Er ist schon eindrucksvoll, dieser Mauna Kea, der mit seinen 4207 Meter als höchster Berg Hawaiis Big Island so ungemein prägt. Nimmt man die Gesamthöhe von seinem Fuß am Meeresboden des Pazifiks bis zum Gipfel erreicht er sage und schreibe 10605 Meter, was ihn eigentlich zum höchsten Berg unserer Erde macht. Egal wo man sich auf der Insel befindet, dieser erloschene Vulkan ist immer präsent. Auf ihm stehend kann er einem zudem den eindrucksvollsten Sonnenuntergang schenken, den man je gesehen hat!
Mit diesem ersten Teil unserer Mauna Kea Serie laden wir dich ein, Fernweh zu genießen und das Abenteuer der spannenden Anfahrt von Hilo bis zum Gipfel gemeinsam mit uns zu erleben. Oliver und ich zeigen dir auf unterschiedliche Weise, wie wir dieses Abenteuer erlebt haben.
Wir haben in dieser Serie auch mal die Rollen getauscht und uns ergänzt. Ich habe wie Oliver Fotos gemacht und er hat seine Eindrücke und Gedanken wie ich auch in Worte gefasst. Ganz unterschiedlich haben wir das Abenteuer dieser wilden Anfahrt zum Gipfel erlebt, die in Hilo an der Ostküste von Big Island, Hawaii begann. Wie wir über den langen Weg der Saddle Road zur Mauna Kea Access Road bis zum Besucherzentrum und weiter Richtung Gipfel fuhren, erfährst du in diesem Beitrag.
Uns zieht es immer wieder gern in die Ferne. Zahlreiche Reiseberichte nehmen dich auf unserer Seite mit zu außergewöhnlichen Orten, die wir für Wettkämpfe und Trainings besuchen konnten. Oliver und ich sind uns aber einig. Die Reisen nach Hawaii gehören zu den eindrucksvollsten Momenten. Was uns auch Jahre nach unserem Besuch nicht loslässt, sind die Erinnerungen rund um den Mauna Kea.
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Natürlich musste ich als Sterngucker auf den Mauna Kea. Der Milchstraße kann man sich vermutlich nicht an all zu vielen Orten so nah fühlen wie dort. Aber es soll hier nicht um den eindrucksvollsten Nachhimmel gehen, der dafür sorgte, dass ich mich in meinem Leben noch nie so klein fühlte. Vielmehr möchten wir dich mit zum Gipfel hinauf nehmen, wo wir den für uns spektakulärsten Sonnenuntergang in einer unwirklichen Kulisse beobachten konnten. Wo der Himmel so blau strahlt, dass man es kaum Ausdruck verleihen kann, der Abendhimmel glüht und jede Minute einen besonderen Zauber versprüht. Dort hin möchten wir dich nun mitnehmen!
Eingeschüchtert, fasziniert, ängstlich, zutiefst berührt und nach dem Erreichen des Gipfels für immer verzaubert.
All das habe ich damals empfunden, als wir eine der entferntesten Inseln unserer Erde und zugleich den eigentlich höchsten Berg unseres Planeten besuchten.
Vielleicht hat es genau deshalb mehr als fünf Jahre gebraucht, um diese verwirrende Gefühlswelt in Worte zu fassen und dieses Erlebnis in einer eigenen Fotogeschichte mit Oliver zusammenzustellen und festzuhalten. Warum es mir jetzt hoffentlich gelungen ist, hat nur einen Grund: die Sehnsucht nach diesem unglaublichen Ort! Dort wo Wissenschaft und Religion aufeinandertreffen, wo sich nach dem Glauben der Hawaiianer, die Geister und die Menschen am nächsten sind.
Was uns erwarten würde, war so nicht abzusehen! Wir waren ursprünglich für den Ironman, für die Weltmeisterschaft auf diese Insel gekommen. Wenngleich wir den Mauna Kea natürlich auf unserer Wunschliste für Aktivitäten stehen hatten.
