Die Ironman World Championship 2024 in Nizza war für mich mehr als nur ein weiteres Rennen meiner Triathlon Saison. Vor allem auch, weil sich wirklich alles um Triathletinnen drehte. Mit einer Woche voller inspirierender Events steht die Côte d’Azur im Mittelpunkt der Triathlon-Welt. Dazu gehörten natürlich auch die Parade der Nationen, der Bike Check-In und die Pressekonferenz.
Während die Parade der Nationen am Donnerstagabend die Vielfalt und Tradittionen der internationalen Triathlon-Community zelebrierte, gewährte die Pressekonferenz am Freitag spannende Einblicke in die Strategien und Hoffnungen der Favoritinnen wie Lucy Charles-Barclay, Anne Haug, Laura Philipp und Kat Matthews. Am Samstag läutete der Bike Check-In die finale Phase der Vorbereitung ein, wo abermals mit Interviews direkt vor Ort Einblicke in das Triathletinnen-Leben der Profis schenkte.
Mit diesem zweiten Beitrag unserer Reihe zur Ironman World Championship Nizza 2024 nehmen wir dich mit zu diesen Stationen, zeigen einige Blicke hinter die Kulissen und wie wir in die Vorfreude auf das Rennen eintauchten.
Schon zu Beginn der Woche war die Atmosphäre in Nizza besonders stimmungsvoll. An der lebhaften Promenade des Anglais traf die internationale Triathlon-Familie aufeinander – bei der Messe, der Startunterlagen-Ausgabe und beim stimmungsvollen Welcome Banquet. Diese ersten Eindrücke waren erst der Anfang einer unvergesslichen Rennwoche, die mit dem Bike Check-In, der Pressekonferenz und der Parade der Nationen ihre finale Vorbereitung finden sollte.
PARADE DER NATIONEN
Die Parade der Nationen während der Ironman World Championship in Nizza 2024 am Donnerstag war ein abwechslungsreiches und farbenfrohes Highlight der Rennwoche. Es wirkte wie ein Fest der Vielfalt der angereisten Athletinnen. Die Triathletinnen aus 65 Nationen präsentierten sich auf der berühmten Promenade des Anglais, die in bunten Farben und mit wehenden Fahnen einen guten Kilometer vom Nizza Zeichen bis hinab zum Messegelände führte. Wer wollte, konnte sich die Nationalfarben von Helferinnen auf die Wangen malen lassen.
Oben am Aussichtspunkt versammelten sich am Nachmittag gegen 15 Uhr die Athletinnen vor einer kleinen Bühne, auf der ein DJ und Paul Kaye die Stimmung von Anfang an hoch hielten. Kurz bevor es hinab in die Altstadt ging, begrüßte Ironman-CEO Scott DeRue die Athletinnen und Gäste.
Nachdem sich alle versammelt hatten, kamen eine Band und Tänzerinnen mit dazu, die einige Minuten lang für musikalische Stimmung sorgten. Die Parade der Nationen führte entlang der Promenade, angeführt von Athletinnen in traditionellen Trikots und Landestrachten. Besonders bemerkenswert war die Teilnahme der Triathlon-Legenden Julie Moss, Kathleen McCartney Hearst und Michellie Jones, die sich unter die Altersklassen-Athletinnen mischten. So wie auch Scott DeRue, Renndirektor Yves Cordier und der Bürgermeister von Nizza, Christian Paul Gilbert Estrosi.
Die Einwohner und Besucher Nizzas säumten die Route entlang des Mittelmeers. Die Stadt, die bereits große Sportereignisse wie die Tour de France und zahlreiche Langdistanz-Triathlons ausgerichtet hat, bot auch für die Parade der Nationen eine unglaublich schöne Kulisse.
Die Parade der Nationen endete unten am Place Masséna vor dem Ironman Village, wo sich die gefundenen Gruppen unter musikalischer Begleitung langsam in den Abend verabschiedeten.
