Ironman Canada 2022 ins Ziel gebracht

Der Ironman Canada 2022 begann mit einem herrlichen Morgen, der einen wunderbaren Triathlontag mitten im Hochsommer vorausdeutete. Nach zehn Jahren kehrte diese Langdistanz an den Ort zurück, wo sie 1983 erstmalig stattfand. Dort hin, wo der erste Ironman Nordamerikas außerhalb von Kona ausgetragen wurde!

Knapp 2.000 Starter und fast 10.000 Zuschauer füllten die Straßen von Penticton und ihre Umgebung am Sonntag. Diese Langdistanz brachte alles zusammen, was diese Region so auszeichnet. Die Berge mit den Pässen, die Seen und die bezaubernde Kleinstadt mit angrenzenden Weinbergen. Nach beeindruckenden 226 Kilometern konnten wir Athleten uns über eine besondere Medaille freuen, die wir uns natürlich wieder hart erarbeiten mussten. Für mich die sechste und längste Langdistanz aller Zeiten!

Der Morgen für eine Langdistanz hätte nicht besser beginnen können. Nach einer ruhigen und entspannten Nacht, stand ich um kurz vor halb sieben an der Startlinie bereit für den längsten Triathlontag des Jahres. Direkt daneben das Ziel, das wir am Nachmittag und Abend alle erreichen wollten. Kurz dahinter der schöne Wechselbereich, in dem wir ab 5 Uhr all unsere Sachen zurechtrücken konnten. So schnell wie an diesem Morgen war ich nach dem Startschuss noch nie im Wasser. Wie immer stand ich zwischen 70 und 80 Minuten eingereiht. Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, ich habe irgendwo 500m abgekürzt. So schnell und exakt, förmlich mit den Bojen abklatschend, war ich noch nie über exakt 3,8 Kilometer unterwegs gewesen!

Zeit war jedoch nicht für lange Freudengedanken, denn bei der kompakten Wechselzone wollte ich auch in diesem Abschnitt unbedingt eine neue Bestzeit, was quasi schon vorprogrammiert war. Auf dem Rad ging die rasante Geschwindigkeit weiter, obwohl ich mich so einige Male in Ohs und Ahs verlor, als ich versuchte die Eindrücke der Radstrecke aufzusaugen und zu verarbeiten. Dabei durfte vermutlich nicht nur ich das Treten hier und da vernachlässigt haben. Ich hatte es die Tage zuvor beim Training schon geahnt, dass es vermutlich so endet. Diese herrliche Landschaft braucht eigentlich viel Zeit, damit man alles mitbekommt, was sie zu bieten hat.

Den Großteil der Höhenmeter konnte ich gut wegstecken, bis die letzte Herausforderung vor mir lag. Statt mich nun aber ganz entspannt genau dem anzunehmen, überraschte mich arges Nasenbluten. Die Abfahrt vor dem letzten Anstieg konnte ich mit angezogenen Bremsen nur noch herunterkullern, während ich das Blut erst einmal nur laufen ließ und versuchte mich so wenig wie möglich zu bekleckern. Nach etwa zwanzig Minuten passend zum letzten Anstieg konnte ich mich sauber putzen und die Blutung endlich stoppen. Von da ging es erst eine Weile den Anstieg hinauf und körperlich einfach alles nur noch abwärts.

Ich bekam schon auf den letzten Kilometern auf dem Rad Probleme mit dem Kreislauf und Muskelzuckungen in den Beinen an allen möglichen Stellen. Ich hoffte, dass sich das mit der wechselnden Belastung beim Laufen geben würde und ich diese Langdistanz mit diesem tollen Start noch gut ins Ziel retten könnte. Stattdessen durfte ich noch direkt im Wechselbereich aufs Dixie und dann wollte mein Körper eigentlich maximal noch stehen oder liegen. Die Laufstrecke hielt alle Höhenmeter direkt auf den ersten wenigen Kilometern mit dem Schwenk in die Weinberge parat.

Das Übel stand fest. Es sollte ein Marathon werden, bei dem ich abwechselnd einen halben Kilometer lief und den anderen ging. Du kannst dir also vorstellen, wie lang ich unterwegs war. Zu Beginn war ich mit entsprechender Enttäuschung auf dem Weg Richtung Ziel, das so weit weg schien wie noch nie. Zumal ich so richtig Lust auf das Laufen hatte und es mich innerlich wahnsinnig machte, es nicht zu können! Oliver rückte mir zwischendrin den Kopf zurecht. Er wusste, welch unglaubliche Medaille warten würde. Also zuppelte ich gehend und laufend weiter fluchend Kilometer nach Kilometer weg. Immer hartnäckig daran glaubend, dass ich irgendwann ankomme. Die letzten fünf Kilometer war dann sogar richtiges Laufen möglich. Quasi extra langes Anlaufen bei diesem Marathon. Ich hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt!

Nach einer unendlichen Zeit am Ende der Rad- und Laufstrecke diese Zielgerade am Okanagen See bei diesem ikonischen Rennen in Penticton laufend genießen zu können, war neben der Medaille das größte Geschenk an diesem Tag beim Ironman Canada! Als dann auch noch mein Name fiel und es wieder einmal hieß „Nadin, you are an Ironman“ war dieser Sonntag perfekt!

Ironman Canada Penticton Triathletin im Ziel stolz lächelt mit Medaille nach Langdistanz vor dem Zielbogen in Dämmerung

Ironman Canada Penticton Triathletin im Ziel stolz lächelt mit Medaille nach Langdistanz vor dem Zielbogen in Dämmerung ahornblatt und gravur the legend returns Medaille CloseUp

Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.

6 Gedanken zu „Ironman Canada 2022 ins Ziel gebracht“

    • Hallo Mark! Ganz lieben Dank! Freut mich zu lesen und ja. Es war wieder auch mal sehr gefühlsbetont. Aber ich freue mich unglaublich, das ganze ins Ziel gebracht zu haben und bin nun froh, dass ich einige Tage im Urlaub entspannen kann. Habe auch eine gute Zeit!

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