Der Jasper Nationalpark erstreckt sich als größter Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains über eine Fläche von mehr als 10.000 Quadratkilometern. Mit seinen landschaftlichen Highlights und der entspannten Atmosphäre haben wir ihn sofort ins Herz geschlossen!
Wunderschön in den Himmel ragende Gipfel, glitzernde Seen, endlose Wälder und zahlreiche Flussläufe, auch durch Canyons mit sagenhaften Wasserfällen – all das lädt zum Entdecken und Verweilen ein. Der Park bietet zahlreiche Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten und Abenteuer, darunter Wandern, Bergsteigen, Angeln und Wildtierbeobachtungen.
Und wir nehmen dich in diesem 5. Teil unserer Beitragsreihe zur Kanada Rundreise genau dorthin mit! Auf dem Programm standen der Jasper Nationalpark, der uns mit seiner Maligne Road zum gleichnamigen See und Canyon führte. Wir zeigen dir die eindrucksvollen Sunwapta Wasserfälle, den malerisch gelegenen Lake Annette und die reizende Kleinstadt Jasper. Dazu ein kleines Holzhaus mitten im Wald. Wir hätten für immer bleiben wollen.
Mit all den Kilometern unterwegs auf dem Icefield Parkway dachten wir, dass wir alles Spektakuläre bereits gesehen hatten. Und vielleicht war das Columbia Icefield mit dem Athabasca Glacier auch das unerwartete Highlight unserer Kanada Rundreise. Aber dieser Road Trip durch die kanadischen Rocky Mountains überraschte uns auch im Jasper Nationalpark.
Mit dem Jasper Nationalpark haben wir den größten Nationalpark Kanadas erkundet. Natürlich hatten wir viel zu wenig Zeit. Ursprünglich wollten wir uns nur die südlichen Rocky Mountains anschauen. Wir sind rückblickend unglaublich froh, dass wir uns die Reisezeit für Jasper genommen haben, obwohl wir diese diese Tage von Banff und Umgebung abziehen mussten. Dieser Kompromiss war es wirklich wert. Allein, weil in Jasper so viel weniger Touristen unterwegs waren.
Während vor allem der Banff Nationalpark unglaublich gut zugänglich ist und mehrere Orte bietet, die perfekt für den Tourismus ausgebaut sind, ist der Jasper Nationalpark ähnlich wie Canmore und das Kananaskis Parksystem deutlich ruhiger. Es kommt mehr Naturgefühl auf. Alles ist etwas stiller und rustikaler. Wir hatten das Gefühl, dass wir beispielsweise in Jasper mehr auf Einheimische als Touristen trafen. Dazu kamen im Jasper Nationalpark viel mehr Wildtiersichtungen.
Rund um die Stadt Jasper reihen sich eine Vielzahl Seen aneinander, die alle einzeln dazu einladen, sie zu erleben! Vielleicht eins der großen Highlights in diesem Nationalpark ist der Maligne See, der zu den schönsten Seen Kanadas zählen sollen.
Unser Reisetipp:
Es empfiehlt sich etwas mehr Zeit für den Jasper Nationalpark einzuplanen. Mit 4 Tagen kann man wirklich sehr viel erkunden. 2 bis 3 Tage mehr würden sich aber definitiv auch lohnen, um einfach auch mehr Zeit zu haben, das Erlebte in vollen Zügen und mit etwas mehr Ruhe zu genießen. Naturliebhaber, Abenteurer und Erholungssuchende, wirklich alle Gäste können hier genau das finden, was sie suchen.
Von Banff nach Jasper war wirklich eine Tour. Vor allem mit all den Zwischenstopps von Lake Louise bis zu dieser Kleinstadt.
Übersichtskarten Kanada Rundreise durch die Rocky Mountains – von Lake Louise bis nach Jasper und dort bis über die Maligne Road hinauf zum Maligne Canyon und Maligne Lake.
