Eine außergewöhnliche Triathlon-Saison 2024 liegt hinter mir – geprägt von zwei Langdistanzen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der Ironman Lanzarote im Mai und die Ironman World Championship in Nizza im September formten eine Saison, die ich mir so niemals hätte ausmalen können. Die Geschichte eines Jahres, das von intensiver Vorbereitung, mentalen Herausforderungen und unerwarteten Erfolgen erzählt.
Inmitten der Reflexion über das vergangene Jahr strahlt ein überwiegend positiver Rückblick auf meine Triathlon-Saison 2024 hervor. Er macht nebenbei unglaublich Lust auf die nächsten Monate Triathlon Training. Während das Frühjahr von einer fast überstürzten Vorbereitung auf Lanzarote geprägt war, erwies sich diese Zeit rückblickend als wichtiger Grundstein für alles, was folgte.
Die anfänglichen Zweifel und Ängste vor dem „härtesten Ironman der Welt“ stehen rückblickend in einem unglaublichen Kontrast zu der Freude und dem Stolz, nicht nur gefinisht zu haben, sondern mich sogar für die Weltmeisterschaft qualifiziert zu haben. Dieser Beitrag soll nicht nur Bilanz ziehen, sondern auch den Fokus auf die positiven Entwicklungen legen, die dieses besondere Jahr mit sich brachte.
DER SPAGAT ZWISCHEN ZWEI LANGDISTANZEN
Triathleten kennen das Dilemma: Eine Langdistanz vorzubereiten ist das eine. Zwei davon in einer Saison zu meistern, mit allem was der Alltag und berufliche Verpflichtungen mit sich bringen, ist eine ganz andere Hausnummer. Zwei mit tausenden Höhenmetern noch eine weitere oben drauf. Fragen nach der eigenen Belastbarkeit, dem Bedürfnis nach Ausgleich und der Sicherheit, die selbstgesteckten Ziele erreichen zu wollen, begleiteten mich durch das gesamte Jahr.
Und ich glaube, genau das war meine besondere Stärke in diesem Jahr. Das Verständnis dafür zu entwickeln, wann es Zeit war, an die Grenzen zu gehen, und wann es klüger war, einen Gang zurückzuschalten. Die Erfahrung von Lanzarote half mir dabei ungemein in der Vorbereitung auf Nizza. Der Respekt vor beiden Strecken war immens, aber das Wissen, den „härtesten Ironman der Welt“ gemeistert zu haben, gab mir für Nizza eine ganz neue mentale Stärke. Diese wurde noch unterstützt, weil sich die Irren und Wirren im Beruf gelöst hatten und ich eine unglaubliche Unterstützung durch meine Familien erhielt.
FLEXIBLES TRAINING STATT STARRE STATISTIKEN
Im Gegensatz zu strengen Statistiken, die ich nicht permanent im Blick hatte, bevorzugte ich auch dieses Jahr das Verfolgen meines Körpergefühls. Zwischen den disziplinierten Trainingseinheiten genoss ich es, auf mein Gefühl zu hören. Mir vor allem Ruhe abseits des Trainingsplans zu geben. Die Fähigkeit, Einheiten abzuwandeln, zu tauschen oder zu variieren, wenn es nötig war, erwies sich als goldrichtig – besonders in der kurzen aber intensiven Vorbereitungsphase auf Lanzarote. So habe ich die ein oder andere Überlastungserscheinigung frühzeitig erkennen und daran arbeiten können.
Dieses flexible Herangehen an die Triathlon-Saison 2024 ermöglichte es mir auch, die enormen Trainingsumfänge zu bewältigen, die für die Vorbereitung auf zwei so anspruchsvolle Langdistanzen notwendig waren. Dabei war es essentiell, auf die Signale des Körpers zu hören und die Balance zwischen Belastung und Regeneration zu finden.