-Oliver
VON HILO ÜBER DIE SADDLE ROAD
Der Mauna Kea kann über die Saddle Road sowohl von Osten (Hilo) als auch von Westen (Waikoloa) angefahren werden. Wir nahmen die Route ab Hilo von Osten mit unserem Mietwagen, einem Dodge. Mit dem hatten wir bereits zahlreiche Aktivitäten von unserer Liste abgehakt und unglaublich viele Ziele angefahren.
Ja natürlich wussten wir, dass man mit einem Dodge nicht auf den Gipfel fahren soll. Wir wollten aber erst einmal Richtung Besucherzentrum auf halber Höhe zum Mauna Kea aufbrechen und schauen, wie weit wir kommen würden. Wie die Bedingungen tatsächlich sind. Einfach einen ersten Eindruck bekommen. Sollte uns und dem armen Dodge Kleinwagen die Anreise zum Gipfel zu aufregend werden, würden wir Halt machen. Eigentlich war es sogar verboten mit unserem Wagen dort hinauf zu fahren und es hätte vielleicht schlimm enden können. Ich würde es auch so nie wieder angehen… Aber damals waren wir etwas unbesorgter unterwegs.
Nun jedoch erst einmal zurück zu unserem Startpunkt in dem entzückenden Kleinstädtchen Hilo. Dort besorgte ich mir nämlich noch ganz frisch im Bioladen eine Suppe für unterwegs, bevor wir die schwül warme Regenseite und die wunderbare Vegetation des dicht bewachsenen Inselteils auf der Saddle Road hinter uns ließen. Vor uns lang nun ein Höhenmeter nach dem anderen, während sich die Saddle über das Land schlängelte.
An der Mauna Kea Recreation Area, die 2019 in Gilbert Kahele Recreation Park umbenannt wurde, lässt sich wunderbar Pause machen und Mittag essen. Das Schutzgebiet hat ein kleines Besucherzentrum, Annehmlichkeiten zum Erfrischen und einen Spielplatz. Für Wanderer ist dieser Ort Ausgangspunkt für diverse Routen. Es gibt sogar die Möglichkeit spartanisch eingerichtete Blockhäuser zu mieten, um nicht immer die weite Anreise von Waikoloa oder Hilo auf sich nehmen zu müssen. Statt Verdauungsspaziergang informierte ich mich über die Gegend und Möglichkeiten, was noch dringend auf unsere Liste von Aktivitäten gehörte und welche Routen wir noch abfahren könnten. Zum Abschluss hatten wir noch etwas Spaß auf dem Spielplatz, bevor die Reise weiterging.
HINAUF RICHTUNG GIPFEL ÜBER DIE MAUNA KEA ACCESS ROAD
Kurz nach unserem Stopp und meiner Stärkung gab es zwei Weggabelungen. Die erste, die Mauna Loa Observatory Road, führt nach Süden zum gleichnamigen Mauna Loa, dem größten Vulkan der Erde und zugleich einer der aktivsten. Von dem man aber ähnlich wie vom Mauna Kea wunderbar Sterne beobachten kann. Nur ragt der Mauna Loa nicht so himmelwärts wie der Mauna Kea, der Ziel unserer Reiseroute war, und bietet daher weniger spektakuläre Sonnenuntergänge. Für uns ging es entsprechend die zweite Abfahrt nach Norden auf die Mauna Kea Access Road. Zunächst Richtung Besucherzentrum auf 2800m Höhe.
Es bietet sich an, an der sogenannten „Onizuka Center for International Astronomy Visitor Information Station“ Halt zu machen. Schon von dort aus hatten wir eine fantastische Fernsicht über die Landschaft, die sich dahin erstreckenden Straßen, dem endlosen Horizont,…
In dieser Station kann man sich zudem sowohl über das weite Feld der Astronomie aber auch den Mauna Kea informieren. Wir trugen uns in das Gästebuch ein und schauten uns drinnen wie draußen um. Es war gemütlich und wir hätten sicher noch im Gebäude selbst länger verweilen können. Aber es zog mich direkt zu den im Freien aufgebauten Teleskopen zurück. Schließlich lassen sich auch tagsüber mit diesen leistungsstarken Astronomie Instrumenten Himmelskörper beobachten!
Zudem kann man nach Sonnenuntergang zurückkommen, um von dort aus Sterne, die Milchstraße, Sternenhaufen, Planeten,… zu beobachten. Vorausgesetzt ist, dass man noch einen Parkplatz bekommt. Aber auch Akklimatisieren, Durchatmen und die wärmeren Sachen anziehen. Unsere warme Bekleidung, die man für den Gipfel unbedingt mithaben sollte, war nicht warm genug. So viel steht rückblickend fest. Die Touristen der organisierten Touren zogen ganze Skianzüge an. Wir wussten nicht, ob das nun tatsächlich nötig sei. Aber ja, ist es. Ich war gerade so angezogen, dass ich es aushalten konnte. Oliver hingegen war etwas zu leicht bekleidet für Temperaturen um die 0 °!
Naja, eigentlich wollten wir ja auch nicht wirklich zu Gipfelstürmer werden. Du erinnerst dich vermutlich. Ursprünglich wollten wir einmal schauen,… Wir beschlossen aber, es einfach zu wagen – wir waren zu fasziniert von all dem! Schon auf halber Höhe hatte uns der Mauna Kea vollends in seinen Bann gezogen.
Der Weg zum Mauna Kea Summit war zum Augen zu halten! Dort wo aus der asphaltierten Landstraße ein breiter, von Baggern begradigter Sandweg wurde, der sich als Serpentine dem Vulkan hinaufschlängelte, reihten sich einige wenige Fahrzeuge mit großem Abstand aneinander. In meiner Erinnerung ist der holprige Anstieg noch viel holpriger gewesen, als er vermutlich tatsächlich war. Unser Auto ohne Allradantrieb fühlte sich viel kleiner, beengter und leistungsärmer an, als es in Wirklichkeit war. Nichtsdestotrotz quälten wir uns mit ganz wenigen anderen Kleinwagen wie unserem entgegen der Warnschilder immer weiter Richtung Gipfel.
Die Fahrt auf der Schotterpiste war gefühlt anstrengender als der Flug und die gesamte Anreise nach Hawaii! Viel Schweiß und schwitzige, kleine Tränen vor Angst flossen und tropften auf meinen Beifahrersitz. Nicht das Auto sondern Nadin neben mir war ein Wrack. Dieser Dodge war extrem bequem, hatte einen tollen Motorsound, aber auch ein sehr weiches Fahrwerk, wie es sich jeder Mieter einer Limousine wünscht. Allerdings etwas zu weich für diese rabiate Sandpiste! Der Motor schnappte mit jedem Meter, den wir an Höhe gewannen nach Luft. Der Druck aufs Gaspedal war enorm. Der Wagen war dennoch kurz vorm Stehenbleiben. Ich weiß nicht, was in diesem Jahr dort auf der sandigen Auffahrt errichtet werden sollte, vieles erschien mir einfach wie Umbaumaßnahmen an der gesamten Strecke.
Natürlich hatten wir die Schilder gesehen! Die im Besucherzentrum und an den Straßenseiten mit Warnhinweisen und Fotos verunglückter Fahrzeuge. Darunter befanden sich auch Geländewagen. Ab diesem Moment waren wir uns nicht mehr sicher, dort überhaupt hochfahren zu können. Mal abgesehen von der bevorstehenden Abfahrt in der Dunkelheit, bei der auch die Motorbremse benutzt werden sollte. Es ging steil, je nach Witterung auch schon einmal rutschig hinab ins offene Gelände, das oft nur durch einen Sandwall geschützt war.
Ihr fragt euch sicher warum es von dieser Buckelpiste aus grobem Schotter keine Fotos gibt?