PRESSEKONFERENZ DER IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP
Als ich am Freitagmorgen um halb 10 ins Anantara Plaza Nice Hotel kam, war die Stimmung noch recht zurückhaltend. Journalisten bereiteten sich langsam vor, Athletinnen, die sich gegenseitig begrüßten, Organisatoren, die letzte Details besprachen. Erste TV-Interviews wie mit Daniela Bleymehl fanden bereits in der Lounge statt.
Joanne Murphy führte mit ihrem dynamischen Moderationsstil durch die Veranstaltung und bot inspirierende Einblicke und bewegende Momente. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung dieser rein weiblichen Weltmeisterschaft, die eine eigene Plattform für die Spitzenleistungen von Athletinnen schafft.
Ironman-CEO Scott DeRue eröffnete mit einer kraftvollen Rede, die die Werte des Sports – Inspiration, Träume, Leidenschaft und Hingabe – eindrucksvoll hervorhob. Für mich ein Moment, der mich wirklich bewegte. Scott DeRue spricht immer gern von lebensverändernden Erfahrungen. Das muss man mögen, aber im Grunde hat er recht. All die Vorbereitung, all der Ehrgeiz vor und während des Rennens – das verändert Menschen, das verändert auch mich. Und wenn es so emotional verpackt wird, wie DeRue es in absolut amerikanischer Manier schafft, bringt es vermutlich nicht nur mich zum Nachdenken.
Und es war schon etwas verrückt, dort vorn auf der großen Bühne vor der internationalen Presse und den Ironman Videographen einfach nur Frauen sitzen zu sehen. 10 großartige Athletinnen, die miteinander scherzten und Erlebnisse austauschen. Während der Pressekonferenz wurden aber nicht nur die prominenten Teilnehmerinnen vorgestellt, sondern auch ihre persönlichen Geschichten, Ziele und Herausforderungen.
Unter den Teilnehmerinnen waren die namhaften Athletinnen Maja Stage Nielsen, Hannah Berry, Jackie Hering, Chelsea Sodaro, Anne Haug, Lucy Charles-Barclay, Laura Philipp, Kat Matthews, Danielle Lewis und Marjolaine Pierré. Jede von ihnen reflektierte ihre persönlichen Vorbereitungen, Ambitionen und Strategien, um die anspruchsvolle Strecke in Nizza zu bewältigen. Themen wie mentale Stärke, die Bedeutung von Teamarbeit, obwohl das Rennen ein Einzelrennen ist und die Anpassung an die besonderen Anforderungen des Streckenprofils durch die mediterranen Alpen standen im Mittelpunkt.

Für Lucy Charles-Barclay ist diese Weltmeisterschaft etwas ganz Besonderes. Mit der Startnummer 1 sollte sie ins Rennen gehen. Was sie und wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, war dass sie nicht an den Start gehen würde. Sie reflektierte über ihre Trainingsveränderungen im Vergleich zu Kona, betonte die Freude, die sie dieses Jahr wiedergefunden hat, und sprach darüber, wie der Aufenthalt in Nizza sie dazu inspirierte, hier an den Start zu gehen. Ihr Ziel: Spaß und Energie aus dem Training in das Rennen am Sonntag mitzunehmen. Besonders liebt sie die bergige Strecke und möchte sich auf den „Queen of the Mountain-Titel“ konzentrieren.
Anne Haug, bekannt als eine der besten Läuferinnen auf der Langdistanz, erklärte, dass sie den anspruchsvollen Kurs als Vorteil sehe, da dieser ihrer Stärke zugutekomme. Sie sprach offen über ihre gesundheitlichen Herausforderungen zu Jahresbeginn und hob hervor, wie wichtig eine gezielte Vorbereitung ohne die typische Hitze von Kona war.
Laura Philipp, eine starke Radfahrerin, zeigte sich begeistert über die Streckencharakteristik, die ihrem Stil entspreche. Sie erinnerte daran, dass sie auf Kursen mit ähnlichem Profil in Deutschland trainiert habe und freute sich darauf, Risiken einzugehen, um ihrem Traum vom Sieg näherzukommen.
Chelsea Sodaro, Weltmeisterin von 2022, reflektierte über die Veränderungen in ihrem Training und die Herausforderungen, die sie seitdem gemeistert hat. Mit einem neuen Team an ihrer Seite und einem Fokus auf ihre Leidenschaft für den Sport sieht sie den Wettkampf als Gelegenheit, sich selbst weiterzuentwickeln.
Kat Matthews, die nach einem schwierigen Rennen in Kona im Vorjahr auf Wiedergutmachung hofft, betonte die Bedeutung des Erfolgs für den Frauensport im Triathlon. Sie sieht den Wettkampftag als Belohnung für ihr Team und alle, die in sie investiert haben.
Für Jackie Hering war die Ironman Pro Series ein entscheidender Faktor, um nach längerer Pause zurückzukehren. Besonders freute sie sich in Nizza auf die Zuschauer an der Laufstrecke, die sie während der vier Runden mehrmals motivieren würden.
Die dänische Athletin Maja Stage Nielsen betonte, dass sie nicht nur unter den Top 10 landen sondern mehr erreichen wollte. Ihre Ambitionen für das Rennen war klar: voller Angriff auf eine Top-Platzierung.
Nach gesundheitlichen Problemen im Jahr zuvor war Danielle Lewis besonders dankbar, in Nizza an den Start gehen zu können. Es ist eine wichtige Gelegenheit für sie, sich nach ihrem Rückschlag in Kona zu beweisen.
Für die Lokalmatadorin Marjolaine Pierré ist Nizza ein Heimspiel. Sie freute sich darüber, ihre Familie, ihren Trainer und den Race Director Yves Cordier an ihrer Seite zu wissen. Sie erzählte auch von ihrem Training mit Lucy Charles-Barclay auf Lanzarote und der Unterstützung ihrer Mutter, die vermutlich aufgeregter sei als sie selbst.
Hannah Berry betonte, wie besonders es ist, bei dieser Weltmeisterschaft dabei zu sein, und dass sie den Tag in vollen Zügen genießen möchte.
Die Pressekonferenz zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig die Geschichten der Teilnehmerinnen sind – von persönlichen Rückschlägen über strategische Veränderungen bis hin zu ambitionierten Zielen, aber auch dem Spaß am Triathlon. Die Mischung aus Emotionen, Leidenschaft und Professionalität machte für mich die Pressekonferenz der Ironman World Championship Nizza zu einem wirklich spannenden und zugleich inspirierenden Event, am Tag vor dem Rennen.
BIKE CHECK-IN DER IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP
Der Bike Check-In fand am Samstagmittag im Wechselbereich am Plage des Ponchettes statt. Das Besondere dieses Mal, dass ich vormittags die Vorbereitung wirklich akribisch durchgehen musste. Denn anders als bei anderen Langdistanzen war es nicht mehr möglich, an die Wechselbeutel am Rennmorgen heranzukommen.
Die Profi-Athletinnen gaben bereits ab 13:30 Uhr ihr Zubehör ab. Einige, wie Anne Haug, nahmen sich noch kurz Zeit, um Interviews zu geben, bevor sie ihre Räder und Wechselbeutel in der Transition Area abstellten. Es war unterhaltsam, ihnen dabei zuzuhören, wie sie von ihren Strategien, Zielen und der Vorfreude auf den Wettkampf erzählten. Auch ein Programmpunkt, der sich lohnt anzusehen. Wenngleich der Platz für Zuschauer rund um den Wechselbereich wirklich sehr begrenzt war.
Für uns Altersklassen-Athletinnen öffnete der Wechselbereich eine halbe Stunde später, der sich auf der gegenüberliegenden Seite der Profis befand. Alle Räder waren für einen ganz besonderen Tag vorbereitet. Teilweise mit persönlichen Dekorationen versehen. Die Besitzerinnen dieser Triathlonräder wirkten voller Vorfreude.