RADTRAINING: ZWISCHEN VIRTUELLEN BERGEN UND REALEN HERAUSFORDERUNGEN
Highlights:
- 9103 km Radtraining plus 360 km in den Wettkämpfen – über 1000 km mehr als im Vorjahr
- Die virtuelle Vorbereitung auf die Berge Lanzarotes und später Nizzas
- Die reale Erfahrung von insgesamt etwa 5000 Höhenmetern allein in den beiden Wettkämpfen
- Intensive Sonntage mit bis zu 7 Stunden auf der Rolle
Das Radtraining war dieses Jahr von einer besonderen Herausforderung geprägt: Wie bereitet man sich im flachen Brandenburg auf die Berge von Lanzarote und Nizza vor? Die Antwort fand ich wieder durch die Unterstützung durch die Fulgaz-Software, die es mir ermöglichte, die Original-Streckenprofile beider Wettkämpfe detailgetreu nachzufahren. Es entwickelte sich für mich wie in den vergangenen Jahren zu einem strukturierten und effektiven Trainingsansatz.
Die langen Sonntage auf der Rolle, mit Einheiten von bis zu sieben Stunden, waren mental wie physisch enorm fordernd. Doch genau diese ungewohnten Reize, die im flachen Brandenburg unmöglich zu setzen gewesen wären, erwiesen sich als Schlüssel, um beide Langdistanzen erfolgreich zu absolvieren. Sie waren nicht nur der Grund für die weitere Steigerung meiner Radkilometer im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch die beste Vorbereitung auf die besonderen Anforderungen beider Wettkampfstrecken. Aber die Radkilometer in Brandenburg habe ich natürlich immer wieder genossen. Vor allem, wenn an den Tagen zuvor das Bergtraining im Mittelpunkt stand und es zu meiner Familie ging. Beeindruckend waren aber natürlich auch die Trainingskilometer auf Lanzarote, die unglaublich besonders waren, nachdem wir Jahre nicht auf der Insel waren.
LAUFTRAINING: VON DER BASIS ZUM DOPPELTEN MARATHON
Highlights:
- 1286 km Lauftraining plus zwei Wettkampf-Marathons
- Die mentale Stärke, die sich durch zwei Langdistanz-Marathons entwickelte
Fast hätte ich doch geschrieben: „Die Fähigkeit, auch nach harten Radeinheiten noch solide Long Runs zu absolvieren.“ Stimmt, wenn man Halbmarathons zu Long-Runs zählt. Die habe ich nämlich jede Woche absolviert. Manchmal auch zwei davon. Aber wenn ich ehrlich bin, nicht viele Läufe darüber hinaus. OK, wenn ich ganz ehrlich bin, dann vielleicht 4-5 mit 4-5km mehr?
In meinem Kopf gibt es diesen Gedanken, dass ich den Marathon schon irgendwie ins Ziel bringen werde, wenn ich erst einmal wortwörtlich über diese Berge gekommen bin. Dass das mit Schmerzen endet, ist mir auch bei jeder Langdistanz klar. Und warum eine andere Trainingsstrecke laufen, wenn a) doch die Lieblingsstrecke ein Halbmarathon ist und b) alles sowieso mit Schmerzen endet. Falsche Herangehensweise – ich weiß es JA! Aber irgendwie funktionierte es. OK, ich höre mal auf, mich um Kopf und Kragen zu reden.
In jedem Fall bestand die Herausforderung darin, die richtige Balance zwischen Umfang und Intensität zu finden, um für beide Langdistanzen vorbereitet zu sein.
SCHWIMMTRAINING: NEUE DIMENSIONEN IM WASSER
Highlights:
- 303 km Schwimmtraining – unglaubliche 100 km mehr als im Vorjahr
- Etwa 55 km im Freiwasser plus 8 Wettkampfkilometer
- Herausragende Schwimmzeiten in beiden Wettkämpfen
- Besonders wertvolle Freiwassereinheiten
Das Schwimmtraining erreichte in der Triathlon-Saison 2024 einen neuen Stellenwert – neben dem wirklich vorhandenem Spaß, den ich trotz der Umfänge erlebte, war ich so konsistent wie nie in dieser Disziplin. Mit über 300 Kilometern übertraf ich meine bisherigen Jahresleistungen deutlich.
Natürlich erwiesen sich die Freiwassereinheiten wieder einmal als die schönsten und wertvollsten Trainingseinheiten des Jahres. Sie waren nicht nur eine willkommene Abwechslung zum Beckentraining, sondern auch die beste Vorbereitung auf die Wettkampfbedingungen. Und alles, was bei meiner Familie stattfinden kann, ist sowieso besonders wertvoll.
Das intensive Training zahlte sich aus: Mein Wassergefühl war in diesem Jahr großartig, was sich in den Schwimmzeiten beider Wettkämpfe widerspiegelte. Die Kombination aus strukturiertem Beckentraining und ausgedehnten Freiwassereinheiten erwies sich als perfekte Mischung für die Anforderungen beider Wettkämpfe im Atlantik und Mittelmeer.
ATHLETIKTRAINING, YOGA & MEHR – DAS UNVERZICHTBARE FUNDAMENT
Die 144 Stunden Yoga & Athletiktraining – etwa 25% mehr als im Vorjahr – waren in dieser Saison wichtiger denn je. Die veränderte Belastung durch die bergigen Radstrecken erforderte eine komplette Neuausrichtung meines Athletiktrainings. Besonders die Vorbereitung auf die anspruchsvollen Höhenprofile von Lanzarote und Nizza verlangte nach einer gezielten Kräftigung der relevanten Muskelgruppen.
Mein Athletikprogramm erfuhr dabei eine deutliche Erweiterung:
- Vermehrte Krafteinheiten mit dem eigenen Körpergewicht
- Gezielte Aktivierungsübungen zur Beckenstabilisierung vor jeder Lauf- und Radeinheit
- Intensive Faszienarbeit mit der Rolle zur Vorbereitung und Regeneration
- Zusätzliche Stabilisierungsübungen für den Becken- und Rumpfbereich
Diese systematische Herangehensweise zahlte sich aus. Die verstärkte Arbeit an der Rumpfstabilität und Beckenkontrolle erwies sich besonders in den langen Anstiegen als wertvoll, wo eine stabile Körperposition über Stunden hinweg gehalten werden musste.
Ergänzt wurde das Programm durch:
- 6,5 Stunden Atemübungen – auch für die mentale Vorbereitung
- 4 Stunden Surfen als willkommene Abwechslung nach dem Ironman Lanzarote
Die Bedeutung des Athletiktrainings und Yogas wurde besonders in den intensiven Vorbereitungsphasen deutlich. Sie bildeten das Fundament für die Bewältigung der beiden Langdistanzen und halfen, den Körper gesund durch diese herausfordernde Saison zu bringen. Besonders in den Phasen höchster Belastung erwies sich diese ausgleichende und stabilisierende Arbeit als Schlüssel zur Verletzungsprävention und optimalen Wettkampfvorbereitung.
FAZIT UND AUSBLICK
Die Triathlon-Saison 2024 war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Von der überraschenden Qualifikation in Lanzarote bis zum Finish bei der Weltmeisterschaft in Nizza – es war ein Jahr voller unerwarteter Wendungen und großer Erfolge. Der Blick auf diese Saison erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit für all die Erfahrungen, die ich sammeln durfte.
Die Kombination aus zwei der anspruchsvollsten Ironman-Strecken der Welt hat mir gezeigt, was möglich ist, wenn man seinen Weg mit Respekt für die eigenen körperlichen Grenzen und Ausdauer geht. Die anfänglichen Zweifel vor Lanzarote verwandelten sich in eine Stärke, die mich durch die gesamte Saison trug.
Möge jeder Armzug, jede Pedalumdrehung und jeder Laufschritt auch in Zukunft wieder mit so viel Freude und Ausgleich für den Alltag verbunden sein!
Wie blickst du auf das vergangene Jahr zurück?
Alle hier gezeigten Fotos wurden von Oliver erstellt. Die Rechte an diesen Aufnahmen liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung ist nur in Absprache mit uns möglich.
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.