Weicher soll der Untergrund sein, mein Rücken solle geschont und in gleichem Maße gefordert werden, es soll sogar meine Kraft, Balance, Koordination und Schnelligkeit fördern – sagte mein Orthopäde nach meinem Bandscheibenvorfall. Straße laufen macht Spaß, die Kilometer fliegen nur so dahin, aber Trails zu laufen, war für mich unweigerlich mit einem weiten Fahrweg in die Berge verbunden, bis einige einschlägige Laufmagazine und Internetseiten vermehrt in diesem Jahr dieses Thema aufgegriffen haben. Erst kürzlich berichtete Running Zuschi von ihren Erfahrungen während der Salomon Aktiv Tage und zeigte, was im Flachland möglich ist. Aber der Trend geht noch weiter, künstliche Trails werden nun auch in Hallen angeboten, obwohl man sich wie Hannes fragen muss: „wie sehr wollt ihr den Begriff „Trail“ noch verschmutzen?“. Dann doch lieber nur ein ausgetretener Pfad neben dem Asphalt an der frischen Luft?
Berlin ist ja nun auch nicht gerade für Berge bekannt, auch wenn wir hier im Süden die „Marienfelder Alpen“ haben und weiter im Westen einige wunderbare Trails quer durch den Grunewald und entlang der umgebenen Seen, die darauf warten entdeckt zu werden und ich würde mich auch nicht als Trailrunner bezeichnen wollen. Aber selbst mich trieb es nun schon in die Böschung, um abseits des Weges den Grunewaldturm zu erklimmen. Es half schließlich nichts, um langsam wieder ans Laufen heranzukommen, mussten Wald und Wiese herhalten.
Mindestens ein Mal pro Woche versuche ich, unebenes Gelände aufzusuchen und mich vorsichtig, wenn nicht gleich durch das Unterholz, aber schon über Stock und Stein zu wagen. Das bringt nicht nur erneut Abwechslung in meinen Laufplan, sondern macht auch wirklich großen Spaß. Man sieht die „Hausstrecke“ vollkommen anders, man entdeckt etwas mehr die Natur und ist wacher, klarer. Denn man muss viel vorsichtiger einen Fuß vor den anderen setzen und auch nicht gleich alles platt trampeln, was einem vor die Sohle kommt. Dabei ist nicht zu vernachlässigen, dass man auf sein Schuhwerk achtet. Nun müssen es zu Beginn nicht gleich richtige Trail Schuhe sein, aber ein flexibler Schuh mit einer griffigen Außensohle, der ausreichend Halt gibt und keinen Stein durchstoßen lässt, sollte es schon sein.
Ich laufe seit einiger Zeit mit den K-Swiss Blade-Max Trail und The North Face Single-Track T.H. (TNF); beide Modelle werden von den Herstellern als Trail Schuh ausgewiesen und genau so tragen sie sich auch. Sie sind etwas unflexibler als meine Neutralschuhe, wobei die Laufsohle des K-Swiss noch etwas fester ist. Ich fühle mich in den TNF gleich beim Reinschlüpfen gut aufgehoben, da sie mich sehr an meine bisherigen Laufschuhe erinnern. Die Gewöhnung an den K-Swiss dauerte durch die Unflexibilität etwas länger, er macht aber bei richtigen Querfeldein-Rennen viel Spaß.
Für K-Swiss ist es der erste Ausflug in den Trailbereich, sie schufen eine neue Produktkategorie, um der Nachfrage nach einem Schuh für unwegsames Gelände gerecht zu werden. Jens Bolms, K-Swiss Sales Manager Performance Deutschland/Österreich, glaubt, dass Trailrunning unter Läufern immer beliebter wird. „Deswegen sahen wir es bei K-Swiss als Herausforderung an, auch für diese Kategorie das passende Modell zu konzipieren. Mit dem Blade-Max Trail™ ist uns dies gelungen.“
Design
Beide Modelle, sowohl der K-Swiss Blade-Max Trail™ in schwarz gelb, wie auch das hellere Modell Single-Track T.H. von The North Face in beige grau blau sind optisch gut anzusehen. TNF erinnert aber eher an einen ’normalen‘ Laufschuh mit dem man nicht unbedingt in Matsch herumtollen möchte wobei der K-Swiss in seinen dunklen Farben scheinbar dazu einlädt.
308g ist der Blade-Max Trail™ gegenüber dem TNF 265g etwas schwerer, erweckt aber auch eher den Eindruck eines stabilen Trailschuhs, büßt aber vielleicht auch durch das ‚Mehr‘ an Material etwas an Flexibiltät ein.
Außen- & Zwischensohle
Die griffige Außensohle des K-Swiss Modells verleiht dem Schuh die notwendige Standfestigkeit und Sicherheit während die Mittelsohle durch Verwendung des sogenannten SUPERFOAM® gute Dämpfungseigenschaften aufweist und dabei gleichzeitig flexibel genug bleibt, um mit ihm gut abrollen und ausgleichen zu können.
In den TNF Schuhen steckt eine ähnliche Technologie, die sich XDome™ Cradle und X-2™ Dual-Density-EVA-Zwischensohle nennt und mir mit etwas mehr Flexibilität im Vergleich zu den K-Swiss entgegen kommt. Ich kann mir den TNF auch als täglichen Trainingsschuh mit guten Dämpfungseigenschaften vorstellen, wenn ich nicht gerade nur Asphalt laufen möchte. Die K-Swiss kommen für mich für wirklich wilde Geländegänge in Frage, wenn ich weiß, dass es über jeden Ast und durch dichte Wälder geht – da überzeugt einfach die Festigkeit.
Auch wenn die Außensohle des K-Swiss griffiger wirkt, empfinde ich den TNF Schuh als etwas rutschfester, wenn ich beispielsweise auf sehr glatten Flächen wie Kopfsteinpflaster laufe; sie wollen sich einfach ins Gelände graben.
Rutschiges Laub ist für beide kein Problem, wenn es nicht gerade auf glatten Wegen/Plastersteinen liegt, aber da kommt man sicher mit so manchem Schuh ins Schlingern.
Die Sohlen beider Modelle sind abriebfest und haben zudem eine Zwischenplatte eingefügt, die den Fuß vor scharfkantigen Gegenständen, Ästen, Steinen schützt (K-Swiss ROCK BLOCK PROTECTION PLATE™ Technologie; TNF Snake Plate™).
Obermaterial
K-Swiss verwendet für das Obermaterial nanotechnologisch behandeltes Mesh (ION Mask™ Technologie), das vor Feuchtigkeit schützt aber die Atmungsaktivität nicht einschränkt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Sandwich Mesh Material bei den Single-Track T.H., das die Füße auch vor Nässe schützt, wobei ich aber das Gefühl habe, dass die Füße etwas eher nass werden als in dem K-Swiss Modell.
Fersenkappe & Zehenbereich
Die Passform bei beiden ist sehr gut; meine schmalen Fersen haben einen angenehm festen Sitz, auch wenn die Polsterung bei beiden sehr üppig ausgefallen ist (ich bevorzuge eine etwas dünnere Polsterung). Im Zehen- und Mittelfußbereich sind sie auch nicht zu weit geschnitten, so dass man während des Laufens noch ausreichend Platz zum „Arbeiten“ hat, aber auch gut unterstützt wird.
Mein klarer Favorit in Sachen Fersen- und Zehenschutz ist allerdings der K-Swiss – die Zehenbox ist mit einem gummiartigen Material überzogen und wirkt, als würde man es nicht so schnell kleinkriegen können. Die Fersen sind mit einer Art Plastik geschützt, das sich über den gesamten Fersenbereich zieht.
Aber auch der Single-Track T.H. ist mit einem sehr breiten Schutz an den Fersen und Zehen versehen.
Fazit
Beide Modelle haben ihre Berechtigung – den K-Swiss Blade-Max Trail™ würde ich für wahre Geländegänge empfehlen, die quer über Wiesen, durch Wälder, Berge… gehen. Die The North Face Single-Track T.H. sind eher alltagstauglich, wenn man als Stadtmensch den Trampelpfad benutzen möchte, wenn man auch mal wechselnde Untergründe, eben auch Asphalt oder etwas schneller laufen möchte.
Interessant wird es mit beiden im Winter – wenn es wie in den letzten zwei Jahren schneit; dann muss ich sie unbedingt bei so wirklich üblen Bedingungen ausprobieren und kann hoffentlich auch meine Schneeketten und Gummispikes beiseite legen.
The North Face Single-Track T.H.
K-Swiss Blade-Max Trail™
Wünsche die offen bleiben?
Auch wenn bei Regen die Füße zunächst trocken bleiben und das Material die Feuchtigkeit nicht so schnell aufnimmt, der Schuh nicht schwerer wird und die Füße zunächst trocken bleiben, sind beide Modelle nicht wasserdicht. Man sollte also besser nicht in einer eisüberzogenen Pfütze landen. Eine GoreTex Version wäre deshalb wünschenswert.
Sonst noch etwas?
Leider muss ich bei beiden Schuhen die Schnürsenkel wechseln, da sie mir zu häufig aufgehen. Leicht geriffelte Senkel sollten da schon vom Hersteller Verwendung finden.
Mein persönlicher Trainingstipp?
Es ruhig angehen lassen, damit man sich nicht gleich eine Verletzung zuzieht oder sich Schrammen an den Beinen holt, mit denen man aussieht, also wäre man auf der Flucht gewesen.
Beide Modelle wurden mir zum Ausprobieren von der jeweiligen Marke zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.
Ich laufe seit ein paar Wochen so gut wie nur noch Straße, da es in der Früh für den Wald noch zu dunkel ist. Aber ich bin auf der Straße gefühlt viel langsamer, hab keine Lust auf Intervlallläufe und die Abgase und Ampeln nerven mich.
Ich freue mich schon auf den Frühling wenn ich endlich wieder im Sonnenaufgang durch den Wals bei frischer Luft laufen kann.
Ich bin sehr froh, dass es bei uns den ehemaligen Mauerstreifen gibt, der zwar nicht beleuchtet ist, aber auch lange nicht so duster wie ein Wald. Außerdem gibt es so viele Wege, die man neben dem Aspahlt laufen kann.
Ich bin eher viel schneller, wenn Straße laufe, da rollt es einfach.