Bevor wir allerdings in Jasper ankamen, führte uns unser Weg zunächst zu den Sunwapta Falls. Rund eine Stunde nördlich vom Columbia Icefield entfernt, kann man sich direkt wieder die Beine vertreten. Bis dahin waren aber auch wieder alle Kilometer landschaftlich sehr sehenswert!
SUNWAPTA FALLS
Die Sunwapta Falls sind eine wirklich beeindruckende Sehenswürdigkeit des Jasper Nationalparks in Kanada. Der Fluss Sunwapta fließt durch eine enge Schlucht und stürzt über zwei Wasserfälle, die als Lower Sunwapta Falls und Upper Sunwapta Falls bekannt sind.
Die Fälle befinden sich entlang des Icefields Parkways, der uns kurze Zeit später nach Jasper bringen sollte. Die Sunwapta Falls bieten zahlreiche Wandermöglichkeiten in der Umgebung. Wir begnügten uns allerdings mit einem kurzen Spaziergang vom direkt angrenzenden Parkplatz aus.
Nach wenigen Schritten hörten wir bereits das mächtige Rauschen des Sunwapta Rivers. Er stürzt dort in zwei Stufen etwa 18 Meter tief in eine enge Schlucht. Die Fälle sind von einer malerischen Landschaft aus Felsformationen und Wäldern umgeben. Wie bei fast allen Stopps entlang unseres Road Trips merkt man der Natur mit ihren dichten und weiten Wäldern gar nicht an, dass sich wenige Meter abseits der Straßen solch Naturschauspiele verstecken.
Es gibt verschiedene Aussichtspunkte, von denen aus man die Fälle bewundern kann, darunter den oberen und den unteren. Der obere Aussichtspunkt ist über eine kurze Wanderung erreichbar und bietet einen spektakulären Blick auf den Wasserfall, während der untere Aussichtspunkt näher an den Fällen liegt und eine andere Perspektive auf das Naturschauspiel bietet.
Ich hätte dort wieder Stunden staunend den tosenden Wassermassen hinterherschauend stehend können. Aber es ging weiter auf dem sich scheinbar endlos wellig durchs Land ziehenden Icefield Parkway!
DER JASPER NATIONALPARK
Als Teil der UNESCO-Weltnaturerbestätten der Kanadischen Rocky Mountains bietet der Park eine erstaunliche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten sowie unberührte Ökosysteme. Der Park beherbergt den höchsten Berg in den Rocky Mountains, den majestätischen Mount Robson, der eine Höhe von 3.954 Metern erreicht. Dazu mehr im nächsten Beitrag. Außerdem beheimatet er den spektakulären Athabasca Glacier, einer der größten Gletscher der kanadischen Rocky Mountains. Und in diesem Beitrag erfährst Du gleich mehr über weitere Highlights des Nationalparks und über die gleichnamige Kleinstadt!
Kurz hinter den Sunwapta Falls erwartete uns zunächst die Servicestation des Jasper Nationalparks. Dort hätten wir direkt einen Nationalparkpass kaufen können. Allerdings hatten wir den natürlich bereits seit Tagen an unserer Windschutzscheibe. Wir ließen uns nur kurz eine Informationsbroschüre geben und fuhren weiter.
DIE STADT JASPER
Die Kleinstadt Jasper ist ein charmanter kleiner Ort, der von der atemberaubenden Landschaft des Jasper Nationalparks umgeben ist. Der Ort ist bekannt für seine unberührte Natur, die herrliche Luft und das Gefühl von Abenteuer, das einen durch diese Stadt begleitet. Obwohl Jasper eine kleine Stadt ist, gibt es viel zu erleben. Es gibt gemütliche Cafés, Restaurants und Geschäfte, die lokale Handwerkskunst und Souvenirs anbieten.
Die Stadt ist auch der perfekte Ausgangspunkt für Outdoor-Aktivitäten im Jasper Nationalpark. Ich hatte sie für uns für Wanderungen und das Erkunden von Seen, Canyons und Flüssen ausgesucht. Wir hatten uns eine Cabin, eine kleine Blockhütte, bei Jasper Gates Resort & Campground eine halbe Stunde außerhalb der Stadt reserviert.