Das ist ganz einfach zu erklären. Meine beiden verschwitzten Hände krallten sich in das Lenkrad, um uns auf Kurs zu halten. Ich hatte weder die Zeit noch die Lust aus dem Fenster irgendwelche Fotos zu schießen. Meine Beifahrerin, Nadin, war einfach zu angespannt und vor allem zu besorgt, dass wir stecken bleiben würden. Sie hatte diesen starren Blick in ihren Augen, fokussiert nach vorne, wie ich es sonst nur von ihren Wettkämpfen her kenne. Meine zweite Kamera lag in ihrem Schoß und hüpfte hin und her. So stark, dass ich befürchtete, sie würde in den Fußraum des Wagens fallen. Außerdem kam noch hinzu, dass wir gar nicht sicher waren, ob wir jemals einen Beitrag über den Besuch auf dem Mauna Kea und den beschwerlichen Weg hinauf erstellen würden…
Es rasselte permanent in den Radkästen unseres Autos. Die kleinen Kieselsteine wurden aufgewirbelt, obwohl unser Tempo nicht besonders hoch war. „Das wird einen schönen Lackschaden geben“, sagte ich zu ihr. Ständig war ein Kratzen zu hören und ein fürchterlich schleifendes Geräusch verbunden mit Vibrationen, die wir durch die Karosserie auch an den Füßen spüren konnten. Der Unterboden setzte mehrfach auf. Ich hatte Angst der Auspuff könnte sogar abfallen. Nadins Gesicht wurde immer blasser. Ehrlich gesagt, tropfte auch die eine oder andere kleine Angstträne auf den Beifahrersitz. Oh, Mann…! Wenn das hier mein Mietwagenverleih von damals lesen würde, bekäme ich wohl nie wieder ein Auto ausgehändigt!
-Oliver
Ihr könnt euch ja mal den Spaß machen, diese Straße auf Google Maps virtuell nachzufahren. Sucht einfach mal die „Mauna Kea Access Road“ auf Big Island und aktiviert die Satellitenansicht. Ihr werdet dort bis zum Visitor Center auf asphaltierter Straße fahren können, aber der wirklich nervenzerfetzende Teil dahinter, der auf der Schotterstraße, ist nur kurz einsehbar. Die Satellitenbilder sind bis heute nicht erneuert worden. Sie stammen noch von 2010! Wir waren wie erwähnt 2015 vor Ort. Dazwischen lagen 5 Jahre in denen diese holprige Strecke weiter gelitten hatte, bevor wir dort ankamen.
Unfassbar viele Löcher. Tiefe Senken mit Sand aufgefüllt. Ruppelige Abschnitte, die von Baufahrzeugen scheinbar extra in den Schotter gefräst wurden, um die Leute zu zwingen noch langsamer zu fahren. Diese Road hatte den Namen „Road“ nicht verdient und war eigentlich wirklich nur für geländefähige Fahrzeuge gedacht. Erst etwa einem Kilometer vor dem Gipfel war sie wieder asphaltiert und wir krochen erleichtert die letzten Meter hinauf.
Wie genau wir dort oben ankamen, kann ich gar nicht mehr sagen. Ich weiß noch, wie wir kurz hinter der Visitor Information Station einen Kleinwagen mit vier Personen überholten. Ob sie jemals ankamen? Wir tuckerten diesen nie enden wollenden Geröllweg der irgendwann tatsächlich wieder zu einer richtigen Straße wurde hinauf. Dann konnten wir tatsächlich schweißgebadet einparken. Internationales Stimmengewirr wechselte schnell zu absoluter Ruhe.
Was wir auf dem Gipfel erlebt haben, welche Vielfalt an Eindrücken uns überwältigten und was für ein Farbenschauspiel uns bis zur Abfahrt begleitete, erwartet dich im zweiten Teil unseres Mauna Kea Reiseberichts.
Übrigens eine kurze Randnotiz: für die Radsportler unter uns ist der Mauna Kea eventuell ein Traum, denn er gehört mit seinem beiden Anstiegen von der Ost- und Westseite zu den weltweit härtesten Anstiegen unserer Erde.
Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei interesse schreibt uns bitte eine E-mail um details der Nutzung auf Social Media, Webseiten, Printmedien zu klären.
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.
Hallo Ihr Beiden,
vielen Dank da werden wundervolle Erinnerungen wieder wach.
Wir hatten uns damals, übrigens für alle Inseln, einen Jeep Wrangler gemietet und damit habe ich die Anfahrt gar nicht so dramatisch in Erinnerung 😉 .
Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht !