnesstrends auf der ISPO genauer unter die Lupe zu nehmen.
Schon als Kind war ich sportlich. Ich habe mich in vielen Sportarten ausprobiert, konnte nie wirklich still sitzen, auch wenn ich Phasen hatte, die sehr still waren. Ich musste mich bewegen, war eben kein Stubenhocker. Auch wenn ich keine Begabung habe, für rhythmische Sportarten, so habe ich doch den Rhythmus des Laufens im Blut. Egal, ob ich Handball oder Basketball gespielt habe oder „nur“ laufend unterwegs war, schon als Kind hat es mich fasziniert, wie unterschiedlich sich jeder bewegt. Um mich herum schon immer so unterschiedliche Bewegungsstile wie Menschen. Jeder von ihnen bewegt sich anders, läuft anders. Manche schlenkern mit den Armen und Beinen. Manche laufen nach vorn gebeugt oder ganz gerade. Einige treten mit dem Vorfuß auf, andere mit der Ferse und viele mit dem Mittelfuß.
Ich beispielsweise habe nach einer Laufpause vor einigen Jahren meinen Laufstil mit Hilfe von Physiotherapie und zum Teil neu erlernten Bewegungsmustern etwas umgestellt. Es gelingt mir zwar auch heute noch nicht einen ganzen Marathon zu laufen, ohne mit der Ferse zuerst aufzukommen. Aber ich kann meine Intervalleinheiten und einen anspruchsvollen langen Lauf durchaus aus mit dem Mittelfuß bewältigen. Das heißt nicht, dass das der richtige Laufstil für jeden ist. Es ist der Stil, der mir und vor allem meinem Rücken gut tut.
Was sich dennoch nicht verändert hat, ist das leichte Abrollen über die Seite meiner Füße. Ich kenne es von meiner frühsten Kindheit, aber hatte nie Probleme damit. Mir fällt es beim Laufen auch nicht auf. Ich sehe es nur hin und wieder auf Fotos. Vor einigen Jahren hatte ich selbst das nie wirklich beachtet, bis hier auf meiner Seite jemand ein Kommentar dazu hinterlassen hat. Aber das ist mein Laufstil, der mich mehr oder weniger effektiv und vor allem gesund an meine Ziele bringt. Genauso wie viele andere Freizeit- und Profiathleten trotz vielleicht zuweilen sehr eigentümlich anmutenden Laufstilen ihr Ziel erreichen.
Während ich mit leichteren Laufschuhen auch auf langen Distanzen über die Jahre sehr glücklich geworden bin und sogar auf kurzen Strecken und für mein Lauf-ABC auf Barfußmodelle zurückgreife, gibt es eine Vielzahl von Läufer, die damit so gar nichts anfangen können. Das liegt meist nicht daran, dass sie sich der Entwicklung und dem Fortschritt verweigern, als vielmehr daran, dass ihr Körper damit nicht zurecht kommt. So spaltet sich die Laufwelt in die Barfuß- und Minimalwelt und die, die einfach nur einen Laufschuh mit allem Drumherum tragen möchten und können. Wenn man sich wieder die sehr individuellen, persönlichen Stile ins Gedächtnis ruft, ist das vielleicht sogar gut so. Mein Orthopädie ist bei kleineren Wehwehchen auch immer wieder davon überzeugt, dass er in das komplexe System eines Läufers nicht eingreifen möchte. Es sei denn es liegt etwas Schwerwiegendes vor. Eine kleine Einlage, kann den persönlichen Stil nämlich schon ganz schön durcheinanderbringen.
Außerdem kann man auch nicht immer auf jeden Modezug aufspringen. Von Sprungfedern über Gel- und Luftkissen, Sohlen, die man kaum Sohle nennen kann bis handschuhartige Modelle, die man ja, tatsächlich als Laufschuh trägt. Auch heute noch können die Unterschiede der Laufschuhe kaum größer sein. Es wird immer schwerer für Läufer einen Weg durch das Laufschuhlabyrinth mit hunderten verschiedenen Modellen von knapp fünfzig Laufschuhherstellern zu finden und den richtigen Schuh für die eigenen Bedürfnisse herauszufiltern.
Irgendwie scheint alles da gewesen zu sein, aber trotzdem bleiben Laufverletzungen aus irgendeinem Grund immer gleich. Es ist die schmerzende Achillessehne, das entzündete Schienbein, die verhärtete Wade, die ziehende Fußmuskulatur oder vor allem das Läuferknie. Vielleicht sind die Laufschuhe und die Kategorien, in die wir Läufer gesteckt werden, aber ein Grund dafür, dass wir unseren natürlichen Bewegungsmustern nicht mehr folgen können.
Diese persönlichen Bewegungsmuster haben sich in umfangreichen Untersuchungen die beiden führenden Forscher für Biomechanik, Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann und Prof. Dr. Joseph Hamill, genauer angeschaut. Dabei haben sie herausgefunden, dass die Knie im Zusammenspiel mit anderen Gelenken wie dem Knöchel und der Hüfte für unseren absolut einzigartigen Laufstil sorgen. Warum das so ist, habe ich während des Laufschuh-Symposiums erfahren.
Um detailliert die Studien von Brüggemann und Hamill wiedergeben zu können, bräuchte ich die beiden Professoren an meiner Seite. Wer alle Details der Studien erfahren möchte, kann sich gern hier belesen. Was ich aber für mich mitgenommen habe, war die interessante Tatsache, dass unser Laufstil nicht allein von den Füßen abfängt. Vielmehr muss man sich einen Läufer ganzheitlich anschauen – begonnen von der individuellen Bewegung über die Lauferfahrung, das Alter, das Gewicht etc. Jetzt werden sicher viele sagen, dass wäre absolut logisch, aber dennoch haben Laufschuhhersteller über Jahrzehnte ihr Augenmerk nur auf die Füße gelegt. Sie haben wenige simple Kategorien erstellt, die uns Läufer entweder in neutrale Schuhe oder in welche mit einer Stütze stecken. Wahlweise mit mehr oder weniger Dämpfung.
Dabei ist unser Körperbau ebenso einzigartig, wie all die vielen Laufstile, die eben genau daraus resultieren. Jede Verbindung aus Knochen, Gelenken, Sehnen, Bänder und Muskeln funktioniert bei jedem Menschen in einer ganz bestimmten Weise. Nicht nur dass das Gelenk bei jeden etwas anders geformt ist. Auch die Sehnen und Muskelverbindungen sind individuell anders, angepasst an den eigenen Körper. So ist nicht nur die Gelenkbewegung als solche sondern auch das Zusammenspiel mit den Bändern für reibungslose aber durchweg einzigartige Bewegung zuständig. Nicht zuletzt sind die Bänder unterschiedlich fest und flexibel, was wiederum aufgrund der Ernährung, der DNA, des Trainingszustandes, des Alters und zurückliegende Verletzungen zu einem noch persönlicherem Gebilde führt.
Um die Sache noch etwas zu verkomplizieren, bewegt sich nun dieses einzigartige Gebilde nicht nur einfach vorwärts und auf- und abwärts. Es kommt zudem zu einer Rotationsbewegung, die durch den Armschwung verursacht wird.
Als Hamill und Brüggemann ihre Studie mit 300 Läufern durchgeführt hatten, haben sie eine Fülle biomechanischer Daten gesammelt, aus denen sie insgesamt vier Gruppen herausfiltern konnten. Diese vier Gruppen unterscheiden sich in Flexibilität, Fußform, Muskelstärke, Alter, Gewicht, Lauferfahrung und wie sich der Körper an bestimmten Gelenken wie Knie, Hüfte, Knöchel und Zehen bewegt. Gibt man diesen vier Gruppen einen Laufschuh, so reagieren sie ganz unterschiedlich darauf. Es sind nicht nur die Füße, die in den Schuhen stecken, sondern der gesamte Mensch. Deshalb können eben nicht nur die Füße als Maß der Dinge angesehen werden.
In einer weiteren Studie mit verschiedenen Untergründen konnten die beiden Professoren herausfinden, dass sich die Bewegung eines Läufers den Untergründen anpasst. Je nach Bedarf wissen die Muskeln, wie sie beispielsweise schräge Wege ausgleichen können. Es ist nicht notwendig, Läufer deshalb einen bestimmten Schuh anzuziehen. Das Wunderwerk Körper sorgt selbst in solchen Situationen dafür, dass wir unseren persönlichen Laufstil beibehalten können.
All die Untersuchen basieren aber darauf, dass unser Körper beim Laufen ein Vielfaches seines Gewichts abfangen muss. Wie er sich aber tatsächlich also ursprünglich bewegt, haben Brüggemann und Hamill in einer Studie zur bevorzugten Bewegung unseres Körper herausgefunden. Vereinfacht ausgedrückt hat man Läufer über ein Laufband aufgehängt und sie unterschiedlichen Belastungen zwischen 20% und 100% des natürlichen Körpergewichts ausgesetzt. Dabei wurden zwei Gruppen herausgefiltert – die eine Gruppe bewegt sich unter geringer Last anders, als wenn sie das gesamte Körpergewicht spürt. Bei der zweiten war nur eine geringe Veränderung in den Bewegungsmustern zu erkennen. Aber beide Gruppen versuchen sich ihrer natürlichen Bewegung, wie sie bei geringer Last auftritt, anzunähern. Dabei muss unser Körper wie beim Ausgleichen der o.g. schrägen Wege viel Ausgleichsarbeit leisten. Das kann bei Läufern dazu führen, dass das Verletzungsrisiko steigt.
Unser Körper versucht also unter allen Umständen, dem natürlichen Bewegungsmuster, unserer persönlichen Laufsignatur zu folgen.
Die Idee ist nun zunächst den Kunden das zu geben, was sie tatsächlich brauchen. Nichts Kompliziertes, was die Laufbewegung korrigiert und vielleicht zu einer ganz ungewohnten, nachteiligen Bewegung zwingt.
Laufschuhe sollen Raum geben, um den ganz persönlichen Bewegungsablauf pflegen zu können bzw. ihm unter der Belastung des Laufens so nahe wie möglich zu kommen.
Der Signatur (oder wie es die Professoren nennen: „Stride Signature“) eines jeden Menschen beziehungsweise Läufers soll individuell Rechnung getragen werden.
Statt Schuhe dem Läufer anzuziehen, die ihn bei scheinbaren Fehlbewegungen korrigieren, sollten sich Schuhe an den Läufer anpassen. Wie genau das aussehen kann, steht erst einmal noch im Raum. Brooks arbeitet deshalb eng mit dem Forscherteam zusammen und hat bereits versucht in diese Richtung Modelle zu entwickeln.
Aber nicht nur bei mir türmten sich die Fragezeichen über meinem Kopf auf, obwohl die Ergebnisse absolut logisch scheinen. Auch die Professoren und Vertreter von Runner’s World, die Produktentwickler von Brooks und vor allem die, die später einen Laufschuh verkaufen sollen – die Einkäufer und Verkäufer von Laufgeschäften – stellten eine Vielzahl von Fragen, die einer Beantwortung bedürfen. In Gruppenarbeit wurde am Ende des Symposiums versucht, auf Fragen einzugehen und Lösungsansätze zu finden. Was gar nicht so einfach war und auch jetzt mit etwas Zeit dazwischen nicht einfach ist.
Letztlich kam bei dem Symposium sehr klar eines rüber: es handelt sich um einen ganz neuen Ansatz, Schuhe zu designen. Er rückt uns Läufer als Ganzes in den Mittelpunkt. Es ist viel zu einfach zu sagen, dass es nur um unsere Füße geht, so heilig sie mir persönlich ja sind. Ich habe für mich einfach über die Jahre herausgefunden, dass es mir gut geht, wenn es meinen Füßen gut geht. Deshalb beharre ich auf meine Fußgymnastik und arbeite heute noch mit meiner Physiotherapeutin daran, sie im Lot zu halten.
Der individuelle Laufstil ist aber eben so viel mehr und sollte nicht „weggestützt“ sondern unterstützt und gefördert werden. Dadurch kann und soll sich auch der Tragekomfort von Laufschuhen deutlich erhöhen. Dem eigenen Stil folgen zu dürfen, soll sich nicht zuletzt auch positiv auf die Effizienz des Laufens auswirken. Was wiederum sehr verlockend klingt. Wer möchte nicht natürlich und entspannt und dadurch auch effizienter laufen?
Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Laufschuhhersteller und Verkäufer dieser Thematik annähern. Was für den Moment bleibt, sind für mich die folgenden Fragen. Wie kann man in einem Laufgeschäft diese persönliche Signatur herausfinden? Videoanalyse des gesamten Körpers? Wie komplex kann und darf ein System sein? Was für Materialien sollen verwendet werden, damit mein persönlicher Laufstil gefördert und nicht unterdrückt wird?
Die Thematik war in der Tat tagesfüllend und es gab einiges zu verarbeiten. Deshalb genoss ich die anschließende ruhigere Zeit auf der Sportmesse ISPO. Neben Hallen voller wahlweise selbstgestrickter und gehäkelter Wollmützen, gab es einiges zu entdecken. Mehr dazu in meinem folgenden Beitrag die Tage.
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..‚Din‘ ist Gründerin von Eiswuerfel Im Schuh
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett. Ich freue mich, mit dir auf Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram und Google+ in Kontakt zu bleiben.
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.
hi nadine,
vielen dank – war sicher sehr interessant!
ist in vielen punkten auch als leihe zumindest theoretisch nachzuvollziehen.
der kernpunkt aber – und da schreibst du ja selbst, dass hier erst an den antworten gearbeitet wird (wenn ich das richtig interpretiere – ist für mich jedoch, wie ein schuh „unterstützen“ soll, OHNE meinen laufstil zu beeinflussen?
das klingt für mich nicht lösbar.
entweder er stützt (mit welchem wortteil vorne auch immer), oder eben nicht?
wie siehst du das?
lg, matthias
Ja, das ist ein wirklich schwieriges Thema. Irgendwie, und das ist eben die Frage, sollen Schuhe Raum lassen, sich zu entfalten. Wenn stützen, dann müsste der Schuh erkennen, was und wie und wie stark er stützen soll. In vielen Fällen braucht es scheinbar gar keine Stütze, da der Körper ein eingespieltes System ist. Vielmehr würde es sich vielleicht nachteilig auswirken, wenn man da eingreift. Ich stelle mir das ein wenig so vor, wie die elastischen Schnürsenkel, die man beim Triathlon einsetzt. Dehnt sich der Fuß bei Hitze oder Belastung, werden sie weiter. Ist mein Fuß entspannt, klein oder kalt, ziehen sich die Schnürsenkel zusammen. Der Schuh sitzt aber immer perfekt.
Interessanter und ausführlicher Bericht. Interessanter Ansatz, der hier vorgestellt wurde. Bleibt offen – wie Du schon sagst – , wie die Hersteller darauf reagieren.
Lieben Dank.
Ich bin auch sehr gespannt. Bis jetzt merkt man ja noch nicht viel davon.
Hi Din,
echt spannender Artikel und die Ansätze sind auf jeden Fall gut. Ich versuche schon seit einiger Zeit weder meinen Laufstil noch Schrittfrequenz oder sonstiges umzustellen. Ich laufe alle Arten von Neutralschuhen von ungedämpft bis stark gedämpft. Immer schön abwechselnd.
Dazu laufe ich alle Untergründe und versuche auch die Stabiübungen nicht zu vergessen (Ist wohl meine größte Überwindung)
Ansonsten laufe ich so wie es mir gut tut. Wenn man wie ich als schwerer Läufer mit 45 Jahren erst mit dem Laufen anfängt, sollte man so laufen wie es der Körper gelernt hat und wie es Spaß macht. Und den habe ich, da ich mir keine großen sportlichen Ziele setze.
Nach mehreren leidvollen Experimenten ist das „gewohnte Laufen“ für mich das beste. Schön das die Schuhindustrie auch langsam umdenkt.
Früher hat man Linkshänder auch versucht umzugewöhnen. Hat lange gedauert bis man davon abgekommen ist. Mal sehen wie lange es beim Laufen dauert den individuellen Laufstil zu fördern als umzubiegen?
Hallo Gerd,
ich glaube auch, dass uns Läufern schon sehr mit Stabilisationsübungen und Lauf-ABC geholfen ist. Das hat mich auch so einem besseren Läufer gemacht, aber ich fühle mich so auch sehr viel entspannter in meinem natürlichen Laufgefühl.
Es wird sicher auch weiterhin viele Trends geben, aber vielleicht kristallisiert sich hier und da doch eine Marke oder das ein oder andere Modell heraus, das diesen Ansatz verfolgt.
Für den durchschnittlichen Läufer ist dieses Problem m.E. nicht lösbar. Eine entprechende Körperanalyse würde ein Vermögen kosten. Für den ambitionierten Läufer allerdings ergibt sich hier ein neues Feld. Allerdings wird selbst der gute Laufschuhverkäufer nicht mehr um eine physiotherapeutische Ausbildung herum kommen. Ausserdem gibt es nach wie vor zu wenige gute Analytiker im Berech der Orthopäden und Physiotherapeuten, die sich speziell im Läuferbereich auskennen.
Ein Schuh wie der Transcend (ich werde ihne morgen testen) geht vielleicht in die richtige Richtung, aber „one size fits them all“ kann und wird es nie geben.
Wenn ich mir alleine gestern den Lufthansa-Halbmarathon anschaue: Z.T. sehr abenteuerliche und schlechte Laufstile (meinem inclusive) und trotzdem laufen die Leute unglaublich schnell. Ob das natürlich zu Lasten der Verletzungsfreiheit geht, kann keiner beurteilen.
Es bleibt spannend…
P.S.: Ich glaube, ich muss auch mal auf die ISPO 😉
Absolut. Momentan gibt es für uns Freizeitläufer nur sehr kostspielige Möglichkeiten, aber ob man dann nach der Analyse den richtigen Schuh bekommt, der ja scheinbar noch nicht auf dem Markt ist, ist weiterhin fraglich.
An dem Symposium haben wie erwähnt auch auch Geschäftsführer und Verkäufer ausgewählter Geschäfte teilgenommen. Sie waren natürlich sehr daran interessant, wie Marken dieses Problem für ihre Kunden lösen möchten. Also Ziel wird es wohl schon sein, dass letztlich auch Freizeitathleten davon profitieren.
Nein, einen Schuh für alle wird es nicht geben. Aber da haben wir Dank der Markenvielfalt sicher Glück, dass man weiterhin die Wahl haben wird.
Was es noch Spannendes auf der ISPO gab, wird es wahrscheinlich übermorgen hier zu lesen geben.
Vielen Dank, Michael, für dein Kommentar.
Langer aber guter Beitrag. 😉
Der Pudelskern steckt in deinem Satz „Es sind nicht nur die Füße, die in den Schuhen stecken, sondern der gesamte Mensch.“ Es gibt zwar unfassbar viele Modelle, die alles Mögliche versprechen leisten zu können, und sicher den einen oder anderen Menschen/Läufer bei seinen Bewegungen zu unterstützen vermag, aber hier ein Optimum durch Material erreichen zu wollen, grenzt an die sprichwörtliche Quadratur des Kreises.
Vll. sollte man mal einen Blick auf die Anfänge des Laufens (in seiner Urform) werfen. Da sind wir Barfuß gerannt, gegangen. Vielleicht ist das ein Ansatz, den man verfolgen sollte – Laufen als natürlichste aller Formen der Fortbewegung wieder zu kultivieren; in „Schuhen“, die dies unterstützen ohne zu stützen – damit die Fußmuskulatur optimal trainiert werden kann.
Aber leider ist das „Laufen“ in seiner sportlichen Ausprägung nicht das alleinige Problem, sondern die alltägliche Bewegung bzw. Nicht-Bewegung, die unsere Statik ziemlich durcheinander bringt. Schließlich sitzen wir die meiste Zeit krumm am Schreibtisch, im Auto etc.
Schwieriges Thema. Ich werde es mal mit ein paar Barefoot-Schuhe probieren, mit denen ich den ganzen Tag herumlaufen werde :).
Vielen lieben Dank. Ich wollte mich so kurz wie es geht halten, aber…
Ich bin auch sehr glücklich mit meinen leichten Schuhen und lese sehr viel darüber, welche Vorteile sogenannte Barfußschuhe mit sich bringen. Es gehört eine gehörige Portion Training dazu, sich daran zu gewöhnen. Leider fehlt mir irgendwie immer die Zeit, mich auch auf langen Einheiten damit auseinanderzusetzen. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, wird zumindest alles in Richtung Neutralschuh deuten.
Der Mangel an Bewegung und einseitigen Tätigkeiten, auch für uns Sportler (was nützt es morgens zwei Stunden Sport zu treiben, wenn man am Tage 10 oder mehr Stunden wie angetuckert am Schreibtisch sitzt – und das zumeist auch noch schlecht), ist das nächste große Feld. Überall Baustellen…
Was ich liebe und das seit der Kindheit, ist wann immer möglich, Schuhe aus. Draußen, drinnen, unter dem Schreibtisch, … gehen, sitzen, laufen immer barfuß. Das macht schon viel aus. Aber das Laufen, also das sportliche Laufen schaffe ich nur in Barfußschuhen auf kurzen Distanzen.
Ich selbst bin wegen Knieproblemen auf Barfußlaufen umgestiegen und für mich war das die Lösung. Ich vermute allerdings es liegt in der Tat an der Laufart. Hätte ich mir die Mühe gemacht in den vorherigen Schuhen anders zu Laufen, hätte das auch funktioniert. So haben mich die Barfußschuhe quasi gezwungen nicht mehr auf der Hacke aufzukommen. Was mich am meisten überrascht ist allerdings die Reaktion vieler Menschen. Egal ob Läufer oder nicht, alle haben eine Meinung zum Thema und wollen mich entweder bestärken, oder aber mich davon abbringen. Deswegen finde ich diesen neuen Ansatz zum Thema persönlicher Laufstiel besonders spannend. Vielleicht können so endlich die nötigen Brücken zwischen Barfuß- und BeschuhtläuferInnen geschlagen werden, bzw. es spricht sich rum, dass dein Schuh zu dir passen muss, und zu sonst niemandem. Dazu braucht es auch Mut mal andere Dinge auszuprobieren, etwas Geduld bei Umstellungsproblemen (weil Muskeln anders beansprucht werden), und vor allem Vertrauen in die eigenen Wahrnehmung. Dein Körper weiss, was passt und was nicht. Aber man muss ihm gut zuhören um die Signale rauszuhören.
Hallo Valentina,
ich freue mich, von dir zu hören.
Interessant zu lesen, dass du wegen deiner Knieprobleme auf das Barfußlaufen umgestellt hast. Ich habe davon schon häufiger gehört. Schön, dass es für dich funktioniert hat.
Also ich kann mich total in deine Lage versetzen. Barfußlaufen ist anders und hat seine Vorteile. Für mich ist das für längere Strecken nichts. Ich staune immer, wenn ich beim Marathon oder Halbmarathon Barfußläufer sehe. Ich denke, da muss jeder seinen Weg finden und sich ausprobieren. Total richtig, der Schuh muss zu dir passen. So sehe ich das auch.
Ich glaube, Geduld ist leider etwas, was wir wirklich aufbringen müssen und was uns leider nur all zu häufig fehlt. Genauso wie das Zuhören. Nicht nur anderen Menschen sondern eben vor allem dir selbst.
Hi, Nadin,
sehr interessant, wenn auch sehr lang, aber das hatten wir ja schon !
Finde ich toll, dass sich die hoffentlich kompetenten Menschen diesem Thema intensiv widmen, schließlich ist es auch nicht selbstlos,denn sie möchte ja an uns Läufer auch in Zukunft Geld verdienen.
Gut Ding braucht Zeit
das gilt für den Läufer
das gilt für die Füße
so wie wir Menschen sehr verschieden sind
so auch unsere Art zu laufen
unsere Art
beim Laufen unseren Verstand einzusetzen
oder nicht
aus eigenen Fehlern
und der anderer zu lernen
sich Zeit zu lassen
nicht jeden Trend sofort umsetzen zu wollen
alles in allem
habe ich erfahren dürfen
dass der leichte Schuh für mich wie gebacken ist
bringt man die Voraussetzungen mit
wie Erfahrung und damit auch körperliche Voraussetzungen
und Geduld
es zahlt sich aus
verstärkt das ohnehin schon gute Laufgefühl !
Vielen lieben Dank.
Eine schöne Zusammenfassung, die ich so auch direkt unterschreibe. Ein gutes Laufgefühl ist durch nichts zu ersetzen und so kann ich auch nur jedem empfehlen, weiter nach dem perfekten Schuh zu suchen, wenn einem etwas fehlt oder es sprichwörtlich nicht so gut läuft. Es lohnt Geduld mitzubringen.
Interessantes Thema, zu dem ich vor einiger Zeit auch schon mal einige Studien zusammengefasst habe ( siehe hier). Ein Laufschuh, der einerseits (unter)stützen, andererseits aber den Laufstil nicht beeinflussen soll, erscheint mir als Widerspruch in sich. Es geht wohl eher um eine Gradfrage: Wie schafft man es, einen Schuh zu bauen, der möglichst wenig Einfluss auf den Laufstil nimmt und trotzdem für möglichst viele Laufstile geeignet ist.
Hallo Hendrik,
danke für deinen Link. Sehr interessant. Stöbere ich auch direkt mal durch.
Möglichst wenig Einfluss ist sicher das große Ziele, denn so ganz ohne geht es nicht. Es sei denn, man versucht es tatsächlich mit dem Barfußlaufen oder Schuhmodelle, die ein ähnlich Gefühl vermitteln sollen. Aber selbst das scheint ja für einige nicht besonders effektiv zu sein, dass die Belastung auf den Körper zu minimieren scheint ja auch notwendig zu sein.
Ich für meinen Teil könnte beispielsweise nie wirklich schnell laufen mit umgedämpften Schuhen und schon gar nicht über längere Distanzen. Das ist für mich immer wie auf rohen Eiern…
@Michael „Z.T. sehr abenteuerliche und schlechte Laufstile (meinem inclusive) und trotzdem laufen die Leute unglaublich schnell.“
Genau das zeigt das 2. Foto von Din: Laufstile von amerikanischen Topläufern die zwar Gemeinsamkeiten haben aber trotzdem alle unterschiedlich sind. So unterschiedlich wie die Laufstile können die Schuhe gar nicht sein ….
…. und der Transcend von Brooks ist eben auch nur ein Ansatz der versucht dem Körper innerhalb gesetzter „Leitplanken“ sein persönliches, optimales Abrollverhalten zu ermöglichen und das logischerweise auch mit Elementen die für Stabilität im Schuh sorgen.
Die Thematik mit dem allgemeinen Bewegungsmangel im Alltag kann leider durch ein paar Stunden Laufen in der Woche nicht aufgewogen werden. Da ist der Schuh dann auch nur ein kleines Steinchen im Mosaik.
Wirklich faszinieren, wie schnell manche laufen können…
Absolut – zum einen müssen wir uns war zum Laufen bewegen, aber eben auch zum Bewegen im Alltag. Wenn wir dann mal laufen, sollten wir es möglichst natürlich. Wo die Entwicklung nun weiterhin gehen wird, bleibt wohl erst einmal abzuwarten. Der Transcend ist der erste Versuch, obwohl ich bereits mit einigen neutralen, leichten Modellen das Gefühl habe, dass es recht natürlich bei mir zugeht. Aber das ist eben nur ganz subjektiv.
So ganz frei von Widersprüchen scheint mir die Arbeit von Hamill und Brüggemann nicht, zumindest nicht nach lesen dieses Beitrags (der dennoch sehr informativ ist – danke hierfür) und ohne das Lesen der Originalarbeiten: Wenn der Laufstil individuell ist, warum finden sich dann vier Gruppen von Läufern? Gäbe es vier Gruppen mit einem bestimmten Laufstil, wäre ein Markt mit vier verschiedenen Laufschuhen doch genau das richtige. Dann wäre der Laufstil aber nicht individuell, sondern eben einer von vieren.
Oder vielleicht doch umgekehrt? Derzeit haben wir einen Laufschuhmarkt mit einer unübersichtlichen Menge an Modellen – wenn jeder Laufstil individuell ist, brauchen wir dann nicht genau das? Einen Markt, in dem jeder aus der Vielzahl an Modellen eines wählen kann, das zu ihm passt? Das macht das Finden des passenden Models sicher schwerer, scheint aber deutlich individueller als vier Gruppen von Laufstilen.
Grüße
Martin
P.S: Was natürlich völlig vernachlässigt wird: Ein Schuh muss (auch) gut aussehen. Nichts versaut die Motivation mehr, als ein hässlicher Laufschuh 😉
Sehr gern, Martin. Ich glaube, deshalb hatten wir alle, inklusive der beiden Federführer, so einige Frage am Ende in den Raum gestellt.
Die vier Gruppen haben sich interessanter herauskristallisiert, wenn man eine Fülle von Informationen wie Alter, Lauferfahrung, Geschlecht, Bänderstruktur etc. hat einfließen lassen. Ich werde den Gedanken nicht los, dass man so oder so Kategorien schafft. Ob man sich nun den gesamten Körper oder einen Teil, wie bislang die Füße, anschaut. Aber genau das soll nun ja den Unterschied ausmachen. Man hat eingesehen, dass nicht die Füße allein den Läufer machen.
Wir brauchen sicher keine Angst haben, dass Marken nun alle das gleiche Modell bauen. Es wird mit Sicherheit auch in Zukunft eine Fülle an Wahlmöglichkeiten geben. Aber was es jetzt ja auch schon in den hunderten von Schuhmodellen gibt, sind Kategorien. Fast jede Marke stellt leichte und stärker dämpfende Schuhe her, aber eben auch für klare Kategorien: Neutralschuhe und stützende Schuhe…
Beim Thema Design bin ich auch voll bei dir!
Hallo Nadin,
vielen Dank für den interessanten und ausführlichen Artikel. Gerade die ganzheitliche Betrachtung wurde meiner Meinung nach in den ganzen Jahren vernachlässigt. Beste Beispiel waren ja die Sportgeschäfte. Was soll denn bitte bei einem Laufbandtest vernünftiges rauskommen? Viele Laufschuh-Käufer sind zwei Meter auf dem Laufband gelaufen und dann wurde/wird vom Fachpersonal der „richtige“ Schuh ausgewählt. Dabei hat ein Laufband in meinen Augen nicht viel mit Natürlichkeit zu tun und viele Personen fühlen sich einfach unsicher. Dazu kommt das nur auf die Füße geschaut wird, aber das Laufen ist viel komplexer. Bin mal gespannt wie die Laufschuhhersteller die Thematik in den nächsten Jahren angehen. Letztens habe ich in einem Bericht gelesen das es eine Verschiebung von Laufverletzungen in den letzten Jahren gab und gibt. Waren es früher oft die Knie (starke Dämpfung und Führung) sollen es jetzt vermehrt Verletzungen im Fußbereich sein (Minimalschuhe).
Vielen lieben Dank, Heiko.
Ich freue mich immer, wenn es um Ganzheitlichkeit geht. Egal ob nun bei Laufschuhen oder Trainingsansätzen. Ich denke, es macht sehr viel mehr Sinn, als sich immer nur ein kleines Puzzleteil herauszupicken, weil es gerade zu einer Theorie passt.
Bezüglich des Laufbands kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass ein Test auf einen solchen mir persönlich nicht viel bringt. Ich brauche auf Laufbändern ganz andere Modelle als auf Asphalt und würde in einem Geschäft unter diesen Umständen vermutlich zum falschen Schuh tendieren. Für mich immer gut, wenn man den Schuh ausprobieren kann. Einige Marken bieten ja bereits Trainings in Laufgeschäften an oder Läden haben einen kleinen Parcours aufgebaut.
Ich bin auch gespannt, wo es hingehen wird und wer darauf wie reagiert.
PS. Interessant, mit der Verschiebung der Verletzungen. Zeigt aber auch leider, dass man zu selten auf seinen Körper hört.
@ Din „Ich werde den Gedanken nicht los, dass man so oder so Kategorien schafft. Ob man sich nun den gesamten Körper oder einen Teil, wie bislang die Füße, anschaut.“
Ganz deiner Meinung. Als Ordnungssystem und zur Orientierung machen Kategorien auf jeden Fall Sinn. Egal wie diese dann heißen. Aktuell versucht nur wieder jeder Hersteller sein Ding zu machen. Saucony hatte z. B. vor 2 Jahren die Schuhe alleine nach der Sprengung sortiert. Durchgesetzt hat sich das herstellerübergreifend oder im Handel bis heute nicht. Eher im Gegenteil: Das Thema Sprengung verliert mit der einsetzenden Natural Running Ernüchterung eher an Bedeutung und ist meiner Meinung nach so oder so nur ein und nicht DAS Kriterium bei der Auswahl eines Laufschuhs.
Auf meiner Seite habe ich mich diesen Themen „Verschwimmen der Laufschuhkategorien“ und „Natural Running Euphorie flaut deutlich ab“ aktuell relativ ausführlich gewidmet. Für Interessierte zu finden unter http://www.laufschuhkauf.de/2014/02/laufschuh-messe-neuheiten-fuer-hw-2014/
Ja, irgendwie scheint es egal zu sein, in welche Richtung man auch denkt.
An irgendetwas muss sich ja auch orientieren können. Vielen Dank auch für den Hinweis zu deinem Beitrag.
Danke für den interessanten Beitrag. Ich habe ganz schlechte Erfahrung mit der Beratung im Fachhandel gemacht. Und laufe am liebsten mit den Brooks PureFlow und den Nike Free. Schuhe mit Stütze oder die mich in eine Abrollrichtung zwingen sind nichts für mich. Ich bekomme dann relativ schnell Problem mit dem Knie oder schmerzen in der Hüfte. Ich wünsche dem Fachhandel das er sich gut weiter entwickelt und die Beratung besser wird. Mir wollten sie immer Schuh mit Pronationsstütze verkaufen. Und meinten ich muss mich halt mehret Wochen an den Schuh gewöhnen – dann werde ich dann wieder spass am Laufen haben.
Hallo Andy,
vielen Dank für dein Kommentar.
Schade zu hören, dass dich der Fachhandel nicht kompetent genug beraten konnte. Aber es freut mich, dass du dennoch Schuhe für dich gefunden hast, mit denen du gut laufen kannst. Beide Modelle stehen auch bei mir im Schrank und werden erfolgreich auf mittleren Strecken eingesetzt. Wenn ein Schuh nichts für mich ist, merke ich es recht schnell. Da brauche auch ich nicht mehrere Wochen. Wenn das Laufen dann sogar deshalb keinen Spaß macht, möchte ich nicht Tage darauf warten müssen, dass es irgendwann mal wieder soweit ist oder ich mich deshalb vielleicht noch verletzte.
Viel Erfolg und vor allem Spaß auch weiterhin beim Laufen.