Bobbie der Bär mit seinen zwei verschiedenen Augenfarben wartete mit dem Schlüssel, während sich unsere Cabin mit angeschaltetem Licht am späten Anreisenachmittag besonders heimelig zeigte. Ursprünglich standen sie in der Nähe der gewaltigen Athabasca Wasserfälle, wo sie mit lokalem Holz in den 1940er Jahren auch zusammengebaut wurden. Mit einer Zwischenstation in einem Resort fanden sie Mitte der 80er ihr Zuhause dort, wo sie jetzt stehen.
Und wie es bei so einer Cabin sein sollte, bietet sie trotz ihrer kleinen Größe alles, was man sich für einen Aufenthalt zum Wohlfühlen wünscht. Es war so heimelig für mich und meinen Reisebegleiter, der seit Jahren Teil meiner Abenteuer ist, dass es unser Zuhause hätte sein können! Nur für etwas mehr Verpflegung musste man selbst sorgen. Denn Einkaufsmöglichkeiten sind immer eine gute Autofahrt entfernt.
Aber selbst an Feuerstellen mit passendem Holz ist für die frischen Spätsommertage gedacht. An klaren Abenden kann man sich vom dunklen Nachthimmel verzaubern lassen. Da die Nationalparks in den Rocky Mountains so wenig besiedelt sind, wirkt alles viel dunkler und die Sterne so viel heller. Echte Sternekucker können auch das Planetarium und Observatorium von Jasper besuchen.
Die entzückenden Holzhäuschen stehen in einem kleinen Wäldchen direkt neben einem Campingplatz, der mit überlangen Trailern und passenden, typisch amerikanischen Pickups ausgebucht war. Trotz der Fülle war es wirklich ruhig und entspannend dort, wenn man von dem Yellowhead Highway absieht. Der uns die Nächte aber gut hat schlafen lassen. Entsprechend gut gelaunt und bereit für die nächsten Abenteuer saß ich morgens an der Tür, abwartend was der Tag bringen würde.
Wandern, Bergsteigen, SUP-, Kanufahren und Angeln sind nur einige der vielen Aktivitäten, die man in der Umgebung von Jasper unternehmen kann und bei denen wir am Wochenende vor allem die Einheimischen beobachten konnten. Aber auch für diejenigen, die es etwas gemütlicher angehen möchten, gibt es in der Umgebung viele atemberaubende Aussichtspunkte, die man mit dem Auto oder dem Fahrrad erreichen kann. Mein Abenteuer mit meinem Flitzer auf der Maligne Road hinauf zum See hast du vielleicht in diesem Beitrag gesehen.
Wir begannen aber mit einer Besichtigung der Kleinstadt Jasper. Dort lebt eine kleine Gemeinde mit etwa 5.000 Einwohnern. Sie ist von den kanadischen Rocky Mountains umgeben und bietet dank ihrer touristischen Highlights auch eine vielfältig und gut ausgebaute Infrastruktur. Wir waren zunächst in einem Café und durchstreiften anschließend die kleinen Straßen, um im nächsten Café noch einen weiteren Chai für mich zu bekommen. Diese Kleinstadt erinnerte mich mit ihren Backsteinbauten und bemalten Häuserfassaden an Grand Canyon Village.
Auch die Touristeninformation mit ihrem Shop ‚Friends of Jasper‘ befand sich in genau so einem wunderschönen kleinen Häuschen. Und die Freunde von Jasper waren ganz wunderbare Menschen, die uns zusätzlich zu allen Tipps von der Touristeninformation mit weiteren versorgten. Wir sollten uns die vielfältigen Gewässer, einige der Flusszugänge und ein paar Seen anschauen. Auch den Waldbrand sprachen sie an. Er war am Vortag, am Tag unserer Anreise durch ein Gewitter ausgebrochen. Es wäre keine Seltenheit, wir sollten uns keine Sorgen machen, aber dennoch immer wieder den Kontakt zu den Einheimischen suchen, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Neben diesen wertvollen Tipps wurde uns unbedingt die Maligne Road empfohlen, auf der es so unglaublich viel zu entdecken gibt. Gesagt, getan. Aber ohne einige Souvenirs von lokalen Anbietern wollte ich nicht gehen. Denn neben den touristischen Klassikern wie Magnete und Batches gab es wirkliche Liebhaberstücke, die von Einheimischen hergestellt wurden. Und natürlich spielten nicht nur für die Wood Carver Bären eine außerordentliche Rolle. Diese eindrucksvollen Tiere begleiten hier die Einheimischen in so vielen Bereichen!
Das, was ich während unseres Road Trips in und um Canmore im Kananaskis Gebiet und Banff Nationalpark doch sehr vermisst habe, wurde in Jasper und später auch in Vancouver und Umgebung deutlich mehr thematisiert. Die Geschichten und das Leben der First Nations, den indigenen Volksgruppen in Kanada.
Jasper und die Umgebung nennen mehrere Communities ihr Zuhause. Hier und da wird ihre zum Teil mündlich überlieferte Geschichte abgebildet. Ein winziger Bruchteil dessen ist der Two Brothers Totem Pole in Jasper. Die Geschichte ist wie an so vielen Orten auf einer Informationstafeln festgehalten. So wie der Totem Pole selbst ist auch seine Geschichte beeindruckend.
DIE GEWÄSSER IN UND UM JASPER
Jasper, mitten in den kanadischen Rocky Mountains gelegen, bietet ähnlich wie Banff und Canmore unglaublich viele Möglichkeiten, Zugang zu Gewässern zu finden. Besonders Richtung Nordosten reihen sich zahlreiche Seen aneinander und der gewaltige La Biche River trifft in Jasper zudem auf den Miette River.
Der La Biche River ist ein wirklich malerischer und eiskalter Fluss im Jasper National Park. Er fließt etwa 28 km durch eine bezaubernde Landschaft aus Bergen und Wäldern und verbindet den Jasper Lake und Athabasca River. An sehr vielen Stellen finden sich Zugänge mit Parkplätzen, von denen man aus direkt zum Fluss und den Wanderwegen kommt. So unglaublich viel Wasser es dort gibt mit dem Zusammentreffen der Flüsse, so viele Berge und Wanderwege gibt es, auf denen man diese landschaftliche Vielfältigkeit genießen kann.
Wir trafen entlang des La Biche Rivers auf Angler, Schulklassen, Wandergruppen und Wassersportliebhaber, die mit Kanus den zum Teil wirklich wilden Fluss hinabfuhren. Dort soll es sie auch geben, all die Wildtiere, die wir schon nicht in Kananaskis und Banff sahen – wie Bären, Wölfe, Elche, Biber,… Nur die Wapitis waren wirklich wieder überall zu sehen, so dass auch wir wieder täglich auf sie trafen.
Wir machten an diesem Fluss auch eine Pause. Genossen die weite Sicht auf die andere Seite und wagten uns natürlich ist eisige Gletscherwasser!
MALIGNE ROAD
Die Maligne Road ist mit ihrer Länge von 44km wahrlich eine Scenic Road! Sie führt mitten im Jasper Nationalpark in Alberta durch die Berge entlang des Medicine Lake und Evelyn Creek bis zum Maligne See. Entlang der Strecke bekommt man immer wieder kleinere Wasserfälle und Bäche aus den Bergen kommend zu sehen. Man kann die Tierwelt beobachten und Aussichtspunkte mit Blick auf schneebedeckte Bergkuppen genießen.
Die Straße beginnt am östlichen Ende der Stadt Jasper an der alten H.J. Moberly Bridge. Einige Fotoeindrücke von dieser Eisenbrücke findest du von uns in unserem älteren Beitrag, als ich mit einem Fuji dort draußen unterwegs war.
Auf der Maligne Road kann man zahlreiche Zwischenstopps einlegen, um spektakuläre Aussichten auf sich wirken zu lassen. Der Maligne Canyon, ein tiefes Schluchtensystem, das von einem smaragdgrünen Fluss durchzogen wird. Er ist definitiv einen Halt und längeren Aufenthalt wert! Die schwindelerregenden Aussichtspunkte bieten einen Blick auf tosende Wasserfälle des Canyons.
Folgt man dem Straßenverlauf, kommt man unweigerlich am Medicine Lake vorbei. Dieser sich lang durch die Landschaft ziehende See ist ein faszinierendes Jahreszeiten-Phänomen. Im Frühling und Sommer wird er durch das Schmelzwasser gefüllt. Im Herbst und Winter hingegen ist kaum Wasser zu sehen. Als wir an diesem See entlang wanderten lagen schwere Wolken über den Bergen, die dieses Gewässer aber mit der hin und wieder durchblitzenden Sonne nur noch faszinierender wirken ließen.
Am Ende dieser Scenic Road liegt mit dem Maligne Lake eine wirkliche Schönheit dieser Region. Dieser Gletschersee, der von majestätischen Bergen und Wäldern umgeben ist, ist touristisch äußerst gut erschlossen. Man erreicht ihn nach einer knappen Stunde Autofahrt.
MALIGNE LAKE
Im Jasper Nationalpark gibt es zahlreiche Seen, die eine unvergessliche Kulisse bieten. Der Maligne Lake ist der größte See im Park und wird von majestätischen Bergen umgeben. Besucher können Bootsfahrten genießen. Wandern ist aber vermutlich noch eine bessere Möglichkeit, um die atemberaubende Natur ganz nah zu erleben. Dazu ein Bootshaus mit roten Dachschindeln, das wir vor unserer Reise auf so vielen Fotos bestaunten.
Der Maligne Lake wirkt ähnlich spektakulär wie die Seen im Banff Nationalpark. Durch seine Größe mit 22 Kilometern Länge ist er meist unruhiger als beispielsweise Lake Louise oder der Bow Lake. Oder um im Jasper Nationalpark zu bleiben der kleine durch Wälder geschützte See Annette.
Das kristallklare Wasser des Sees ist tiefblau. An ruhigen Tagen spiegelt sich darin das umliegende Bergpanorama. Die Landschaft rund um den See ist von Wäldern, Wiesen und wilden Blumen geprägt, die sich wunderbar auf den zahlreichen Wanderwegen genießen lässt. Ähnlich wie die größeren Seen in Banff strömen Touristen den gesamten Tag Richtung Anlegestelle der Boote die den See kreuzen. Wer gern selbst aktiv werden möchte, kann sich Kanus ausleihen, um den See vom Wasser aus zu erkunden. Das markante Bootshaus mit dem roten Dach, auf dem der Name des Sees verewigt ist, steht wie ein Anziehungspunkt für Fotografen am Uferrand.
Als größter natürlicher See in den kanadischen Rocky Mountains bietet er beeindruckende Panoramablicke. So liegt am anderen Uferende der Mount Brazeau, der höchste Berg Albertas, der vom Maligne Lake Boat House durch andere Gipfel und Nadelwälder eingerahmt erscheint. Wer sich über diese Region vor Reiseantritt informiert, wird früher oder später über ein Foto des Bootshauses stolpern. Mit seinem einzigartigen roten Holzdach, das mit seinem Namen beschriftet ist, passt es sich gleichzeitig so wunderbar in dieses Landschaftsbild ein, wie es hervorsticht.
Macht man sich nicht gerade mit dem Fahrrad auf den Weg zum Maligne Lake, kann man vor Ort auf einem großzügig wirkenden Parkplatz sein Auto abstellen. Ein Stück weiter gibt es einen weiteren Parkplatz, der aber auch vor allem von Einheimischen genutzt wird, um Boote zu Wasser zu bringen. Allerdings sind alle Stellflächen viel zu klein für den Touristenansturm. Entsprechend früh sollte man auch an diesem See sein.
Wir suchten uns zwei abgelegene Plätzchen nach dem Wandern und Durchstöbern des Souvenir Shops, um die Ruhe des Sees und des Panoramas zu genießen. Obwohl die Sonne schien, war die Sommerhitze des Tals dort oben nicht zu spüren. Ganz im Gegenteil. Wer so mutig war, in den kalten See zu gehen, hatte etwas Mühe wieder warm zu werden.
MALIGNE CANYON
Es ist der tiefste Canyon in den Rocky Mountains! Der Maligne Canyon hat mittlerweile eine Tiefe von 50 Metern und bietet mit Schluchten und Wasserfällen bis hin zu einem breiten Flussbett unglaublich vielfältige Eindrücke, die man entlang des gleichnamigen Trails sammeln kann.
Wie die Maligne Road und der See ist auch der Canyon ein beliebtes Ausflugsziel im Jasper Nationalpark. Selbst am wirklich späten Nachmittag sammelten sich überall die Wanderer, die noch einen Blick in die Schlucht und auf die Wasserfälle werfen wollten.
Dieser Canyon wurde durch den Fluss Maligne gebildet, der sich über Millionen von Jahren durch das Gestein gearbeitet hat. Die Kraft des Wasser formte die Felsen, die auch ohne den Fluss beeindruckend wären. Tiefe Schluchten stehen im Kontrast zu den dicht aneinander stehenden Feldwänden, die teilweise nur wenige Meter voneinander trennen. Jeder Blick in die Tiefe eine kleine Herausforderung, die ich zunächst überwinden musste. Denn die Tiefe kam plötzlich, sehr überraschen (nicht nur für mich!) und war wirklich beeindruckend.
Der Maligne Canyon im Jasper Nationalpark wird so zu einem faszinierenden Naturschauspiel. Er erstreckst sich entlang eines knapp 4 km langen, gut ausgebauten Wanderwegs. Während dieser Wanderung entdeckt man verschiedene Aussichtspunkte, die atemberaubende Ausblicke auf die imposanten Felsformationen und Wasserfälle bieten. Ein bemerkenswertes Merkmal des Canyons ist seine Entwicklung entlang des Weges: Mit fortschreitender Strecke wird der Canyon breiter und flacher. Die ursprünglich engen Schluchten öffnen sich zu einem weiten Flussbett, das schließlich in den majestätischen Athabasca Fluss mündet. Diese Wanderung verspricht nicht nur beeindruckende Naturschönheiten, sondern auch Einblicke in die geologische Geschichte dieser Region.
Die verschiedenen Farben der Schichten aus Sedimentgestein schaffen ein interessantes Farbenspiel, das sich mit den Sonnenstrahlen verändert. Zur späten Nachmittagsstunde dort spazieren gewesen zu sein hatte mancher Orts etwas Magisches zwischen dem Rauschen des Fluss und den Geräuschen des Waldes. Die tief hängenden, dunklen Wolken ließen das Wasser um so strahlender und eisiger wirken. Ich hätte dort Stunden verbringen können, weil jeder Blick auf die Felsen und das Wasser neue Formationen aufzeigte.
Aber auch die kleineren Gewässer hatten einen einzigartigen Charme! Die kristallklaren Seen Lake Beauvert, Mildred, Annette und Edith, reihen sich am Stadtrand von Jasper aneinander. An den Wochenenden wird dort wie an vielen Orten der beiden Nationalparks Banff und Jasper der Verkehr durch Ranger so geregelt, das tatsächlich nur die Anzahl an Fahrzeugen durchfahren können, wie Parkplätze zur Verfügung stehen.
Unser Glück waren die frühen Morgenstunden! Wir fanden in dieser Zeit immer ein kleines Plätzchen, um wunderbar einsam an den Seen und Flüssen auszuspannen. Um über das glasklare Wasser zu schauen oder die Ruhe zu genießen.
So wie am Lake Annette, diesem ruhigen See, der von dichten Wäldern und Berggipfeln umgeben ist. Ein Paradies, wenn man die Verbindung zur Natur sucht. Natürlich gibt es auch um oder entlang der vielen Seen Wanderwege, auf denen die umliegenden Waldgebiete und Berge erkundet werden können. Oder auf denen man den Übergang zum Lake Edith finden kann. Dem größeren der Seen, der deutlich erschlossener ist und mit Wassersportmöglichkeiten wie Kanufahren, Kajakfahren und Stand-Up-Paddeln noch mehr Besucher anzieht.
Ich kann es mir dort im bunten Herbst mit all seinen Farben so wunderbar vorstellen, wenn tiefe, schwere Wolken sich auf der ruhigen Wasseroberfläche spiegeln und man zwischen ihnen bis zum eisigen Grund schauen kann.
Auf dem Grund konnte man vom Lake Jasper nicht schauen, als wir an mehreren Tagen nacheinander an ihm vorbeifuhren. Aber aufgrund der umliegenden Sanddünen konnte man hunderte Meter in das extrem flache Gewässer hineinlaufen. Es gibt Monate, in denen bringt der durchfließende La Biche River wenig Wasser mit sich. Dann soll man sogar bis zur anderen Seite gehen können.
All die Schönheit wurde wortwörtlich überschattet mit einem Waldbrand, der uns auch dort mitten in der Natur die unglaubliche Verletzlichkeit dieser Landschaft vor Augen führte.
Nach drei Tagen in Jasper hatte sich der Waldbrand an der anderen Uferseite des Sees verdreifacht. Die Rauchwolke nahm über 100km weit bedrohlich wirkende Ausmaße an. Helikopter waren beständig in der Luft, um sowohl Löschwasser aus dem Fluss zu verteilen, aber auch die Rauchsituation zu beobachten und die Gemeinden auf dem Laufenden zu halten.
Es war eine unwirkliche Situation, in der die Touristen und Einheimische um Geduld und reines Abwarten gebeten wurden. Und für uns als Gäste war es schwer anzusehen, mit was dort nahezu jedes Jahr aussichtslos gekämpft wird. Die Trockenheit, die zunehmenden Winde, die Unwetter, die immer wieder solch Brände gleich mehrmals im Jahr entstehen lassen, machen der Region unglaublich zu schaffen.
Es war nicht der einzige Waldbrand zu dieser Zeit. An gleich fünf Orten wurden Brände mit solch einem Ausmaße beobachtet. Oftmals warteten die Behörden auf den nötigen Regen, weil es keine Kontrolle mehr gab. In Jaspers Umgebung wurde zu diesem Zeitpunkt versucht, die Infrastruktur aufrecht zu halten. Bahngleise, Strommasten, Stromverteilerstationen wurden bewässert bzw. gekühlt. Das war auch der Zeitpunkt, an dem eine Zufahrt zur Region für weitere Touristen gesperrt wurde, um den eintreffenden Helfern insbesondere zur Absicherung der Stromversorgung den nötigen Raum zur Verfügung zu stellen.
Unser Aufenthalt endete genau zu dem Zeitpunkt in Jasper, als die Stromversorgung nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Entsprechend mussten zahlreiche Geschäfte geschlossen werden. Tankstellen, alle Geschäfte, in denen nur Kartenzahlung möglich war, alles für die Einheimischen, was eben nur mit Strom funktionierte,… Wie wir später erfuhren dauerte es fünf Tage, bis die Notversorgung für die gesamte Region in Betrieb genommen werden konnte. Etwas, das man sich kaum vorstellen kann und natürlich sehr betroffen macht. Zumal Jasper nicht die einzige Region war, der es zu diesem Zeitpunkt so erging!
Im nächsten Beitrag nehmen wir dich zurück mit an die Westküste. Dorthin, wo unsere Reise vor einigen Wochen mit der Ankunft in Vancouver begann. Der Weg zurück führte uns entlang der Ausläufer der kanadischen Rocky Mountains durch den Mount Robson Provinzpark nach Hope (Rambo Fans kennen mit Sicherheit diese Kleinstadt) und Kamloops.
Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett.