Berlin Marathon 2012 – Mein erster Helfereinsatz

Warum?! Das wurde ich vorher wie nachher unheimlich oft gefragt. Die einfache Antwort – ich wollte das schon immer machen und Zeit und Gelegenheit waren günstig. Warum also nicht bei dem Marathon mithelfen, der quasi vor der Haustür stattfindet und anderen Läufern vielleicht eine Freunde machen. Schließlich kenne ich es zur Genüge, wie froh man ist, wenn man erschöpft Wasser gereicht bekommt; wenn einem der Weg gezeigt wird; wenn man seine wohlverdiente Medaille erhält… Das Marathonwochenende sah für mich keinen Wettkampf vor und ich wollte nach dem Erlebnis im vergangenen Jahr sowieso als Zuschauer wieder dabei sein. Also ganz früh raus aus den Federn, beim Start mithelfen und dann noch etwas Marathonluft schnuppern? 

Jeder kann sich beim SCC für Berliner Laufveranstaltungen als Helfer anmelden. Beim Volunteer Club sucht man sich zunächst einen Lauf aus, bei dem man eingesetzt werden möchte. Dann kann man zusätzlich den Bereich eines Laufs festlegen – die Möglichkeiten sind groß. Vom Start- und Zielbereich über Verpflegungspunkte, Streckenposten bis hin zur Dopingkontrolle, Kleiderablage, Fahrdienst und noch so unglaublich viel mehr! Das ist natürlich abhängig vom jeweiligen Lauf, seine Größe und den Austragungsort an.

Berlin Marathon als Helfer Blog Banner Volunteer

So kommt es auch zu einer ganz bunten Mischung an Helfern – manche reisen extra für den Berlin Marathon an, andere sind Austauschstudenten, die Wettkampfluft schnuppern möchten, wieder andere sind jedes Jahr dabei, mit viel Freude an der Sache.

Das meiste der Organisation fand bereits im Vorfeld mit diversen Helferschreiben über Email statt – da blieb keine Frage offen. Danke dafür! Gut gerüstet konnte es dann auch losgehen. Ich habe mich für den Startbereich entschieden, ich wollte gleich morgens dabei sein und miterleben, wie rund 40.000 Läufer auf die Strecke gehen. Ich hatte aber keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde. Als morgens um kurz vor fünf der Wecker klingelte, fühlte ich mich fast so, also würde ich selbst laufen müssen. Schon zu so früher Stunde sah ich andere Helfer, die sich ebenfalls auf den gleichen Weg machten. Als ich mit dem Rad kurz nach sechs am Brandenburger Tag ankam, wirbelten schon unzählige Freiwillige umher – Absperrgitter aufstellen, Plakate anbringen…

Ich irrte durch den finsteren Tiergarten und kam irgendwann am Helferzelt meines Bereichs an. Kurzes Anstehen, Schlüsselbändchen mit passendem Übersichtsplan, Windjacke, Müllbeutel und Gummihandschuh entgegennehmen. Dann eine motivierende Einführung in das Thema ‘Starthelferaufgaben’ gefolgt von der Gruppenaufteilung. Anschließend ging es samt Absperrband zum Startblock C. Ha! Quasi direkt an den Fersen der Profis, von denen wir natürlich nichts sahen.

An jedem Eingang stehen zwei Mädels, die die harte Aufgabe hatten, Läufern zu erklären, was es mit dem Startblock auf ihrer Startnummer und dem Startblock, in dem sie starten dürften, auf sich hatte. Ja, es ist ärgerlich, wenn man falsch eingeteilt ist, aber es ist wie es ist. Dieses Mal sah ich alles aus einer anderen Perspektive und die beiden an unserem Startblock gaben alles und waren standhaft. Schickten jeden Läufer freundlich aber bestimmt zum richtigen Bereich. Super gemacht!

Ich war mit zwölf anderen Helfern genau zwischen den Bereichen C und D positioniert. Wir sollten beide Blöcke voneinander getrennt halten – wir tänzelten in der Kälte knapp zwei Stunden herum bis sich die Rollstuhlfahrer und Handbiker warmfuhren. Als plötzlich die Startmusik abgespielt wurde (übrigens auch die Musik, die beim Einlaufen der Chicago Bulls kurz vor jedem Spiel erklingt), bin ich direkt mit aufgeregt.

Es begann sich zu füllen, schneller als gedacht. Wir machten einige Fotos für Läufer, antworten auf ihre Fragen, zeigten ihnen den Weg zum richtigen Startblock, erklärten die Reihenfolge der Startwellen… Nervosität lag in der Luft, zappelnde Arme und Beine, hier und da lag einer an der Seite und versuchte zu entspannen.

Plötzlich entstand ein Druck von vorn und von hinten. Diese Läufer! Diese Verrückten! Jeder möchte los, aber es war noch so viel Zeit. Bereits zwanzig Minuten vor dem Start wird unsere Barriere immer schmaler bis wir letztlich an die Seiten gedrängt werden und uns nur noch den Startschuss wünschen. All die Sachen, die die Teilnehmer trugen und in den Händen hielten, aber zurücklassen würden, flogen über unsere Köpfe Richtung Fußgängerbereich – Pullover, Jacken, Hosen, Plastiktüten, Flaschen, Energieriegel, Bananenschalen…

Dann war es soweit, Luftballons stiegen auf, die ersten drei Startblöcke fliegen an uns vorbei. Ich versuche bekannte Gesichter wahrzunehmen, aber vergeblich, mehrere zehntausende Läufer setzten sich nach und nach in Bewegung. Drei Startwellen werden auf ihren Weg geschickt – der entspannteste Block war Block H, die Wohlfühlläufer, die Erststarter, die Lustigen, Asterix und Obelix.

Wir warteten, bis sich das Feld lichtete und das Chaos sichtbar wurde. Etwa zwölf Helfer für jeden Block, sollten Ordnung schaffen und ich versuchte mir ein Bild von etwas zu machen, was ich so noch nie gesehen habe. Klar, wie auch. Entweder man läuft mit oder man begleitet jemanden oder hat es mit anderen Dingen zu tun.

Wir begannen, Flaschen und Tüten aufzusammeln und die Kleidung davon zu trennen. Ich füllte mehr als 10 blaue Müllsäcke, sammelte unzählige Shirts und Jacken in einer anderen Ecke… War das, was ich erwartet habe? Ja, denn schon vorher wurde das auch in der Ausschreibung des Bereichs erklärt. Aber was mich überrascht hat, waren diese Massen. Unfassbar, was da alles zusammen kommt. Zum Abschluss gab es ein paar nette Worte vom Gruppenleiter und ein Lunchpaket, das wir nach vier Stunden auch dankend angenommen haben.

Nach einer Pause ging es zur weiteren Entspannung und zum Mitjubeln an die Strecke, wo mich das Marathonfieber auch direkt wieder packte.

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28 Gedanken zu „Berlin Marathon 2012 – Mein erster Helfereinsatz“

    • Ohne sie ginge nichts oder nur sehr wenig. Vor allem die kleinen Veranstalter suchen auch immer händeringend. Da werde ich mich demnächst mal melden. Etwas Kleines, Feines…

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    • Schade, dass Du als Berlinerin und zukünftige Marathoni nicht mal die Gelegenheit wahrgenommen hast, andere Läufer zu unterstützen. Man kann sich ganz einfach beim Volunteers Club anmelden und darf sogar die wertige Adidas-Helferjacke behalten. Auch das kann zu einem Marathon-Wochenende dazugehören…

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      • Ich war tatsächlich überrascht, dass man so gute Jacken erhalten hat und diese auch behalten konnte. Nicht, dass ich etwas anderes von Adidas erwartet hätte, aber das Paket insgesamt ist wirklich großzügig vom Veranstalter. Jacke und Lunchpaket, die gute Orga der Helfer davor…
        Manu, vielleicht dann bei einem Lauf mal zusammen. Sehr spannend finde ich den Crosslauf demnächst.

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  1. Hallo Din, ich finds toll das du das gemacht hast! Es ist toll der Läufergemeinschaft auch mal was zurückzugeben, und das “Am-Rand-Stehen” hat noch den netten Nebeneffekt, dass es einen selbst wieder unheimlich in den Füßen kribbelt 🙂 Wir haben leider mal eine sehr schlechte Erfahrung beim Ironman Frankfurt gemacht, wo man uns eigentlich gar nicht gebraucht hat. Trotzdem stehen wir inzwischen auch gerne einfach mal an der Strecke, feuern an und verteilen Gels, Wasser etc.

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    • Hallo Daniel und Katrin, danke schön! Freue mich sehr über eure Kommentare.
      Es war wirklich etwas, was man viel häufiger machen sollte. Schade, dass es in Frankfurt nicht so gut lief. Ich glaube aber auch, das kleinere Veranstaltungen, die auch nur einen Bruchteil an Startgeld verlangen, viel häufiger Hilfe brauchen. Aber die Gemeinschaft der Helfer beim Berlin Marathon war wirklich klasse.

      Mir fiel aber aber gerade noch ein – ich hatte mich im letzten Jahr mal für einen Wald- und Wiesenlauf als Helfer gemeldet und das man nicht einmal eine Antwort erhalten, hat mich dann auch etwas gewundert. Zumal auf der Seite nach Helfern gesucht wurde.

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  2. Dein Bericht motiviert mich ungemein für den anstehenden Frankfurt Marathon – vielen Dank! Wir hatten es 2010 mal als Helfer beim Ironman in Frankfurt versucht. Leider waren unsere Erfahrungen nicht so positiv wie deine, von daher war unsere Motivation, sich noch einmal als Helfer zu melden, erst mal rapide gesunken. Aber wer weiß, das sollten wir vielleicht noch mal überdenken.

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  3. Ein Super Bericht,toll geschrieben,ja ich war in Block H,der Entspannte Block und wir sind auch ruhig über die Startlinie gelaufen,war schon ein Starkes Gefühl,habe nach dir Ausschau gehalten,aber bei den ganzen Blauen Jacken,warst du schwer zu finden 🙂
    Bis du nächstes Jahr dabei?,ich möchte gerne wieder dabei sein, hoffendlich diesmal Schneller.
    Gruss Marcus

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    • Danke, Marcus! Ja, diese blauen Jacken gab es so zahlreich und man war damit auch nicht zu übersehen, auch wenn mal letztlich im Blau untergegangen ist.
      Ich hoffe, dass es bei dir gut lief.
      Ich muss noch überlegen, aber viel Zeit bleibt da sicher nicht. Die Plätze werden bestimmt sehr schnell vergriffen sein.

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  4. Wieder ein genialer Bericht 🙂 Und toll, dass du dich in den Dienst der Läufersache gestellt hast. Ich bin davon überzeugt, dass du deine Sache perfekt gemacht hast… vor allem weil du eine leidenschaftliche und erfahrene Sportlerin bist! Ich hoffe sehr, dass dank deines Berichts noch viele viele mehr motiviert mal die andere Seite kennenlernen wollen 🙂

    Ich durfte schon einige Male bei diversen Sportevents mitarbeiten und es ist jedes Mal ein ganz besonderes Feeling. Außerdem eröffnet es neue Sichtweisen und motiviert gleichzeitig für die nächsten Bewerbe…
    Hinter den Kulissen erkennt man dann, dass alle Weisungen einen Grund und Sinn haben. Als Sportler denkt man oft gar nicht darüber nach, im Gegenteil: viele stänkern herum und machen den Helfern das Leben schwer. Aber es ist für den Veranstalter auch wichtig helfende Hände zu haben, die wissen worum es geht und wie es für die Athleten am angenehmsten ist!

    Keep on runnin… 🙂 and writtin

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  5. Toll, dass Du geholfen hast. Ich habe letztes Jahr von den vielen Helfern bei meinem ersten Marathon profitieren können und habe im vorletzen Jahr selber als Herlfer bei KM21 an der Strecke gestanden und bei Regen verrückte Zuschauer davon abgehalten auf die Strecke zu rennen. Ich hätte ja auch selber gerne dieses Jahr wieder als Läufer den vielen Helfern zugejubelt, musste aber wegen Rotzerei den Start dann final absagen.

    Ich kann nicht verstehen, warum so viele Leute nach dem Warum fragen. Statt einfach nur alle Gratis-Events im Rahmen des Marathons mitzunehmen oder vor der Glotze den Zieleinlauf zu verfolgen, kann man als Berliner, der das Laufen liebt, sich auch einmal in den Dienst der anderen Läufer stellen. Mir hat es jedenfalls ebenfalls einen Riesenspaß gemacht, mal alle Teilnehmer von den Rollifahrern bis zu den Aussammelbus-Kandidaten zu begleiten. Ich tu es auch gerne wieder, wenn mal kein Rennen anliegt.

    Daumen hoch für Dich.
    Uwe

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    • Danke schön, Uwe!
      Tut mir sehr leid, dass du nicht dabei sein konntest. Hoffentlich geht es schon wieder!
      Mir hat es besonders gut gefallen, dass ich ganz früh morgens ran durfte und so auch den Lauf noch mit verfolgen konnte. Jedes Mal einfach nur spektakulär. Ich könnte mich jetzt fast nicht entscheiden, was besser ist – hier in Berlin zu laufen oder zu helfen und zuzuschauen. Als Läufer verpasst man immer so viel.

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  6. Hab gerade dein liebes Kommentar auf meiner Seite gelesen, vielen lieben Dank! Mein Blog ist erst im Anfangsstadium, aber ich bemühe mich und arbeite daran. Suche schon die ganze Zeit nach Laufblogs, aber da bin ich ja auf deiner Site endlich fündig geworden 🙂 Ich wollte auch schon immer ein Marathon-Helferlein sein, da es in Österreich aber nicht sooo viele Marathons/Halbmarathons gibt und ich die wenigen die in meiner näheren Umgebung stattfinden selber laufen möchte, hatte ich leider noch keine Gelegenheit dazu. Ich finde ja die Kinder mit den Wasserbechern immer besonders süß 🙂

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  7. Ja, du sagst es: Das wollte ich eigentlich immer schon mal machen… Genauso geht es mir auch! Aber meist war ich selber am Start. Nun werde ich deinen schönen Artikel als Anlass nehmen und mir das Vorhaben „beim Marathon helfen“ schon mal im Kalender notieren!

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  8. Hast du toll gemacht, danke für deinen Einsatz! Ich war leider so aufgeregt, dass ich vor dem Start völlig verpeilt habe, nach dir Ausschau zu halten. Nur wenn es immer so engagierte Helfer gibt, ist so ein Marathon existenzfähig. Hut ab! Ich fürchte nur, in Berlin werde ich es nie zum Helfer bringen, weil ich immer selbst mitlaufen werde 🙂

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  9. Toll, dass Du Deinen Helfereinsatz so genossen hast Din! Beide Seiten zu kennen und damit beide Leistungen als selbst erlebt würdigen zu können ist super.

    Und ich werde nicht müde: danke auch wieder für die schönen Fotos, die das Geschriebene so prima untermalen!

    Viele Grüße!
    Claudi

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  10. Hallo Din,
    bei solchen Helfern wundert es mich nicht, dass beim Berlin Marathon alles wie am Schnürchen geklappt hat. Das ist wirklich eine riesen Leistung solch eine Veranstaltung zu wuppen, ohne dass es im Chaos endet. Klar gibt es bei solchen Menschenmenge mal Gedränge und die Wege werden etwas länger. Aber alles in allem hat alles super geklappt. Und wenn man mal ratlos war, (wo ist der Weißbierstand?) war immer jemand da, der Auskunft geben konnte.
    Ganz bemerkenswert fand ich auch, dass kontrolliert wurde, in welchen Startblock man sich einreiht. Ich habe das so bei anderen Großveranstaltungen noch nicht erlebt.

    Über die Kleidermassen, die da am Rand lagen, habe ich mich auch gewundert. Was passiert denn damit? Geht dass an eine Kleiderspende oder wird das alles verfeuert?

    Danke für Deinen EInsatz

    Viele Grüße aus München
    vom
    -timekiller-

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    • Lieben Dank für dein Kommentar. Ja, die Helfer sind hier angewiesen, im Block selbst für Ordnung zu sorgen. Es würde die sowieso schon vollen Blöcke zum Platzen bringen, wenn sich Läufer aus anderen Blöcken falsch einsortieren.

      So wie ich es mitbekommen habe, gehen die Sachen der Kleiderspende zu Gute.

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