Für mich persönlich ist der Bike Check-In immer ein ganz besonderer Moment. Es ist der letzte große Schritt vor dem eigentlichen Wettkampf, an dem alles noch einmal Gestalt annimmt. Sobald das Rad sicher in der Wechselzone steht und die Wechselbeutel ordentlich aufgehängt sind, wird mir bewusst, dass all das Training, all die Vorbereitung absolviert ist. Die Anspannung weicht dann einer Mischung aus Aufregung und Vorfreude – endlich kann ich mich auf die Erholung für den restlichen Teil des Tages konzentrieren.
Im Anschluss suchte ich meinen Stellplatz, wo auch schon meine Familie an der Promenade wartete. Das ist auch einfach zu schön, wenn man solch Momente mit ihnen teilen kann! Es war zudem für sie ja genauso spannend und aufregend wie für mich und all die anderen Athletinnen und Gäste.
Der schmale Wechselbereich überraschte mich in seiner Länge, genauso wie der harsche Wind, der die kleinen Räder an den Stangen schwingen ließ. Als ich mein Fuji platziert hatte, suchte ich mir einen Helfer, der mit etwas Absperrband gab, um meinen Sattel so befestigen zu können, das mein Rad nicht von der Stange fällt.
Vor dem Wechselbereich traf ich noch Irina, die auch auf Lanzarote die Qualifikation für diese Weltmeisterschaft geschafft hatte. Wir tauschten uns wartend in der Reihe und bei unseren Rädern über die letzten Trainingstage aus, bevor ich meinen Wechselbeutel für die Radstrecke abgeben konnte.
Ich nahm mir noch Zeit, um die Laufwege für den Wettkampfmorgen genauer anzuschauen. Wo genau ich reingehen, rausgehen, mich umziehen werde. Es war mir wie immer wichtig, dass ich alles schon einmal im Vorfeld inspiziert hatte, um am Renntag selbst keine Zeit zu verlieren und vor allem direkt mein Fuji zu finden. Das ist eigentlich die größte Herausforderung. Beim Rest unterstützen meist die Helfer. Also prägte ich mir noch die Häuser, Palmen und den Strandabschnitt ein, um den direktesten Laufweg zum Rad zu finden.
Von meinem Fuji ging ich direkt zum Wechselbereich für den Laufabschnitt, wo ich meinen passenden Beutel an den dafür vorgesehenen Ständer hängen konnte. Drei Tage zuvor war ich begeistert festzustellen, dass die Ironman World Championship in Nizza eine bedeutende Neuerung eingeführt hatte: Zum ersten Mal wurden keine Wechselbeutel aus Plastik mehr verwendet! Stattdessen kamen speziell entwickelte Beutel aus Textilfasern zum Einsatz, die wie ein atmungsaktives Netz gefertigt waren. Für mich ein erster wichtiger Schritt von vielen Richtung Nachhaltigkeit. Ich bin gespannt, ob diese umweltfreundliche Initiative bald bei allen Ironman-Rennen weltweit zum Standard wird.
Bis dahin schien jede Athletin in ihrer eigenen Gedankenwelt zu sein, während sie sich mit ihrer individuellen Routine auf das Rennen vorbereitete. Es ist jedes Mal faszinierend, diese Momentaufnahme unmittelbar vor dem Renntag zu beobachten.
Mit Verlassen des Wechselbereichs gab es noch den Zeitmesschip. Damit war der Moment gekommen, dass ich die Beine hochlegen und die Ruhe vor dem großen Tag genießen konnte. Es gab wie immer einige Mahlzeiten und die kleine Vorbereitung für den Rennmorgen. Damit ab diesem Zeitpunkt alles entspannt und reibungslos läuft.
Alle Teile unserer Ironman World Championship Nizza 2024 Beitragsreihe findest du hier:
Ironman World Championship Nizza – Women’s Race 2024: Rennmorgen & Schwimmstrecke
Ironman World Championship Nizza – Women’s Race 2024: Radstrecke
Ironman World Championship Nizza – Women’s Race 2024: Laufstrecke & Banquet of Champions
[Photo Credits: Oliver Eule / eiswuerfelimschuh.de] | Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.